Unvollendet

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Walther

Mitglied
Unvollendet


Schon beim seine Finger Üben
Fischt manch Dichter oft im Trüben.
Schlechter Fisch und saurer Wein
Gehen keine Ehe ein,

Die den Erstling übersteht.
Auch wenn’s um das Metrum geht,
Bleibt es in der Regel duster.
Selten ist mehr als ein Muster

Übrig davon, was sein könnte,
Wenn man sich die Reifung gönnte,
Die ein Text doch häufig braucht.
Vielmehr wird oft schon geraucht,

Wenn der Nachtisch angerichtet.
Haltung: keine. Schlecht gedichtet,
Aber glauben, man sei Goethe,
Bringt den Schreiberling in Nöte.

Wählt er jedoch freien Vers,
Wird’s Ergebnis gern pervers,
Und der Lyrikschwerenöter
Wird zum schlichten Sprachetöter,

Auch die Schreiberinnen, weiblich,
Schreiben häufig unbeschreiblich,
Dass die Leseraugen schmerzen:
Haltet ein, ruft man von Herzen,

Aber das ist hier vergebens.
Dichtung ist ein Teil des Lebens:
Dieses, weil der Mensch verblendet,
Endet meistens unvollendet.
 

Walther

Mitglied
Unvollendet


Schon beim seine Finger Üben
Fischt manch Dichter oft im Trüben.
Schlechter Fisch und saurer Wein
Gehen keine Ehe ein,

Die den Erstling übersteht.
Auch wenn’s um das Metrum geht,
Bleibt es in der Regel duster.
Selten ist mehr als ein Muster

Übrig davon, was sein könnte,
Wenn man sich die Reifung gönnte,
Die ein Text doch häufig braucht.
Vielmehr wird oft schon geraucht,

Wenn der Nachtisch angerichtet.
Haltung: keine. Schlecht gedichtet,
Aber glauben, man sei Goethe,
Bringt den Schreiberling in Nöte.

Wählt er gar den freien Vers,
Wird’s Ergebnis gern pervers,
Und der Lyrikschwerenöter
Wird zum schlichten Sprachetöter,

Auch die Schreiberinnen, weiblich,
Schreiben häufig unbeschreiblich,
Dass die Leseraugen schmerzen:
Haltet ein, ruft man von Herzen,

Aber das ist hier vergebens.
Dichtung ist ein Teil des Lebens:
Dieses, weil der Mensch verblendet,
Endet meistens unvollendet.
 
L

label

Gast
Lieber Walther


du scheinst das ja sehr schwer zu nehmen. Versuche es doch mal so zu sehen : diese Welt, Menschen, Schreiberlinge/Dichter sind nicht perfekt.
Je stärker dein Verlangen nach Perfektion, umso stärker wirst du enttäuscht.
Streben nach Perfektion ist gut und sollte immer vorhanden sein.
Als Voraussetzung eignet es sich aber gar nicht, denn dann beraubst du dich selbst des glücklichen Moments, WENN du sie einmal findest.
Lichtenberg sagt: "Ein langes Glück verliert schon allein durch seine Dauer."
Das ist ein bisschen wie bei Perlen, perfekte hochglänzende absolut ebenmäßige Perlen sind kostbar, können aber langweilig wirken im Vergleich zu denen mit kleinen Unebenheiten. Die haben ganz häufig gerade an den Unebenheiten ein faszinierendes Farbspiel und tiefen Glanz. Manche können sich die Perfekten gar nicht leisten.
Die Anderen sind natürlich nicht so kostbar, aber sie bereiten trotzdem Freude und sind keinesfalls wertlos.

dir liebe Grüße
label
 

Walther

Mitglied
Liebe label,

danke für Deinen Eintrag. Wenn Du das Gedicht lesen würdest, wie es gemeint ist, würdest Du schmunzeln und erkennen, daß der Autor insbesondere über sich selbst spricht, da aus eigener Erfahrung. Und nur darüber kann er sprechen. Alle anderen Leser bzw. Dichter entziehen sich seiner Beurteilung,

Alle anderen Interpretationen überläßt er demnach seinen Lesern. Wer sich also getroffen fühlt, ist also selbst schuld. :D

Gruß W.
 
H

Heidrun D.

