Wir

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Vera-Lena

Mitglied
Wir

Das Wir-Feld tut sich auf,
wächst mit jedem gemeinsam
gefundenen Gedanken,
weitet sich ins Unendliche,
wenn wir einander bestaunen,
wird zur Ebene, zum Berg,
zum reißenden Fluss.

Und immer ziehst du mich
hinter dir her,
und dann wieder eile ich
dir jauchzend voraus.

Und es bekommt Knicke
das Feld und Zipfel
und Unebenheiten,
aber eines Tages
schimmert es
wie ein ebenmäßiger Kristall.

Ich lehne meinen Kopf
an deine Schulter
und lausche dieser
Zukunftsgeschichte,
vernehme die sprudelnden
Quellen auf diesem Terrain
und wage den ersten Schritt.
 
K

Klopfstock

Gast
Ein wunderbares Gedicht über das gemeinsame Leben,
liebe Vera-Lena, über Tiefen und Höhen, schwere und leichte Tage, unüberwindbare Berge und gut begehbare Ebenen.
Und immer geht der eine oder der andere voraus -
mal zieht man, mal läßt man sich ziehen......

Viel Arbeit muß man leisten, viele Wege gehen
in einer Beziehung - bis sie am Ende diesem "ebenmäßigen
Kristall" gleicht.
Ja, die Zweisamkeit ist schon ein Wagnis, ein Spiel - aber wenn man zusammen paßt eins mit gutem Ausgang;);)

Wünsche Dir noch was ganz, ganz Schönes
und sende liebe Grüße
Irene:)
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Irene,

der gute Ausgang schwebt einem jedenfalls immer vor. Ach, wenn man noch ganz jung ist, hält man ihn sogar für selbstverständlich, und was dann alles so kommt, ja, das hast Du ja schon beschrieben. Es ist das Leben selbst, glaube ich, das einen da hineinlockt, weil es gelebt werden will.

Danke für Deine Interpretation!:)

Auch Dir die allerbesten Wünsche an diesem, irgendwie doch verträumten, Nebeltage.:)

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Montgelas,

da gebe ich Dir natürlich vollkommen Recht. Wenn ich mir selbst nicht bewusst machen will, wodurch mein Handeln eigentlich bestimmt ist, wird es mich auch nicht kümmern, wie das bei denen bestellt ist, mit denen ich zusammenlebe.

Alles was ich mir an , postiven Qualitäten im Miteinander-Umgehen erworben habe, wird sich auch auf die anderen auswirken und umgekehrt genauso.

Wenn ich einen wildfremden Menschen nach dem Wege frage, und er erklärt mir alles, lächelt mich zum Schluss an und sagt:"Dann wünsche ich Ihnen ein gutes Gelingen", obgleich er doch gar nicht weiß, weshalb ich nun dorthin finden will, dann gibt mir das erheblich zu denken. Und ich komme mir so schäbig vor, und ich mache die ersten Schritte, mich darin zu üben, anderen gute Wünsche auszusprechen.
Ja, da hat mir jemand ein kleines Stückchen zur Ich-Werdung weitergeholfen.

Und dadurch wiederum hat er mir auch auf dem Wir-Feld weitergeholfen.

Danke für Deine Antwort!:)

Aber jetzt fällt mir noch ein, inzwischen traue ich es mir auch zu, diese ganze Arbeit allein auf meine Schultern zu nehmen, denn nicht jeder ist bereit auch einen Anteil beizusteuern, aber er möchte trotzdem in einer Gemeinschaft leben dürfen. Naja, wenn er wenigstens ein paar liebenswerte Dinge zueigen hat, und wer hat die nicht, wer wollte so jemanden verstoßen. Alles was er heute nicht lernt, lernt er eben viel,viel später.

Aber dieser Kristall-Traum von meinem Wir-Feld, der ist einfach zu schön, und ich werde nie aufhören, mir das für andere und für mich selbst vorzustellen.

Geh mal für ein paar Tage in ein Krankenhaus (bitte nicht wirklich!!!!!) da musst Du dann mit mindestens 5 Personen ein Wir-Feld aufbauen, Mitpatienten, Ärzte , Pfleger... das gibt eine Menge Lernstoff, und wenn Du dann wieder zu Hause bist, hast Du während der körperlichen Erholungspause eine ausreichende mentale Beschäftigung.

Bleib gesund und fröhlich und habe noch einen schönen Tag!:)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

rosste

Mitglied
Liebe Vera-Lena,
du hast ein schönes Gedicht geschrieben.
Erst wollte ich Dich fragen, was "ebenmäβiger Kristall" bedeutet, weil ich selber Mineralien sammle.
Aber dann hat Klopfstock alles verstanden.
Es gibt auch Zwillinge unter den Kristallen, nebeneinander. Oder Monster, übereinander gewachsene Kristalle. Und es gibt ganz klare Kristalle, die Edelsteine.
Jeder Diamant ist ein Induviduum.
Je klarer, um so einsamer.
Kein Platz für Spurenelemente.
Aber Du willst die Verschmelzung. Und die geht auf Kosten der Klarheit.
Weniger Karat aber mehr Zweisamkeit, denn von Liebe hast Du nicht gesprochen.
Vielleicht tust Du den ersten Schritt hin zu ihr.
Liebe und Zweisamkeit - das gehört zusammen.
Liebe Grüsse, Stephan
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieger Stephan,

danke für Deine Interpretation und für Deine Darlegungen hinsichtlich der Kristalle. Das finde ich hochinteressant.

