4.Kapitel Das Land hinter dem Horizont

Pennywise

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Nachfolgend ein Ausschnitt aus dem 4.Kapitel, viel Spass beim Lesen und immer her mit Kritik !!


KAPITEL 4
DAS DIMENSIONSTOR

Es ging wiedereinmal ums Essen. Cilia war der Meinung, daß wir uns vor unserem Aufbruch noch stärken sollten, Yava wollte sofort aufbrechen und unterwegs essen. Irgendwie gab es immer etwas, worüber sie nicht einer Meinung waren. Sie wurden aber still, nachdem ich mich zu ihnen gesetzt hatte. Xyleanthecus fragte mich ob es mir besser ginge, was ich bejahte. Zwar war mir immer noch ein wenig mulmig zumute, aber das Gröbste hatte ich wohl überstanden.
Wir beratschlagten nun, wie wir weiter vorgehen wollten. Das wichtigste Utensil für die Reise durch das Dimensionstor hatten wir nun. Den Faden der Arachne, der es uns ermöglichen sollte in unsere Welt zurück zu kehren. Da ich ihn noch immer nicht gesehen hatte, bat ich Yava, der ihn verwahrte, ihn mir zu geben. Ich staunte nicht schlecht darüber, war er doch aus einem Material, das ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Nichts was ich kannte, war auch nur annähernd so schön.
Silbrig glänzend und federleicht lag er in meiner Hand und sah sehr zart und zerbrechlich aus. Als ich aber daran zog, stellte sich heraus, daß er, obwohl nur so dünn wie mein kleiner Finger, stark war wie ein dickes Seil. Ich maß ihn ab und stellte fest, daß er ungefähr 20 Meter lang war, was für unsere Zwecke ausreichen dürfte, wie Xyleanthecus mir mitteilte. Zusammengerollt hatte der Faden in meiner Westentasche Platz, so fein war er gesponnen. Ein wahres Meisterwerk.
Und er war unsere einzige Möglichkeit je wieder in unsere Dimension zurück zu kehren. Es bestand nicht nur die Gefahr, daß sich das Tor während wir es durchschritten zusammen fallen könnte. Es wäre sogar ganz bestimmt nicht mehr da , wenn wir Mirima und Avaron befreit hätten, denn das dauerte sicherlich eine ganze Weile. So lange würde das Tor nicht halten. Der Faden hatte dann die Aufgabe uns wieder in unsere Dimension zurück zu führen. Auf meine Frage wie genau das der Faden denn täte, wußte keiner eine Antwort. Xyleanthecus erklärte mir, daß es noch niemand ausprobiert hätte.
Da jedoch Arachne selbst auch in einer anderen Dimension lebte und mit Hilfe des Fadens zwischen ihrer und unserer Dimension hin und her gelangte, nahm man an, daß es funktioniert. Und da niemand auch nur die Idee einer anderen Lösung hatte, vertrauten wir notgedrungen auf diese Annahme.
Jedenfalls mußten wir den Faden an der Stelle zurücklassen, wo das Tor ist. Doch darüber wie wir ihn verstecken könnten, wollten wir uns erst Gedanken machen, wenn wir auf der anderen Seite sind. Wir wußten ja nicht einmal wie es dort aussah. Xyleanthecus erklärte mir, daß noch nie jemand aus dem Land hinter dem Horizont zurückgekehrt sei und darüber berichten konnte. Wenn alles nach Plan verlief, sollten wir die ersten sein, denen das gelang.
