seelenschutzgebiet

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Manfred Groß

Mitglied
seelenschutzgebiet

scheinwelt da produziert
unersättlich dich wie von sinnen
dürstest du verzehrst dich stockst deinen atem

senkst du dein haupt denn
tiefer noch und immer tiefer
ins trockene flusstal hinab ins finstere

spürst du denn nicht
hier bin ich
bin ich
ich

und
ungebrochen
begehrt dein innerstes
ein reservat ein stilles und ungeteilt
zu heben die kraft zu weben feine lebensnetze

wie damals weißt du noch
geschützt atmet die seele hier sie ortet sich
eine innere heimat für dein kinderherz

ja du weißt

und hörst deinen bauch

grummeln
 
A

Architheutis

Gast
Hallo Manfred,

spürst du denn nicht
hier bin ich
bin ich
ich
Diese Strophe raustrennen und ab ins Experimentelle damit! Vielleicht noch die nächste Strophe mitnehmen. Diese würde ich dann aber in der exakten Länge der Vorstrophe halten, dann hättest du eine wunderschöne Kurve (konkav/konvex, ich verwechsel das immer; ich glaube konkav).

Gruß,
Archi
 
A

AchterZwerg

Gast
Das ließe sich zusätzlich bewerkstelligen, aber ich finde nicht, dass dieses Gedicht so viel Überflüssiges beherbergt. Kürzen "solltest" du allerdings schon und vielleicht den Titel in "schutzgebiet" ändern:

schutzgebiet

scheinwelt
produzierst dich unersättlich wie
von sinnen dürstest du verzehrst dich
stockst den atem

senkst dein haupt noch
tiefer immer tiefer
trocknes flusstal in der finsternis

spürst du nicht
hier bin ich
bin ich
ich

ungebrochen

begehrt dein innerstes
ein reservat ein stilles ungeteilt
wie damals

weißt du noch
Begründung: Durch die Kürzung nimmst du das Übermaß an Betroffenheit aus dem Text - wenig ist hier mehr. Es ist in der Regel besser, dem Leser sein eigenes Kopfkino zu gestatten, das viel deutlicher, auch grausamer sein kann als es einem Autor je gelingen wird.
Denk mal über meinen Vorschlag nach, gerade auch bezogen auf das eben Gesagte. ---
Im Gedicht handelt es sich um einen inneren Dialog: das erwachsene LyrI kommuniziert mit seinem kindlichen Ich, das wohl behütet herangewachsen ist.
Es scheint sich um jemanden zu handeln, der im Begriff ist, am Leben zu verzweifeln, bzw. seinem Alltag nicht gewachsen ist.
Das hast du gut herausgearbeitet. Mit passenden Umbrüchen.
Die auch von Archi hervorgehobene Stelle:
hier bin ich
bin ich
ich
gefällt mir besonders. Das mag auch daran liegen, dass ich selber einmal ähnliches verwandt habe.
Hier
bin ich -
sieh nur, ich bin hier.
Du solltest halt grundsätzlich aufpassen, nicht zu dick aufzutragen. Besonders wird das an deinem Schluss (dem Bauchgegrummel) deutlich. Du brichst die Speerspitze des Gedichts so eigenhändig ab. Und das ist schade. -
Ich hoffe, dass ich dir ein paar Denkanstöße geben konnte. -
Die LL ist ja ein Arbeitsforum. Deshalb liegt keinerlei Schmach darin, einen Text zu verändern.
Ich mache das selber auch oft. ;)
Und was ich noch sagen wollte:
Herzlich willkommen, Manfred!
Der 8. Zwerg
 



 
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