Wodomir der Schreckliche

3,30 Stern(e) 3 Bewertungen

Artair

Mitglied
Es war die Nacht des zweiten Vollmondes. In den Straßen der Stadt Korab kroch der Rauch wie Nebel durch die Straßen und legte sich um ihre Häuserruinen. Überall flackerten kleine Feuer. Irgendwo hustete eine alte Frau, ein Kind weinte und ein Hund jaulte in der Ferne. Ansonsten war kein Laut zu hören. Als die Frau, das Kind und der Hund verstummten, breitete sich eine verzweifelte Stille aus.
Eine hagere Gestalt mit langen, dünnen Armen, ausgemergeltem Gesicht und leeren Augen, ließ seinen Blick vom höchsten Turm des Schlosses über die zerstörte Stadt schweifen. Es war König Wodomir.
Bei Sonnenaufgang hieß er seine Wachen in der Stadt zu verkünden, dass alle Handwerker Korabs sich zur Mittagsstunde im Schloss einzufinden hätten.
Als die Handwerksleute mit hängenden Schultern und betretenen Mienen vor ihrem König standen, sprach der:
„Ihr wisst, warum ich euch gerufen habe. Es ist wieder an der Zeit die Stadt neu zu erschaffen. Sie soll schöner werden, als jede andere dieser Welt. Jeder König soll neidisch auf mich und mein Korab sein.“
„Aber Euer Hoheit, noch gestern strahlte die Stadt wie keine andere auf dieser Welt, bis ihr... .“
„Wage es nicht deinen Satz zu beenden, elender Ketzer! Sonst lasse ich dich auf dem Scheiterhaufen verbrennen!“, unterbrach ihn der König zornesrot. „Und jetzt an die Arbeit! Ich will keinen Klagelaut hören. Ihr habt zwei Vollmonde Zeit, die Stadt neu zu errichten. Schafft ihr es nicht, werde ich sie wieder niederbrennen lassen.“
Die Handwerker machten sich sogleich an die Arbeit. Sie waren voller Angst wieder nicht gut genug zu sein. Viele vor ihnen hatten Korab verlassen und sie überlegten leise, jeder für sich, es ihnen gleich zu tun.
Wodomir fand in der Zeit des Erbauens nicht eine Minute Schlaf. In der Nacht des vierten Vollmondes hieß der König seine Soldaten die neu errichtete Stadt dem Erdboden gleichzumachen. Wieder ließ der König seinen Blick über die schwelende Stadt schweifen. Seine Frau Magdalena trat leise hinter ihn und legte vorsichtig ihre Hand auf seine Schulter.
„Wodomir“, sprach sie sanft, „lasst mich Euch helfen!“
„Was willst du, törichtes Weib? Ich kenne deine Pläne.“
„Um Himmelswillen! Wovon sprecht Ihr, mein Gemahl?“
„Ihr habt Euch gegen mich verschworen, wollt mich vergiften und die Stadt zu der Eurigen machen.“
„Aber Wodomir, wie könnt Ihr so etwas nur glauben? Nie könnte ich unseren Kindern den Vater nehmen. Und waren nicht unsere Herzen einmal voll von Liebe zueinander? Habt ihr das schon vergessen?“, entgegnete sie verzweifelt. „Armer Wodomir“, flüsterte die Königin zärtlich und wollte ihren Gatten umarmen. Der aber schubste sie aus dem Weg und wanderte erregt im Schlosssaal auf und ab.
„Was denkt Ihr Euch? Meint ihr, ihr könntet mich trösten?“ Wütend fegte er die Gläser von einem kleinen Tischchen im Saal. Als eines nicht zerbrach, hob er es auf und warf es mit aller Kraft gegen die Wand. Magdalena bedeckte mit den Händen ängstlich ihr Gesicht und lief dann weinend in ihre Gemächer.
Der König hieß seine Handwerksleute die Stadt bis zum sechsten Vollmond wieder neu zu errichten.
Magdalena aber weinte bitterlich. Die Tränen liefen unaufhaltsam und tränkten ihre Kissen. Sie verließ ihr Schlafgemach drei Tage nicht. In der dritten Nacht hörte sie von Ferne ein Rauschen. Dann eine Art Flügelschlagen, das immer näher kam. Plötzlich klopfte es leise an ihr Fenster. Leise schluchzend öffnete sie es. Mit lautem Gepolter landete ein Drachen in ihren Räumen. Erschrocken wich die Königin zurück und presste sich angsterfüllt gegen die Wand. Der Drache aber sprach:
„Fürchtet Euch nicht Magdalena von Korab! Mein Herr und Gebieter, König Dragomir, schickt mich. Wir haben von dem Leid Eurer Stadt erfahren und werden Euch helfen! In der Nacht des fünften Vollmondes wird etwas geschehen, was alles verändern wird. Trocknet Eure Tränen, es wird alles gut werden! Ihr müsst mir nur versprechen, dass ihr nach jener Nacht Euren Gemahl bittet, mit Euch auf Reisen zu gehen.“
Magdalena versprach es und der Drache flog durch das Fenster davon.

