Wie Tiere bei uns sterben

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helmut ganze

Mitglied
Wie Tiere bei uns sterben

Wie sterben Tiere, lasst uns fragen,
wie war es doch ein Leben lang,
da wird gejagt, gehetzt, geschlagen,
von schnellen Jägern, stark im Fang.

Gerissen wird und roh verschlungen
das Beutetier in der Natur,
als Nahrung dient es für die Jungen,
von Lust am Töten keine Spur.

Dann kam der Mensch mit seinem Streben
auf diese Erde, nicht allein,
als Jäger, um zu überleben,
fügt er im Daseinskampf sich ein.

Dann übernahmen die Kontrolle
die Menschen über Wald und Feld
und griffen ein nun in die Rolle
der alten Tier- und Pflanzenwelt.

Der Ruf nach Fleisch hat nun ergeben,
woran die Tierzucht heute hängt,
an Großanlagen, preiswert eben,
wo Tier an Tier steht, dicht gedrängt.

Das Schlachtvieh wird für wenig Rubel
am Fließband dann exekutiert
und landet voll im Kaufhaustrubel,
für den Verzehr fein portioniert.

Wer fühlt noch mit den Viehtransporten
bis hintern fernen Bosporus,
wer weiß, dass man an and`ren Orten
noch schächtet, ohne Bolzenschuss.

Wir sind entsetzt, empört, gespalten,
stellt Gifte man im Essen fest
und ganze Herden, die wir halten.
wir töten müssen nach dem Test.

Ich glaube nicht, es klingt vermessen,
wenn manches uns auch sehr bewegt,
beim nächsten Steak ist oft vergessen,
was vorher uns so aufgeregt.

Heidenau, den 19. 01. 2011
 
P

Pelikan

Gast
Hallo, Helmut, Du hast es auf den Punkt getroffen,
und in den wunden Punkt dieser Gesellschaft den Finger gelegt.
Einer Gesellschaft die Fleisch zum Wegwerfartikel degradiert hat und der es egal ist, Hauptsache sie kann sich genußvoll ihren Bauch vollschlagen. Egal ob sie andere Lebewesen (Tiere) leiden läßt oder artgleiche Lebewesen (dritte Welt).
Jetzt, wo es dem Menschen an den eigenen Arsch geht, jetzt schreien einige nach ökologischer Landwirtschaft -
aber nur weil es ums ICH geht.Jetzt sind plötzlich Bio-Eier
etc. ausverkauft. Ich finds Klasse! dass Du dieses Thema ansprichst, auch wenn Du wahrscheinlich keine große
Resonanz damit erzielen wirst.
Mit herzlichen Grüßen, Pelikan
 
M

mirami

Gast
hallo helmut,

respekt! wichtiges thema! mehr davon..

sehr gern gelesen! da fühlt man sich doch gleich weniger allein in diesem kampf gegen das mörderische untier.

lg
mirami
 

Aurora

Mitglied
recht hast du.

aber wahrscheinlich bist auch du kein veganer oder WENIGSTENS vegetarier, nehme ich an.

so ist das. feststellen, dass die eigene gier anderen lebewesen schadet, das ist schnell getan. sich schuldig zu fühlen, der unmittelbar nächste schritt. dann aber zu verzichten, um es selbst besser zu machen? och nööö... dann lieber die grünen wählen, als gefühlten ablasshandel für die eigenen fehler.

"der wille ist stark, aber das fleisch ist schwach" - aus dem munde eines eingefleischten pflanzenfressers bekommen diese worte einen ganz neuen sinn.

dennoch: zwei grüne daumen hoch!
 
