Von Träumen und Hoffnung

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Von Träumen und Hoffnung

Zu einer Zeit, als Könige noch ein Volk regierten, gab es einen König, der sein Volk mit großer Gerechtigkeit und Freundschaft behandelte.
Er verließ sich auf sein Gefühl und war glücklich, wenn sein Volk zufrieden war.
Sein Ziel war es, seine Träume und seine Ideen zu realisieren und er bemühte sich seinem Volk zu helfen ihre Träume und Vorstellungen zu leben.
Untugenden, wie Habgier, Neid oder gar Herrschsucht, gab es nicht. Die Menschen waren zufrieden und konnten sich selbst verwirklichen, sie halfen einander und waren sich in Freundschaft nah.
Oft wurden sie in benachbarten Ländern als weltfremd verschrien. Doch niemand der Nachbarländer versuchte das Land zu bekriegen, da keine Gefahr von dem Königreich ausging, denn niemand verlangte nach mehr Reichtum und Macht. Sie waren recht hoch entwickelt und ein Volk mit Kunst- und Erfindergeist. Sie hatten gelernt, jeder Idee nachzugehen und auf ihre innere Stimme zu hören.
Eines Tages beschloss der König durch einige fremde Länder zu reisen, um Handelsbeziehungen aufzubauen und sein Land nach außen zu öffnen. Er stellte eine Handelsflotte zusammen und traf die nötigen Vorbereitungen. Um sein Volk nicht über Wochen allein zu lassen, setzte er seinen Neffen als Vertreter ein, da dieser durch seien Weltbereistheit einen großen Erfahrungsschatz und gute Menschenkenntnisse aufwies. Der König vertraute seinem Neffen sein Königreich an und reiste mit deinem Gefolge ab.

Der König hatte in seiner Güte jedoch nicht gesehen, dass sein Neffe auf seinen Reisen nicht nur Erfahrrungen gesammelt hatte, die sich positiv auf das Land auswirken konnten, sondern auch solche Erfahrungen, die einen Umbruch mit sich bringen Konnten und dies durchaus sehr negativ.
Er hatte auf seinen Reisen durch die Welt Menschen kennengelernt, für die nichts wichtiger war, als Macht, Ruhm und Reichtum.
Menschen, die ihr Lebensglück darin sahen, sich mit anderen zu messen und gnadenlos ihre Macht geltend zu machen. Menschen, die den Wert ihrer Mitmenschen an materiellen Dingen maßen und bereit waren für ihren Erfolg über Leichen zu gehen. Menschen, die Kriege führten und gegen andere Weltmächte um die Wette aufrüsteten. Menschen, die Genugtuung darin fanden, andere zu beherrschen und zu unterdrücken. Menschen, die Kinder zeugten, um ihre Armeen aufzufüllen. Er hatte sich, wie viele andere auch, von dieser Welle des Machtfiebers überrollen lassen und seid Wochen nur auf eine passenden Gelegenheit gewartet, die Macht in dem Königreich seines Onkels an sich zu reißen und das Reich nach seinen Vorstellungen umzukrempeln.
Seine ehemaligen Reisebegleiter waren treue Anhänger seiner Weltanschauung und warteten nur auf den Zeitpunkt, seien Befehle entgegen zu nehmen. Gefühle und Träume waren bei ihrem Vorhaben fehl am Platze, wenn nicht zu sagen, störend.
Und nun, da der alte König weit entfernt war, sahen der Neffe und seine Ergebenen ihre Chance. Er erließ neue Gesetzte und stellte Selbstständigkeit und Eigeninitiative unter Strafe. Niemand durfte sich auf eigene Faust an neue Dinge wagen und in den Schulen wurden nur Fächer auf den Lehrplan gesetzt, die er von Nutzen hielt. Jeder durfte nur der Arbeit nachgehen, die er vom neuen König zugeteilt bekam und es gab nur noch solche Freizeitgestaltung, die den Plan des Königs von Nutzen waren. Die Männer lernten in ihrer Freizeit Waffen zu handhaben, die ihre Frauen schmiedeten. Es wurden Seminare abgehalten, in denen den Menschen der Vorteil von Kriegen, Macht und Reichtum eingeimpft wurde. Nach und nach machte sich der König durch regelrechte Gehirnwäsche die Bewohner des Reiches untertan.