Die Arbeiten in der Stadt waren gut vorangegangen und Korab zur Hälfte neu errichtet. Doch in der Nacht des fünften Vollmondes, tauchten plötzlich sieben Drachen aus der Dunkelheit auf. Sie flogen feuerspeiend über Korab hinweg und legten es in Schutt und Asche.
Der König rannte in seinem Turm auf und ab, starrte immer wieder entsetzt hinunter und wollte nicht wahrhaben, was er dort sah.
„Magdalena!“, schrie er verzweifelt, „Was passiert dort? Ich verstehe es nicht!“
„Es wird bestimmt alles gut werden. Lasst uns noch einmal ganz neu beginnen. Reist mit den Kindern und mir in die Berge und lasst die Handwerksleute ein letztes Mal Korab erbauen.“
Der König zögerte, doch dann hieß er seine Dienerschaft die Koffer zu packen.

Nach vier glücklichen Monaten kehrte das Königspaar zurück. Der König durchritt mit seinem Gefolge Korab und bestaunte die Bauwerke, die seine Handwerksleute geschaffen hatten. Er ritt eilig zum Schloss, hastete die Treppe zum Turm hinauf und betrachtete zufrieden seine Stadt von oben. Magdalena eilte ihm nach. Als sie sich neben ihn stellte legte er zärtlich den Arm um seine Frau.
„Was war ich die ganze Zeit für ein Narr. Ich war nicht mehr ich selbst gewesen. Ich wollte die schönste Stadt der Welt erschaffen. Das hatte ich schon längst erreicht und es nur nicht gemerkt. Bitte verzeiht mir!“
Magdalena lächelte: „Natürlich verzeihe ich Euch. Jetzt können wir ein ganz neues Leben beginnen. In Frieden und Glück. Auch das Volk wird es Euch danken, wenn endlich Ruhe in Korab einkehrt.“
„Nein Magdalena, das hast du falsch verstanden. Korab ist jetzt die schönste Stadt der Welt, aber nun muss ich eine Armee aufstellen, die unsere Stadt verteidigt. Ich selbst werde mit meinen Soldaten in den Krieg ziehen und Stadt für Stadt und Land für Land erobern. Und irgendwann werde ich die ganze Welt beherrschen.“

Magdalena verließ mit ihren Kindern Korab. Sie fanden im Reich König Dragomirs eine neue Heimat.
Wodomir jedoch, führte Kriege bis an sein Lebensende.
 
A

Architheutis

Gast
Huhu und Willkommen in der grünen Hölle. :)

Einige Komma-Fehlerchen, z.B.:

Es ist wieder an der Zeit [blue](,) [/blue]die Stadt neu zu erschaffen.

Sie waren voller Angst [blue](,) [/blue]wieder nicht gut genug zu sein.

In der Nacht des vierten Vollmondes hieß der König seine Soldaten [blue](,) [/blue]die neu errichtete Stadt dem Erdboden gleichzumachen.

Das ist aber nicht weiter tragisch. Dein Sprachstil gefällt mir: er ist klar und nicht durch unnöitge Füllmengen aufgebläht. Weiter so!

Deine Geschichte hat mich aber nicht in ihren Bann gezogen. Ich versuche eine Erklärung:

- Kann man eine ganze Stadt in zwei Nächten aufbauen, wie von Wodomir gefordert? Wohl kaum. Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden usw. Apropos Rom: man ist stark erinnert an Nero.

