Es war die Nacht des zweiten Vollmondes. In den Straßen der Stadt Korab kroch der Rauch wie Nebel durch die Straßen und legte sich um ihre Häuserruinen. Überall flackerten kleine Feuer. Irgendwo hustete eine alte Frau, ein Kind weinte und ein Hund jaulte in der Ferne. Ansonsten war kein Laut zu hören. Als die Frau, das Kind und der Hund verstummten, breitete sich eine verzweifelte Stille aus.
Eine hagere Gestalt mit langen, dünnen Armen, ausgemergeltem Gesicht und leeren Augen, ließ seinen Blick vom höchsten Turm des Schlosses über die zerstörte Stadt schweifen. Es war König Wodomir.
Bei Sonnenaufgang hieß er seine Wachen in der Stadt zu verkünden, dass alle Handwerker Korabs sich zur Mittagsstunde im Schloss einzufinden hätten.
Als die Handwerksleute mit hängenden Schultern und betretenen Mienen vor ihrem König standen, sprach der:
„Ihr wisst, warum ich euch gerufen habe. Es ist wieder an der Zeit die Stadt neu zu erschaffen. Sie soll schöner werden, als jede andere dieser Welt. Jeder König soll neidisch auf mich und mein Korab sein.“
„Aber Euer Hoheit, noch gestern strahlte die Stadt wie keine andere auf dieser Welt, bis ihr... .“
„Wage es nicht deinen Satz zu beenden, elender Ketzer! Sonst lasse ich dich auf dem Scheiterhaufen verbrennen!“, unterbrach ihn der König zornesrot. „Und jetzt an die Arbeit! Ich will keinen Klagelaut hören. Ihr habt zwei Vollmonde Zeit, die Stadt neu zu errichten. Schafft ihr es nicht, werde ich sie wieder niederbrennen lassen.“
Die Handwerker machten sich sogleich an die Arbeit. Sie waren voller Angst wieder nicht gut genug zu sein. Viele vor ihnen hatten Korab verlassen und sie überlegten leise, jeder für sich, es ihnen gleich zu tun.
Wodomir fand in der Zeit des Erbauens nicht eine Minute Schlaf. In der Nacht des vierten Vollmondes hieß der König seine Soldaten die neu errichtete Stadt dem Erdboden gleichzumachen. Wieder ließ der König seinen Blick über die schwelende Stadt schweifen. Seine Frau Magdalena trat leise hinter ihn und legte vorsichtig ihre Hand auf seine Schulter.
„Wodomir“, sprach sie sanft, „lasst mich Euch helfen!“
„Was willst du, törichtes Weib? Ich kenne deine Pläne.“
„Um Himmelswillen! Wovon sprecht Ihr, mein Gemahl?“
„Ihr habt Euch gegen mich verschworen, wollt mich vergiften und die Stadt zu der Eurigen machen.“
„Aber Wodomir, wie könnt Ihr so etwas nur glauben? Nie könnte ich unseren Kindern den Vater nehmen. Und waren nicht unsere Herzen einmal voll von Liebe zueinander? Habt ihr das schon vergessen?“, entgegnete sie verzweifelt. „Armer Wodomir“, flüsterte die Königin zärtlich und wollte ihren Gatten umarmen. Der aber schubste sie aus dem Weg und wanderte erregt im Schlosssaal auf und ab.
„Was denkt Ihr Euch? Meint ihr, ihr könntet mich trösten?“ Wütend fegte er die Gläser von einem kleinen Tischchen im Saal. Als eines nicht zerbrach, hob er es auf und warf es mit aller Kraft gegen die Wand. Magdalena bedeckte mit den Händen ängstlich ihr Gesicht und lief dann weinend in ihre Gemächer.
Der König hieß seine Handwerksleute die Stadt bis zum sechsten Vollmond wieder neu zu errichten.
Magdalena aber weinte bitterlich. Die Tränen liefen unaufhaltsam und tränkten ihre Kissen. Sie verließ ihr Schlafgemach drei Tage nicht. In der dritten Nacht hörte sie von Ferne ein Rauschen. Dann eine Art Flügelschlagen, das immer näher kam. Plötzlich klopfte es leise an ihr Fenster. Leise schluchzend öffnete sie es. Mit lautem Gepolter landete ein Drachen in ihren Räumen. Erschrocken wich die Königin zurück und presste sich angsterfüllt gegen die Wand. Der Drache aber sprach:
„Fürchtet Euch nicht Magdalena von Korab! Mein Herr und Gebieter, König Dragomir, schickt mich. Wir haben von dem Leid Eurer Stadt erfahren und werden Euch helfen! In der Nacht des fünften Vollmondes wird etwas geschehen, was alles verändern wird. Trocknet Eure Tränen, es wird alles gut werden! Ihr müsst mir nur versprechen, dass ihr nach jener Nacht Euren Gemahl bittet, mit Euch auf Reisen zu gehen.“
Magdalena versprach es und der Drache flog durch das Fenster davon.
