Zeit ohne Gnade

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maskeso

Mitglied
Zeit ohne Gnade


Eine Zeit wie jede Zeit.
Eine Welt wie jede Welt.
Anders.
Und doch so gleich.
Mensch des Menschen Feind.
Im Namen des Friedens.
Im Namen der Liebe.
Krieg und Hass.

Dunkelheit wo Schatten war.
Das Rad dreht sich
Und kommt nicht von der Stelle.

Den Trieben ausgeliefert
Nur sich selbst verpflichtet.
Gott ist tot
Mit ihm der Heilige Krieg.
Es leben die Wissenschaft
Und Fernlenkwaffen.

Blut
Medial aufbereitet.
Tod
Live und in Farbe.
Krieg
Aus der Distanz gesehen.

Wir führen den ewig gleichen Kampf.
Gegen den immer gleichen Gegner -
Uns selbst.

Und gegen die anderen.
Unsere Brüder und Schwestern -
Feinde halt.

Nur müssen wir nicht mehr hinsehen.
Ein Knopfdruck und
Statt Mord und Totschlag
Wetten dass
Es weitergehen wird?

Gott ist tot
Wir haben ihn ermordet -
Ehe er geboren war.
 

TheRealCure

Mitglied
ich finde es auch nicht schlecht, aber mit den letzten drei zeilen habe ich ein problem!

Gott ist tot
Wir haben ihn ermordet -
Ehe er geboren war.


da habe ich nun ziemlich lange gegrübelt, aber es will mir nicht einleuchten, was du uns mit der kausalen verdrehung sagen willst!
 

maskeso

Mitglied
Gott ist tot

"Gott ist tot." Dieses oftmals aus dem Zusammenhang gerissene und teilweise gar entstellte Zitat von Nietzsche soll den verlorenen Glauben verdeutlichen. Wir haben Gott ermordet, durch unsere Taten haben wir die "gute" Grundaussage der Religion ad absurdum geführt. Im Gegensatz zu Nietzsche sehe ich hier aber kein Merkmal der Neuzeit, sondern es hat einen Gott, einen echten und gelebten Glauben also meiner Meinung nach nie gegeben. Als Gott "geboren", die Religion also "erdacht" wurde, da war er schon längst tot. Ermordet durch die Bosheit des Menschen, der nie besser war als jetzt und es wohl auch nie sein wird.
 

dazone

Mitglied
Gesamtwerk

Hallo masekso!

Interessant, Dein Gedicht, gefällt mir. Es ist sowa wie viele kleine Gedichte, zusammengesetzt zu einem Gesamtkonzept oder -kunstwerk, ja ich glaube KUNSTWERK passt besser. Auch mit den letzten drei Zeil und deiner als Antwort folgenden Erklärung dieser bekommen sie für mich einen Sinn, den ich allerdings für übertrieben halte. Es mag sein, dass sozudsagen im Durchschnitt der Glauben tot isdt und bei einer groben Betrachtung der Welt dieser Eindruck entsteht. Ich denke aber, wes gibt trotzdem noch viele, viele Menschen, die in diesem Glauben leben und lieben, ... statt zu hasssen.
A propos 'Hass': HASSte gut gemacht.

Viele Grüße
David
 

maskeso

Mitglied
Ja es gibt sie wohl tatsächlich, die "Gläubigen" - aber in der Regel ist auch ihr Glaube nicht rein, sie tun auch nicht, was sie predigen. Dabei denke ich in erster Linie nicht an den Priester, der seine Messdiener vergewaltigt, sondern auch an die alte Frau, die stundenlang zu Gott betet und zuhause erzählt wie gut man es doch unter Onkel Adolf hatte. Ihr Glaube ist "selektiv".
Wirklich Glaubende, die auch danach leben gibt es nur sehr, sehr wenige auch wenn sie zweifelsohne nicht ausgestorben sind. Leider kenne ich von ihnen niemanden persönlich.
 

iso

Mitglied
Gott ist tot

Hallo, maskeso!
Ich habe etliche Seiten zurückgeblättert, bis ich ein Gedicht von dir gefunden habe. Ich habe eine Weile darüber nachgedacht und möchte dir antworten: Ich glaube nicht, dass wir Menschen Gott ermorden können. Wir können uns gegenseitig ermorden, ebenso unsere selbstgemachten Götter, die wir uns nach unseren beschränkten Möglichkeiten erdacht und angebetet haben, die uns natürlich enttäuschen mussten, weil sie uns gleichen. Gott ist für mich überall - und gleichzeitig nur in meinem innersten Kern zu finden, als Tao - unfassbar, ungreifbar, aber alles durchdringend, meinen Angriffen entzogen, aber ganz nah. Schwierig, sowas in Worten auszudrücken. Verstehst du, was ich meine?
P.S.: Das Gedicht spricht mich an, hätte ich fast vergessen.
 

Chrissie

Mitglied
Glauben heißt nichts wissen. Sagte mein Vater schon als Kind immer zu mir, obwohl selbst gläubiger Lutheraner.
Gott ist nicht tot. Es gab ihn noch nie. Er ist ein Hirngespinst der ängstlichen Frühmenschen. Doch die Evolution macht nicht halt und erschafft Schnellhirner, die das immer mehr erkennen. Und heilige Kriege? Gibt's leider auch in unserem Kulturkreis noch - siehe Nordirland. Ganz zu schweigen vom Nahen Osten.

Das Gedicht an sich? Ein KUNST-WERK, das schließe ich mich an. Ich kann Deinen Bildern folgen. Und folge gern, denn Du liest Dich in flüssiger Melodie.

*sanft das Haupt neig*
Chrissie
 
N

Natalie Bosien

Gast
Hi Maskeso,
für mein Empfinden ist der Höhepunkt bei

Wetten dass
Es weitergehen wird

so stark und gut (und passt vor allem auch zur Überschrift "Zeit ohne Gnade"), dass ich die letzten drei Zeilen fast für überflüssig halte. Gott lenkt hier am Ende vom Thema ab - vom Menschen...

Der Wortfluß und die Schwingungen der Zeilen sind super. Der Inhalt wird treffsicher zum Leser transportiert! Chapeau!

Liebe Grüße,
Natalie
 

maskeso

Mitglied
Was bleibt mir noch zu sagen? Danke für die Blumen, so was hört man doch gerne.
Zu Gottes Tod: Tja - also rein kam das, weil ich gerade darüber an dieser Stelle diskutiert hatte (TRC). Es stimmt allerdings, dass der "Höhepunkt" schon vorher erreicht wird. Eine Art zusammenfassende Worte also, Chill down. Ich bin mir da selbst unsicher, ob si ehier passen , aber in jedem Fall haben sie einen Nutzen erwiesen: Diskussionswürdigkeit.
 



 
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