- WARUM brennt der König alles immer und immer wieder nieder? Klar, er will die schönste Stadt. Aber wir sind uns einig, dass er einen Dachschaden hat? Ich möchte mehr über seine Motive erfahren, ich will als Leser in die tiefsten Abgründe seiner schwarzen Selle blicken!

Schaue mal den Film Quo Vadis; Nero (Peter Ustinov) braucht dort Stunden, um völlig hohl zu drehen. Hier solltest Du mehr erklären.

- Ebenso dünn finde ich den Plot. Einfach mal raus ins Grüne, und schon ist alles wieder gut? Das kauft Dir kein Leser ab. Wodomirs Sinneswandel spielt sich vielleicht in Deinem Kopf ab, dem Leser jedoch bleibt er leider verborgen. Er bleibt ratlos zurück.

Das sind zwei schwere erzählerische Schwächen, daher könnte ich Dir nur die Note 4 geben. Vielleicht aber bist Du überzeugt und legst nochmal Hand an den Text. Ich warte daher mit meiner Bewertung.

Lieben Gruß,
Archi
 

Artair

Mitglied
Hi Archi,
vielen Dank für Deine freundliche und hilfreiche Kritik und Dein liebes Willkommen :). Ich werde mir den Text noch einmal vornehmen und daran arbeiten.
Übrigens gibt er seinen Handwerkern zwei Monate (zwei Vollmonde) lang Zeit für ihre Arbeit, ich weiß auch das ist utopisch..., aber vielleicht im Märchen machbar ;-) .
Liebe Grüße,
Artair
 
A

Architheutis

Gast
Hups, Du hast ihm ja wirklich zwei Vollmonde geben lassen - wie großzügig von ihm. :)

Du hast recht: auch das ist eine viel zu geringe Zeit. In Märchen mag es Magie geben, ich sehe hier aber keinen Hinweis. Vielleicht rühmst Du die fantastische Baukunst der Handwerker, so ähnlich, wie es Tolkien mit seinen Zwergen getan hat. Es würde wohl was runder und nachvollziehbarer. Es muss halt machbar sein, sonst machen auch Märchen keinen Spaß.

Gruß,
Archi
 

Artair

Mitglied
Wodomir der Schreckliche

Es war die Nacht des zweiten Vollmondes. In den Straßen der Stadt Korab kroch der Rauch wie Nebel durch die Straßen und legte sich um ihre Häuserruinen. Überall flackerten kleine Feuer. Irgendwo hustete eine alte Frau, ein Kind weinte und ein Hund jaulte in der Ferne. Ansonsten war kein Laut zu hören. Als die Frau, das Kind und der Hund verstummten, breitete sich eine verzweifelte Stille aus.
Eine hagere Gestalt mit langen, dünnen Armen, ausgemergeltem Gesicht und leeren Augen, ließ seinen Blick vom höchsten Turm des Schlosses über die zerstörte Stadt schweifen. Es war König Wodomir.
Bei Sonnenaufgang hieß er seine Wachen in der Stadt zu verkünden, dass alle Handwerker Korabs sich zur Mittagsstunde im Schloss einzufinden hätten.
Als die Handwerksleute mit hängenden Schultern und betretenen Mienen vor ihrem König standen, sprach der:
„Ihr wisst, warum ich euch gerufen habe. Es ist wieder an der Zeit, die Stadt neu zu erschaffen. Sie soll schöner werden, als jede andere dieser Welt. Jeder König soll neidisch auf mich und mein Korab sein.“
„Aber Euer Hoheit, noch gestern strahlte die Stadt wie keine andere auf dieser Welt, bis Ihr... .“
„Wage es nicht deinen Satz zu beenden, elender Ketzer! Sonst lasse ich dich auf dem Scheiterhaufen verbrennen!“, unterbrach ihn der König zornesrot. „Und jetzt an die Arbeit! Ich will keinen Klagelaut hören. Ihr habt ein Jahr Zeit, die Stadt neu zu errichten. Schafft ihr es nicht, werde ich sie wieder niederbrennen lassen.“
Die Handwerker, die bis weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt für ihre Schnelligkeit und ihre Baukunst waren, machten sich sogleich an die Arbeit. Sie waren voller Angst, wieder nicht gut genug zu sein. Viele vor ihnen hatten Korab verlassen und sie überlegten leise, jeder für sich, es ihnen gleich zu tun.
Wodomir fand in der Zeit des Erbauens kaum Schlaf.
Als das Jahr vergangen war, wanderte der König erregt vor seinem Turmfenster auf und ab. Immer wieder blickte er hinunter und murmelte: „Das ist nicht genug. Das ist einfach nicht genug.“ Schweißperlen traten auf seine Stirn. „Es muss größer sein, viel größer.“ Er raufte sich die Haare und wischte sich hektisch über den Mund. Schließlich trat er entschlossen ans Fenster, lehnte sich weit hinaus und schrie:
„Das ist nicht mein Korab! Ihr elendigen Versager! Brennt die Stadt nieder! Das ist mein Befehl! Korab soll brennen!“

