die wahre Schöpfungsgeschichte
Zwei weiße Streifen liefen längs über sein Gesicht, was daher rührte, daß er immer von derselben Stelle im Raum aus dem Fenster stierte. Sein Gesicht war bereits gegerbt und gebräunt. Nur eben da, wo die Gitterstäbe in seinem Gesicht verliefen, war er blaß.
Nachts lief er immer auf und ab. Und auf und ab. Und auf und ab. Immer von Wand zu Wand. Erreichte er eine Wand, blieb er wenige Zentimeter vor ihr stehen und glotze sie durchdringend an. Nach einer Weile machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte zurück. Die ganze Nacht. Hin und her.
Deswegen hatten sie ihn in eine Einzelzelle gesperrt. Sie hatten ihn reintragen müssen. Sein Nasenbein war gebrochen und ein Auge violett unterlaufen. Seine Mithäftlinge waren des ewigen Auf und Abs überdrüssig geworden. Sie hatten ihn kurzerhand vermöbelt, bis er sich nicht mehr regte. So kam er in die Einzelzelle, die untereinander kurz "Ei-Zelle" genannt wurde.
Ungelöst blieb die Frage, wann dieser Mann schlief. Unbekannt war auch der Grund, weswegen er überhaupt eingesessen. Man munkelte, er wäre schon immer da gewesen... .
Von seinem Gesicht war sonst wenig zu erheischen. Ein ausgeprägter Haar- und Bartwuchs umstrüppte seinen Schädel, graue Zotteln hingen an ihm herunter, wie Lianen in einem verwilderten Urwald. Die Nase großporig und gesprenkelt von geplatzten Blutäderchen. Zwei kleine Äuglein blitzen aus tiefen Höhlen unter buschigen Augenbrauen hervor - glasig und trüb sein Blick.
Seine Haltung gebückt, so daß seine Größe nicht eindeutig zu bestimmen war. Die Arme hingen an ihm herunter, als wären sie nur lose angenäht. Er ging barfuß. Auf und ab. Die Zehnägel unförmig und schmutzig.
Sein Name war gänzlich unbekannt. Wegen seiner nächtlichen Exkursionen wurde er von allen "der Wandler" genannt.
Eines Tages fand man seine Zelle leer.
Nur dort, wo er sonst immer gestanden, um aus dem Fenster zu stieren, saß mitten auf dem Steinboden ein Schwan. Er schimmerte seltsam, als würde er von einem unbestimmten Licht bestrahlt. In der Luft hing ein Hauch von Rauch.
Sechs Tage später, nachdem diese Erscheinung bereits beinahe wieder vergessen und andere Themen das Tagesgeschehen beherrschten flog punkt Mitternacht die ganze Anstalt in die Luft. "WUMM", explodierte wie ein Vulkan und verfiel in seine Einzelteile. Die Detonation war noch in den Außenbezirken der Stadt zu hören. Im Umkreis von einem Kilometer waren sämtliche Scheiben zerborsten.
Der Vorfall kostete allen 468 Insassen das Leben.
Am Tag danach, es war ein Sonntag, saß der Mann mit den zwei Streifen im Gesicht im Stadtpark auf einer Bank und schaute den umhergleitenden Schwänen auf dem Stadtparksee zu. Die Sonne funkelte in seinen grauen Haaren. Er schien zufrieden zu lächeln.
Er ruhte sich aus.
Ende.
Zwei weiße Streifen liefen längs über sein Gesicht, was daher rührte, daß er immer von derselben Stelle im Raum aus dem Fenster stierte. Sein Gesicht war bereits gegerbt und gebräunt. Nur eben da, wo die Gitterstäbe in seinem Gesicht verliefen, war er blaß.
Nachts lief er immer auf und ab. Und auf und ab. Und auf und ab. Immer von Wand zu Wand. Erreichte er eine Wand, blieb er wenige Zentimeter vor ihr stehen und glotze sie durchdringend an. Nach einer Weile machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte zurück. Die ganze Nacht. Hin und her.
Deswegen hatten sie ihn in eine Einzelzelle gesperrt. Sie hatten ihn reintragen müssen. Sein Nasenbein war gebrochen und ein Auge violett unterlaufen. Seine Mithäftlinge waren des ewigen Auf und Abs überdrüssig geworden. Sie hatten ihn kurzerhand vermöbelt, bis er sich nicht mehr regte. So kam er in die Einzelzelle, die untereinander kurz "Ei-Zelle" genannt wurde.
Ungelöst blieb die Frage, wann dieser Mann schlief. Unbekannt war auch der Grund, weswegen er überhaupt eingesessen. Man munkelte, er wäre schon immer da gewesen... .
Von seinem Gesicht war sonst wenig zu erheischen. Ein ausgeprägter Haar- und Bartwuchs umstrüppte seinen Schädel, graue Zotteln hingen an ihm herunter, wie Lianen in einem verwilderten Urwald. Die Nase großporig und gesprenkelt von geplatzten Blutäderchen. Zwei kleine Äuglein blitzen aus tiefen Höhlen unter buschigen Augenbrauen hervor - glasig und trüb sein Blick.
Seine Haltung gebückt, so daß seine Größe nicht eindeutig zu bestimmen war. Die Arme hingen an ihm herunter, als wären sie nur lose angenäht. Er ging barfuß. Auf und ab. Die Zehnägel unförmig und schmutzig.
Sein Name war gänzlich unbekannt. Wegen seiner nächtlichen Exkursionen wurde er von allen "der Wandler" genannt.
Eines Tages fand man seine Zelle leer.
Nur dort, wo er sonst immer gestanden, um aus dem Fenster zu stieren, saß mitten auf dem Steinboden ein Schwan. Er schimmerte seltsam, als würde er von einem unbestimmten Licht bestrahlt. In der Luft hing ein Hauch von Rauch.
Sechs Tage später, nachdem diese Erscheinung bereits beinahe wieder vergessen und andere Themen das Tagesgeschehen beherrschten flog punkt Mitternacht die ganze Anstalt in die Luft. "WUMM", explodierte wie ein Vulkan und verfiel in seine Einzelteile. Die Detonation war noch in den Außenbezirken der Stadt zu hören. Im Umkreis von einem Kilometer waren sämtliche Scheiben zerborsten.
Der Vorfall kostete allen 468 Insassen das Leben.
Am Tag danach, es war ein Sonntag, saß der Mann mit den zwei Streifen im Gesicht im Stadtpark auf einer Bank und schaute den umhergleitenden Schwänen auf dem Stadtparksee zu. Die Sonne funkelte in seinen grauen Haaren. Er schien zufrieden zu lächeln.
Er ruhte sich aus.
Ende.