Wessen Entscheidung?

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think twice

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Langsam fuhr der schwarze Polo an den aufreizend gekleideten Mädchen vorbei. Keine von ihnen war älter als 16 oder 17, doch jede einzelne wusste genau, wie man Männer befriedigte und wie man Geld für dieses Dienste verlangte.

Rolando de Fuentez musterte die Mädchen, die auf sein Auto zukamen, doch er suchte nicht nach irgendeiner, er suchte nach seinem Engelchen – nach seiner Eveline, die genauso wenig Eveline hieß wie er Rolando de Fuentez, doch das alles spielte hier keine Rolle.

Eveline war seine Favoritin, sein Liebling, sein Schatz. Sie war erst 14, doch wenn man sich mit ihr unterhielt, wirkte sie wesentlich reifer.

Rolando fühlte sich auf eine seltsame Weise zu ihr hingezogen – nicht nur, weil keine es besser verstand, seine körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen – nein, sie war auch die Nahrung für seine angeknackste Seele.

Ein 14jähriges Mädchen – es war schon beinahe lächerlich, wo er selbst doch mehr als doppelt so alt war wie sie – doch sie war der einzige Mensch, der ihn verstand, und so saßen sie nicht selten gemeinsam im Wagen und unterhielen sich über das Leben, das Schicksal, Gott und die Welt.

Anfangs hatte Eveline Bedenken, denn sie musste doch Geld verdienen, und Olaf, ihrem Beschützer würde es bestimmt nicht gefallen, wenn sie ihre Zeit mit Kunden verquatschte und kein Geld einbrachte. Doch Rolando zerstreute diese Zweifel schnell indem er ihr anbot, für die ganze Nacht zu zahlen, und Eveline genoss diese Nächte, denn in diesen Nächten war Rolando ihr einziger Kunde und das empfand sie beinahe wie Urlaub – Urlaub von ihrem sonst so furchtbaren Leben.

Obwohl Eveline nicht wusste, wie Rolandos richtiger Name lautete, hatte sie in den wenigen Monaten, die sie sich kannten, bereits seine halbe Lebensgeschichte gehört. Sie wusste, wo er zur Schule gegangen war, dass er angefangen hatte Medizin zu studieren, aber hatte aufhören müssen, weil ihm beim Sezieren von Leichen regelmäßig übel geworden war. Sie wusste, dass er jetzt als Versicherungsvertreter arbeitete, verheiratet war und zwei Kinder hatte, dass seine Ehe ein Trümmerhaufen war und dass er nun in Trennung lebte.

Auch Eveline empfand ihre Beziehung zu Rolando als etwas ganz besonderes. Natürlich war er nur ein Kunde von vielen – das zumindest versuchte sie sich einzureden – doch zugleich war er für sie auch jemand, der ganz anders war.

Er war der erste und einzige, der sich jemals für sie als Person interessiert hatte, und in gewisser Weise bedeutete ihr das sehr viel. Und so hatte auch Eveline angefangen über sich selbst zu erzählen.

Sie war erst 12 als sie von zuhause weggelaufen war, weil ihr Stiefvater sie vergewaltigt hatte. Ihre Mutter hatte sie gehasst und geschlagen, und als sie ihr erzählte, wie ihr Stiefvater sie missbrauchte, hatte ihre Mutter sie eine Lügnerin genannt und ihr gedroht, sie in ein Heim zu stecken.

Auf der Straße hatte sie Olaf dann kennen gelernt. Er nahm sie bei sich auf, kümmerte sich um sie, gab ihr ein Dach über dem Kopf und Pillen, die sie ihre Schmerz und ihre Trauer leichter ertragen ließen. Sie begann ihn zu lieben und er zeigte ihr, wie man einen Mann liebte.

Als sie erkannte, was Olaf eigentlich von ihr wollte, war es schon zu spät. Sie war abhängig von Olaf und abhängig von den Drogen, die er ihr gab.