Doch im Moment hatten wir keine Zeit uns über Dinge Gedanken zu machen, die wir nicht wissen konnten. Wir mußten möglichst bald aufbrechen, sonst könnte es passieren, daß alles umsonst gewesen sei, weil sich das Tor schon geschlossen hatte. Eile war geboten.
Cilia führte uns von nun an, da sie die Einzige war, die den Weg zum Tor kannte. Der Weg war lang und daher entschieden wir, mit drei zu eins Stimmen gegen Yava, was Cilia mit einem linkischen Lächeln quittierte, doch noch hier etwas zu essen. Zwar war es in der Höhle nicht gerade angenehm, aber hier waren wir vor neugierigen Blicken geschützt. Da ich meinem rebellierenden Magen nicht so gleich wieder etwas zumuten wollte, sah ich mich im Schrank von Ghanthrah um. Yava der dies bemerkte teilte mir mit, daß dort nur Plunder drin sei. Aber das war mir egal, ich schaute trotzdem nach, wobei ich das Gefühl hatte, daß ihm das nicht paßte. Immer wieder schielte er zu mir herüber und fragte mich, ob ich etwas gefunden hätte, während ich dort wühlte. Im Schrank herrschte ein heilloses Durcheinander. Überall lagen ge- oder vertrocknete Wurzeln und Blätter sowie hunderte von Schriftrollen herum. Ganz weit oben standen einige Tontöpfe, aus denen mir fremde Gerüche, teils angenehm, aber meist eher widerlicher Natur entgegenströmten. Ich beschloß nicht nach zu sehen, was darin war. Auf den Regalen im mittleren Teil fand ich außer den schon erwähnten Wurzeln und zerbrochenen Tonscherben nichts weiter. Unten am Boden lagen kleinere Knochen in einer Schale und unter mehreren Rollen von vergilbtem Papier entdeckte ich einen schwarzen Umschlag, etwa so groß wie meine Handfläche, der sich kaum vom dreckigen Boden abhob. Die anderen waren inzwischen mit ihrer Mahlzeit fertig und machten sich bereit. Xyleanthecus deutete mir an mich zu beeilen und ich folgte seiner Aufforderung, jedoch nicht ohne den Umschlag geistesabwesend in mein Kutte zu stecken. Als ich zu den anderen ging, fragte Yava mich beiläufig, ob ich etwas gefunden hätte. Ich konnte mir selber nicht erklären warum, aber ich verneinte.
Als wir die Höhle verließen, dämmerte es bereits, was uns sehr gelegen kam. Cilia schätzte, daß wir ungefähr 12 bis 15 stunden bräuchten, bis wir zu der Stelle gelangten, an der sich das Tor befand. Morgen Vormittag sollten wir dort sein. Unser Weg führte uns zunächst in die Richtung zurück, aus der wir gekommen waren. Vorbei an den endlosen Wiesen gehend, kamen wir recht zügig voran, obwohl wir schon so viel gelaufen waren an diesem Tag. Wir machten es wie mittlerweile schon gewohnt, Cilia saß in dem Lumpensack auf meinem Rücken, während Yava neben mir her trottete und Xyleanthecus sich seinen Weg durch das Erdreich bahnte.
Nach etwas sechs Stunden verspürte ich Müdigkeit und auch meine Gefährten konnten eine Pause gut gebrauchen. Wir fanden ein schönes Plätzchen und ließen uns nieder. Kaum lehnte ich mich an den Stamm einer großen Eiche, vor die ich mich gesetzt hatte, fiel ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf, wofür ich nach den Ereignissen dieses Tages sehr dankbar war.

