11 p.m.

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E

equinox

Gast
Hallo HerrK,

Ein Mann am
Tisch nur

tickende Stille
und

im Schnaps das
Geräusch

vom Eis (-gebrochen)


Nur ein nächtl. Variante!


LG
equinox
 

HerrK

Mitglied
Ja, da hst du recht, so ist das Leben manchmal.
Aber ohne die dunklen Farbtöne gäbe es keine Schattierungen im Leben und das wäre noch wesentlich trauriger...

Liebe Grüße
HerrK
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
'Am Küchentisch
ein krummer Mann'

ich könnte auf diese zeilen verzichten und würde den titel auf 11 a.m. ändern. diese zustände beginnen wesentlich früher, auf zeit und mensch bezogen.
 

Thylda

Mitglied
hindsight

Lieber HerrK (ules?)

Ein starkes Bild.
Der Mann sitzt abends am Küchentisch und nicht etwa bräsig auf dem Sofa. Das hat etwas Desillusioniertes, Ent-täuschtes. Er ist wohl nicht unbedingt der Typ Mensch, der sich normalerweise bequemlich gehen läßt. Die Stille deutet darauf hin, daß er alleine ist, vielleicht auch ungewohnterweise. Er ist krumm, das Leben hat ihn gebeugt. Ist er verlassen worden oder ist ein enger Angehöriger gestorben? Das Eis im Glas gönnt sich der Gewohnheitstrinker meist auch nicht mehr.

Anders als Otto bin ich der Meinung, daß sowohl das Weglassen der ersten beiden Zeilen als auch eine Änderung des Titels eine völlig andere Aussage ergäbe. Da hätten wir nur den stereotypen Säufer, während wir hier einen Mann in einer dunklen Stunde am Scheideweg haben. Wir wissen nicht, ob er zum Säufer wird, oder einfach nur für eine kurze Weile eine Auszeit braucht. Später wird er sich zurückerinnern und erkennen, daß dies eine Zeit der Entscheidung war. Hindsight.

Ein hervorragend fein gewebter Text, tiefsinnig in seiner Kürze, überzeugend.

Liebe Grüße
Thylda
 

HerrK

Mitglied
Lieber Otto Lenk,

aus genau den Gründen, die Thylda in ihrem Kommentar beschrieben hat halte ich diese beiden Zeilen für unverzichtbar und auch den Titel für angemessen.
Es geht hier um einen Mann, der immer versucht hat den Ansprüchen seiner Umgebung gerecht zu werden, aber irgendwann einfach nicht mehr kann und nach einem weiteren beschissenen Arbeitstag in sein beschissen leeres Haus kommt und die Sorgen im Schnaps ertränkt.

Grüße um kurz nach 11pm
HerrK
 

HerrK

Mitglied
Liebe Thylda,

vielen Dank für deinen Kommentar und dafür, dass du dich mit dem Werk auseinandergesetzt hast!
Du hast exakt erkannt, was ich in den wenigen Zeilen darstellen wollte. Es ging mir nicht darum einen klischeehaften Alkoholiker zu beschreiben - die auch zu individuelle arme Säue sind, um klischeehaft abgestempelt zu werden - sondern darum, einen Mann darzustellen, der einfach gerade dabei ist am Leben zu verzweifeln. Nach einem weiteren sinnlosen und viel zu langen Arbeitstag sehnt er sich nach menschlicher Nähe und Erfüllung. Diese Rufe in ihm, die ihn auffordern sein Leben zu ändern versucht er mit Hochprozentigem wegzuspülen.
Ob er das öfter machen wird... On vera.

Liebe Grüße nach einem viel zu langen und sinnlosen Arbeitstag
HerrK
 



 
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