M

mirami

Gast
ich noch mal....

mit einem kleinen nachtrag:

ich bewertete hier vornehmlich den inhalt des gedichtes als sehr gut. ein, zwei kleine holprer, meine ich, beim lesen bemerkt zu haben .... deshalb keine 10. (btw... ich würde mir wünschen, die reim-experten dieses forums würden mal drüber huschen und sich, im fall der fälle, zu wort melden. )

aufgrund auroras frage, ob der verfasser veganer oder vegetarier ist... stellte ich mir, ganz persönlich die frage, ob ein autor absolut authentisch sein muss mit seinem gedicht. im fall dieses gedichts erledigt sich diese frage mit dem letzten absatz. er schreibt „uns“ und nicht „was vorher ALLE so aufregt“. er bezieht sich mit ein, und ist aus dem schneider. trotzdem könnte er aber die formulierung „uns“ bevorzugen, ohne selbst leichenteil-fresser zu sein. meiner meinung nach, ist der verfasser eines lyrischen oder prosaischen werks dem leser generell keine erklärung schuldig. seine aussage sollte im fokus stehen. (oder wie pelikan es formuliert hat, der verfasser legt den finger in die wunde der gesellschaft.) der autor ist nur vehikel einer botschaft. (der filmschauspieler ist auch nicht mörder, ehebrecher oder heiliger. )

außerdem denke ich, richtig gute schrifstücke entstehen nur aus einer gewissen distanz heraus.
ich selbst könnte jedenfalls niemals über das thema tierschutz, massentierhaltung oder jagd, schreiben... mir fehlt die distanz.

ich möchte wahrlich keine diskussion heraufbeschwören, zum eigentlichen (und wichtigem ) thema. unter einem gedicht ist das keine geeignete location, sofern der verfasser diese nicht bewusst eröffnen will. persönlich ist das ein thema, was mir am herzen liegt.

dem autoren helmut, (vegetarier oder nicht) danke ich fürs thema auf die platte bringen.

gruß mirami
(vegetarierin- weder ausgemergelt, moralingetränkt, noch frustiert ;))
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber Pelikan,

vielen Dank zunächst füe deine zustimmenden Worte zu meinem Gedicht. Das Thema ist sicher auch emontional. Ich habe meine Kindheit noch in einer Zeit verbracht, da Eintopfsonntage von den damaligen Machthabern gefordert wurden, also kein Sonntagsbraten. Fleisch war nicht selbstverständlich.
Heute beginnt das Nachdenken oder auch nicht erst an der Kühltruhe, wie Fleisch entsteht, wird ausgeblendet.
Ich bin kein Vegetarier, unsere Vorfahren mussten jagen, um zu überleben und Fleisch zu haben, nur deshalb sind wir keine Affen geblieben.

Herzliche Grüße

Helmut
 

helmut ganze

Mitglied
Wie Tiere bei uns sterben

Wie sterben Tiere, lasst uns fragen,
wie war es doch ein Leben lang,
da wird gejagt, gehetzt, geschlagen,
von schnellen Jägern, stark im Fang.

Gerissen wird und roh verschlungen
das Beutetier in der Natur,
als Nahrung dient es für die Jungen,
von Lust am Töten keine Spur.

Dann kam der Mensch mit seinem Streben
auf diese Erde, nicht allein,
als Jäger, um zu überleben,
fügt er im Daseinskampf sich ein.

Dann übernahmen die Kontrolle
die Menschen über Wald und Feld
und griffen ein nun in die Rolle
der alten Tier- und Pflanzenwelt.

Der Ruf nach Fleisch hat nun ergeben,
woran die Tierzucht heute hängt,
an Großanlagen, preiswert eben,
wo Tier an Tier steht, dicht gedrängt.

Das Schlachtvieh wird für wenig Rubel
am Fließband dann exekutiert
und landet voll im Kaufhaustrubel,
für den Verzehr fein portioniert.

Wer fühlt noch mit den Viehtransporten
bis hintern fernen Bosporus,
wer weiß, dass man an and`ren Orten
noch schächtet, ohne Bolzenschuss.

Wir sind entsetzt, empört, gespalten,
stellt Gifte man im Essen fest
und ganze Herden, die wir halten,
wir töten müssen nach dem Test.