Rolando empfand Mitleid für Eveline. In der Zeit, die sie sich kannten, war aus dem schlanken, hübschen, blonden Mädchen zunehmends eine hagere, kränkliche Gestalt geworden. Die Einstiche und Narben an ihren Armen wurden von mal zu mal mehr und er sah keine Möglichkeit, sie aus diesem Leben zu befreien, obwohl er sich nichts mehr wünschte, als sie vor einem solchen Leben zu bewahren.



Nun führ er die dunklen Straßen entlang und suchte nach ihr. Endlich hatte er eine Lösung gefunden.

Im Schritttempo fuhr er die Straßen entlang, an denen die Mädchen immer standen und die Zeit schien ihm endlos. Er fürchtete, er würde Eveline diese Nacht gar nicht mehr finden, doch dann entdeckte er sie plötzlich. Sie hatte sich in die dunkelste Ecke der Straße verkrochen und stand dort an eine Hausmauer gelehnt. Sie sah schlecht aus, noch sehr viel schlechter als sonst. Ihre Augen waren starr und trüb, ihr Blick zu Boden gerichtet und als Rolando kurz hupte, merkte sie es nicht einmal.

Ein Mädchen, das neben ihr stand, tippte sie an. \"Eveline, der Kerl da will was von dir!\"
Sie blickte kurz hoch und erkannte den Wagen, in dem sie schon so oft gesessen hatte.

Schwerfällig drückte sie sich von der Mauer ab und wankte auf das Auto zu.

Rolando erkannte, dass es ihr an diesem Tag noch schlechter ging als sonst und dass sie wohl auch noch stärker unter Drogeneinfluss stehen musste, als er es sonst von ihr gewohnt war.

Eveline ging direkt auf die Beifahrertür zu, öffnete sie, ließ sich in den Beifahrersitz fallen und schlug die Tür zu. Viel gab es nicht zu diskutieren oder auszuverhandeln, denn Rolando wusste, was sie war und er kannte auch alle Preise. Schon vor langer Zeit war dies alles zur Routine geworden.

Zwar war die erste Lektion, die Eveline in diesem Geschäft gelernt hatte, jene, dass man das Geld vom Kunden im voraus abkassierte, doch bei Rolando machte sie ganz eigenmächtig eine Ausnahme. Es hatte deshalb auch noch nie Schwierigkeiten gegeben – im Gegenteil, meist steckte Rolando Eveline noch etwas mehr zu als sie verlangte.

\"Mein Engel, du siehst schlecht aus. Was bedrückt dich?\" fragte Rolando während er langsam losfuhr.
\"Ich habe heute Geburtstag,\" antwortete Eveline mit trauriger Stimme.
Rolando nickte und fuhr wortlos weiter. Die Entscheidung, die er getroffen hatte, war die richtige, dessen war er sich jetzt sicher.

Nach einer 20-minütigen Fahrt hielt er am Waldrand. Hier hatten sie schon oft gehalten. Es war ein ruhiges Plätzchen, an dem nachts niemand mehr vorbeikam.

Eveline öffnete Rolandos Hose und begann ihn zu massieren. Sie wusste, dass er das mochte und sein schwerer Atem bestätigte sie.

Rolando kippte seine Rückenlehne so weit es ging nach hinten und zog Eveline vorsichtig auf sich. Er genoss es, wie sie ihn verwöhnte und wusste, es würde das letzte mal sein.



Ein paar Minuten später knöpfte Rolando seine Hose wieder zu und auch Eveline zog sich am Beifahrersitz wieder an.

Rolando zündete eine Zigarette an und reichte sie an Eveline weiter. Dann zündete er sich selbst auch eine Zigarette an und für einen Moment war der Kleinwagen von Schweigen erfüllt.

In Rolandos Kopf rasten Tausende von Gedanken. War es richtig, was er vorhatte?