Die Arbeiten in der Stadt waren gut vorangegangen und Korab zur Hälfte neu errichtet. Doch in der Nacht des fünften Vollmondes, tauchten plötzlich sieben Drachen aus der Dunkelheit auf. Sie flogen feuerspeiend über Korab hinweg und legten es in Schutt und Asche.
Der König rannte in seinem Turm auf und ab, starrte immer wieder entsetzt hinunter und wollte nicht wahrhaben, was er dort sah.
„Magdalena!“, schrie er verzweifelt, „Was passiert dort? Ich verstehe es nicht!“
„Es wird bestimmt alles gut werden. Lasst uns noch einmal ganz neu beginnen. Reist mit den Kindern und mir in die Berge und lasst die Handwerksleute ein letztes Mal Korab erbauen.“
Der König zögerte, doch dann hieß er seine Dienerschaft die Koffer zu packen.
Nach vier glücklichen Monaten kehrte das Königspaar zurück. Der König durchritt mit seinem Gefolge Korab und bestaunte die Bauwerke, die seine Handwerksleute geschaffen hatten. Er ritt eilig zum Schloss, hastete die Treppe zum Turm hinauf und betrachtete zufrieden seine Stadt von oben. Magdalena eilte ihm nach. Als sie sich neben ihn stellte legte er zärtlich den Arm um seine Frau.
„Was war ich die ganze Zeit für ein Narr. Ich war nicht mehr ich selbst gewesen. Ich wollte die schönste Stadt der Welt erschaffen. Das hatte ich schon längst erreicht und es nur nicht gemerkt. Bitte verzeiht mir!“
Magdalena lächelte: „Natürlich verzeihe ich Euch. Jetzt können wir ein ganz neues Leben beginnen. In Frieden und Glück. Auch das Volk wird es Euch danken, wenn endlich Ruhe in Korab einkehrt.“
„Nein Magdalena, das hast du falsch verstanden. Korab ist jetzt die schönste Stadt der Welt, aber nun muss ich eine Armee aufstellen, die unsere Stadt verteidigt. Ich selbst werde mit meinen Soldaten in den Krieg ziehen und Stadt für Stadt und Land für Land erobern. Und irgendwann werde ich die ganze Welt beherrschen.“
Magdalena verließ mit ihren Kindern Korab. Sie fanden im Reich König Dragomirs eine neue Heimat.
Wodomir jedoch, führte Kriege bis an sein Lebensende.
Eine hagere Gestalt mit langen, dünnen Armen, ausgemergeltem Gesicht und leeren Augen, ließ seinen Blick vom höchsten Turm des Schlosses über die zerstörte Stadt schweifen. Es war König Wodomir.
Bei Sonnenaufgang hieß er seine Wachen in der Stadt zu verkünden, dass alle Handwerker Korabs sich zur Mittagsstunde im Schloss einzufinden hätten.
Als die Handwerksleute mit hängenden Schultern und betretenen Mienen vor ihrem König standen, sprach der:
„Ihr wisst, warum ich euch gerufen habe. Es ist wieder an der Zeit die Stadt neu zu erschaffen. Sie soll schöner werden, als jede andere dieser Welt. Jeder König soll neidisch auf mich und mein Korab sein.“
„Aber Euer Hoheit, noch gestern strahlte die Stadt wie keine andere auf dieser Welt, bis ihr... .“
„Wage es nicht deinen Satz zu beenden, elender Ketzer! Sonst lasse ich dich auf dem Scheiterhaufen verbrennen!“, unterbrach ihn der König zornesrot. „Und jetzt an die Arbeit! Ich will keinen Klagelaut hören. Ihr habt zwei Vollmonde Zeit, die Stadt neu zu errichten. Schafft ihr es nicht, werde ich sie wieder niederbrennen lassen.“
Die Handwerker machten sich sogleich an die Arbeit. Sie waren voller Angst wieder nicht gut genug zu sein. Viele vor ihnen hatten Korab verlassen und sie überlegten leise, jeder für sich, es ihnen gleich zu tun.
Wodomir fand in der Zeit des Erbauens nicht eine Minute Schlaf. In der Nacht des vierten Vollmondes hieß der König seine Soldaten die neu errichtete Stadt dem Erdboden gleichzumachen. Wieder ließ der König seinen Blick über die schwelende Stadt schweifen. Seine Frau Magdalena trat leise hinter ihn und legte vorsichtig ihre Hand auf seine Schulter.
