boléro

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rogathe

Mitglied
bruder wo bleibst du
jeeps rollen auf holprigen pisten durch dornpolster schutt- und juniperusfluren zum schweigenden rumpeln das kraftlose knacken geleerter PE-flaschen zwischen den sitzen am halbblinden rückspiegel baumelt ein traumfänger über christophorus omas geburtstag ist heute sie feiern beklatschen brav opas gereimtes am sonntag ist kerbtanz im städtchen nein hier keine minen im kopf wieder schreie das poltern von gliedern auf blech rote scheiben verschmiert von den quietschenden wischern nein hier keine minen mit zittrigen fingern berichte geschrieben wo nie ein gott hauste nein hier keine minen das röcheln die brechenden augen der fremden und sie will die scheidung nein hier keine minen ein blitz und dann brüllen die berge
 

Circulo

Mitglied
Liebe rogathe,

das ist in meinen Augen ein wundervolles Stück Literatur. Ich habe es mit Erstaunen und berührt gelesen und werde es wieder lesen. Danke!

Circulo
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
toll, wunderbar, ausgezeichnet, hinreißend!
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Hallo rogathe,

als Bolero kenne ich nur Ravels Bolero - er hat den Rhythmus:
Tam -tatata - tam - tatata - ta, ta, tam -tatata - tam -tatata -ta usw.

Wenn du diesen rhythmisch übertragen auf deinen Text meinst, klappt es nicht - welchen Bolero hast du im Ohr?

Fragend, Zeder
 

rogathe

Mitglied
Hallo Zeder,
danke für deinen Kommentar.
Ravels Boléro liegt meinem Text zugrunde. Er ist im Dreivierteltakt verfasst, daraus folgt das Metrum in Daktylen.
Er lässt sich korrekt in die Melodie einbetten, deckt sie jedoch nicht ab, da er keine 15 Minuten dauert.

LG rogathe
 
A

aligaga

Gast
Sorry, wenn ich da ganz entschieden widerspreche.

Weder erkenne ich in dem holprigen Prosatext ein Metrum, das sich "korrekt in die Melodie" eines Tanzstückes "einbetten" ließe, noch lässt die grandios schwülstige Programmmusik Ravels, die an die intime Begegnung zwischen zwei significant others denken lässt, eine wie immer geartete, thematische Verküpfung mit dem verhackstückten Text zu.

Dazwischen liegen (gottlob!) Welten.

Gruß

aligaga
 

Circulo

Mitglied
Hallo aligaga,

Ich nehme mir aus Deinem Kommentar mal das heraus, was mir allein sinnvoll erscheint, den signifikant Anderen. Der ist in meinen Augen im Stück zugegen.
Das Metrum ist durchgängig und der Text gelungen.

Gruß
 
A

aligaga

Gast
Das Metrum ist durchgängig und der Text gelungen.
Wenn man bis drei zählen kann (der hier missbrauchte Ravel konnte es, und die Musiker, die bis heute nach seiner Pfeife tanzen, auch), stellt man sofort fest, dass diese Behauptung nicht zutrifft. Man müsste den Text mit einem Piepser beginnen und auch danach alle Hühneraugen zudrücken. Dass du den Text gleichwohl für gelungen hältst, @Circulo, sei dir unbenommen.

Ich seh ihn als bemühten Betroffenheits-Kitsch, der sich zudem mit einem Komponisten wichtig macht, der zu seinen Lebzeiten alles andere im Sinn hatte, als eine billige Vorlage zu sein. Jetzt kann er sich nicht mehr wehren, aber er bekommt Zuspruch von Typen, die so gaga sind wie Ali.

Je suis Charlie!

Gruß

aligaga
 
O

orlando

Gast
Leider muss ich Zeder und aligaga in jeder Hinsicht Recht geben.
Wenn du dir, liebe rogathe, ein Silbenbild anfertigen würdest, sähest du das selber sofort.
Auch die Gleichsetzung von Daktylen mit dem Dreivierteltakt liegt ein Irrtum zu Grunde. Das funktioniert eh nicht auf diese schlichte Weise, Lautung ist sehr vielschichtig und nicht 1 : 1 umzusetzen.

jeeps rollen auf holprigen pisten durch dornpolster schutt- und juniperusfluren zum schweigenden

Inhaltlich kann ich ebenfalls keine Parallelen erkennen, auch keine Bilder, die einen Zusammenhang oder gar eine Persiflierung Ravels andeuten.

Tut mir leid, ich halte den Text diesmal für misslungen. Vielleicht möchtest du aber noch den Beweis für das Gegenteil (ausführliches Silbenbild) antreten? Hierbei ist auch die Zeichensetzung zu beachten.

orlando
 

rogathe

Mitglied
Hallo,
hier "mein" Silbenbild:

bruder wo bleibst du jeeps rollen auf holprigen pisten ...

Fremdartige Bilder kamen mir in den Sinn - Persiflage überhaupt nicht.
LG rogathe
 
O

orlando

Gast
Na ja,
bei aller Wertschätzung, dein Silbenbild ist nun wohl doch ein wenig schön "gerechnet":

bruder wo bleibst du
jeeps rollen auf holprigen pisten ...