\"Eveline,\" durchbrach seine Stimme plötzlich die Stille, \"erzähl mir, was du dir wünscht.\"

Eveline sah ihn verdutzt an. Was sie sich wünschte? War das nicht klar? \"Ich möchte glücklich sein, keinen Schmerz mehr fühlen. Ich möchte frei sein,\" antwortete sie als sie merkte, dass Rolandos Frage ernst gemeint war.

\"Wenn du dir ganz sicher bist, dann kann ich dir dabei helfen. ... Ich kann dir helfen, frei und glücklich zu sein. ... Bist du dir ganz sicher, dass das dein größter Wunsch ist?\"
\"Ja.\" antwortete Eveline ohne zu zögern. Sie wollte glücklich sein und ihre jetziges Leben konnte sie nicht glücklich machen, das fühlte sie.

Ein letztes mal sah Rolando Eveline ganz tief in die Augen und all der Schmerz, den sie jemals empfunden hatte, all die Traurigkeit, die sie je gefühlt hatte, griff auf ihn über, erstickte seine Seele und vergiftete sein Herz.

\"Schließ die Augen!\" befahl er ihr mit kalter Stimme und sie gehorchte wie sie es von Olaf und ihren anderen Kunden gewohnt war. Dann fingerte er in seiner Hosentasche und angelte sich mit den Fingerspitzen die kleine Schmuckschachtel, die er dort deponiert hatte, bevor er losgefahren war. Langsam öffnete er sie und die Gedanken in seinem Kopf rasten. – Gibt es wirklich keine andere Lösung? - Nein, sagte sein Verstand und so zauberte eine kleine grüne Kapsel hervor.

Eveline blinzelte.
\"Lass die Augen zu!\" befahl Rolando im gleichen kalten Tonfall wie zuvor und Eveline gehorchte. Dann schob er ihr die kleine grüne Kapsel in den Mund.

\"Noch kannst du dich entscheiden,\" hörte Eveline eine leblose Stimme sagen. \"wenn du dein Leben so fortsetzen möchtest, wie es jetzt ist, dann spuck die Kapsel wieder aus, aber wenn du möchtest, dass deine Schmerzen und dein Leid ein Ende finden, dann beiße sie durch.\"

Einen Moment lang betastete Eveline die Kapsel mit ihrer Zunge, dann schob sie sie zwischen ihre Zähne und biss sie entschlossen durch.
 
Hallo think twice,

erstmal willkommen auf der Lupe.

Da hast du eine Geschichte erzählt, in die man ganz tief abtauchen kann, hat mich wirklich gerührt, die Thematik ist ja nicht neu, aber immer wieder aktuell.

Also, hat mir gut gefallen. Aber...

Du reißt vieles an, ohne in die Tiefe zu gehen. Ich habe mich beim Lesen oft gefragt, warum? oder ich will mehr wissen, du könntest die Geschichte locker ausbauen.

Und das Ende mit der grünen Kapsel hast du ja als Überraschung geplant. Finde ich nicht so gut. Stattdessen könntest du den Zwiespalt, den beide haben, aufgreifen und darstellen.

So wie du es geschrieben hast, wird nicht klar bzw. nachvollziehbar, warum sie die Kapsel schluckt. Okay, es sind Gründe da, aber sie zögert nicht, nein, sie nimmt sie schon fast "spontan".

Bis bald,
Michael
 
hmmm es ist eine ernst geschichte....aber für mich ist der (Selbst)mord zu früh ersichtlich....ausserdem fehlt mir da noch die Reaktion des Mannes.... soll heissen : ein offenes Ende ist zwar gut fuer die Phantasie des lesers, dieses Ende ist mir jedoch ein wenig zu offen....

daher denk ich, das die story zwar gut ist, aber noch ein wenig arbeit braucht.
 
Hallo, Think Twice!

