Zwiebelsuppe

Elfi

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Wer kennt sie nicht, die lecker duftende Suppe mit den vielen Zwiebeln, die eigentlich ziemlich klar aussieht, pardon, aussehen sollte...
Am Sonntag gab es bei uns eine etwas andere Variation von der Zwiebelsuppe: nicht mehr klar, und vor allem: nicht mehr so ganz flüssig, und das kam so:
David fragte, ob er an dem sonnigen Sonntagabend das Kochen übernehmen könnte, und ich erklärte mich einverstanden. Gemeinsam wälzten wir das Kochbuch nach einem Rezept durch, das mit dem im Haus vorhandenen Lebensmitteln gekocht werden könnte, aber es war klar, dass es Suppe geben sollte; soweit, so gut.
David stand also in der Küche seinen Mann; das aufgeschlagene Kochbuch lag neben dem Herd, und er schnappte sich den Beutel mit Zwiebeln. Mutig wie ein Ritter häutete er Zwiebel um Zwiebel, und sein Anblick war wirklich eine Augenfreude: er hatte sich einen Teelöffel quer zwischen den Zähnen geklemmt, und als ich ihn nach dem Warum fragte, kam von ihm etwas undeutlich: "Hack ich nal geleden, dach nang gavon nichk so reinen grauch!"
Alles klar? Ich ließ ihn machen, und nachdem die Zwiebel mit einem Schuss Öl un der Küchenmaschine zerhächselt wurden, war ich schon erstaunt, dass bei ihm keine einzige Träne geflossen war. Die Küchenmaschine, die sich auch zum Kochen eignet, wurde angeheizt, und die Zwiebeln glasig gedünstet. Nach zwei Minuten wurden Wasser und Brühwürfel zugegeben, und dann sah ich, wie er die Packung Weichweizengrieß aus dem Küchenschrank holte, und (bei der Küchenmaschine die Waage einschaltend), den Grieß in die Flüssigkeit rieseln ließ. Erst als er fragte, ob man statt Weichweizengrieß auch Hartweizengrieß verwenden könnte, merkte ich auf: Grieß? In der Zwiebelsuppe???
Ich hastete in die Küche und las noch einmal im Kochbuch rauf und runter, links und rechts, doch nirgends stand auf einer der aufgeschlagenen Seiten etwas von Grieß! Dann sah ich die Bescherung: Statt Weißwein hatte er in der Eile Weichweizengrieß gelesen, und da das Grießmehl schon in der herzhaft duftenden Brühe war, war es zu spät, und somit gab es eben am Sonntagabend Zwiebelgrieß. David war zuerst etwas gekränkt, aber der Elfjährige löffelte tapfer mit mir die Suppe, pardon den Zwiebelgrieß aus...
 



 
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