direkt ins dorthin

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Venus

Mitglied
direkt ins dorthin

eng
bei allem nass / geweint hast du mir
meine seele
aufgedeckt am grünen tisch
mit klaren würfeln mich dann
zug um zug gelehrt
wie kälte wahrhaft brennen
will

hast mich vollendet
mitgenommen / lag mein offen
ganz direkt in deinem scheitel
punkt genau und weise
fielen unsere küsse auf den grund
des untergangs von
gestern und beleuchten seither
den bewegten lebensrest

einander im blick und auf der höhe


© gabriele schmiegelt
 
S

Sheerie

Gast
Hallo Venus,

in gewisser Weise greift es des Lesers Innerstes an, mit seinem Tiefgang. Eine schmerzende Melancholie trägt es
m.E. und dass Kälte brennen kann ist wohl genau so eine Tatsache, wie man am Kaminfeuer gemeinsam erfrieren kann.

... etwas gelehrt zu bekommen bringt uns sicher der Weisheit ein Stück näher, man lernt nie aus ...

Es gefällt mir, in seiner tiegreifenden Tragik, wenn ich dies so sagen darf und es macht wehmütig beim Lesen.
Dies kann ich nur so sagen, so wie ich es beim Lesen empfunden habe, manch anderem Leser ergeht es vielleicht anders. Mich stimmt es traurig.

Das meint Sheerie
 

strolch

Mitglied
nein

nein, es stimmt mich nicht traurig, für mich strahlt es auch zuversicht aus.

ganz lieben gruß brigitte
 
I

inken

Gast
Liebe Venus

Ich habe es nun schon dreimal gelesen und immer noch nicht vollends entdeckt. Es ist sehr tiefgründig und durch die vielfache Brechung entdeckt man immer wieder neue Gedanken.
Am Schluß, als es sich senkt, kommt es grad noch mal auf die Höhe und da beginnt man wieder von vorn. Was soll man dazu sagen ...lächel...nix zu meckern. Ganz toll!!!

Liebe Grüße inken
 
E

El Lobo

Gast
Liebe Gabi,
ein Gedicht voll Schwung, Sinnlichkeit und Tiefgang.

Weiter So!

Gruss El Lobo
 
D

Daniel Mylow

Gast
Liebe Venus,
mein Leben ist wie leise See...(...)nur manchmal zittert ein Nahen und Fliehn, aufgestörte Wünsche ziehen darüber wie silberne Möwen, und dann ist alles wieder still. Und weißt du, was mein Leben will? Hast du es schon verstanden? Wie eine Welle im Morgenmeer will es rauschend und muschelschwer an deiner Seele landen.(Rilke)
Dein Gedicht ist wie eine Welle im Morgenmeer. Du kennst und willst das Unmögliche. Es ist die Nähe des Schweigens. In diesem Gedicht ist bei dir, mehr als sonst, das Sagen ein Sagen des Ungesagten. Dein Gedicht ist voller verwinkelter Subtilitäten, du zeigst die Fähigkeit, eine Gedankenlinie mit einer zweiten zu verflechten, so dass beide, manchmal sogar mehrere Gedanken gleichzeitig sprechen. Das ist das gleiche Prinzip wie in der Musik, in der auf diese Weise auch eine bewegte Synthese entsteht. Du sprichst an der Grenze des Unmöglichen. Deshalb höre ich dir so gern zu.
Mallarme nennt als die drei Grundmächte seiner Lyrik und seines Denkens: Einsamkeit, Klippe und Stern. In deinem Gedicht kann ich sie in einer zuversichtlichen Traurigkeit aufschimmern sehen.
Dein Gedicht ist wie eine Welle im Morgenmeer. Und die Welle im Morgenmeer ist wie die Dichtung ein Tun, das sein Traumspiel sehr einsam hineinstrahlt in eine vernichtete Welt. Verzeih, dass ich mich deinem Gedicht nicht inhaltlich nähere. Es ist in meiner Seele gelandet.
Daniel
 

Venus

Mitglied
Liebe Sheerie,
erneut sag ich dir herzlichen Dank, für einen wundervollen Kommentar.
Wenn auch nicht wirklich vollkommen bewusst von mir so gewollt, ist die von dir erkannte Melancholie in den Zeilen wohl berechtigt.
Ich hab es immer noch nicht richtig verstanden, warum das Leben aus Gegensätzlichkeiten bestehen muss. Warum das Schöne nicht ohne das Schmerzvolle und Himmelhoch nicht ohne das Bodenlose...
Ob es uns wirklich klüger macht? Oder gar zu besseren Menschen?

Sicher weiß ich nur, dass es so ist.