:D:p
 

Circulo

Mitglied
Hey Orlando,

Das bedeutete ja Verbot für jegliches nicht-betonen von einsilbige Verb oder Nomen in Gedichten. Seit wann das?

Gruß circulo


Dem Strolch auch noch seins, also an ali g.: bäh!
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Uuuups, rogathe,

ich dachte bei dem Rhythmus und Ravels Bolero (natürlich) an den Trommler - du meintest aber den Takt!
Dann hast du für deinen Text meiner Meinung nach eine falsche Vorlage gewählt; einen Dreivierteltakt liefert jeder xbeliebige Walzer.
Und ein Daktylus muss sauber durchgesprochen werden können (ohne Verbiegungen).

Viele Grüße von Zeder
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Hey Orlando,

Das bedeutete ja Verbot für jegliches nicht-betonen von einsilbige Verb oder Nomen in Gedichten. Seit wann das?

Gruß circulo


Dem Strolch auch noch seins, also an ali g.: bäh!
Hallo Circulo,

ich weiß nicht, woraus du die o.g. Rückschlüsse in deiner Antwort an Orlando ziehst - es gibt für vorgegebene Formen Vorgaben, die du gerne in unserem Forum "Theoretisches" nachlesen kannst.

Dein Nachsatz an aligaga hat nicht nur Kindergartenniveau - er hat auf der Leselupe nichts zu suchen. Halte dich unbedingt an unsere Regeln!

Grüße von Zeder
 

Circulo

Mitglied
Liebe Zeder,

Meine Mitteilung an Orlando stammt von einer Novalis-Lektüre her. Es gibt aber auch andere Dichter, die es so handhaben meines Wissens nach.
Dir, Orlando und aligaga vollziehe ich nach, dass das Metrum nicht dem Takt des Stückes entspricht. Weil das hinsichtlich der Qualität dieses eigenständigen (!) Werkes für mich nicht von wesentlicher Bedeutung gewesen ist, habe ich es unerwähnt gelassen.

Liebe Grüße
Circulo
 
A

aligaga

Gast
Unabhängig vom m. E. missglückten Versuch, die Musik eines Impressionisten für einen alles andere als impressionistischen Text einzuspannen, @rogate: Es eignet sich halt nicht alles zur gezierten Ballade im Dreivierteltakt. Das haben weder der geschätzte Herr Ravel selig noch die namenlosen Minenopfer dieser Welt verdient, Posttraumata hin oder her.

Es gibt unendlich viel bessere Aufarbeitungsmöglichkeiten als derart "elegante". Das Trömmelchen im "Bolero" ist kein Kriegströmmelchen. Soldaten marschieren ganz anders.

Gruß

aligaga
 
D

Die Dohle

Gast
Na, na, mal langsam

Bolero ist ein Tanz, Ende 17-tes Jahrh. in Cadiz, Spanien erfunden, so sagt man. Diese Tänze sind in dreiviertel gesetzt, und zwar flott. Daneben ist der Bolero-Son, Geburtsort Kuba, andernorts auch als Rumba bekannt, zu nennen. Zwar hat der wenig mit seinem spanischen Kollegen gemein, meist zwei- oder vierviertel, beiden gemeinsam jedoch ist die Tatsache, dass regelmäßig auch Taktwechsel eingeflochten werden. Die spanische Variante entwickelte sich u.a. aus dem Sevillanas, einer Sorte Flamenco. Was in jeder Hinsicht jederzeit eine höchst dramatische gefährliche Angelegenheit ist. Unter Anderem. (Rudiments diesbez. siehe Wiki)

Was ich sagen will:
Mir gefällt der Text zunächst sehr gut, dennoch, muß noch eine Weile wirken lassen. Stand derzeit:
Titel und Text vetragen sich ausgezeichnet. Da ist Dramatik, es rumpelt und bollert durch den verminten Busch im angedeuteten Dreiviertel an unvorhergesehenen Ausreißern, die könnten Geröll im Unwegsamen sein, ein Wachholderast, der unvermittelt ins Gesicht schlägt, usw.. So etwas, wie ein Teufelsritt. Ravel ist kommode Chaiselonge, dies hier ist stark gezeichnetes raues Leben.
Ja, ich glaube derzeit, der Text taugt. Ziemlich.

Hallo rogathe

lg
die dohle
 
A

aligaga

Gast
Wenn du nur guhgeln kannst und uns, obwohl's schon jemand gemacht hat, nochmal erklären musst, dass ein Bolero nicht nur was zum Anziehen ist, @Dohle, wird dir nie einsehbar werden, wie sehr der Autor hier einen Komponisten in den Hintern getreten hat.

Aber was soll's. Die meisten Konzertbesucher wissen eh den Unterschied zwischen Dur und moll nicht. Ravel ist für die nur eine
kommode Chaiselonge.
Sie meinen, es käme nicht darauf an.

Ich glaube das schon.

Mois, je suis Charlie.

aligaga
 



 
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