Zahnlos in Siädl.

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pleistoneun

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In Siädl, der Bronx von Stainz, herrschte ein raues Klima. Man hatte keine Aussicht auf Arbeit und das Recht dazu ohnehin nicht, Schlägereien waren durch den übermäßigen Alkoholgenuss an der Tagesordnung und es herrschte striktes Zahnarztverbot.

Der gesamte arbeitslose Abschaum wurde nach Siädl abgeschoben und dort herrschte eine beachtenswerte Arbeitslosenrate von 103%.

Gesamt arbeitete nur ein Großgrundbesitzer, der zugleich Bürgermeister war. Dieser hielt sich einen Leibzahnarzt, welcher sein alkoholabhängiger Bruder war und zugleich als Fleischhauer, Statistiker und Barbier, sowie Mundschank fungierte.

Außerdem durften alle Kinder bis zum 14. Lebenjahr auf dem Weingut des Bürgermeisters schuften. Da für die Minderjährigen Arbeitsverbot bestand, schienen diese natürlich nicht in der Statistik auf.

Mit dem 14. Lebensjahr wurden auch die schwer alkoholabhängig gemachten Kinder nach Siädl abgeschoben, wo sie fortan für ihren Lebensunterhalt sorgen mussten.

Das machten alle Einwohner von Siädl einmal wöchentlich über Boxkämpfe, wobei nur der Raum zwischen Nase und Kinn als Trefferfläche erlaubt war. Das hatte zwei Vorteile. Erstens hatte man nach einem Kampf für einige Zeit keinen Hunger und zweitens durfte sowieso niemand den ortsansässigen Leibzahnarzt des Bürgermeisters konsultieren und der nächste war gut 100 Meter von Siädl entfernt, wodurch es besser war, den einen oder anderen Beißer im Kampf zu verlieren und ihn sich abends darauf von der Zahnfee durch einen Silberling vergüten zu lassen.

So verbrachten die Einwohner der Bronx von Stainz Tag für Tag zahnlos in Siädl.
 



 
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