Wat bisse für'n elenden Saubalg - Püttmann 19.

Wat bisse für'n elenden Saubalg!

En herrlichen Strandtag auf Ibiza war ma wieder zu Ende. Bertaken und ich schlurften leicht verkohlt vonne Platja zum Auto.
Berta war vonne zu viel Sonne wieder gereizt und zänkisch.
„Willi, vorm Einsteigen wirsse hoffentlich Deine Sandalen vom Sand befrein! Die Wohnung sieht immer aus wie en Saustall, wenne mit die Sandtreter da durchlatscht. Aber Du hass ja Deine blöde Berta, die Dir den Hintern nachträgt!“
Spitz antwortete ich: „Berta, warum sachse eigentlich jeden Tag datselbe, bisse en Papagei?“
Oh, dat war wohl ne falsche Frage.
„Pass jetz ma gut auf, Wilhelm“, sachte se, „ab morgen herrscht hier Arbeitsteilung; ab morgen saugs Du täglich die Wohnung und fegs dat Auto aus! Dabei denkse dann sicherlich sehr intensiv an Deinen Papagei!“
Ja, Junge, da hatte ich mir aber en dicket Eigentor geschossen! Ich lenkte bei sonne tollen Aussicht auf niedrige Arbeiten schnell und diplomatisch ein.
„Berta, lass uns kein Stress mit dem verdammten Sand machen, wir gehn morgen schön auf unsere Appartment-Liegewiese. Da haben wir Ruhe, feine Schattenplätzken und müssen auch keine Strandräubergebühren berappen. Im Pool machse Dein Schwimmerchen und hass ne saubere Toilette direkt vor der Tür. Da isset auch nich weit für meine kühlen Getränke im Eisschrank.“
Berta gab auf: „Ja, Wilhelm, wenne wat von Hausarbeit hörn tus, dann hasse plötzlich tolle Ideen und versuchs Dich zu drücken! Dat kenn ich schon lange.“

Am nächsten Tag marschierten wir tatsächlich auffe besagte Wiese. Die Liege baute ich selbstverständlich für mein liebet Bertaken auf und trug auch ausnahmsweise noch die schweren Taschen, wat se mir ganz hoch anrechnen tat. Ja, man kann bei die Frauen gar nich genug „Gute“ machen, also Munitionsvorräte sammeln für schlechtere Ehezeiten - wenn Se verstehn, wat ich damit meinen tu!

Vonne Liegewiese hatte man en unheimlich toften Ausblick! Vom chlorgrünen Wasser im Schwimmbecken kuckse über dat türkisblaue Meer, weit über die Berge, direkt zum Tagomatscho-Felsen.
Den paar Leuten auffe Wiese riefen wir en freundlichet „Hola und Glück Auf“ zu und bekuckten uns dann so richtig schön von innen. Welch friedliche Idylle! Kein Strandlärm, kein heißer Sand, kein Gemecker!

Plötzlich riss uns ein widerlichet Gekläff ausse Urlaubsträume raus. Zwei langhaarige Promenadenmischungen sausten wie wild geworden über unsere Liegewiese. Ein Köter rannte ein Kleinkind um und kläffte et an. Dat arme Kind brüllte vor Angst wie am Spieß. Die Mutter tobte! Wie schnell hatten sich die Gefilde der Ruhe in eine Stätte von Gebell und Geschrei verändert, unfassbar!
Der andere fiese Rühr hob ausgerechnet an Bertas Liege dat Bein!
Zu diesen ungepflegten Hunden gehörte en fremden Kerl, der sehr gut zu den Kläffern passte. Ein widerlicher Schmierlapp schlurfte über die Wiese. Er setzte sich frechweg inne Dusche rein, pfiff seine Bestien ran und kämmte den beiden wie selbstverständlich die Haare aus! Die flogen von Kamm und Bürste in alle Winde, schön in den Pool rein, auffe Wiese und unsere Liegen drauf. Dat Duschbecken war mit die Hundewolle übersät!
Mein lieber Scholli, dat war ja wat für meine Berta! Auf ihrem Grund und Boden sonne Schweinerei! Die raste in Angriffspose auf den Kerl zu und schrie:
„Wat biss Du denn für'n elenden Saubalg? Mach dat in Deinem Hundestall zu Hause. Die Dusche iss doch kein Hundesalon! Du machs hier sofort allet sauber und ziehs dann ganz schnell Leine, hass Du Ferkel mich verstanden? Beweg Deinen Arsch!“

Alle Nachbarn waren endlich wach, unternahmen aber nix gegen den Rüpel. Da fragte der Hundekerl noch dösig-frech, ob wir denn alle kein Herz für Tiere besäßen!

Im selben Moment rutschte meine Berta auf som frischen Hundehaufen aus, der im Gras wie ne Tretmine versteckt auf sein Opfer lauerte. Darüber amüsierte sich der verdammte Sausack noch und empfahl Berta, Lotto zu spielen, ein Tritt in son Haufen wäre en echten Glücksbringer!
Ich sprang wütend auf, um den Hundeheini zu vermöbeln. Berta stellte sich mir in den Weg. „Willi, lass ma, der Spargeltarzan gehört mir!“ Sie lief zu dem Kerl und haute dem Dreckfink unsere große Ibiza-Tasche links und rechts um die Ohren.
Diese Sprache verstand der Stinker! Er zog, wie seine Hunde, den Steert ein, pfiff die Bellos heran und rettete sich mit einem Sprung über den Maschendrahtzaun. Der Frechling wohnte nich ma in unserer Apartheidsanlage!

Tosender Beifall von allen Rängen der Liegewiese. Wat für ein Auftritt! Berta, olé! Die Ibiza-Tasche schwang Berta stolz wie ne Muleta. Elegant wie ne Stierkämpferin verbeugte sie sich in der Pool-Arena und genoss ihren Erfolg.

Normal, denn schließlich lebten wir zur Zeit im Land der Stierkämpfer.
 



 
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