dämmerungen

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ENachtigall

Mitglied
Es tut gut, Dein Gedicht zu lesen, Ralf.

Als käme es, scheint's, aus einem Jenseits von Gut und Böse; Zeitschleifen zwischen Dämmern und Denken, deren friedliche Koexistenz sich bewusst verläuft: in phänotypischen Sanden.

Grüße von Elke
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo miteinander,

ich freue mich sehr über die votings und die kommentare.

gerne möchte ich hier noch ein paar gedanken da lassen:gedanken zur dämmerung.

sicherlich empfindet jeder das lichte und das dunkle auf seine art. aber in der kunst kenne ich nur die art dessen der die kunst schafft.
ich gebe zu ich bin kein apollinisches wesen, keine lichtgestalt. nein, meins ist die dämmerung, der ort der übergänge, des nichtgreifbaren. der ort, der weiß das der schein (das lichte) trügt.
ich bin ein mensch der ungewissheit. meins ist der zweifel, der ort im dämmerndem, im scheinbar so gleichen sand und letztlich am strand, der auch nur teil einer großen leeren wüste ist.

aber ist die wüste leer? nur weil sie "an sich selbst" so ähnlich, so gleichförmig scheint?

mag sein das einiges an gutem in diese welt gelangt ist wo gewissheit, wo klarheit herrschte!
aber ist es nicht definitiv so das alles was wir böse nennen ganz sicherlich aus "gewissheit" geboren wird.

nein, meins ist der zweifel, der zweifel spricht:
mag sein, vielleicht, oder, aber...

und dann sind da diese momente wo der zweifel eine mittagspause macht, wo der geist in eine unstabile seitenlage des seins gerät, ein atemholen: glück

das sind die zweifelsfreien augenblicke
die kunst die ich kenne aber ensteht in der dämmerung, im zwielicht...

herzliche dank
lg
Ralf
 

Perry

Mitglied
Hallo Ralf

dein Text schickt mich in die Wüste und lässt mich am Strand erwachen.
Konstruktiv würde ich die Wiederholung von "Dämmerungen" vermeiden. Wie wär's mit "ich lebe halblichtes o. ä."

LG
Manfred
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo Manfred,
schön von dir zu hören.

Ja die Wiederholung durch Titel und erster Zeile ist ein wenig
holprig.
Aber dies Gedicht meint das Dämmernde und nicht das Halbdunkle oder Halbhelle.

Schön wärs wenn es ohne Titel daher käme, aber das funktiomiert in Foren nur schlecht.
Der Leser greift ja über den Titel auf den Text.

Zwielicht wäre eine Möglichkeit. Aber auch das träfe nicht den Kern. Denn Dämmerungen sind ja ein Prozeß, entweder des heller werdenden oder des dunkler werdenden. Das Zwielicht ist ja Wort für den Zustand.

( Wobei ich persönlich bei Dämmerung eher an des Schwinden denke)

Ich gehe deinem Gedanken trotzdem noch einmal nach...
lg
Ralf
 

anbas

Mitglied
Hallo Ralf,

vielleicht kann man auf das zweite "Dämmerung" ganz verzichten.

Das könnte dann z.B. so aussehen:

dämmerungen

ich lebe
dort wo der traum noch wacht
und alles wachsein müde wird
mein denken licht
in einer wüste
sammle ich den sand:
mal bin ich düne mal oase
am ende meiner träume
bin ich strand
oder so

dämmerungen

ich lebe dort wo der traum noch wacht
und alles wachsein müde wird
mein denken licht
in einer wüste
sammle ich den sand:
mal bin ich düne mal oase
am ende meiner träume
bin ich strand
oder oder oder :)

Nur mal so als Überlegung "in den Ring" geworfen.


Mir gefällt das Gedicht auf jeden Fall auch so schon ganz gut.

Liebe Grüße

Andreas
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo,
Herzlichen Dank für deine Vorschläge.
Folgendes Überlegung:
ich möchte auf die Zeile
' ich lebe dämmerungen'
nur ungern verzichten!
Wäre dies Gedicht nicht in einem Forum
Hätte dieses Stück wohl gar keinen Titel
Sondern würde mit fettgedrucktem
' ich lebe dämmerungen' beginnen. Aber, wie ich
schon sagte, der Leser greift über den Titel
auf den Text zu.
Deshalb denke ich muss der Titel eine Anspielung
auf den Titel geben. Stünde hier nur
als Titel ' ich lebe' wäre das schlichtweg irreführend.

