100% vegan

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weisserrabe

Mitglied
100% vegan

TU-Campus Berlin; verschiedene Bäckereien, Imbisse und Snackpoints freuen sich über vorwiegend studentische oder eben dozierende Kundschaft...

In einem der rustikaleren Läden, der naturgemäß eher zünftige Bauarbeiter und auch mich anzieht, drängt sich ein ungemein stylish-hipper selbstbewußter junger Erfolgsmensch vor: „Entschuldige, ist der Kartoffelsalat auch sicher vegan?“ „Bei mir stellt man sich eigentlich hinten an – und ich bin nicht sicher. Wegen Mayonnaise und so? Wenn Du es ganz genau nimmst, rate ich Dir zu unserer Backkartoffel mit Sour Cream, die ist ganz sicher vegan!“ „Sorry – die Schlange habe ich als solche nicht erkannt. Und ja danke, genau das nehme ich – schneide mir aber bitte ein paar Hähnchenbruststreifen drüber, okay!?“...???...

Der ganze Laden war zuerst in Schweigen erstarrt und lachte dann einhellig, was das Zeug hielt. Unser junger dynamischer Veganer hat bis jetzt nicht verstanden, warum...
 

rothsten

Mitglied
... unser junger, dynamischer Autor hat vielleicht noch nicht verstanden, was gute Kurzprosa ist und was die Stunde geschlagen hat.

Was willst Du uns sagen? Vielleicht, dass vegan albern ist, etwas, worüber man sich lustig machen sollte?

Schlimmer noch: Sollen wir Deinen Prot für so blöd halten, dass er nichtmal weiß, dass Huhn nicht vegan ist?

Ich bin kein Veganer, nichtmal Vegetarier, aber ich hasse Einfältigkeit.

Schlag mit Genuss Deine Zähne in die nächste Aldi-Hühnerbrust. Dem Huhn ging es gut, es hatte immerhin 15 cm² Platz. Es wurde immerhin mit Soja gefüttert, für den überflüssiger Regenwald abgeholzt wurde. Es wurde von Rumänen geschlachtet, die für 3€/h arbeiten, weil Du an der Kasse nicht mehr als ein paar Cent für das Tier bezaheln willst. Und Menschen, die hiergegen ein Zeichen setzen wollen ... das sind die wahre Deppen ...

Wie gesagt, ich esse Fleisch, aber ich hasse Einfältigkeit - und hier zeigt der Autor, wessen Geistes Kind er ist und wer dafür verantwortlich ist, warum die Menschheit die Kurve nicht bekommen wird.

Guten Appetit,
rohtsten
 
S

steky

Gast
Hallo, weisserrabe!

Der Grund für die schlechten Bewertungen ist wohl der, dass niemand eine Geschichte lesen möchte, in der eine Mehrzahl an Menschen einen Pseudo-Veganer auslacht, nur weil diese ein schlechtes Gewissen haben und insgeheim wissen, dass er recht hat.

Meiner Auffassung nach entspringt Kunst immer dem Guten, nicht dem Schlechten.

Was noch? Leben und leben lassen!

LG
Steky
 

weisserrabe

Mitglied
rohsten

Hallo steky!

Ich habe gar kein Problem mit schlechten Bewertungen - polarisieren ist was Gutes ;-)) Die schlechten Umgangsformen nerven schon eher - also danke, daß Du Grenzen ziehst...!
 
S

steky

Gast
Ich habe gar kein Problem mit schlechten Bewertungen - polarisieren ist was Gutes.
Auf jeden Fall! Wenn Du aber auf etwas hinweisen möchtest, darfst Du Deinen Veganer nicht beurteilen: Die Ironie verdirbt den Brei.

Gruß
 
S

steky

Gast
Hier ein Beispiel, wie Du den Text wertfrei machen kannst - natürlich ist es nur eine grobe Skizze. Der Text sähe dann so aus:

TU-Campus Berlin; verschiedene Bäckereien, Imbisse und Snackpoints freuen sich über vorwiegend studentische oder eben dozierende Kundschaft...