„Wodomir“, sprach sie sanft, „lasst mich Euch helfen!“
„Was willst du, törichtes Weib? Ich kenne deine Pläne.“
„Um Himmelswillen! Wovon sprecht Ihr, mein Gemahl?“
„Ihr habt Euch gegen mich verschworen, wollt mich vergiften und die Stadt zu der Eurigen machen.“
„Aber Wodomir, wie könnt Ihr so etwas nur glauben? Nie könnte ich unseren Kindern den Vater nehmen. Und waren nicht unsere Herzen einmal voll von Liebe zueinander? Habt ihr das schon vergessen?“, entgegnete sie verzweifelt. „Armer Wodomir“, flüsterte die Königin zärtlich und wollte ihren Gatten umarmen. Der aber schubste sie aus dem Weg und wanderte erregt im Schlosssaal auf und ab.
„Was denkt Ihr Euch? Meint ihr, ihr könntet mich trösten?“ Wütend fegte er die Gläser von einem kleinen Tischchen im Saal. Als eines nicht zerbrach, hob er es auf und warf es mit aller Kraft gegen die Wand. Magdalena bedeckte mit den Händen ängstlich ihr Gesicht und lief dann weinend in ihre Gemächer.
Der König hieß seine Handwerksleute die Stadt bis zum sechsten Vollmond wieder neu zu errichten.
Magdalena aber weinte bitterlich. Die Tränen liefen unaufhaltsam und tränkten ihre Kissen. Sie verließ ihr Schlafgemach drei Tage nicht. In der dritten Nacht hörte sie von Ferne ein Rauschen. Dann eine Art Flügelschlagen, das immer näher kam. Plötzlich klopfte es leise an ihr Fenster. Leise schluchzend öffnete sie es. Mit lautem Gepolter landete ein Drachen in ihren Räumen. Erschrocken wich die Königin zurück und presste sich angsterfüllt gegen die Wand. Der Drache aber sprach:
„Fürchtet Euch nicht Magdalena von Korab! Mein Herr und Gebieter, König Dragomir, schickt mich. Wir haben von dem Leid Eurer Stadt erfahren und werden Euch helfen! In der Nacht des fünften Vollmondes wird etwas geschehen, was alles verändern wird. Trocknet Eure Tränen, es wird alles gut werden! Ihr müsst mir nur versprechen, dass ihr nach jener Nacht Euren Gemahl bittet, mit Euch auf Reisen zu gehen.“
Magdalena versprach es und der Drache flog durch das Fenster davon.
Die Arbeiten in der Stadt waren gut vorangegangen und Korab zur Hälfte neu errichtet. Doch in der Nacht des fünften Vollmondes, tauchten plötzlich sieben Drachen aus der Dunkelheit auf. Sie flogen feuerspeiend über Korab hinweg und legten es in Schutt und Asche.
Der König rannte in seinem Turm auf und ab, starrte immer wieder entsetzt hinunter und wollte nicht wahrhaben, was er dort sah.
„Magdalena!“, schrie er verzweifelt, „Was passiert dort? Ich verstehe es nicht!“
„Es wird bestimmt alles gut werden. Lasst uns noch einmal ganz neu beginnen. Reist mit den Kindern und mir in die Berge und lasst die Handwerksleute ein letztes Mal Korab erbauen.“
Der König zögerte, doch dann hieß er seine Dienerschaft die Koffer zu packen.
Nach vier glücklichen Monaten kehrte das Königspaar zurück. Der König durchritt mit seinem Gefolge Korab und bestaunte die Bauwerke, die seine Handwerksleute geschaffen hatten. Er ritt eilig zum Schloss, hastete die Treppe zum Turm hinauf und betrachtete zufrieden seine Stadt von oben. Magdalena eilte ihm nach. Als sie sich neben ihn stellte legte er zärtlich den Arm um seine Frau.
„Was war ich die ganze Zeit für ein Narr. Ich war nicht mehr ich selbst gewesen. Ich wollte die schönste Stadt der Welt erschaffen. Das hatte ich schon längst erreicht und es nur nicht gemerkt. Bitte verzeiht mir!“
Magdalena lächelte: „Natürlich verzeihe ich Euch. Jetzt können wir ein ganz neues Leben beginnen. In Frieden und Glück. Auch das Volk wird es Euch danken, wenn endlich Ruhe in Korab einkehrt.“
„Nein Magdalena, das hast du falsch verstanden. Korab ist jetzt die schönste Stadt der Welt, aber nun muss ich eine Armee aufstellen, die unsere Stadt verteidigt. Ich selbst werde mit meinen Soldaten in den Krieg ziehen und Stadt für Stadt und Land für Land erobern. Und irgendwann werde ich die ganze Welt beherrschen.“
Magdalena verließ mit ihren Kindern Korab. Sie fanden im Reich König Dragomirs eine neue Heimat.
Wodomir jedoch, führte Kriege bis an sein Lebensende.