Ich glaube nicht, es klingt vermessen,
wenn manches uns auch sehr bewegt,
beim nächsten Steak ist oft vergessen,
was vorher uns so aufgeregt.

Heidenau, den 19. 01. 2011
 

Aurora

Mitglied
... wegen eines gendefektes, der die kiefermuskulatur schwächer werden ließ und somit das hirnwachstum ermöglichte und erforderlich machte, sind wir (halbwegs) den affen nicht mehr identisch. und das argument der vorfahren und der jagd. zählt heute nicht mehr. (ich schweife ab...)

aber eben das macht es ja so pervers. ich habe kein problem damit, wenn ein massai eine antilope jagt. wohl aber damit, wenn ein euopäer ein schnitzel kauft.

ich habe seit ich 14 bin keine produkte von leichen mehr konsumiert (in jeder erdenklichen weise) und lebe immer noch :) [auch wenn das nur ein gerücht ist].

ich erwarte nicht grundsätzlich, dass sich der autor mit all seinen inhalten identifizieren muss. das mit dem schauspieler war ein treffender vergleich. aber bei so einem gedicht... das wunder mich schon. zumindest, wenn das selbsturteil weitestgehend ausbleibt. je suis confusée...
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Liebe mirami,

zur Zeit wird ja außerhalb der Leselupe deutschlandweit über unsere Ernährungsgebräuche oder besser gesagt, Ernährungsmissbräuche, heftig diskutiert und demonstriert.
Ich jedenfalls wollte in meinem Gedicht lediglich festhalten, wie es bei uns Menschen mit dem Verzehr von Fleisch, also von getöteten Tieren, begonnen hat und wo wir heutzutage gelandet sind. Tierzucht und Fleischproduktion bis hin zur Schlachtung der Tiere ist pervertiert. Nur die wenigsten Menschen würden noch Fleisch essen, wenn sie das Tier vorher selbst töten müssten.
Nur die Arbeitsteilung ermöglicht uns, sovlel Fleisch zu essen, wie wir wollen oder auch nicht.
Die Frage ist also nicht, sollen wir Menschen Fleisch essen oder vegetarisch leben, sondern wie wir das Fleisch produzieren und verarbeiten, wie vor hundert Jahren oder unter den Bedingungen des heutigen Marktes und des Wettbewerbes um niedrigstes Qualitätsniveau.
Ich weiß, zu dieser Thematik gibt es mehr Fragen als Antworten.

Herzliche Grüße

Helmut
 
M

mirami

Gast
hallo helmut,

genau das, was du oben beschreibst, den werdegang, wie vom urzeitmenschen, der aus der not heraus tiere jagte, hin zum heutigen pervertiertem konsumverhalten, (und allen sich daraus ergebenen konsequenzen,) mag ich an deinem gedicht.

nicht mal die raubtiere, großkatzen, wölfe, eisbären ect. fressen täglich fleisch, sie haben nicht täglich erfolg bei der jagd.

du schreibst, die frage sei nicht, ob wir menschen fleisch essen oder nicht, sondern wie wir fleisch produzieren und verarbeiten. in dieser frage bin ich anderer meinung, denn wir müssen heute nicht mehr töten um zu überleben. allerdings räume ich ein, eine möglichst artgerechte tierhaltung und ernährung, bis zum tod der tiere, wäre immerhin schon besser als alles was wir jetzt haben.

aus diesem grunde freuen mich auch jegliche skandale, die aus dieser branche bekannt werden, denn nur so lernen menschen scheinbar dazu. wenn sie die gesundheitlichen konsequenzen am eigenem leib erfahren, da protestieren dann selbst solche, die das tierleid ausblenden können oder wollen, und greifen zumindest vorrübergehend tiefer in die tasche und zu produkten vermeintlich besser qualität. leider nur vorrübergehend. bis der skandal stillschweigend im kopf und in den schubladen der politik, die stets aufklärung und verbesserungen verspricht, wieder mal versandet ist. der nächste skandal lässt schon mal grüßen!