In einem rustikalen Laden, der naturgemäß eher zünftige Bauarbeiter anzieht, drängt sich ein junger Mann vor:
„Entschuldige, ist der Kartoffelsalat auch sicher vegan?“
„Bei mir stellt man sich eigentlich hinten an – und ich bin nicht sicher. Wegen Mayonnaise und so? Wenn du es ganz genau nimmst, rate ich dir zu unserer Backkartoffel mit Sour Cream, die ist ganz sicher vegan!“
„Sorry – die Schlange habe ich als solche nicht erkannt. Und ja, danke, genau das nehme ich – schneide mir aber bitte ein paar Hähnchenbruststreifen drüber, okay?"

Der ganze Laden war zuerst in Schweigen erstarrt und lachte dann einhellig, was das Zeug hielt. Der junge Mann verstand nicht, warum.
So in etwa könnte das aussehen. Allerdings fehlt dann noch immer eine Aussage (bis jetzt war die Aussage nur Spott). Auch müsste man überflüssige Wörter streichen, etwas an der Form basteln.

Es ist Deine Geschichte, und Du als Autor musst selbst wissen, was Du willst. Eines ist auf jeden Fall klar: Polarisieren tut man nur, wenn man provoziert, und wer provoziert, sollte einen guten Grund haben.

LG
Steky
 

rothsten

Mitglied
@Redaktion: akzeptiert.

@weisserrabe

Meine Wortwahl war unangemessen. Entschuldige.

Zum Inhaltlichen:

Ein schlechter Text vermag nicht zu polarisieren.

Steky hat exakt das Hauptübel offengelegt. Ironie ist eine künstlich geschaffene Distanz zwischen Anwender und Adressaten. Zur Ironie bedarf es daher einer Art von überlegenem Wissen desjenigen, der sie anwendet. In Deinem Fall müsste das übrige Publikum also mehr Ahnung von Ernährung haben als Dein Veganer, und das ist im Text nicht erkennbar; und - mit Verlaub- es ist auch eher absurd.

Veganer befassen sich extrem detailliert mit dem Thema Ernährung. Sie wissen zB, dass so banale Dinge wie Essig und Wein nicht vegan sind weil mit Gelatine geklärt usw. Das von Dir gemalte Publikum soll ja den einfachen Mann darstellen. Für den ist Veganismus eher was Außerirdisches; um es zu verlachen, müsste er dem Thema überlegen sein. XXL-Schnitzel-all-you-can-eat vs bewusste Ernährung. Wer, meinst Du, würde diesen Wissenskampf denn gewinnen?

Auf Deutsch: Es gibt keinen Veganer, der Huhn für vegan hält. Das ist völliger Schwachsinn. Da könntest Du gleich einen Mathe-Studenten am kleinen 1x1 scheitern lassen. Wäre ähnlich glaubhaft/spannend.

Und ein Text, dessen Humor auf unglaubwürdigen Füßen steht, der polarisiert nicht; der ist einfach schlecht.

Mein handwerklicher Tipp:
Schreib über Dinge, die Du kennst/verstehst

lg
 

weisserrabe

Mitglied
rothsten - Diskussion...

Guten Morgen! Alles okay - laß uns also reden ;-))

Es gab eine Zeit, da waren Veganer Exoten, Außerirdische und spinnerte Phantasten. Sind sie längst nicht mehr; Veganismus ist längst in der Mitte (und darunter) der Gesellschaft angekommen. Wie bewußt und rational sich der Einzelne sich dabei mit ernährungswissenschaftlichen Fragen beschäftigt, werde ich nicht bewerten, weil ich mir nicht anmaße, persönliche Lebensführungen zu kritisieren oder in Frage zu stellen. Was ich im vorliegenden Text ein bißchen verspotten wollte ist der Möchtegern-Veganer, der auf einen Modetrend aufspringt, ohne sich dessen Inhalts wirklich bewußt zu sein und sein vorgebliches Engagement vor sich herträgt wie ein Banner. Und genau das beobachte ich in letzter Zeit und in vielfacher Form immer häufiger...
Der Vollständigkeit halber: ich schlage meine Zähne durchaus mit Genuß in so manche Hähnchenbrust und anderes Getier (das aber nicht täglich und so dezidiert, daß ich die Erzeugerhöfe aus dem näheren Umfeld persönlich kenne) und rechne mich damit zu den Flexitariern (was meiner Ansicht nach der naturgemäßen menschlichen Nahrungszusammensetzung am nächsten kommt). Und ich bin mir auch durchaus über alle möglichen Sonderformen wie Fallobst-Vegetarismus o.ä. bewußt. Soll heißen, ich würde nie Themen bearbeiten, von denen ich gar nichts verstehe...
 

