Zappa auf Lupo

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Cafard

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Ich hasse Autoaufkleber, immer schon. Wenn ich König von Deutschland wäre, würde ich als Erstes Autoaufkleber verbieten. Dachte ich. Bislang. Nun aber hat sich die Situation verändert. Seit gestern.

Gestern nämlich stand ich relativ fasziniert hinter einem schwarzen Lupo. Die Heckklappe schmückte ein wunderschöner Zappa-Sticker. Es war eine Art Negativfotografie, das Meiste an dem Bild war weiß und grau, in dem vielen Weißgrau zeichnete sich das Konterfei dieses amerikanischen Musikers ab, jenem verstorbenen Provokateur erster Güte. Ein Glücksfall für den Kleinwagen, der normale schwarze Lupo hatte so an Glanz gewonnen, ein Umstand, der sich durch einen Fortuna-Aufkleber ins Gegenteil gekehrt hätte. In meinen Augen. Was nichts mit der Fortuna selbst zu tun hat.

Als ich noch regelmäßig Musik hörte, habe ich nie Zappa gehört. Fast nie. Ich habe manchmal Bobby Brown gehört. Ein lieblicher Song mit derbem Inhalt. Hodenquetschen kommt drin vor. Analpenetration kommt auch drin vor. Miserable Sonofabitch. Irgendwas von einem sexuellen Spastiker. Ach so.

Ich schwöre, ich habe damals überhaupt nicht gewusst, was ich da höre, ich fand die Melodie hübsch, leider ist der Song recht kurz, man musste ihn deswegen drei bis viermal hintereinander hören, früher machte man das. Ich habe also drei bis viermal hintereinander was von Hodenquetschen und Analpenetration gehört, ohne das zu begreifen. Ich fand einfach nur die Melodie schön.

Zappa hat den bigotten Amis ordentlich eingeschenkt, einmal musste er dafür in den Knast, ein prägendes, ein traumatisches Erlebnis soll es für ihn gewesen sein. Kann ich mir vorstellen. Und nun stelle ich mir vor, in meinem schwarzen Tiguan durch die Nacht zu fahren, sagen wir durchs nächtliche Berlin, sagen wir, ich höre dabei Bobby Brown, und es zieht in den Hoden, weil ich nun weiß, wovon Frank Z. da alles singt.

Endlosschleife Bobby Brown nachts durch Berlin, das wärs noch. Ich Träumer. Mache ich doch sowieso nicht. Aber jetzt leg ich diese Nummer auf, nein, ich lege schon ewig nichts mehr auf, ich klicke den Song an. Träum mich weg. Aber nicht lange. Muss noch Brot und Milch einkaufen.

Und was bringen eigentlich ultrakurze Sätze? Wie: Bislang. Manche Literaten machen das so, sie schreiben nur ein einziges Wort, und das ist schon ein ganzer Satz, und so möchte ich dann auch schließen, es kommen nur noch zwei ultrakurze Sätze:

Hodenquetschen. Har.
 



 
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