Am Abend ließ der König wieder seinen Blick über die schwelende Stadt schweifen. Seine Frau Magdalena trat leise hinter ihn und legte vorsichtig ihre Hand auf seine Schulter.
„Wodomir“, sprach sie sanft, „lasst mich Euch helfen!“
„Was willst du, törichtes Weib? Ich kenne deine Pläne.“
„Um Himmelswillen! Wovon sprecht Ihr, mein Gemahl?“
„Ihr habt Euch gegen mich verschworen, wollt mich vergiften und die Stadt zu der Eurigen machen.“
„Aber Wodomir, wie könnt Ihr so etwas nur glauben? Nie könnte ich unseren Kindern den Vater nehmen. Und waren nicht unsere Herzen einmal voll von Liebe zueinander? Habt ihr das schon vergessen?“, entgegnete sie verzweifelt. „Armer Wodomir“, flüsterte die Königin zärtlich und wollte ihren Gatten umarmen. Der aber schubste sie aus dem Weg und ging hektisch im Schlosssaal auf und ab.
„Was denkt Ihr Euch? Meint ihr, ihr könntet mich trösten?“ Wütend fegte er die Gläser von einem kleinen Tischchen im Saal. Als eines nicht zerbrach, hob er es auf und warf es mit aller Kraft gegen die Wand. Magdalena bedeckte mit den Händen ängstlich ihr Gesicht und lief dann weinend in ihre Gemächer.
„Ich!“, schrie Wodomir, drehte sich wütend um und starrte hasserfüllt auf ein Portrait seines verstorbenen Vaters. Er hob zitternd die geballte Faust. „Ich werde mächtiger sein als du! Hörst du?“ Er spuckte gegen das Gemälde. „Viel mächtiger! Nie konnte ich dir etwas recht machen! Doch mein Korab wird tausendmal schöner sein, als deines je war und das habe ich, ich ganz alleine geschafft!“

Der König hieß seine Handwerksleute die Stadt in zwölf Monaten wieder neu zu errichten.
Magdalena indes, weinte immer noch bitterlich. Die Tränen liefen unaufhaltsam und tränkten ihre Kissen. Sie verließ ihr Schlafgemach drei Tage nicht. In der dritten Nacht hörte sie von Ferne ein Rauschen. Dann eine Art Flügelschlagen, das immer näher kam. Plötzlich klopfte es leise an ihr Fenster. Leise schluchzend öffnete sie es. Mit lautem Gepolter landete ein Drache in ihren Räumen. Erschrocken wich die Königin zurück und presste sich angsterfüllt gegen die Wand. Der Drache aber sprach:
„Fürchtet Euch nicht Magdalena von Korab! Mein Herr und Gebieter, König Dragomir, schickt mich. Wir haben von dem Leid Eurer Stadt erfahren und werden Euch helfen! In einem halben Jahr wird etwas geschehen, was alles verändern wird. Trocknet Eure Tränen, es wird alles gut werden! Ihr müsst mir nur versprechen, dass ihr nach jener Nacht Euren Gemahl bittet, mit Euch auf Reisen zu gehen.“
Magdalena versprach es und der Drache flog durch das Fenster davon.