FrankK

Mitglied
Hallo, @weisserrabe
Auch ich habe so mein Problem mit dem Text.
Irgendwie zündet die Pointe nicht. Es gibt etliche Ansätze, wie man es besser machen könnte.
Steky hat einen guten Vorschlag gemacht, aber auch da kommt die Pointe ziemlich flach herüber. Der "stylish-hippe Erfolgsmensch" kommt recht Naseweis daher. Eigentlich könnte man die ganze Story auch umdeuten.

Er hat sich erfolgreich vorgedrängelt und die anderen haben es gar nicht gemerkt.

So gesehen lachen die Leute über ihre eigene Dummheit.
Unser junger dynamischer Veganer hat bis jetzt nicht verstanden, warum...
Dieser möglichen Variation entziehst Du mit dem Schlußsatz die Interpretationsbasis. Was hieltest Du davon, diesen einfach zu streichen?

Grüße aus Westfalen
Frank
 
A

aligaga

Gast
Wie schon von anderen bemerkt, @weisserrabe – die Nummer hinkt, weil ein Spürchen zuviel persönliche Abneigung so genannten „Erfolgsmenschen“ gegenüber mitschwingt und, vor allem, weil Veganer (nicht Vegetarier!) nie so blöd sind wie der von dir xtra deppert dargestellte.

Das Leben schreibt ganz von selbst viel nettere G’schichtln über Leute, die sich via Ernährung profilieren müssen. @Ali weiß zum Beispiel, dass eine junge, vegane und gleichwohl ausgesprochen fesche Polizeisportlerin jeden Donnerstagabend nach dem Training zusammen mit ihren Kameraden im Dorfwirtshaus neben der Mehrzweckhalle noch einen Imbiss nimmt – die Kollegen meistens Grillfleisch, Würstel oder ein halbes Hendl, das besagte Mädchen nur blanken Kartoffelsalat.

„Ihr Kartoffelsalat ist wirklich der beste im ganzen Landkreis!“, sagte sie letzte Woche zu der Wirtin, die sich für dieses Kompliment schmunzelnd bedankte.

Erst als das Mädchen draußen war, meinte die Wirtin zu den noch verbliebenen Gästen: „An mein‘ Kadoffesalot kimmt aa a selbag’machte Fleischbriah hie!“

So laut gelacht wie in deinem G’schichterl haben die Gäste nicht. Aber sie haben darüber diskutiert, ob man’s dem Mäderl sagen sollte. @Ali ist dafür, es ihr zu verschweigen.

Was meinst du?

Gruß

aligaga
 

FrankK

Mitglied
Gut, @weisserrabe

Obwohl ich ahne, dass dies gar nicht Deine ursprüngliche Intention war. ;)

Wenn Du dann eine Korrektur vornimmst, könntest Du auch gleich die unschönen und sinnfreien kryptischen Zeichen entfernen:
... schneide mir aber bitte ein paar Hähnchenbruststreifen drüber, okay[red]![/red]?“[red]...???...[/red]

Grüße aus Westfalen
Frank
 

HelenaSofie

Mitglied
Hallo weißerrabe,

die Schlussfolgerung finde ich wenig glaubhaft und würde den letzten Satz deshalb streichen.
Ich könnte mir einen anderen Schluss vorstellen:

Jeden Tag eine gute Tat. Wie einfach es doch ist, die Menschen zum Lachen zu bringen, dachte er schmunzelnd.

Liebe Grüße
HelenaSofie

Ich stelle fest, du hast gerade den Text gekürzt. Mein Kommentar bezieht sich auf die Erstfassung.
 

weisserrabe

Mitglied
100% vegan

TU-Campus Berlin; verschiedene Bäckereien, Imbisse und Snackpoints freuen sich über vorwiegend studentische oder eben dozierende Kundschaft...