Gast
Darf ich auch en wenig mitschmunzeln?

Mich amüsiert nicht nur dein selbstkritisches Gedicht, sondern auch der spontane Effekt, den es hervorruft.

Liebe Grüße
Heidrun


Die den Erstling übersteht.
Auch wenn’s um das Metrum geht,
Bleibt es in der Regel duster.
Selten [blue]mehr ist [/blue]als ein Muster

würde ich (wie angegeben) umstellen, klingt besser.

Besonders gefällt mir

Auch die Schreiberinnen, weiblich,
Schreiben häufig unbeschreiblich,
Dass die Leseraugen schmerzen:
Haltet ein, ruft man von Herzen,

:p
 

Walther

Mitglied
Unvollendet


Schon beim seine Finger Üben
Fischt manch Dichter oft im Trüben.
Schlechter Fisch und saurer Wein
Gehen keine Ehe ein,

Die den Erstling übersteht.
Auch wenn’s um das Metrum geht,
Bleibt es in der Regel duster.
Selten mehr ist als ein Muster

Übrig davon, was sein könnte,
Wenn man sich die Reifung gönnte,
Die ein Text doch häufig braucht.
Vielmehr wird oft schon geraucht,

Wenn der Nachtisch angerichtet.
Haltung: keine. Schlecht gedichtet,
Aber glauben, man sei Goethe,
Bringt den Schreiberling in Nöte.

Wählt er gar den freien Vers,
Wird’s Ergebnis gern pervers,
Und der Lyrikschwerenöter
Wird zum schlichten Sprachetöter,

Auch die Schreiberinnen, weiblich,
Schreiben häufig unbeschreiblich,
Dass die Leseraugen schmerzen:
Haltet ein, ruft man von Herzen,

Aber das ist hier vergebens.
Dichtung ist ein Teil des Lebens:
Dieses, weil der Mensch verblendet,
Endet meistens unvollendet.
 

Walther

Mitglied
Hallo Heidrun,

nun mehr Wert, da umgestellt. :)

Man(n) versichert sich gern, daß man nicht alleine ist. :D

Ja, die Reaktionen, die sind immer das Beste an jeder Art Publikumsbeschimpfung, egal wie auch immer ausgeführt. :) Sie lassen Hunde bellen, die gar nicht wußten, daß sie bellen können.

Gruß W.
 

Skylla

Mitglied
Hallo Walter!

Mir gefällt auch die Assoziation zum Kochen/Essen/Essgewohnheiten. Bei mancher (auch eigener) Lyrik kann einem wirklich der Appetit vergehen aber, weil jede Medaille zwei Seiten hat, manche füllt auch den Bauch und macht satt und zufrieden.

Liebe Grüße
 

Thylda

Mitglied
Hallo Walter

da öffnen sich ganz neue Horizonte:

Auch die Schreiberinnen, weiblich,
+

daß der Autor insbesondere über sich selbst spricht, da aus eigener Erfahrung.
=

a) Du warst schon immer eine Frau
b) Du hast dich kürzlich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen
c) Du möchtest lieber eine Frau sein
d) weitere noch verwirrenderere Möglichkeiten...

holla, vielleicht sollte ich Deine Werke in einem neuen Licht sehen.

Nix für ungut ;-)
Gruß
Thylda


Heidrun

nimms nicht so schwer, so ernst hat Walter es doch gar nicht gemeint, daß du gleich wieder froschgrün anlaufen mußt

tröstend
Thylda
 

Walther

Mitglied
Lb. Thylda,

das LyrIch ist immer ein geschlechtliches Neutrum, da es den - zumeist allerdings nicht vollendeten - Versuch unternimmt, die Menschheit aufs Korn zu nehmen (davon sind ca. 52% weiblich, bei mir zuhause haben die Damen eine 75% Mehrheit). Daher kann es, neben der Ein- und der Vielzahl (= pluralis maiestatis) auch das Geschlecht beliebig wechseln.

Es muß also (a-d) nix abgeschnitten, aufgeblasen oder silikonverstärkt werden, wir brauchen auf kein Herbal Viagra, um textlich die Dichterwelt zu beschimpfen und - oh pfuí, oh pfui - das poetolympische Nestlein zu beschmutzen. Daher muß auch nicht die Geschichte der jüngeren deutschsprachigen Lyrik nicht völlig umgeschrieben werden (was sie andernfalls müßte, wie Du gerne und bereitwillig zugeben müßtest).