Ein halbes Jahr war vergangen und die Arbeiten in der Stadt gut vorangekommen. Doch in der Nacht tauchten plötzlich sieben Drachen aus der Dunkelheit auf. Sie flogen feuerspeiend über Korab hinweg und legten es in Schutt und Asche.
Der König rannte in seinen Turm und starrte entsetzt aus dem Fenster. Er wollte nicht wahrhaben, was er dort sah.
„Magdalena!“, schrie er verzweifelt und wandte sich zu seiner Frau. „Was passiert dort? Ich verstehe es nicht!“
„Es wird alles gut werden, Wodomir“, sprach sie sanft. „Reist mit den Kindern und mir in die Berge. Ihr seid doch kein Gefangener Eures Schlosses. Trotzdem habt Ihr es seit Jahren nicht verlassen. Ich flehe Euch an, gebt uns noch eine Chance! Und lasst die Handwerksleute, in dieser Zeit, Korab ein letztes Mal erbauen!“

Der König zögerte lange. Schließlich hieß er seine Dienerschaft die Koffer zu packen.

Anfangs war Wodomir noch mit seinen Gedanken in Korab, doch je weiter sich die Königsfamilie von der Stadt entfernte, desto besser ging es ihm.
Er konnte wieder schlafen und auch das Essen schmeckte ihm. Wodomir spielte mit seinen Kindern und entdeckte gemeinsam mit ihnen die Tier- und Pflanzenwelt.
Nach zwölf glücklichen Monaten kehrte das Königspaar zurück.
Der König, der in dem Jahr ein stattlicher Mann geworden war, denn nichts erinnerte mehr an die hagere Gestalt von früher, durchritt mit seinem Gefolge Korab und bestaunte die Bauwerke, die seine Handwerksleute geschaffen hatten. Er ritt eilig zum Schloss, hastete die Treppe zum Turm hinauf und betrachtete zufrieden seine Stadt von oben. Magdalena eilte ihm nach. Als sie sich neben ihn stellte, legte er zärtlich den Arm um ihre Schultern.
„Was war ich die ganze Zeit für ein Narr. Ich war nicht mehr ich selbst gewesen. Ich wollte die schönste Stadt der Welt erschaffen. Das hatte ich schon längst erreicht und es nur nicht gemerkt. Bitte verzeiht mir!“
Magdalena lächelte.
„Natürlich verzeihe ich Euch. Jetzt können wir ein ganz neues Leben beginnen. In Frieden und Glück. Auch das Volk wird es Euch danken, wenn endlich Ruhe in Korab einkehrt.“
„Nein Magdalena, du irrst. Korab ist jetzt vielleicht die schönste Stadt der Welt, aber nun muss ich eine Armee aufstellen, die unsere Stadt verteidigt. Ich selbst werde mit meinen Soldaten in den Krieg ziehen und Stadt für Stadt und Land für Land erobern. Und irgendwann werde ich die ganze Welt beherrschen.“

Magdalena verließ mit ihren Kindern Korab. Sie fanden im Reich König Dragomirs eine neue Heimat.
Wodomir jedoch, führte Kriege bis an sein Lebensende.
 

Artair

Mitglied
Hi Archi :),
ich habe dann noch einmal Hand angelegt und hoffe nun inständig nichts *verschlimmbessert* zu haben. Allerdings befürchte ich, Deine Erwartungen nicht ganz erfüllt zu haben, nachdem ich eben Deine Kritik noch einmal gelesen habe..ich denke, Du als Leser wolltest noch mehr, nicht wahr?
Liebe Grüße,
Artair
 
A

Architheutis

Gast
Lb. Artair,

es geht nicht um mich. Es geht darum, warum Dein Urtext für JEDEN Leser wenig bis gar nicht nachvollziehbar war.

Ich finde, Du hast den Text deutlich angehoben. Ich verstehe Wodomir nun.

„Ich!“, schrie Wodomir, drehte sich wütend um und starrte hasserfüllt auf ein Portrait seines verstorbenen Vaters. Er hob zitternd die geballte Faust. „Ich werde mächtiger sein als du! Hörst du?“ Er spuckte gegen das Gemälde. „Viel mächtiger! Nie konnte ich dir etwas recht machen! Doch mein Korab wird tausendmal schöner sein, als deines je war und das habe ich, ich ganz alleine geschafft!“
Ja darum geht es doch: das erklärt, das gibt Motive, das lässt mitfühlen.