Ja, von Liebe habe ich nicht gesprochen. Mein Text über die Liebe ist "Erwählt".

Aber wenn zwei eine solche Reise ins Wir antreten, dann besteht zwischen ihnen eine Anziehung und auch jegliche Bereitschaft,zu lauschen, wo die Liebe vielleicht anzutreffen sei, und wenn das Wir-Feld dann doch ein hochkarätiges Ebenmaß erreicht hat, kann das eigentlich nur mit Hilfe der Liebe zustandegekommen sein.

Ja, davon träume ich. Einmal, als es geschneit hat, habe ich gesehen, dass in jeder Schneeflocke ein ganz zartes grünes und ein ganz zartes rotes Licht beieinander waren. Das hat mich sehr faszieniert.

Danke für Deine Antwort!:)
Hoffentlich hast Du nicht so viel Nebel, wie wir heute hier, bei Dir im hohen Norden.
Es grüßt Dich herzlich Vera-Lena
 
S

Sandra

Gast
Auch ich finde, dass dies ein sehr gelungener zudem warmherziger Text ist.
Sehr behutsam und Stück für Stück baut sich hier eine Liebe auf. Die Realität findet sich in den Bergen und Ecken, vielleicht gibt es auch Risse oder Abhänge auf diesem gemeinsamen Feld. So ist nun mal ein gemeinsames Leben. Sehr nah an der Wirklichkeit und doch sehr poetisch beschrieben.

Ist diese Zeile für dich zwingend?

Und es bekommt Knicke
[blue]das Feld und Zipfel[/blue]
und Unebenheiten,
aber eines Tages
schimmert es
wie ein ebenmäßiger Kristall.

Zum einen ist klar, dass du über das Feld sprichst. Des weiteren lese ich in den Zipfeln die bereits erwähnten Berge oder die Unebenheiten.

Nur als Denkanstoss. Mir hat dein Gedicht sehr gut gefallen.

LG
Sandra
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Sandra,

ich freue mich sehr über deine Gedanken zu meinem Text.

Ja, das ist schon merkwürdig,als sich der Sprachfluss plötzlich änderte: "Und es bekommt Knicke, das Feld und Zipfel", hier habe ich ja den Satzbau umgestellt, ja an dieser Stelle fing der Text für mich richtig an zu fließen, da war ich mittendrin in diesen, alles immer wieder verändernden, Prozessen, ein Knick ist ja eine bepflanzte Böschung beim Geländeritt zB, irendwie war ich dann mit meinem ganzen Empfinden mittendrin in den Schwierigkeiten und auch in Ereignissen, bei denen man manchmal glaubt, doch nicht mehr auf dem richtigen Weg zu sein.

Ebene Berg und Fluss haben mir das noch nicht so deutlich gemacht. Ich brauchte einfach noch diese Steigerung.
Umso gewichtiger dann, wenn sich alles doch geglättet hat!

Danke für Deine Antwort!:)
Dir noch einen schönen Tag!:)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 
S

Sandra

Gast
Und es bekommt Knicke, das Feld und Zipfel", hier habe ich ja den Satzbau umgestellt,
Ja, du gehst quasi den beschriebenen Knick auch in deinem Satzbau. Du läufst eine kleine Kurve. Jetzt, nach deiner Erklärung bekommt dies für mich seinen ganz eigenen Reiz und auch eine neue Perspektive. Interessant und vielen Dank! ;)

LG
Sandra
 
E

El Lobo

Gast
Liebe Vera-Lena,

und wenn die Tiefen kommen verzage nicht denn sie sind Teil des Lebens, könnte man dazu sagen.

Dir noch einen schönen Abend wünscht Enzio
 

Vera-Lena

Mitglied
Tiefen

Ja stimmt, El Lobo,

die Tiefen kommen gar nicht vor! Die hätte ich auch noch erwähnen können. Na, da siehst Du es mal, wie gut es mir geht.
Verzagtheit dauert bei mir höchstens 20 Minuten. Danach ist wieder eine Hilfestellung an Land gekommen.

Danke für Deine freundliche Antwort!:)

Dir nocheinen schönen Abend!
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Perry

Mitglied
Hallo Vera-Lena,
gefällt mir! Irgendwann werdet ihr ein Haus auf dem Wir-Feld bauen und es wird euch Heimat sein.
LG
Manfred
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Manfred,

ja, ein Haus auf festem Grund, das würde bedeuten, dass sich das Wir-Feld seiner harmonischen Form nähert.

Danke für Deine Antwort!:)
Einen schönen Abend wünscht Dir mit lieben Grüßen Vera-Lena
 



 
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