Vertrauensautomatik

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Owly

Mitglied
Ich lehne mich zurück und behaupte: das kannst du besser. Ist es nicht so? Ja, ganz bestimmt. Manchmal muss man Dingen Vertrauen schenken, obwohl man weiß, dass sie es nicht erfüllen können. Wie damals, als der Strom ausgefallen war und Mama auf glühenden Kohlen saß, weil sie befürchtete, das Gefrorene in der Truhe würde nicht halten. Es war ein heißer Spätsommertag. Das Gefrorene hielt nicht. Da hatte ich es gelernt, die Sache mit dem Vertrauen. Auf einige Dinge hat man einfach keinen Einfluss. Sie laufen mit dir nicht besser und ohne dich nicht schlechter, aber ihnen Vertrauen zu schenken, lohnt sich immer, denn ohne Vertrauen hält nichts.
Ich gehe zu ihr hin und fühle. Kalt. Ich brauche wohl eine neue Kaffeemaschine.
 

Fleur de Sol

Mitglied
Hallo Owly,
ich habe Deinen Text mit Interesse gelesen. Sprachlich habe ich auf den ersten nächtlichen Blick nichts zu meckern, nur Abätze wären schön, damit ließe sich auch noch ein wenig spielen...
Allerdings erschließt sich mir nicht, warum Dein Prota etwas in Bezug auf "Vertrauen" aus der Sommerepisode gelernt haben sollte.
Vertrauen in was? Es hat doch nun wirklich nichts geklappt damals - nicht das mit dem Strom und auch nicht mit der Gefriertruhe.
Oder geht es am Ende nur um die Hoffnung, dass es ja eventuell hätte klappen können, oder um das Vertrauen in Gott? Phu...., aber der hat die Kaffeemaschine dann ja auch nicht im Griff. Also worauf vertrauen wir?

Der letzte Satz ist super.
VG Fleur
 

Owly

Mitglied
Vielen Dank für Deinen freundlichen Eindruck!

Deine Vermutung, dass es um die Hoffnung geht, ist nicht falsch. Aber echtes, inniges Vertrauen empfinde ich als etwas vollkommen ruhiges, unaufgeregtes, ohne fatalistische Wallungen.
Die Episode lehrte ihn, dass Vertrauen besser ist als Pessimismus und Ohnmacht. Jedenfalls in Situationen wie mit der Kaffeemaschine, auf die man keinen Einfluss hat. Falls sie doch ihren Dienst verrichtet hätte, könnte er sich dafür loben, ihr vertraut zu haben. So aber wurde sein Vertrauen nicht enttäuscht, da ihm bewusst war, dass es keine Basis hatte. Das verhält sich ein bisschen wie mit Pollyannas frohem Spiel. Ein Zwang zum Positiven bewirkt meistens Positives.
 

Owly

Mitglied
Ich lehne mich zurück und behaupte: das kannst du besser. Ist es nicht so? Ja, ganz bestimmt.
Manchmal muss man Dingen Vertrauen schenken, obwohl man weiß, dass sie es nicht erfüllen können. Wie damals, als der Strom ausgefallen war und Mama auf glühenden Kohlen saß, weil sie befürchtete, das Gefrorene in der Truhe würde nicht halten. Es war ein heißer Spätsommertag. Das Gefrorene hielt nicht. Da hatte ich es gelernt, die Sache mit dem Vertrauen. Auf einige Dinge hat man einfach keinen Einfluss. Sie laufen mit dir nicht besser und ohne dich nicht schlechter, aber ihnen Vertrauen zu schenken, lohnt sich immer, denn ohne Vertrauen hält nichts.
Ich gehe zu ihr hin und fühle. Kalt. Ich brauche wohl eine neue Kaffeemaschine.
 

Fleur de Sol

Mitglied
Einen fröhlichen Guten Morgen Kaffeemaschine, Toaster, Boiler, Steckdose - ich freue mich, euch alle wieder in meinem Haushalt begrüßen zu dürfen. Ich vertraue euch und den Herstellern, die Langlebigkeit und professionelle Dienstleistung versprachen. Sollte ausgerechnet an diesem Tag mein Vertrauen in euch ausnahmsweise enttäuscht werden, dann hatte ich wenigstens Vertrauen?

So ungefähr?
;) Fleur
 

Owly

Mitglied
That's the spirit! :D
Aber Vertrauen schenken fällt natürlich leichter, wenn es keinen Anlass zur Sorge gibt, es könnte enttäuscht werden. Die Kaffeemaschine hat ja schon vor dem Feststellen ihres Todeszeitpunkts seine Vertrauensfähigkeit herausgefordert.

Gruß,
das Eulchen
 



 
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