Ich habe nur wenige Kritikpunkte im Augenblick, aber dazu später. Jetzt würde ich einfach mal gern so schreiben, was mir alles wirklich gut gefallen hat:

Das Alter der Mädchen finde ich sehr gut durchdacht, weil es ein mehr oder weniger "legales" Alter ist, was dieses doch sehr sensible Thema nicht noch zusätzlich belastet sozusagen.
Deine Sprache finde ich sehr gelungen und flüssig, außerdem agierst du auf beiden Seiten - Hure und Kunde - nicht mit moralischem Zeigefinger.

Was mir nicht ganz so zusagt ist der Titel. Er hat ihre Entscheidung möglicherweise zwar voran getrieben, aber entschieden hat sie sich ganz klar selbst - es sei denn, du wolltest die Tatsache, dass sie nicht bei klarem Bewusstsein ist in der Situation mit hinzuzählen, dass es mehr seine Entscheidung sei.
Was die Länge angeht, so bin ich unentschlossen. Ich finde, dass man diese Geschichte sehr weit ausbauen kann, mehr erklären kann, mehr Emotionen wecken kann etc., auf der anderen Seite finde ich aber auch, dass sie sehr wohl so, wie sie ist, ihr Ziel erreicht und man natürlich auch mit mehr Text usw. mehr kaputt machen könnte.

Gar nicht gefallen hat mir die Stelle "Ihre Mutter hatte sie gehasst und geschlagen" - an dieser Stelle ist es wirklich zu kurz geraten. Dass eine Mutter ihr Kind hasst ist wohl mehr Grenzsituation als alles andere in dem Text, darum würde ich es entweder rausnehmen bzw. abmildern oder aber ausführlicher erklären. Letzteres allerdings auch nur, wenn der gesamte Text erweitert würde (siehe oben).

Offene Fragen, die bei mir geblieben sind:
Warum wusste er nichts von ihrem Geburtstag oder suchte er gezielt diesen Tag aus?
Woher hat er diese Pille?
Was geht in ihrem Kopf vor, während sie die Entscheidung trifft? (bzw. empfand ich die Beschreibung hier auch als ein wenig zu kurz)
Warum befiehlt er gleich doppelt (ein Mal anderes Wort wählen eventuell) und warum wundert sie diese Veränderung gar nicht?

Wie du siehst, ein bisschen Gutes, ein bisschen Schlechtes, ein bisschen Unentschlossenes - und die Fragen, die die Story nicht beantwortet bislang, ergo: Rundum eine wirklich gelungene und gut überlegte Geschichte, die wirkt!

Liebe Grüße,
Tanja
 
@GabiSils:
Sicher ist das mein Ernst. Auch mit 14 kann man denken und gerade bei so einem Lebenswandel ist dieser Ausweg zu "Glück und Freiheit" wohl der am naheliegendsten, würde ich mal sagen.
Dass sie in der Situation unter Drogen steht, führt allerdings womöglich / wahrscheinlich wirklich zu einer nicht ganz eigenen Entscheidung, aber das habe ich ja im letzten Kommentar auch geschrieben ("es sei denn, du wolltest die Tatsache, dass sie nicht bei klarem Bewusstsein ist in der Situation mit hinzuzählen, dass es mehr seine Entscheidung sei") - und eben auch bemängelt, dass der Schluss sehr knapp gehalten ist (eine genauere Beschreibung dieser Zeit oder ihre Gedanken), der allein wohl absolute Klarheit über ihre letztlich tatsächliche Gefühls-/Gedankenlage bringen könnte.
Für den Lebenswandel selbst hat sie sich sicherlich nicht selbst entschieden, das ist ja wohl klar, aber gerade wegen selbigem dürfte die Pille ihr gelegen kommen oder einfach egal sein.

Deinen Gedanken zu ihm kann ich mich im übrigen anschließen, sehe ich ähnlich.
Fand ich aber eigentlich gut geschrieben, dass man es eben nicht abkauft, sondern bestimmt (jeder) recht schnell auf dieses tatsächliche Motiv kommt. - Wäre natürlich nur dumm, wenn es so nicht gedacht war (glaub ich aber nicht).