Hin und wieder gab es Versuche von einigen Menschen, die sich nicht ohne zu hinterfragen, beeinflussen ließen, sich den Befehlen des neuen Königs zu entziehen und eine Opposition zu bilden. Leider verliefen diese Versuche immer wieder im Sande, da die Rädelsführer plötzlich verschwanden oder tot aufgefunden wurden. Der neue Regent hatte natürlich auch für diese Vorkommnisse eine plausible Erklärung parat. Er machte den Menschen klar, dass nicht jeder dafür geboren ist, in seinem Reich zu leben und somit den Freitod suchte oder auswanderte. Nur die Kinder ließen sich trotz der Schule nicht zu sehr von diesen modernen Machenschaften beeinflussen. Denn wer kennt schon Kinder, die sich verbieten lassen zu träumen? Wer kennt Kinder ohne Phantasie? Und wer kennt schon Staatsoberhäupter, die darauf achten, was Kinder erzählen oder gar denken? Und der neue König glaubte die Kinder in der Schule gut und zu seinem Vorteil verwahrt.
Die verheerenden Folgen der Machtgier und der Geldgeilheit ließen nicht lange auf sich warten. Jedes Nachbarland wurde bekämpft, um die Gier des neuen Herrschers zufrieden zu stellen und wie bei jedem Krieg, gab es hohe Verluste an Soldaten zu melden. Völker, die schon länger Kriege führten, waren natürlich geübter an der Waffe und die Waffen ausgefeilter. Viele Männer kamen aus den zahlreichen Kriegen nicht zurück und die Einwohnerzahl des Volkes schrumpfte enorm. Nachwuchs blieb auch irgendwann aus, da Männer Mangelware waren. So zogen auch die Frauen für die Sache des neuen Herrschers in den Krieg.

Doch dieses Märchen wäre kein Märchen, wenn es nicht Elfen und Feen geben würde. Es gibt schließlich auch immer eine gute Macht.
Die Feen und Elfen trugen dem alten sanften König zu, wie es um sein Volk stand, was für große Veränderungen eingetreten waren und wie sehr sein Volk sich hatte beeinflussen lassen.
Nur er konnte seinen Neffen stoppen, nur er konnte die Kinder davor bewahren, auch in den Krieg ziehen zu müssen.
Die Elfen schenkten dem König Flügel, damit er die wertvolle Zeit nicht mit einer langen Reise vergeuden musste.
In einer dunklen Nacht kehrte der alte König in sein Königreich zurück. Er erstarrte fast vor Schrecken, als er sah, was aus seinem schönen Reich und seinem Volk geworden war. Eine Schlinge der Wut und des Hasses legte sich um sein gutes Herz. Sein Land war ausgestorben, nur sie Kinder lagen in ihren Betten in der Kaserne, um auf ihren Einsatz vorbereitet zu werden.
Natürlich hatte sein Neffe, der neue Herrscher über Leben und Tod, die zahlreichen Gemetzel überlebt, ohne auch nur einen Kratzer davon u tragen. Dafür hatte er sehr geschickt gesorgt.
Beim Anblick dieses zerstörerischen, selbstgefälligen Tyrannen, der in kürzester Zeit sein Lebenswerk, seine Idylle, sein friedliches Reich und somit sein Volk zunichte gemacht hatte, brach dem alten, so sanften und gutmütigen König das Herz. Doch die Feen und Elfen gaben ihm vor seinem letzten Atemhauch die Kraft und den Mut, das Einzige zu tun, was er noch tun konnte, um die Kinder seines Volkes zu retten. Er erschlug seinen Neffen mit einem großen Wasserkrug und schenkte den Kindern seine Flügel, die so stark waren, dass niemand sie mehr brechen konnte. So hatte er das Gefühl, wenigstens ein bisschen seiner Schuld wieder gut gemacht zu haben. Er hatte seinem Neffen blind vertraut und sich so sehr, wie noch nie in seinem Leben, getäuscht. Er fühlte sich als Verräter seines eigenen Volkes. Doch mehr konnte er nicht wieder gut machen, mit dieser Tat wich der letzte Hauch Leben aus seinem Körper.

Jahrzehnte gingen ins Land und auf der blutigen Erde entstand ein friedfertiges, starkes und kluges Volk. Es war in den Nachbarländern hoch angesehen und dennoch gefürchtet. Ein Volk, aus dem Nichts entstanden, mit so viel Mut und neuer Hoffnung, dass es respektiert und geachtet wurde, ohne, dass es dafür kämpfen musste. Man erzählt sich, dass die Stärke und der Reichtum dieses Volkes darin liegt, dass selbst die Erwachsenen im Innern Kind geblieben sind, dass sie ihre Träume und Phantasien wie Schätze bewahren und sich alles zutrauen, unerschrocken und mit viel Liebe. Sie achten einander und setzten größtes Vertrauen in sich und ihre Mitmenschen.
Noch unsere Urenkel werden von diesem einzigartigen Volk erzählen, dass nicht aus einer Schicksalslaune heraus geboren wurde, sondern aus einem, für das Volk vorhergesehenen Ereignisses, entstand.
Und wenn wir aufmerksam und wach durch diese Welt gehen, werden wir ab und zu, wenn auch nur ganz selten, einen Menschen finden, der diesem Volk entsprungen sein kann.
Vielleicht fühlen wir plötzlich einen sanften Flügelschlag, sehen unsere Kinder an und sehen Hoffnung in ihren Augen.
Wir müssen nur diesen Augenblick ganz fest in unser Herz einschließen und unser Leben ist nicht vergebens.
 



 
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