31. Oktober 1517

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Herr H.

Mitglied
Die Menschen litten Pein und Seelennot
bei dem Gedanken an den eignen Tod.
Sie fürchteten sich nämlich ungeheuer
vor Gottes Zorn und vor dem Fegefeuer.

Gab’s keinen Weg, der Strafe zu entkommen?
Die Kirche wusste Rat für alle Frommen:
Wer Ablass kaufe, sei schon jetzt befreit
und gegen alle Höllenqual gefeit.

Kein Wunder, dass die Kunde viele Leute
in ihrer Angst erreichte und erfreute!
Nur allzu gerne zahlten sie sogleich
die Gulden fürs Billett zum Himmelreich.

Nun wiegten sich die Menschen weit und breit
in einer trügerischen Sicherheit.
Was konnte ihnen Gott und sein Gericht?
Die ganze Szenerie betraf sie nicht.

Das ließ den Doktor Luther nicht mehr ruhn.
Er war entschlossen, endlich was zu tun,
nicht im Geheimen, nein, in großem Stil.
Stand nicht das Heil der Seelen auf dem Spiel?

Der Ablass war doch weiter nichts als Masche!
Die Hirten füllten sich damit die Tasche
und ihre Schäfchen fielen darauf rein.
Welch ein Skandal! Das durfte nicht mehr sein!

Gab es die Gnade und Gerechtigkeit
vor Gott dem Herrn nicht nur im Büßerkleid,
nur in der Einsicht eig’ner Sündenschuld
und im Vertrauen auf die Gotteshuld?

War man nicht schuldig und gerecht zugleich,
vor sich ein Sünder, nur durch Christus reich?
Und war denn dieser nicht für uns gestorben
und hatte so der Welt das Heil erworben?

Ging es nicht drum, sich seiner Schuld zu schämen
und Christi Gnade dankbar anzunehmen?
Und machte uns nicht seine Liebe frei
von Werkgerechtigkeit und Frömmelei?

Der Mönch begann, den Ablassbrauch zu geißeln
und fünfundneunzig Thesen festzumeißeln,
in denen er gelehrt und konstruktiv
zu Diskussion und ernstem Austausch rief.

Ob er die Thesen an die Kirchtür schlug
in Wittenberg? Wir wissen nicht genug
darüber, wie es war. Doch ist bekannt:
Die Thesen liefen bald durchs ganze Land.

Sie setzten einen wahren Sturm in Gang,
der unaufhaltsam über Grenzen drang,
der allenthalben von sich reden machte
und der die Alte Welt zum Einsturz brachte.

Was bleibt von Luther und von seinen Thesen?
Wenn wir sie heute miteinander lesen,
so spüren wir in aller Deutlichkeit
den Atem einer längst vergangnen Zeit.

Doch zweierlei ist wohl noch heute wichtig
und zu erinnern immer wieder richtig.
Zum einen: Um der Wahrheit Raum zu geben,
riskierte Martin Luther selbst sein Leben.

Zum andern: Es sind niemals unsre Werke;
es ist alleine Gottes Gnad’ und Stärke,
von der wir leben und die uns befreit
schon hier und jetzt und bis in Ewigkeit.
 

Herr H.

Mitglied
Die Menschen litten Pein und Seelennot
bei dem Gedanken an den eignen Tod.
Sie fürchteten sich nämlich ungeheuer
vor Gottes Zorn und vor dem Fegefeuer.

Gab’s keinen Weg, der Strafe zu entkommen?
Die Kirche wusste Rat für alle Frommen:
Wer Ablass kaufe, sei schon jetzt befreit
und gegen alle Büßerqual gefeit.

Kein Wunder, dass die Kunde viele Leute
in ihrer Angst belebte und erfreute!
Nur allzu gern entrichteten sie gleich
die Gulden fürs Billett zum Himmelreich.

Nun wiegten sich die Menschen weit und breit
in einer trügerischen Sicherheit.
Was konnte ihnen Gott und sein Gericht?
Wer reichlich zahlte, den betraf es nicht.

Das ließ den Doktor Luther nicht mehr ruhn.
Er war entschlossen, endlich was zu tun,
nicht im Geheimen, nein, in großem Stil.
Stand nicht das Heil der Seelen auf dem Spiel?

Der Ablass war doch weiter nichts als Masche!
Die Hirten füllten sich damit die Tasche
und ihre Schäfchen fielen darauf rein.
Welch ein Skandal! Das durfte nicht mehr sein!

Gab es die Gnade und Gerechtigkeit
vor Gott dem Herrn nicht nur im Büßerkleid?
Nur in der Einsicht eig’ner Sündenschuld
und im Vertrauen auf die Gotteshuld?

War man nicht schuldig und gerecht zugleich,
ein armer Bettler, nur durch Christus reich?
Und war denn dieser nicht für uns gestorben
und hatte so der Welt das Heil erworben?

Ging es nicht drum, sich seiner Schuld zu schämen
und Christi Gnade dankbar anzunehmen?
Und machte uns nicht seine Liebe frei
von Werkgerechtigkeit und Feilscherei?

