14 Stationen

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Das ungewöhnliche Abendgebet
Oder die 14 Stationen
Oder die gekürzte Version zum Kreuzweg des Lebens.
Ich meine natürlich den Lebenslauf.
Ja, der Lebenslauf,
ein Marathon, im Angesicht des Schweißes.
Die Stationen eines Leidens... eh... Lebensweges.
Die ganze Wahrheit liegt sowieso am Zeugnisberg.
Sagen die Geistlichkeiten die Lehrer oder die Chefs.
Sie predigen:
Oh Golgotha, geheiligt werde dein Zeugnis nicht der Inhalt des Schädels.
Die Lehrer sagen:
Nach dem Motto: nicht was du willst, sondern was ich will, soll geschehen.
Der Chef sagt:
Nach dem Motto: so dumm wie du in deiner Jugend bist, so fleißig wirst du in meiner Firma sein.

Müssen!

Auch Geistlichkeiten verkünden ein Motto:
Niemand wird mit dem Lastwagen zum Jubeln herangefahren, nicht einmal Schweigen ist erlaubt.
Ans Kreuz mit dir! Da hilft kein Jammern.
Und wenn du noch so oft unter der Last des Kreuzes zusammenbrichst.
Du bist der vom Kunden, verurteilte Hilfsarbeiter.
Musst dir den Wetterbericht der Kunden anhören, die dich zum eine Milliardstenmal über das Wetter informieren, bis du selbst davon den Kunden zum eine Milliardstenmal informierst.
Nimm das Kreuz auf deine Schulter und trag es.
Das Kreuz.
Hinaus.
Frei nach dem Motto: Niemand nimmt dir das Leben, sondern du gibst es aus freiem Willen.
Die Chefs und vor allem seine Kunden treiben ihren Spott mit dir.
Aber tröste dich, auch Chefs begegnen irgendwann ihren Mitarbeitern.
Geheiligt werde der Inhalt seines Schädels.
Aber das hilft ihm auch nichts, der fehlende Umsatz zwingt ihn das Kreuz mitzutragen.
Wenn nicht schon der Kunde ihn zwingt.
Was er bestimmt tut.
Sie schlagen die Chefs ans Kreuz und beten unschuldig,
die Kunden
Du hast keine schöne und edle Gestalt, so das ich dich anschauen möchte.
Du siehst nicht so aus, dass ich Gefallen finde an dir, oder deinen Waren.
Und nicht mal unter der Schirmkappe getarnt, drücken sie auf die Gewinnspanne, bis der Bogen überspannt ist und das bisschen Erlös matt nach unten fällt, wo die tröstenden und weinenden Frauen sie zu Hause empfangen und die Hände aufhalten.
Sie weinen aber nicht, weil er so arm ist, sondern weil er sich ein paar Tage zu Hause verwöhnen lassen will, der Chef, was aber sie nicht wollen.
Sie haben schließlich ihr eigenes Leben um das sie sich kümmern müssen.

Und sie beten unschuldig: Vater, vergib uns, denn wir wissen was wir wollen.

Manchmal ist es halt nicht das sichtbare Leid, das die meisten Tränen verdient.

Auch sie wollten sicher schon immer,
ARMUT und HILFSARBEITER ANS KREUZ!
Es wäre das erste sinnvolle Sterben in dieser Welt.

Der arme Proletarier wird vom Kreuz abgenommen und ins Grab gelegt.
Das Gleichgewicht ist in die Erde gesenkt; nun kann der Reichtum daraus für alle erwachsen.
Der tote Arbeitnehmer und der totere Proletarier im Schoß der Erde.

Ein eindrucksvolles Marienbild.

Mögen sie als Könige des Himmels der irdischen Erde entrückt sein.
Reichtum und Besitz ist das Bild, in dem sich alle Menschen wiederfinden, die ihr Unliebstes beweinen.
Ja, leider bleiben immer genügend, von denjenigen, die jedes Jahr die Auferstehung feiern.
Aber wenn wir schon verbunden und ihm gleich werden in seinem Tod, so sollten wir nicht auch noch, NACH der Auferstehung gleich sein.
Und unser Dasein fristen als Hilfsarbeiter oder Chef.

Nein,... dann wollen wir schon lieber Kunden sein.

Sollen sich die Stationen doch für die übriggeblieben wiederholen.
Von wegen, Kreuz und Auferstehung gehören untrennbar zusammen!
Das sagen die Geistlichen doch schon immer.
Und sie bieten uns die Erlösung an.
Ein Schweißtuch gefüllt mit Präservativen.

Nein, das ist ein Scherz!...

Sie lassen uns ungehemmt wissen:
Entscheidend ist der Siegerkranz der uns alle erwartet, mit den begleiteten letzten Worten.
Die Medaille auch. Ein Guckloch aus Glas, im Siegerpokal aus Holz.
Ein Pokal aus Eichenholz, mit extra feinen Stoff gefüttert.
Nach dem Motto:
Ich sehe doch das ihr gut seid.

Aber vergesst nicht... euer Zeugnis für das Weltgericht.

Wer das ausstellt?
Na,... Pontius Pilatus, natürlich.

Wer das ist?
Na,... der Chef.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Das klingt zwar eher nach "Grundsatzdiskussion" gemixt mit ganz viel "Die Welt ist schlecht – vor allem zu mir" und weniger nach einem konkreten Chef – aber es gefällt mir trotzdem. Auch wenn manches "etwas groß formuliert" und dadurch kaum noch konkret zu fassen ist …
 



 
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