Du kannst es also deutlich besser, warum nicht gleich so? *schimpf*

Mich interessiert: Welche Version gefällt Dir denn besser? Und: warum? :)

Passt schon.

Gruß,
Archi
 

Artair

Mitglied
Lieber Archi,
ich meinte natürlich Dich, stellvertretend für alle Leser :) und Deine Erwartungen...ich dachte halt, Du erwartest Wodomir müsste eine Art Befriedigung empfinden, wenn er die Stadt niederbrennt, aber das passte nicht...nicht in das Bild, das ich von ihm hatte und das ich dem Leser vorenthalten habe (das ist mir jetzt klar :)).
Die Geschichte ist trotz der *Einfügungen* rund geblieben und ich habe, so glaube ich, keinen Stilbruch *erlitten*. Die zweite Version gefällt mir jetzt besser, weil sie lebendiger durch die Handlungen Wodomirs ist und wie Du sagtest nachvollziehbarer. Ich war eben nur noch etwas unsicher. Aber heute liest sich das alles rund.
Vielen Dank für Deine tolle Hilfe, Deine Denkanstöße und Deine Bepunktung!
Ganz liebe Grüße,
Artair
 
A

Architheutis

Gast
Liebe Artair,

Die zweite Version gefällt mir jetzt besser, weil sie lebendiger durch die Handlungen Wodomirs ist und wie Du sagtest nachvollziehbarer. Ich war eben nur noch etwas unsicher. Aber heute liest sich das alles rund.
Damit liegst Du richtig.

Wir als Autoren haben oft im Kopf eine viel "weitere" Geschichte, als wir letztlich zu Papier bringen. Davon hat aber der Leser nüscht. Es zählt alleine, was zu Papier gebracht wird. Das, und nur das, erfährt der Leser.

Je krasser eine Handlung (hier: alles niederbrennen, alles neu bauen, alles toppen), desto größer das Verlangen des Lesers nach den Motiven hierzu.

Du hast verstanden, was ich Dir sagen wollte. ;-)

Lieben Gruß,
Archi
 

poetix

Mitglied
Hallo Artair,
die Geschichte zeugt von Fantasie. Es kommen natürlich Motive vor, die man irgendwoher kennt. Nicht nur an Peter Ustinovs "Quo vadis", auch an Hitlers Germania und seine Kriegswut fühlte ich mich erinnert. Das Durchmischen dieser und anderer Motive mit weiteren Elementen führt zu etwas Neuem. Mit den Kommata bin ich nicht immer einverstanden. Zum Beispiel können in
Und lasst die Handwerksleute, in dieser Zeit, Korab ein letztes Mal erbauen!
die Kommata meiner Meinung nach wegfallen. Insgesamt liest es sich gut und hat mir gefallen.
Viele Grüße
poetix
 

