Widerspruchslos

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Widerspruchslos


Du hast genommen,
ohne zu fragen,
meine Worte
nicht verstanden;
Angst und Scham
brannten sich schmerzlich
tief in meine Seele.
Lange, viel zu lange
habe ich stumm,
geduldig ertragen,
widerspruchslos funktioniert,
ehe ich erkannte,
dass die Akzeptanz
deiner Macht über mich,
einem Selbstmord gleichkäme.

Brigitte Pulley-Grein

2 7. J u n i 2 0 0 4
 
Herzlichen Dank für Dein Feedback, liebe Maren!
Ja, klare und eindringliche Worte habe ich bewußt gewählt, um das zu schildern, was immer wieder all zu oft Menschen widerfährt, die jedoch nicht die Kraft haben darüber mit anderen zu reden, sondern aus Scham ein Leben lang schweigen.

Mit lieben Grüßen,

Brigitte.
 

MarenS

Mitglied
Nun...lächel...dann ist es wohl an der Zeit meines als Ergänzung zu setzen...es ist anders als deines und lautet "Erfahrung mit 13". Vielleicht magst du es ja lesen.

Grüße von Maren

P.S.: Was dieses Thema angeht:
Schweigen ist Gold, ich liebe Silber.

P.P.S: Soeben wurde mir klargemacht, dass ich erst wieder am 15.06.05 ein Gedicht posten darf...also morgen...
 
B

bonanza

Gast
ich bleibe am selbstmord hängen.
wenn das selbstmord wäre, hätten wir auf auf der welt kein
problem mit der überbevölkerung.
dein gedicht kommt mir vor, als müßtest du im nachhinein
die richtigkeit deines handelns unterstreichen.
anders gesagt: der wurm ist drin.
soviel zum inhalt.
die sprache ist okay.

bon.
 
Hallo Bonanza,

vielen Dank für Deinen Kommentar!
Daß Du am Selbstmord hängen bleibst, nun ja.
Dein Hinweis auf die Überbevölkerung ist schon recht zynisch.
Die Richtigkeit meines Handelns muß ich wahrhaftig nicht unterstreichen, und der Wurm ist nicht (mehr) drin, sondern er war drin!
Abgesehen davon gibt es viele, zuviele Menschen, die - manchmal ein ganzes Leben lang - mißbraucht und unterdrückt werden, bis sie schließlich nur noch den Selbstmord als Ausweg sehen.

MfG.

Brigitte.
 
B

bonanza

Gast
so einfach ist es mit dem selbstmord nicht. wie bei der
sucht gibt es die unterschiedlichsten motive. und wie
bei der sucht zeigt er keinen ausweg sondern eine flucht
in die ohnmacht, passivität und das selbstmitleid.
in den wenigsten fällen mag der selbstmord wirklich
für den betroffenen der einzige ausweg aus seinem leid
zu sein. zb.: bei starken und chronischen schmerzen oder
bei irreversiblen lähmungen vom hals abwärts.
letzlich bleibt es eine sehr subjektive entscheidung,
ob man vorzeitig aus dem leben scheiden will.
menschen in unterdrückungssituationen müssen ihre optionen
gegeneinander vernünftig abwägen.
nehmen wir als beispiel das opfer frau, die von täter
ehemann jahrelang tyrannisiert und geschlagen wird.
wieviel sozialer und kultureller druck vermag das opfer
in seine rolle zu zwingen? welche abhängigkeiten materiell
und psychisch liegen vor? mit welchen nachteiligen
konsequenzen muß das opfer rechnen, wenn es sich gegen
den täter auflehnt? was für hilfe wird vom
sozialen umfeld und von institutionen angeboten?

die angst lähmt das opfer. es fällt in eine starre der
wehrlosigkeit. oder das opfer wird kompensatorisch selbst
zum täter, indem es zb. seine kinder vernachlässigt und
schlägt. in jedem fall hat die angst die regie über
das handeln. die verhaltensweisen sind irrational, und
in gedanken wird mit der selbsttötung gespielt.
sich aus den klammern von täter und angst zu befreien,
bedeutet die selbstverantwortliche interpretation seines
lebens. das setzt reife und entwicklung voraus.
nicht jedes opfer hat die kraft oder findet die glücklichen
bedingungen, seiner jahrelangen opferrolle zu wider-
sprechen. auch ein furchtbares zuhause ist ein zuhause.
nicht immer gelingt der ausbruch. dann sind lebenskünstler-
qualitäten gefragt.
es ist vertrackt, brigitte. wer es geschafft hat, kann
froh sein, aber sein erleben hat keine allgemeingültigkeit.
beispielcharakter.
dein gedicht spricht von einer selbstbewußten, intelligenten
frau, die früher oder später auf den trichter kommen mußte.
viele"opfer frau" verfügen nicht über diese voraussetzungen.
du vergleichst deine widerspruchslosigkeit mit einem
selbstmord. welcher luxus!

bon.
 
Hallo Bonanza,

ich danke Dir für Deinen sehr ausführlichen und guten Kommentar!
Natürlich kann es keine allgemeingültige Antwort auf dieses heikle Thema geben. Doch ich denke, wenn man mal selbst in solch einer scheinbar auswegslosen Situation gelebt hat, daß man manchmal nicht mehr weiter wußte, schien der Selbstmord als einziger Ausweg aus dem Martyrium. Natürlich reagiert jeder Mensch auf körperliche Gewalt anders, weiß sich eventuell rasch zu wehren. Doch die äußeren Umstände tragen natürlich entsprechend dazu bei!
Mit dem Wunsch, daß alle unterdrückte Menschen rechtzeitig Kraft und Beistand finden mögen, um endlich wieder ein lebenswertes Leben führen zu können, verbleibe ich,

mfG.

Brigitte.
 



 
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