Zudem soll der Titel neugierig machen
und ihn dazu veranlassen den Text anzuklicken.
(Man will ja gelesen werden
 

revilo

Mitglied
ich möchte auf die Zeile
' ich lebe dämmerungen'bloß nicht verzichten.....gerade diese Zeile find ich klasse.....


viel Spaß anne Backen beim Derby.....;)
 
O

orlando

Gast
dämmerungen

ich lebe dämmerungen
dort wo der traum noch wacht
und alles wachsein müde wird
mein denken licht
in einer wüste
sammle ich den sand:
mal bin ich düne mal oase
am ende meiner träume
bin ich strand
Spät - aber doch - melde ich mich zum Gedicht. Manche Texte sind mir zu schade, um sie einfach abzuhandeln, besonders, wenn die eigene Verfassung nicht ganz dem Anspruch entspricht. ;)

Du beschreibst die warmen Töne der Dämmerung, der Ruhe und einer sich ankündigenden Traumwelt. In anderer Hinsicht die spürbare Suche nach Balance zwischen Licht und Dunkel, Bejahung des Seins und Verzweiflung am Leben.
Nicht von ungefähr scheint dir die Wüste ein angemessener Ort für diese Überlegungen.
Du suggerierst (d)ein stilles Glück des Suchenden, vor dem die Wüstenwellen letztlich kapitulieren. Und auch sein Ende.

Sehr schön. Eins, das bleiben wird.

orlando
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo Heidrun,
ja die Suche und die Möglichkeiten, vielleicht ist die Wüste
die beste aller Welten.
Nur der Sand und ein Ich.
Alles erscheint in sich gleich, und doch ist ja alles in Bewegung
und findet wechselnde Ausdrucksformen.
So ist die Wüste ein transzendenter Ort,weil er Potential hat, weil es in ihr dämmert.
Und wenn der Sand zum Strand geworden ist, ist er ja ein Ort des
Übergangs;
so wie die Dämmerungen - nicht hell, nicht dunkel,
wäre das dann nicht: Glück...

Herzlichen Dank für deine Worte

Ralf
 

Morino

Mitglied
Eine kleine Bilderschau über das " Aufundab" einer Persönlichkeit, die
ihre Schauplätze in einer melancholischen Grundstimmung besucht.
" Strandsein" bedeutet nach meiner Lesart eine Schnittstelle, lieber Ralf, das ist Herkommen und Hingehen. "Sein" aber ist fraglich, wie uns W.Schakespeare wissen ließ. Nichtsein ist kein Leben. Um zu handeln bedarf es einer Entscheidung, sonst droht das Stranden. Ein ambivalenter
Text ... von einem " rotinierten" Schreiber? Der wäre ja nicht nur erfahren, vielmehr auch gefährdet wieder einmal spontan kreativ zu sein.
Ein wenig lese ich das " oder" heraus.


Der Autor bedient sich allerdings, wie es sich mir liest, ihm wohl vertrauter Metaphern. Dies routiniert, glatt, flüssig.

Gruß otto, Morano
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo Otto,
danke für den 'weisen' Kommentar:
Alles was du sagst ist wahr.

Der Autor bedient sich hier Metaphern mit denen er vertraut ist,
die ihn begleiten.

Vielleicht liegt es an den Themen die mich begleiten, vielleicht auch das spezielle Worte eine spezielle Attraktion auf mich ausüben.

Orte die Übergänge bezeichnen, die ihrem Wesen nach keinen Aufenthalt bergen, sondern vielmehr nur Transit sind, das sind meine Worte

Von daher vielleicht der Wunsch Strand zu sein

Herzlichen Dank
Ralf
 
O

orlando

Gast
Mir ist (verspätet) aufgefallen, dass die beiden Reime Hervorhebungen andeuten, gleichsam ein separates Gedicht im Gedicht:

ich sammle
sand

bin ich

der strand
bin ich

und
sand
Es gäbe eine Vielzahl von Variationen, die alle Sinn machten. Irgendwie spannend ...
 

HerbertH

Mitglied
Die Kurzversion von Heidrun gefällt mir ausnehmend gut. Allerdings: gäbe es die Erfahrung mit der ursprünglichen nicht - würde man die kurze verstehen?
 



 
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