Artair

Mitglied
Wodomir der Schreckliche

Es war die Nacht des zweiten Vollmondes. In den Straßen der Stadt Korab kroch der Rauch wie Nebel durch die Straßen und legte sich um ihre Häuserruinen. Überall flackerten kleine Feuer. Irgendwo hustete eine alte Frau, ein Kind weinte und ein Hund jaulte in der Ferne. Ansonsten war kein Laut zu hören. Als die Frau, das Kind und der Hund verstummten, breitete sich eine verzweifelte Stille aus.
Eine hagere Gestalt mit langen, dünnen Armen, ausgemergeltem Gesicht und leeren Augen, ließ seinen Blick vom höchsten Turm des Schlosses über die zerstörte Stadt schweifen. Es war König Wodomir.
Bei Sonnenaufgang hieß er seine Wachen in der Stadt zu verkünden, dass alle Handwerker Korabs sich zur Mittagsstunde im Schloss einzufinden hätten.
Als die Handwerksleute mit hängenden Schultern und betretenen Mienen vor ihrem König standen, sprach der:
„Ihr wisst, warum ich euch gerufen habe. Es ist wieder an der Zeit, die Stadt neu zu erschaffen. Sie soll schöner werden, als jede andere dieser Welt. Jeder König soll neidisch auf mich und mein Korab sein.“
„Aber Euer Hoheit, noch gestern strahlte die Stadt wie keine andere auf dieser Welt, bis Ihr... .“
„Wage es nicht deinen Satz zu beenden, elender Ketzer! Sonst lasse ich dich auf dem Scheiterhaufen verbrennen!“, unterbrach ihn der König zornesrot. „Und jetzt an die Arbeit! Ich will keinen Klagelaut hören. Ihr habt ein Jahr Zeit, die Stadt neu zu errichten. Schafft ihr es nicht, werde ich sie wieder niederbrennen lassen.“
Die Handwerker, die bis weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt für ihre Schnelligkeit und ihre Baukunst waren, machten sich sogleich an die Arbeit. Sie waren voller Angst, wieder nicht gut genug zu sein. Viele vor ihnen hatten Korab verlassen und sie überlegten leise, jeder für sich, es ihnen gleich zu tun.
Wodomir fand in der Zeit des Erbauens kaum Schlaf.
Als das Jahr vergangen war, wanderte der König erregt vor seinem Turmfenster auf und ab. Immer wieder blickte er hinunter und murmelte: „Das ist nicht genug. Das ist einfach nicht genug.“ Schweißperlen traten auf seine Stirn. „Es muss größer sein, viel größer.“ Er raufte sich die Haare und wischte sich hektisch über den Mund. Schließlich trat er entschlossen ans Fenster, lehnte sich weit hinaus und schrie:
„Das ist nicht mein Korab! Ihr elendigen Versager! Brennt die Stadt nieder! Das ist mein Befehl! Korab soll brennen!“

Am Abend ließ der König wieder seinen Blick über die schwelende Stadt schweifen. Seine Frau Magdalena trat leise hinter ihn und legte vorsichtig ihre Hand auf seine Schulter.
„Wodomir“, sprach sie sanft, „lasst mich Euch helfen!“
„Was willst du, törichtes Weib? Ich kenne deine Pläne.“
„Um Himmelswillen! Wovon sprecht Ihr, mein Gemahl?“
„Ihr habt Euch gegen mich verschworen, wollt mich vergiften und die Stadt zu der Eurigen machen.“
„Aber Wodomir, wie könnt Ihr so etwas nur glauben? Nie könnte ich unseren Kindern den Vater nehmen. Und waren nicht unsere Herzen einmal voll von Liebe zueinander? Habt ihr das schon vergessen?“, entgegnete sie verzweifelt. „Armer Wodomir“, flüsterte die Königin zärtlich und wollte ihren Gatten umarmen. Der aber schubste sie aus dem Weg und ging hektisch im Schlosssaal auf und ab.
„Was denkt Ihr Euch? Meint ihr, ihr könntet mich trösten?“ Wütend fegte er die Gläser von einem kleinen Tischchen im Saal. Als eines nicht zerbrach, hob er es auf und warf es mit aller Kraft gegen die Wand. Magdalena bedeckte mit den Händen ängstlich ihr Gesicht und lief dann weinend in ihre Gemächer.
„Ich!“, schrie Wodomir, drehte sich wütend um und starrte hasserfüllt auf ein Portrait seines verstorbenen Vaters. Er hob zitternd die geballte Faust. „Ich werde mächtiger sein als du! Hörst du?“ Er spuckte gegen das Gemälde. „Viel mächtiger! Nie konnte ich dir etwas recht machen! Doch mein Korab wird tausendmal schöner sein, als deines je war und das habe ich, ich ganz alleine geschafft!“

Der König hieß seine Handwerksleute die Stadt in zwölf Monaten wieder neu zu errichten.
Magdalena indes, weinte immer noch bitterlich. Die Tränen liefen unaufhaltsam und tränkten ihre Kissen. Sie verließ ihr Schlafgemach drei Tage nicht. In der dritten Nacht hörte sie von Ferne ein Rauschen. Dann eine Art Flügelschlagen, das immer näher kam. Plötzlich klopfte es leise an ihr Fenster. Leise schluchzend öffnete sie es. Mit lautem Gepolter landete ein Drache in ihren Räumen. Erschrocken wich die Königin zurück und presste sich angsterfüllt gegen die Wand. Der Drache aber sprach:
„Fürchtet Euch nicht Magdalena von Korab! Mein Herr und Gebieter, König Dragomir, schickt mich. Wir haben von dem Leid Eurer Stadt erfahren und werden Euch helfen! In einem halben Jahr wird etwas geschehen, was alles verändern wird. Trocknet Eure Tränen, es wird alles gut werden! Ihr müsst mir nur versprechen, dass ihr nach jener Nacht Euren Gemahl bittet, mit Euch auf Reisen zu gehen.“
Magdalena versprach es und der Drache flog durch das Fenster davon.