Gruß,
Tanja
 

Rainer

Mitglied
hallo an alle,

also ich finde, dass genau die von gabi sils angesprochen und prägnant zusammengefassten punkte bereits in der geschichte drinstehen.
jedenfalls glaube ich, als gutmeinender mensch, das aus dem titel (und dem nick des autors) herauslesen zu können.

ich würde den teilaspekt des von zu hause weggehens sogar komplett streichen. wenn er angesprochen werden soll, müsste das tiefgründiger geschehen, aber das würde den text seiner dichte berauben, und dem leser eine atempause durch das lesen von bereits bekanntem/vorstellbarem verschaffen.


grüße

rainer
 

Yakob

Mitglied
nee, also tut mir leid, aber so einen arsch der sich an vierzehnjährigen vergeht als barmherzigen erlöser darzustellen, find ich so ziemlich das hinterletzte.
 

think twice

Mitglied
@Michael
Du reißt vieles an, ohne in die Tiefe zu gehen. Ich habe mich beim Lesen oft gefragt, warum? oder ich will mehr wissen, du könntest die Geschichte locker ausbauen.
Ich habe darüber nachgedacht, ob ich einige Dinge genauer beschreiben oder erklären sollte, doch gleichzeitig wollte ich die Geschichte auch kurz halten. Ich neige leider dazu, beim Schreiben etwas langatmig zu werden, womit einerseits die Geschichte vielleicht nur noch langweilig geworden wäre, und es andererseits auch nicht mehr viel zu überlegen, diskutieren oder anzumerken gegeben hätte. Die Diskussion, die sich hier entwickelt hat, empfinde ich als sehr positiv, da sehr viele Sichtweisen aufeinander stoßen, und jeder die Freiheit hat, das in die Geschichte hinein zu interpretieren, was er/sie für richtig hält.
Und das Ende mit der grünen Kapsel hast du ja als Überraschung geplant. Finde ich nicht so gut. Stattdessen könntest du den Zwiespalt, den beide haben, aufgreifen und darstellen.
Mag sein, dass die grüne Kapsel ein wenig überraschend kam, aber ebenso hätte es ein Messer oder eine Schusswaffe sein können. Rolandos Vorhaben selbst wollte ich jedoch schon recht früh erahnbar machen. Auch ging es mir weniger um den Zwiespalt, den beide haben könnten, sondern um das jeweilige Selbstbild, das sie hatten. (Rolando, der sich selbst als der barmherzige Retter sehen möchte und Eveline, die kaum noch ein Gefühl für sich selbst hat und durch Drogen in eine Scheinwelt flüchtet, um ihr Leben überhaupt ertragen zu können.)
So wie du es geschrieben hast, wird nicht klar bzw. nachvollziehbar, warum sie die Kapsel schluckt. Okay, es sind Gründe da, aber sie zögert nicht, nein, sie nimmt sie schon fast "spontan".
Eveline zögert kaum, weil ihr gar nicht bewusst ist, welche Wirkung diese Kapsel hat. Im Drogenrausch hört sie nur "besseres Leben" und überhört, dass Rolando den Tod damit meint. (Das hätte ich wohl ein wenig deutlicher beschreiben sollen.)

@swartzenfresser
Wie oben schon erwähnt sollte der Mord nicht als Überraschungseffekt kommen. Was die Reaktion des Mannes angeht, so gibt es deshalb keine, weil ich ausdrücken wollte, das die Situation von Sekunde zu Sekunde gefühlsärmer wird und er mehr und mehr seinem Wahn, ein großer Retter zu sein, verfällt.