In einem der rustikaleren Läden, der naturgemäß eher zünftige Bauarbeiter und auch mich anzieht, drängt sich ein ungemein stylish-hipper selbstbewußter junger Erfolgsmensch vor: „Entschuldige, ist der Kartoffelsalat auch sicher vegan?“ „Bei mir stellt man sich eigentlich hinten an – und ich bin nicht sicher. Wegen Mayonnaise und so? Wenn Du es ganz genau nimmst, rate ich Dir zu unserer Backkartoffel mit Sour Cream, die ist ganz sicher vegan!“ „Sorry – die Schlange habe ich als solche nicht erkannt. Und ja danke, genau das nehme ich – schneide mir aber bitte ein paar Hähnchenbruststreifen drüber, okay!?“...???...
 

rothsten

Mitglied
Weisserrabe,

die bisherigen Reaktionen zeigen, dass kein Leser Dir die Figur abkauft. Er ist halt zu weit weg von dem Erwartbaren. Wenn er Mayo für vegan hielte ... ok, ließe ich noch als lustig gelten. Aber einen Veganer, der Fleisch für vegan hält, ist halt völlig abwegig. Das kauft Dir eben keiner ab, darum ist die Pointe eine Luftnummer.

Übrigens: In meiner Textwerkstatt schlummer seit Längerem ein Entwurf über einen Veganer. Wenn ich es mal schaffe, ihn zu vollenden, sage ich Dir Bescheid. Dann kannst Du es mir heimzahlen. :D

lg
 

FrankK

Mitglied
Etwas zu viel, @weisserrabe

Das Gelächter hätte ruhig bleiben können.
Wie eine Art "Selbstreflektion".

Könntest Du mir aber mal den Grund / den Sinn für die "Drei Punkte - Drei Fragezeichen - Drei Punkte" erklären?

Der Sinn dahinter bleibt mir verborgen.


Grüße aus Westfalen
Frank
 

weisserrabe

Mitglied
FrankK

Hi!

Das schien mir irgendwie halbherzig... Dann ganz weg mit dem Absatz und das Ungesagte wirken lassen.

!? Am Ende der Bitte um Fleisch - Signal, daß es sich um eine Art auffordernde Frage handelt. Im Gespräch löst man das mit der Betonung, schriftlich immer schwierig.

... Zeitverzug

??? Alles was Du Dir vorstellen kannst an Unsicherheit, Ungläubigkeit, Unverständnis, Nachfragen wollen, Kopfschütteln,...

... erneute vergeht Zeit, ohne daß etwas geschieht

Ich bin Wortmensch mit vielen Bildern im Kopf, die will ich auch möglichst genau transportieren. Manchmal reichen mir dann die Worte nicht und ich stocke um Zeichen auf.

Schlimm?
 

rothsten

Mitglied
Manchmal reichen mir dann die Worte nicht und ich stocke um Zeichen auf.

Schlimm?
Für meinen Geschmack schon. Gerade das "!" und das "?" sollte man sparsam verwenden, denn es wirkt sonst aufdringlich.

Beispiel:

"Ich sagte, Du sollst leise sein."

"Ich sagte, Du sollst leise sein!"

"Ich sagte, Du sollst leise sein!!!"

An einer anderen Stelle habe ich gerade einen Disput mit einem anderen Mitglied, weil ich mich erdreistete, dessen Text zu kritisieren. Nahezu jeder Satz endet bei dem Mitglied mit einem "!". Man kann es förmlich schreien sehen. Kein Mensch erträgt Choleriker, und souverän geht auch irgendwie anders.

Ich rate zu Sparsamkeit. ;)

Im vorliegenden Text kann aber wegen der Kürze ruhig mehr posaunt werden. Muss halt zum Ton passen. Bei längeren Texte braucht der Leser unbedingt Atempausen; wer lässt sich schon gerne stundenlang anschreien? :)

lg
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Lieber weisserrabe,

mein Komikzentrum trifft der Text genau. Diese Vegan-Hype, eine Art Ersatzreligion mit dem Glaubenssatz "Für mich muss kein Tier sterben" wird hier so richtig schön ad absurdum geführt. Der Typ verlangt noch Hähnchenbruststreifen!!!

Einzig das mit der Schlange und dem Vordrängeln hat mich etwas gestört, weil ich es für die Pointe überflüssig finde.

Übrigens gibt es auch veganes Eis. Schmeckt zwar nicht, aber egal.
:)

LG DS
 



 
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