Noch einmal danke,
für deine Nähe,

mit recht lieben Grüßen,
Venus
 

Venus

Mitglied
Die Zuversicht, liebe Brigitte, ist der Motor für alles Streben. Das offene neben dem blauen Auge und die Ahnung, dass mit jedem weiteren Schritt ein neuer Weg entsteht.

So
oder so -

Ich danke dir!

Herzlich,
Gabi
 

Venus

Mitglied
Liebe inken,

ich weiß, dass du immer sehr aufmerksam liest! Das ehrt dich sehr und freut mich in dem Fall von ganzem Herzen!

Ja.
Es stimmt schon.
Es mag wirklich noch so allerhand enthalten sein. Im Moment bin ich froh, mich inhaltlich nicht wirklich äußern zu müssen. Und der tiefe Grund für dieses Werk ist (und das berührt mich sehr!) genau wie von dir beschrieben: „Am Schluß, als es sich senkt, kommt es grad noch mal auf die Höhe und da beginnt „es“ wieder von vorn. Was soll man dazu sagen...“
Du schreibst nun, dieser Ausdruck ist mir geglückt.
Mein Gott -

Danke inken,
fürs „nicht meckern“ und dabeiseinwollen!

Recht herzlich,
Gabi
 

Venus

Mitglied
Lieber Daniel,

jetzt friert mich wieder...

Erst vor kurzem hab ich diese Zeilen geschrieben:

„Ich fühle nur dann wirkliche Ruhe, wenn ich den Ansporn nicht misse. Ich will hinaufsehen, zum Leben, zum Partner, zur Anforderung, damit ich es/ihn/sie herzunterziehen kann, zum Hinterfragen. Ich will hinunterklettern, damit ich es/ihn/sie raufhirnholen kann, an meinen Mund. Ich will gemeinsam mit mir und meinem Drumrum ganz ruhig am Strand der Möglichkeiten sitzen und mit Schwitzehändchen in die Ferne sehen, die soviel birgt...
Ich will nicht aufhören zu atmen und ich will die Kraft spüren, damit ich die Ruhe wissen kann. So, verflixt nochmal, will ich! Und wenn ich das dann spür, dann will ich wissen, dass es weiter geht...“

Glaub mir, der Weg meines Schreibens war und ist ein eigenartiger Prozess. Anfangs tat ich es einfach. Weil es leicht fiel. Dann spürte ich mehr und mehr die Unzulänglichkeit. Und es fiel furchtbar schwer.
Jetzt will es mich!
Und es ist nicht mehr länger wirklich nur mit dem Verstand erklärbar –

Mir scheint,
mein Gedicht auch...

Ich danke dir sehr, für deine großen und dennoch so vertrauten Worte.

Ein bisschen bleib ich beschämt zurück...

Herzlich,
Venus
 
Hallo Venus,

ich schließe mich dem Lob der VorrednerInnen an, vor allem auch, weil ich über die Gedichte Ewige Mündung, Kyrill bis hierher (ungeachtet der tatsächlichen Chronologie) eine schöne Folge der Verdichtung sehe. Ich bin schreckhaft, wenn ich Idyllisches lese und bin grundsätzlich skeptisch bezogen auf die Möglichkeiten, eine schöne Welt darzustellen. Da du durch dein gebrochenes Sprechen immer wieder etwas Wahrhaftiges in die genannten Gedichte trägst, sind sie für mich lesbar, erlebbar, bewegend, verblüffend, frappierend. So kann man/frau heute dichten! Ich möchte gar nicht auf Details eingehen, sondern nur diesen Eindruck festhalten. Ganz außerordentlich.

Beste Grüße

Monfou
PS: Wunderbarer Titel!
 
I

inken

Gast
Liebe Venus

ja, so fühlte es sich auch an - "es" schreibt dich. Es ist organisch in seiner Zerrissenheit und deshalb so besonders schön. Ich gebe zu, ich habe am Schluß überlegt, ob ich der letzten Zeile zustimmen sollte, ich war so schön eingestimmt auf die "Beerdigung", war mit der "Auferstehung" fast ein wenig überfordert, aber genau das ist es, was unter anderem auch den starken Reiz ausmacht. Ansonsten geht es mir hier wie den anderen. Man möchte kaum auf Einzelheiten eingehen, weil es das Gesamte ist, das wirkt.
Mit dem Titel hat Monfou völlig recht. Er trifft es genau.

Ganz liebe Grüße und ein schönes Wochen - inken
 

Venus

Mitglied
Lieber Monfou,
dein Kommentar ist Irrsinn!
Wenn ich so ankommen darf, hab ich mehr erreicht, als ich mir jemals vorstellen wollte.
Du hast mich bekräftigt
auf meinem Weg –
Dafür danke ich dir sehr!

Besser gings mir nie –

herzlich,
Gabi
 



 
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