kein ort

4,00 Stern(e) 2 Bewertungen

Jongleur

Mitglied
kein ort


wie jedes jahr
unter diesem baum
die glänzenden kugeln,
nach denen ich mich
bücken, die ich in taschen
versenken möchte,
ihre kühle zu befingern,
ihrem versprechen auf neues
leben nachzugehen

ausgelegt habe ich sie:
herbstzeichen - märzzeichen
neben tellern und tassen,
milch, brot, den dingen,
die uns nähren.

dies jahr aber ist anders
mit seinem aufbruch,
mit seinen abschieden,
mit seinem herausreißen
aller weißen hemden und
vollgeschriebenen seiten,
meine samen, die ich
in braune kartons senke.
wo werden sie, wo ich
im frühjahr sein?

ist noch kein ort
für kastanien
auf meinem tisch.
 
K

Klopfstock

Gast
"ist noch kein ort
für kastanien
auf meinem tisch."


Hallo, Jongleur,
der Schluß Deines Gedichtes gefällt mir ganz besonders.
Diese drei Zeilen sagen so viel.
"Ich ahne den Herbst des Lebens, aber er ist noch nicht da - Nein, noch will ich nicht daran denken, will einen neuen Anfang wagen. So schön sie auch ist, diese Herbstfrucht, nein, ich will sie lieber von Ferne betrachten.Später....ja....später - aber nicht jetzt......"


Sehr poetisch das Ganze - gefällt mir ausgezeichnet!!!

Liebe Grüße
Klopfstock:)
 

Jongleur

Mitglied
Danke, Klopfstock!
Ja, die letzten Zeilen. Sie sind der Auslöser, sind das Kernstück. Wenn man sie allein stellen könnte ... sie sind das Wichtigste in diesem Text.
:)
Grüße!
 



 
Oben Unten