Ein halbes Jahr war vergangen und die Arbeiten in der Stadt gut vorangekommen. Doch in der Nacht tauchten plötzlich sieben Drachen aus der Dunkelheit auf. Sie flogen feuerspeiend über Korab hinweg und legten es in Schutt und Asche.
Der König rannte in seinen Turm und starrte entsetzt aus dem Fenster. Er wollte nicht wahrhaben, was er dort sah.
„Magdalena!“, schrie er verzweifelt und wandte sich zu seiner Frau. „Was passiert dort? Ich verstehe es nicht!“
„Es wird alles gut werden, Wodomir“, sprach sie sanft. „Reist mit den Kindern und mir in die Berge. Ihr seid doch kein Gefangener Eures Schlosses. Trotzdem habt Ihr es seit Jahren nicht verlassen. Ich flehe Euch an, gebt uns noch eine Chance! Und lasst die Handwerksleute in dieser Zeit Korab ein letztes Mal erbauen!“

Der König zögerte lange. Schließlich hieß er seine Dienerschaft die Koffer zu packen.

Anfangs war Wodomir noch mit seinen Gedanken in Korab, doch je weiter sich die Königsfamilie von der Stadt entfernte, desto besser ging es ihm.
Er konnte wieder schlafen und auch das Essen schmeckte ihm. Wodomir spielte mit seinen Kindern und entdeckte gemeinsam mit ihnen die Tier- und Pflanzenwelt.
Nach zwölf glücklichen Monaten kehrte das Königspaar zurück.
Der König, der in dem Jahr ein stattlicher Mann geworden war, denn nichts erinnerte mehr an die hagere Gestalt von früher, durchritt mit seinem Gefolge Korab und bestaunte die Bauwerke, die seine Handwerksleute geschaffen hatten. Er ritt eilig zum Schloss, hastete die Treppe zum Turm hinauf und betrachtete zufrieden seine Stadt von oben. Magdalena eilte ihm nach. Als sie sich neben ihn stellte, legte er zärtlich den Arm um ihre Schultern.
„Was war ich die ganze Zeit für ein Narr. Ich war nicht mehr ich selbst gewesen. Ich wollte die schönste Stadt der Welt erschaffen. Das hatte ich schon längst erreicht und es nur nicht gemerkt. Bitte verzeiht mir!“
Magdalena lächelte.
„Natürlich verzeihe ich Euch. Jetzt können wir ein ganz neues Leben beginnen. In Frieden und Glück. Auch das Volk wird es Euch danken, wenn endlich Ruhe in Korab einkehrt.“
„Nein Magdalena, du irrst. Korab ist jetzt vielleicht die schönste Stadt der Welt, aber nun muss ich eine Armee aufstellen, die unsere Stadt verteidigt. Ich selbst werde mit meinen Soldaten in den Krieg ziehen und Stadt für Stadt und Land für Land erobern. Und irgendwann werde ich die ganze Welt beherrschen.“

Magdalena verließ mit ihren Kindern Korab. Sie fanden im Reich König Dragomirs eine neue Heimat.
Wodomir jedoch, führte Kriege bis an sein Lebensende.
 

Artair

Mitglied
Hallo Poetix,

es freut mich, dass Dir die Geschichte gefällt :) und vielen Dank für Deine großzügige Bewertung!

Ja, die Sache mit den Kommata (ich habe leider eine ausgeprägte Kommata-Schwäche, entweder zu viele oder zu wenige "seufz"...) die beiden, in dem von Dir zitierten Text, habe ich jedenfalls jetzt entfernt. Dankeschön!

Ganz liebe Grüße,
Artair
 



 
Oben Unten