Unser Bett... putt!

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tastifix

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Nein, so etwas aber auch...


Mit ihren fast zwei Jahren war Alexandra äußerst interessiert an jeglichem Geschehen. Die Neugierde guckte ihr aus sämtlichen Knopflöchern und sie gab zu allem ihren Senf dazu.

Eines Samstagmorgens passierte es dann. Da auch ihr Papa den ganzen Tag zuhause war, lenkte Alexandra selbstverständlich nichts mehr von dem ab, was vor allem er, aber auch ich so taten. Teddy und Püppchen und auch die armen Legosteine mußten halt warten. Töchterchen hatte sie wohl sehr klug sehr streng erzogen: Die brüllten jedenfalls nicht los, weil Mama keine Zeit hatte!!

Eigentlich war es so gar nichts Besonderes, womit wir zwei Erwachsenen uns beschäftigten. Wir hatten gerade die schweren Matratzen im Schlafzimmer zum Lüften hochkant gestellt, da erschien unser Kind auf der Bildfläche und starrte entgeistert aufs Bett. Trotzdem blieb ihm nicht die Spucke weg - Pech für uns!

Nach der ersten Schrecksekunde war Alexandra nicht mehr entgeistert, sondern schrecklich aufgeregt und empört. Unsere Tochter rannte aufgebracht von einem Zimmer ins andere und meckerte wie ein Rohrspatz:
"Unser Bett putt, unser Bett putt!"

Erst lachten wir, dann tat uns dieses jämmerliche Häuflein Elend in der Seele leid. Schließlich schien soeben ihre kleine Kinderwelt aus den Fugen geraten zu sein.
"Kleines, das ist nicht kaputt. Da soll frische Luft dran!", versuchte ich mein Psychologen-Glück.
"Nachher machen wir das wieder in Ordnung!", bekräftigte ihr Papa.

Nein, wir Erwachsene hatten offensichtloich keine Ahnung und konnten ihr ja viel erzählen. Sie sah doch, was mit dem armen Bett los war.
Sie dachte gar nicht daran, sich von uns dermaßen frech anschmieren zu lassen und bestand darauf:
"Unser Bett putt!"
Wir, die wegen ihres Seelenheiles besorgten Eltern, starteten einen letzten Versuch, sie vom Gegenteil zu überzeugen:
"Gleich legen wir die Matratzen wieder richtig hin!"
Ein schiefer Blick, sonst nichts.

Unsere Tochter entschloß sich, unsere Freveltat, das Bett kaputtzumachen, unbedingt Omi und Opi mitzuteilen. Dann kriegten wir garantiert schlimme Schimpfe.
"Anhufen!", kommandierte sie keck.

Vor lauter schlechtem Gewissen rasten ihr Papa und ich wie die Bescheuerten in Richtung des Telefons und überschlugen uns fast in dem Bestreben, der/ die Erste zu sein, der die Nummer wählte. Alexandra registrierte es zufrieden, wie fix ihre Eltern spurteten.
"Hoffentlich sind Omi und Opi wenigstens zuhause!", flüsterte ich meinem Mann zu. "Sonst ist der Tag gelaufen!"
Er verdrehte die Augen zur Decke.

Wir hatten Glück.
"Ja, A., hallo?"
"Wir sind`s! Moment mal, wir verbinden...!"
Lachen am anderen Ende der Leitung.
Ich übergab den Hörer meiner Kleinen. die ließ die geliebte Omimi gar nicht erst zu wort kommen, sondern schimpfte in den Apparat:
"Unser Bett putt!!"
"Waas..!?", ging meine Mutter drauf ein.
"Opi auch sagen!", forderte meine Tochter.
Einen Moment Stille in der Leitung. Alexandra drehte sich mit wichtiger Miene zu uns und klärt uns auf:
"Opa Ko!"
"Ach, wirklich?", meinen wir.

Endlich ist Opa dann nicht mehr auf dem KLo, sondern am Telefon. Ein Gespräch mit Alexandra läßt er sich natürlich nicht entgehen.
"Opa, unser Bett putt!!", beschwerte sich seine Enkelin.
Ofpa unterdrückte mühsam ein Lachen.
"Ja, das ist ja was!", tat er entrüstet.

Das rettete uns. Bereits ein wenig besänftigt, behandelte uns Alexandra danach mit Nachsicht. Omi und Opi hatten es ihr ja praktisch bestätigt:
Ihre Eltern waren ein bisschen doof!
 
Ich mag den Text, ich würde ihn aber noch zu straffen versuchen (obwohl er schon recht kurz ist).

Eine weitere Technik um ihn vielleicht ein bisserl "hysterischer" zu machen, ist wenn Du den Text zu übertreiben versuchst. Langsame Steigerung von einer normalen Reaktion der Eltern oder des Kindes auf eine immer übertriebenere, bis eben der Grossvater das Ganze toppt. Da wird's dann interessant.

Wenn Dir eine Steigerung gelingt, und das sogar unrealistisch wird, Du die Leser aber dabei nicht verlierst, dann ist das herrlich (siehe z.B. Blaumilchkanal von Ephraium Kishon).

Marius
 

tastifix

Mitglied
Meine Antwort

Hallo Marius!

Danke für Deinen differenzierten Kommentar. ich denke drüber nach!

Bist Du auch Kishon-Fan?

Lieben Gruß
Gaby
 
Ja klar. Ich kann da nur zwei weitere Autoren empfehlen:
- Hugo Wiener ("Wenn Sie einen guten Kishon lesen wollen, lesen Sie Hugo Wiener)
- und gerade für Deinen Text: Der kleine Nick (und all die anderen Bücher) von Goscinny. Supergut...

Marius
 

Haremsdame

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Hallo tastifix,

Kindergeschichten geben immer viel her! Wer genau beobachtet, kann gar nicht genug davon bekommen. Mit den Kindern kann man die Welt nochmal neu entdecken, aus einem anderen Blickwinkel sehen. Deine Geschichte gefällt mir. An der Umsetzung hapert es leider noch etwas. Sie zieht sich noch zu sehr...
 



 
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