@Tanja
Was mir nicht ganz so zusagt ist der Titel. Er hat ihre Entscheidung möglicherweise zwar voran getrieben, aber entschieden hat sie sich ganz klar selbst - es sei denn, du wolltest die Tatsache, dass sie nicht bei klarem Bewusstsein ist in der Situation mit hinzuzählen, dass es mehr seine Entscheidung sei.
Genau das war meine Absicht. Ein drogensüchtiges, berauschtes Mädchen, das nur noch Bruchteile ihrer Umwelt wahrnimmt. (Das hätte ich vielleicht deutlicher beschreiben sollen.)
Gar nicht gefallen hat mir die Stelle "Ihre Mutter hatte sie gehasst und geschlagen" - an dieser Stelle ist es wirklich zu kurz geraten.
Die beiden kurzen Rückblicke in Rolandos und Evelines Leben habe ich deshalb so kurz gehalten, weil ich befürchtet hatte, den Lesefluss durch längere Erläuterungen vielleicht zu zerstören. Ebenso sind die beiden Rückblicke aus der jeweiligen Sicht des einzelnen dargestellt und somit nur eine subjektive Wahrnehmung, die nicht weiter erklärt werden müsste. (Aber das hätte ich wohl deutlicher klarstellen müssen.)

Zu den offenen Fragen: Ob Rolando von dem Geburtstag wusste oder nicht, schien mir nicht wirklich wichtig. Er könnte es gewusst haben und gezielt nach einer letzten Bestätigung für sein Vorhaben gesucht haben, oder es war ein Zufall, der ihn zusätzlich bestätigte. Das wollte ich allein dem Leser überlassen.
Auch woher er die Pille hatte, fand ich persönlich nicht wichtig. Wichtiger schien mir, dass es deshalb eine Pille, weil er einst Medizin studiert hatte und daher wohl über die Wirkungsweise bestimmter Substanzen etwas mehr wusste als der Durchschnittsbürger. Wäre er früher hobbymäßig in den Schießclub gegangen, dann hätte er statt der Kapsel eine Pistole genommen.
Was Evelines Gedanken anbelangt, so wollte ich zeigen, dass in ihrem Kopf so gut wie gar nichts vorging, dass sie gewohnt war, das zu tun, was andere ihr befahlen und sie sich dadurch keine oder nur wenige eigene Gedanken machte. Daher verwundert der plötzliche Befehlston sie auch nicht. (Auch das hätte ich in der Geschichte etwas deutlicher hervorheben können.)

@Gabi
Sie ist vierzehn. Drogenabhängig, zur Prostitution gezwungen; der viel ältere Mann, dem sie vertraut und der eine Art Ersatzvaterfunktion für sie hat, befiehlt; und sie soll innerhalb der wenigen Sekunden überhaupt begriffen haben, was geschieht?
Diese Beschreibung trifft das, was ich ausdrücken wollte, wirklich sehr gut. Da ist genau das angekommen, was ich vermitteln wollte.
Das Mitleid nehme ich Rolando nicht ab, die Situation der Kleinen kann so ausweglos nicht sein. Nicht so, daß man sie umbringen muß (nicht ohne sie nochmal gefickt zu haben. Ein wahrer Menschenfreund.)
Auch hier triffst du den Nagel auf den Kopf. Rolando möchte sich selbst gern als den Helden und Retter sehen, redet sich ein, dass es nur einen Lösungsweg gibt und er das alles nur für Eveline tut. In Wahrheit jedoch ist er zu faul, nach einer wirklichen Lösung zu suchen, denn das wäre wohl mit Arbeit verbunden und käme es in der Öffentlichkeit heraus, würde wohl auch sein Ansehen bei Nachbarn, Freunden und Kollegen sinken.
Viel eher denke ich, er will sein Schuldgefühl bekämpfen, sich aus dieser Beziehung lösen - er will sie loswerden. That's it.
Auch das trifft es ziemlich genau. Einem halbwegs normalen Menschen ist klar, dass Rolandos Verhalten (sich von jungen Prostituierten befriedigen zu lassen) gesellschaftlich nicht akzeptiert wird. So auch ihm.
Er kann Eveline nicht in sein Leben mitnehmen, um ihr zu "helfen" bzw. sie bei sich zu haben, denn irgendwo "liebt" er sie - wenn auch auf eine ziemlich kranke Weise. Wenn er sie aber tötet, muss er selbst ihr Leid nicht mehr mitansehen. Zugleich versucht er auch noch die Verantwortung für diese Entscheidung Eveline zu übertragen, um sich selbst dadurch die Absolution zu erteilen. (Es war doch ausdrücklich ihr Wunsch und ihre Entscheidung gewesen.)