Der Mönch begann, den Ablassbrauch zu geißeln
und fünfundneunzig Thesen festzumeißeln,
in denen er gedanklich konstruktiv
Gelehrte seiner Zeit zum Austausch rief.

Ob er die Thesen an die Kirchtür schlug
in Wittenberg? Wir wissen nicht genug
darüber, wie es war. Doch ist bekannt:
Die Thesen liefen rasch durchs ganze Land.

Sie setzten einen wahren Sturm in Gang,
der unaufhaltsam über Grenzen drang,
der allenthalben von sich reden machte
und bald die Alte Welt zum Einsturz brachte.

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Was bleibt von Luther und von seinen Thesen?
Wenn wir sie heute hören oder lesen,
so spüren wir in aller Deutlichkeit
den Atem einer längst vergangnen Zeit.

Und dennoch ist es sicher angemessen,
zumindest zweierlei nicht zu vergessen.
Zum einen: Um der Wahrheit Raum zu geben,
riskierte Martin Luther Leib und Leben.

Zum andern: Es sind niemals unsre Werke;
es ist alleine Gottes Gnad’ und Stärke,
von der wir leben und die uns befreit
schon hier und jetzt und bis in Ewigkeit.
 

Herr H.

Mitglied
Die Menschen litten Pein und Seelennot
bei dem Gedanken an den eignen Tod.
Sie alle fürchteten sich ungeheuer
vor Gottes Zorn und vor dem Fegefeuer.

Gab’s keinen Weg, der Strafe zu entkommen?
Die Kirche wusste Rat für ihre Frommen:
Wer Ablass kaufe, sei schon jetzt befreit
und gegen jede Büßerqual gefeit.

Kein Wunder, dass die Kunde viele Leute
in ihrer Angst belebte und erfreute!
Nur allzu gern entrichteten sie gleich
die Gulden fürs Billett zum Himmelreich.

Nun wiegten sich die Menschen weit und breit
in einer trügerischen Sicherheit.
Was konnte ihnen Gott und sein Gericht?
Wer reichlich zahlte, den betraf es nicht.

Das ließ den Doktor Luther nicht mehr ruhn.
Er war entschlossen, endlich was zu tun,
nicht im Geheimen, nein, in großem Stil.
Stand nicht das Heil der Seelen auf dem Spiel?

Der Ablass war doch weiter nichts als Masche!
Die Hirten füllten sich damit die Tasche
und ihre Schäfchen fielen darauf rein.
Welch ein Skandal! Das durfte nicht mehr sein!

Gab es die Gnade und Gerechtigkeit
vor Gott dem Herrn nicht nur im Büßerkleid?
Nur in der Einsicht eig’ner Sündenschuld
und im Vertrauen auf die Gotteshuld?

War man nicht schuldig und gerecht zugleich,
ein armer Bettler, nur durch Christus reich?
Und war denn dieser nicht für uns gestorben
und hatte so der Welt das Heil erworben?

Ging es nicht drum, sich seiner Schuld zu schämen
und Christi Gnade dankbar anzunehmen?
Und machte uns nicht seine Liebe frei
von Werkgerechtigkeit und Feilscherei?

Der Mönch begann, den Ablassbrauch zu geißeln
und fünfundneunzig Thesen festzumeißeln,
in denen er gedanklich konstruktiv
Gelehrte seiner Zeit zum Austausch rief.

Ob er die Thesen an die Kirchtür schlug
in Wittenberg? Wir wissen nicht genug
darüber, wie es war. Doch ist bekannt:
Die Thesen liefen rasch durchs ganze Land.

Sie setzten einen wahren Sturm in Gang,
der unaufhaltsam über Grenzen drang,
der allenthalben von sich reden machte
und bald die Alte Welt zum Einsturz brachte.

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Was bleibt von Luther und von seinen Thesen?
Wenn wir sie heute hören oder lesen,
so spüren wir in aller Deutlichkeit
den Atem einer längst vergangnen Zeit.

Und dennoch ist es sicher angemessen,
zumindest zweierlei nicht zu vergessen.
Zum einen: Um der Wahrheit Raum zu geben,
riskierte Luther damals Leib und Leben.

Zum andern: Es sind niemals unsre Werke;
es ist alleine Gottes Gnad’ und Stärke,
von der wir leben und die uns befreit
schon hier und jetzt und in der Ewigkeit.
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber Herr H.,

was du in der ersten Strophe benennst, scheint mir heutzutage noch nicht ganz vergessen zu sein. Es ist ein schönes, beschreibendes Gedicht.

Liebe Grüße

Helmut
 

Herr H.

Mitglied
Hallo Helmut,

leider muss ich dir zustimmen, zumal ich berufsbedingt häufig mit der Begleitung Sterbender zu tun habe. Viele Menschen haben nicht nur ihre liebe Not mit dem Sterben selbst; es quält sie auch die Angst vor dem Ungewissen, was danach kommen mag.

Herzlichen Dank fürs Echo und liebe Grüße vom

Herrn H.
 



 
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