3. Samuel und Luzifer: Die Autodiebin

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Uschka

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„Bis jetzt steht es unentschieden, aber heut gewinne ich die Wette und dann bin ich dir voraus!“, prahlte Luzifer überheblich und blickte Samuel herausfordernd an. Stirnrunzelnd hielt Samuel den Blick stand, und erwiderte ruhig:
„Mir geht es nicht um die Wette, das weißt du, mir geht es um das Gute im Menschen, und dass es jetzt unentschieden ist, zeigt mir, dass das Böse nicht allmächtig ist.“
„Bah, was weißt du schon vom Bösen?“, ereiferte sich Luzifer und lief dabei schon wieder rot an. „Heute wird sich zeigen, was überwiegt!“ Und schon suchten sie einen geeigneten Kandidaten. Heut war ihr Schauplatz die Schlossstraße in Berlin-Steglitz. „Ich bestimme, wen wir nehmen, und ich will die.“, und schon zeigte Luzifer auf eine rothaarige, elegant gekleidete Frau.
„Warum gerade dieser Mensch?“, fragte Samuel, der an der Frau nichts besonderes fest stellen konnte.
„Mir gefallen ihre roten Haare, diese Frauen sind sehr unberechenbar und temperamentvoll, das weiß ich aus Erfahrung.“, beantwortete Luzifer Samuels Frage, und lächelte dabei boshaft vor sich hin. Dabei dachte er an die flotte Margareta, ja, die war ein echter Satansbraten gewesen.

Frau Blumenberg, so hieß die Dame, bemerkte nicht, dass sie beobachtet wurde. Langsam schlenderte sie nun schon das zweite Mal die Straßenzeile ab. Sie hatte kein bestimmtes Ziel und ließ sich treiben. Dann blieb sie plötzlich stehen, sie hatte gefunden, was sie suchte. Ein weißer Cabrio stand offen am Straßenrand, der Schlüssel steckte im Schloss. Ihr war, als lade das Auto sie direkt zu einer Spritztour ein. Unauffällig schaute sie sich um, um sich dann schnell hinter das Lenkrad zu schwingen. Ihre Handtasche warf sie salopp auf den schmalen Rücksitz. Eilig startete sie den Motor und fädelte sich flott in den Verkehr ein. Mensch, dass das heut so leicht klappt, hätte ich nicht gedacht-

Luzifer rieb sich freudig die Hände. „Ich habe es gewusst, ich habe es, auf rothaarige ist verlass!“, triumphierte er siegesgewiss.
„Ach Quatsch, du willst doch damit nicht sagen, dass alle rothaarigen Frauen Autos klauen?“, wehrte Samuel Luzifer Triumph ab.
“Nee, nicht alle, aber die meisten.“, antwortete er, dabei grinste er frech und seine Augen sprühten Funken vor Freude. „Ich habe es gewusst, heut ist mein Glückstag.“ Schon eilten sie Frau Blumenberg hinter her.

Ihr Ziel war Tegel, da hatte sie eine Verabredung mit ihrem neuen Freud Jochen, den sie etwa zwei Monate kannte. Der wusste nichts von ihrer Leidenschaft, sich Autos aus zu leihen. Er wunderte sich nur, dass Margareta, so hieß sie mit Vornamen, immer so tolle Autos fuhr.

Auf der Autobahn hatten Luzifer und Samuel ihre liebe Not, Frau Blumenberg zu folgen, denn sie hatte einen sehr flotten Fahrstil. Wenn jemand vor ihr zu langsam fuhr, drückte sie wild auf die Hupe. „Das kann doch nicht wahr sein, hast du deinen Fahrerschein vom Schnäppchenmarkt?“, schimpfte sie laut über den Vordermann, und drückte schon wieder ungeduldig die Hupe .
„Sag mal, warum verfolgen wir eigentlich noch diese Frau, ich habe doch schon meine Wette gewonnen?“, fragte Luzifer arglistig und blieb am S-Bahnhof Westend, der neben der Autobahn war, pustend stehen. „Die Sachlage ist eindeutig.“
„Na, ich weiß nicht, ich habe da so ein Gefühl.“, antwortete Samuel, der keine Schwierigkeiten bei diesem Tempo gehabt hatte.
„Was, willst du mir meinen Sieg schon wieder streitig machen?“, ereiferte sich Luzifer. „Da mache ich nicht mit, du, du missgünstiger, elender Neider. Das gibt es doch nicht. Du hast genau wie ich gesehen, wie sich alles abgespielt hat, oder?“
„Beruhig dich wieder....“
„Was, ich soll mich beruhigen!“, schrie Luzifer und dabei entstand fürchterlicher beißender Gestank, und seine Gestalt wurde purpurrot. „So, ich geh jetzt, denn diese Wette ist mein.“ tobte er weiter und wollte verschwinden.
Doch Samuel, der nach frischer Luft schnappte, war schneller, flugs griff er nach Luzifers Arm und hielt ihn fest. „Lass sie uns doch bis zum Ende verfolgen, ich will dir ja deinen Sieg nicht nehmen. Auch das mit deiner Unart, schlechte Luft zu verbreiten, könntest du dir ruhig abgewöhnen, ich halt mich ja auch mit dem Weihrauch zurück!“ Dabei ließ er Luzifer gleich wieder los, denn er hatte sich die Finger an ihm verbrannt.
„Das hast du nun davon, was fasst du mich auch an!“, zischte Luzifer schadenfroh und gehässig. „Was erhoffst du dir davon?“, fragte Luzifer bissig weiter, denn er traute Samuel nicht über den Weg. „Hast du irgend eine geheime List vor, um mich um meinen Sieg zu bringen?“,
„Nein und nun komm, lass uns wieder fliegen.“ Missmutig folgte er nun Samuel, der schon los geflogen war.