@Rainer
Danke auch für deinen Kommentar, auch wenn ich diesem nicht mehr viel hinzufügen kann.

@Yakob
nee, also tut mir leid, aber so einen arsch der sich an vierzehnjährigen vergeht als barmherzigen erlöser darzustellen, find ich so ziemlich das hinterletzte.
Ich denke mal, da hast du die Geschichte vollkommen falsch verstanden.

@all
Danke für das Lesen, Kommentieren und Bewerten. Ich werde mir überlegen, ob und wie ich einige Punkte in der Geschichte noch genauer ausarbeiten kann. Vorerst jedoch lasse ich sie hier so stehen, wie sie ist.
 
P

Poet

Gast
Hallo think twice!


Deine Geschichte ist eine sehr einfache Lebensform. Du hast das Thema Prostitution dermaßen verdünnt, dass nichts, aber wirklich gar nichts mehr übrig geblieben ist.
Anscheinen ist dir nicht klar, was alles so eine Hure mitmachen muss. Ich habe den Eindruck, dass du dich mit der Thematik viel zu wenig auseinander gesetzt hast.
Ich meine, die Prostituierten müssen mit jedem Abschaum schlafen, sie müssen sich solche Abartigkeiten gefallen lassen, die eine normale Frau es niemals tun wird.
Davon ist in deiner Geschichte nichts zu lesen. Es fehlt ihr die Tiefe und die Wucht.
Stattdessen kratzt du die ganze Zeit an der Oberfläche.
Ähnlich wie Inhalt deiner Story, ist auch dein Satzaufbau. Es gibt keine einzige Stelle, die den Leser zum Weiterlesen zwingt. Die Geschichte ist eher eine Art Protokoll, weil du ganz genau erzählst, wer was und wann getan hat. Du spielst gar nicht mit Emotionen, du provozierst auch nicht. Deswegen wirken deine Protagonisten auch so leer. Sie haben es nicht geschafft, während ich die Geschichte gelesen habe, irgendeine Gefühlsregung hervorzurufen.
Und da du ja keine SF Story geschrieben hast, müssen wir hier mit Logik arbeiten. Unlogisch ist, dass ein verheirateter Mann, der noch obendrauf zwei Kinder zu Hause hat, zu einer Prostituierten geht und einfach nur quatschen will. Hey, wenn der Kerl etwas im Leben zu Genüge hat, dann ist das das tägliche Quatschen mit seiner geliebten Frau. Er will einfach Fleisch haben, und zwar so, wie er es von seiner Frau niemals bekommen wird. Er zahlt auch dafür.

Außer den Satzaufbau, muss ich noch die holprige Grammatik ein bisschen kritisieren.
Sätze wie: „ Sie wollte glücklich sein und [red] ihre jetziges [/red]Leben“ oder „ In der Zeit, die sie sich kannten, war aus dem schlanken, hübschen, blonden Mädchen [red] zunehmends [/red] eine hagere, kränkliche Gestalt geworden“, hätten locker vermieden werden können. Einige Tipp- und Flüchtigkeitsfehler sind auch vorhanden. Hinzu kommen noch die vielen Absätze -35! (manchmal sogar nach einem einzigen Satz).

Fazit: Eine gewöhnliche Geschichte, die ein komplexes Thema beschreibt, welches durch unspektakuläre Handlung und ihre steifen Protagonisten leider nur ein Thema bleibt.
Alles bleibt, wie es war!

Lieben Gruß, Poet
 



 
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