Du liegst also wieder mal völlig neben dem Vers, um es einmal salopp auszudrücken. :) Nicht jeder kann sein Ströphchen wirklich bei sich behalten, ich weiß, ich weiß ...

Wie ich sagte: Man muß nur das richtige Gedicht schreiben, dann fangen selbst Katzen, Schwäne, Enten und Mäuse zu bellen an. Es ist richtig irre, was sich da dann alles so abspielt.

Grüßend

W.

Hallo Skylla,

ein/e Verwandte/r im Geiste. Ich danke Dir für Deinen Eintrag. Ich dachte schon, ich muß hier eine Hundepension aufmachen.

LG W.
 
H

Heidrun D.

Gast
Manchmal, lieber Walther,

zeigst du einen wunderbaren & und sehr, sehr tierlieben Humor.
:p

Bis sich die Lupen-Lage wieder normalisiert hat, werte ich ebenfalls anonym, weil es mir einfach zu anstrengend ist, mich für jede 5 ankacken zu lassen ...

Auf dein Verständnis hoffend:
Heidrun
(8)
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

meine Werke bleiben unvollendet, einfach weil ich auch mit wundgetippten Fingern bis zum Sterbebette immer weiterschreiben werde und man wird am geöffneten Grabe sagen:

Ihr Werk blieb genauso unvollendet wie sie selbst.

Und meine Enkelkinder werden sich fragen: Ihr Werk????????? Ach so, schenkte sie uns nicht mal eine Audicasette, damit es von ihrer Stimme eine Konserve gäbe. Hmmmmmmm..., wo ist die eigentlich, und wo kriegen wir ein Gerät her, mit dem wir diese Cassette abspielen können. Und sie werden Forschungen bei ebay betreiben, natürlich nur, so weit es ihre Zeit erlaubt, um so ein Ding noch aufzutreiben und die Urenkel werden fragen, Mama, wer war denn diese Unvollendete?????????

Ja, so wird es kommen und zwar ohne dass ich deswegen froschgrün werde.

Denn: Wenn ich die schwierigsten Dinge im Jenseits erst einmal bewältigt habe, werde ich mich unterrichten lassen in Kompositionslehre und dann werde ich im nächsten Leben künstlerisch bei der Sparte angelangt sein in der "Die Unvollendete" ein großes Lobeswort ist.(Der Franzl Schubert ist einer meiner Lieblinge)

Ach Walther, wenn ich die Zeit hätte, würde ich diesen Kommentar gern verreimen, aber ich verschenke den Inhalt gerne an jemanden, der Lust darauf hat.

Nette Geschichte, vielleicht an manchen Stellen zu übereilt zusammengereimt, aber das stört nicht wirklich. Dass Du die holde Weiblichkeit spezeill erwähnt hast, gefällt auch mir gut.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Walther

Mitglied
Liebe Heidrun,

ich bin tierlieb. Sonst würde ich mich nicht so um das Wohlsein mancher Walfische sorgen. :D

Bester Gruß W.

Liebe Vera-Lena,

Du bist, was meine US-Freunde, "extremely thoughtful" nennen. Das kombinieren sie dann mit dem Ausdruck: "That's awesome!", was die vielfältige Steigerung von "That's cool!" bedeutet. Nachdem ich, Grippe hin oder her, zwecks der Akquisition des lebensnötigen Kleingelds nächsten Woche mich dorthin verausfluge äh fliege, sauste mir das gerade durch den Sinn.

Ich werde versuchen, Deine Anregungen und Hinweise in ein wenigstens durchschnittliches Reimwerk zu verwandeln. Wobei das eine ziemliche Herausforderung ist.

Vielen Dank für Deine ernsthaften Gedanken zu diesem sehr unernsten Motitatengedicht, das alles ist denn Kunst. Und in der Tat ist es an einigen Stellen zu heiß gestrickt, da binnen 10 Minuten fertig gereimt gewesen. Da kann nix Gescheites rauskommen, wie ich zugebe, reuig, aber durchaus partiell uneinsichtig.

Lieber Gruß

W.
 



 
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