Besagte Dame war schon in Tegel angekommen und fuhr nun gemächlich die Berlinstraße entlang . Dabei hielt sie Ausschau nach ihrem Freund. Da stand er dann auch schon vor dem kleinen Elektrogeschäft. Schnittig fuhr Frau Blumenberg vor. „Hallo, mein Schatz, steige schnell ein, denn hier ist Parken verboten.“, rief sie ihm zu, als sie mit quietschenden Reifen schwungvoll vor ihm anhielt.
„Wow, wo hast du denn diesen flotten Schlitten her, Margareta?“, fragte Jochen staunend, als er Platz im Wagen genommen hatte. Bewundernd und stolz küsste er seine Freundin. „Sag mal, wie machst du das, verrätst du mir dein Geheimnis?“,
„Ist der denn blöd, merkt der denn nicht, dass sie die Autos klaut!“, schrie Luzifer und schüttelte seinen Kopf. „So dumm und blind kann doch keiner sein. Samuel enthielt sich einer Antwort. Was sollte er denn auch schon dazu sagen-

Schon ging die Fahrt nach Heiligensee weiter, in der Schulzendorferstraße fuhr sie auf einen Hinterhof, um dann anzuhalten. Sofort erschien ein Mann auf der Bildfläche.

„Das ist ihr Hehler, ich habe es gewusst, dass hier was faul ist.“, lachte Luzifer auf. „Hiermit ist die Verfolgung endgültig beendet. Hier liefert die Rothaarige die Kiste ab!“
„Abwarten!“, lächelte Samuel

„Hallo, Frau Blumenberg.“, wurde sie mit freundlichen Worten begrüßt. “Ist alles gut verlaufen?“
„Es gab keine Probleme. Darf ich Ihnen meinen Freund, Herrn Jochen Buchner, vorstellen!“ „Angenehm, ich bin Herr Schröder und der Besitzer dieser kleinen Werkstatt.“ Frau Buchner ist meine Mitarbeiterin und hat mir dieses Auto aus Steglitz überführt.“

„Alles Lüge, glaubt ihm kein Wort!“, fing Luzifer gleich wieder an zu toben. Nichts als Lügen, der ist ihr Hehler. Ja ihr verdammter Hehler ist er!“

„Aha, ich verstehe, ich habe mich schon gewundert, wo Frau Blumenberg all diese schönen Autos her hatte.“, sagte Herr Buchner lachend. „Ich hatte schon die Befürchtung, dass ich mich in eine Autodiebin verliebt habe. Ganz geheuer kamen mir diese neuen, schicken Autos nicht vor. Frau Blumenberg hatte nämlich daraus immer ein kleines Geheimnis gemacht.“
Herr Schröder sah nun die Zeit gekommen, ihn auf zu klären. „Ich habe hier einige Kunden, die kaum Zeit haben, ihr Auto in die Werkstatt zu bringen, und so holt Frau Blumenberg nach Vereinbarung das jeweilige Fahrzeug vom Kunden ab.“ „Manchmal lassen die Kunden, wenn sie grad in ihren Geschäften zu tun haben, die Autoschlüssel für mich stecken. So wie heut, da habe ich nur dem Autobesitzer zugenickt und bin weg gefahren“, erklärte Frau Blumenberg ihrem Freund, und sie verschwanden gemeinsam in der Werkstatt

„Das ist nicht wahr, alles erlogen. Stimmst, Samuel? Ich glaube, ich träume. Hätten wir die Verfolgung am S-Bahnhof abgebrochen, so wäre ich, ich der eindeutige Sieger gewesen. Aber nein, du musstest ja unbedingt die Frau weiter verfolgen. Das habe ich nun davon.“ Samuel grinste vergnügt vor sich hin.
„Sag, dass alles erstunken und erlogen ist!“, bettelte Luzifer Samuel an. Denn er merkte, dass er auch diese für ihn sichere Wette verloren hatte. Flehend schaute er Samuel mit gierigem Augenausdruck an.
„Was regst du dich denn so auf, so wie ich die Dinge sehe, stimmt alles. Aber weißt du, wer die Wette gewonnen hat? Keiner von uns beiden. Hier gab es gar nichts zu wetten.“, lachte Samuel Luzifer aus. „Also hast auch du nicht gewonnen, sind wir beide Verlierer?“, staunte Luzifer, vergaß seine Wut und atmete dann befriedigt auf. „Ja, wenn das so ist, will ich mich nicht weiter beschweren. Schade nur um die vertrödelte Zeit.“
„Du siehst, nicht immer ist alles so, wie es scheint. Lass uns jetzt gehen. Morgen treffen wir uns dann wieder zu einer neuen Wette!“, sagte Samuel müde, denn die Verfolgung hatte ihn ganz schön ausgelaugt.

Luzifer, der soweit zufrieden war, dass auch Samuel nicht gewonnen hatte, verschwand diesmal ohne seinen berühmten Gestank zu hinterlassen. „Tschüß.“, und weg war er.
 



 
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