dennoch bleibe ich dabei. tiere zu essen, selbst einigermaßen langsam und gut aufgezogene, ist heutzutage in unserer gesellschaft ethisch nicht mehr zu rechtfertigen. für mich ganz persönlich, da ich (leider wieder)raucherin bin, ist es allein eine ethische frage, keine der gesundheit. dennoch, wir brauchen kein fleisch für eine vollwertige ernährung. wir brauchen keine pelze um uns zu wärmen, keine tierhäute in taschen-, schuh- oder jackenform, wo es dafür unmengen gleichwertige oder bessere ersatzprodukte gibt. in anderen breitengraden und weltgegenden mag das anders aussehen. die menschen dort haben diese wahlmöglichkeiten oft nicht.

hierzulande ist fleischessen keine notwendigkeit sondern gewohnheit. nebenbei eine schädliche. wir essen auch die antibiotika mit, und die folgen sind noch unermessbar. erste nagative auswirkungen: die multiresistenten keime, an denen immer mehr menschen versterben.

abgesehen davon steht die kilomenge fleisch die man ende erhält, in keinem verhältnis, zu der kilomenge an pflanzlichen nahrungsmitteln, die das tier bis dahin vertilgt hat. da könnte man viele menschen von ernähren. bzw. man könnte diese anbauflächen für viehfutter für menschenfutter nutzen. aber ich schweife ab...

das thema hat zu viele verknüpfungen, wirtschaftliche, politische, wissenschaftliche und ehtische. wir können sie hier nicht in kürze erörtern. in einer globalen unfairen handelswelt und einer asozialen marktwirtschaft steht am ende der futterkette wie immer der mensch. die einen fressen sich satt mit gesundheitlich bedenklichen lebensmitteln, die anderen verhungern sogar für unser billigleben. und die einzigen die daran verdienen, bekommen nicht was sie verdient hätten. :)

lieber helmut, für mich steht es nicht zur debatte ob du als autor fleisch isst, sondern dass du der gesellschaft den spiegel vorhältst. dein anprangern des missstandes massentierhaltung, seiner entstehung und seiner besorgniserregenden entwicklung, kam bei mir gut an.


so jetzt hab ich dich zugetextet... das wollte ich gar nicht. ich bitte herzlichst um verzeihung...

freundliche grüße,
dir alles gute
und weiter so!

mirami
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Liebe Aurora,

es ist sicher sehr schwer für mich als jemand, der Fleisch isst, wenn auch nicht täglich, mit einer überzeugten Gegnerin jedweden Fleischkonsums eine gemeinsame Diskussionsbasis zu finden. Was mich aufregt ist das Phänomen, dass der Mensch durch die Arbeitsteilung in Tierzucht und Tierschlachtung und durch den unbegrenzten Zugriff zu den Schlachtergebnissen, völlig losgelöst von der ursprünglichen Tierform an der Kühltheke im Supermarkt nicht mehr an die Realität der heutigen Tierhaltung und Verarbeitung erinnert wird.
Denkt jemand bei einem Steak auf seinem Teller noch über den Tellerrand hinaus? Das ist es, was uns vereinen könnte.

Liebe Grüße

Helmut
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Liebe mirami,

vielen Dank für deine ausführlichen Gedanken zum Problem. Du hast mich nicht zugetextet und auch nicht gelangweilt, denn du hast vernünftige Gedanken geäußerst, wenn nicht die Realität ganz anders aussehen würde. Solange Lebensmittel an der Börse gehandelt werden und damit gute Geschäfte gemacht werden, solange wird die Fleischindustrie auf industrielle und deshalb gewinnbringende Fleischproduktion nicht verzichten.
Der Fleischkonsum ist damit, je billiger die Ware angeboten wird. nicht zu minimieren.
Zum Glück beginnt im Lande das große Nachdenken über unsere Ernährungsgewohnheiten.

Ganz liebe Grüße

Helmut
 



 
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