Aufgeschreckt durch Stimmengewirr rieb ich mir verwundert die Augen und wußte im ersten Moment gar nicht wo ich war. Nur nach und nach wich meine Schläfrigkeit und ich kam wieder zu mir, hatte aber keine Ahnung wie lange ich geschlafen hatte. Die Stimmen kamen von Yava, Cilia und Xyleanthecus und es schien mir, daß sie wiedereinmal über etwas stritten. Yava klang sehr erbost, während Cilia offensichtlich weinte und Xyleanthecus beruhigend auf die beiden einredete. Mittendrin vernahm ich noch eine sehr zurückhaltende, aber nicht ängstliche Stimme, die mir gänzlich unbekannt schien. Was war geschehen? Wir waren aufgebrochen um so schnell wie möglich zum Dimensionstor zu gehen und hatten hier eine Rast gemacht, aber wem gehörte diese Stimme? Waren wir entdeckt worden? Und warum hatte mich dann keiner geweckt! Mit einemmal hellwach setzte ich mich auf und versuchte in dem spärlichen Licht des Mondes zu entdecken, was da vor sich ging.
Im Schutze der Baumgruppe, die wir für unsere Rast ausgesucht hatten, konnte ich Yava erkennen, der vor Cilia saß, die bitterlich weinte und nicht mehr als ein Schluchzen hervorbrachte. Xyleanthecus konnte ich nicht entdecken, da er von einer fremden Gestalt verdeckt wurde, die ich für ein Kind hielt.
Aber was in aller Welt machte ein Kind hier draußen bei uns in der Dunkelheit und warum weinte Cilia?
Ich stand auf und ging leise zu meinen Freunden.
„Wie konntest du nur so unvorsichtig sein, hast du denn deinen ganzen Verstand auf einmal verloren?“
Yava schrie Cilia an, die vollkommen in Tränen aufgelöst war.
„Du hast mit deinem Verhalten die ganze Mission gefährdet, ist dir das eigentlich klar?!“
„Mit deinem Geschrei trägst du aber auch nicht gerade dazu bei, daß wir unentdeckt bleiben!“ sagte ich ruhig zu Yava. Alle drehten sich nach mir um und ich konnte an ihrer Reaktion sehen, daß sie mich nicht bemerkt hatten. Ihr ganzes Verhalten war sehr unvorsichtig und ich fragte mich was den Ausschlag dafür gegeben haben konnte. Das wurde mir schnell klar, als ich mir unseren „Gast“ näher betrachtete.
Das war kein Kind, wie ich angenommen hatte. Ich hatte mich von seiner Statur täuschen lassen. Sicherlich, er sah von weitem aus wie ein kleiner Mensch, aber bei näherer Betrachtung stand da ein sehr athletisch gebauter und überaus hübscher, kleiner Mann vor mir. Er war etwas über einen Meter groß, hatte dunkelbraune Haare und kleine, spitze Ohren. Über seinen Schultern hing ein mannshoher Bogen, der soweit ich es erkennen konnte seine einzige Bewaffnung war. Vor mir stand ein Elf! Er hieß Girrit und es war unschwer zu erraten, daß Cilia ihn hergebracht hatte. Kein Wunder also, daß Yava sehr böse auf sie war.
Wie sich herausstellte, streifte Cilia durch die Gegend, während wir uns ausruhten und hielt nach eventuellen Feinden Ausschau. Sie spürte Girrit mit ihren Sinnen auf, der ganz in der Nähe durch den Wald lief, offensichtlich auf der Suche nach Etwas oder Jemandem. Sein hübsches Äußeres und die Tatsache, daß er ein Elf war, ließen Cilia unvorsichtig werden und sie sprach ihn an. Ich konnte mir gut vorstellen, wie begeistert sie von ihm war, da Feen und besonders Cilia sehr auf Äußerlichkeiten achteten. Und dieser Bursche war wie schon erwähnt sehr gutaussehend.
Girrit machte ihr schnell klar, daß er auf der Suche nach einer merkwürdigen Gruppe war, die von Menschen begleitet in ein dunkles Land ziehen wollte. Cilia merkte natürlich sofort, daß er nur uns meinen konnte und fragte ihn warum er diese Gruppe suchte. Der Elf erzählte ihr, daß er in einer Vision gesehen hatte, daß er diese Gruppe begleiten würde und daher mußte er sie um alles in der Welt finden. Xyleanthecus erzählte mir später, daß Elfen die Fähigkeit hätten in die Zukunft zu sehen. Doch anders als bei unseren menschlichen Vorstellungen über Hexenmeister oder Magier, konnten sie das nicht bewußt tun.
Die Visionen kamen einfach. Und so eine Vision hatte Girrit wohl gehabt, wenn man seinen Worten Glauben schenken konnte. Cilia, die natürlich von der Gabe der Elfen wußte, glaubte ihm und brachte ihn hierher.
Und nun stand Girrit hier und war unsagbar traurig darüber, daß es wegen seines Erscheinens so viel Geschrei und Ärger gegeben hatte. Selbstverständlich ist Yava auf Cilia sehr böse gewesen und das mit Recht. Wenn Girrit im Auftrage des Feindes handelte, dann wären wir in größten Schwierigkeiten.
Wenn ich ihn mir aber so ansah, dann konnte ich mir nicht vorstellen, daß er etwas böses im Schilde führte. Er war weder nervös, noch machte er einen scheinheiligen Eindruck auf mich. Das sagte ich auch Xyleanthecus und dieser bestätigte mich in meiner Meinung. Auch er fand den Elf sehr sympathisch und er täusche sich nur sehr selten in seiner Meinung.
Yava sah das anders, er traute dem Elf nicht. Das lag nicht nur an Girrit selber, sondern vornehmlich daran, daß Yava sehr vorsichtig war. Jedenfalls ließ er ihn nicht aus den Augen und stand sprungbereit vor ihm. Xyleanthecus übernahm schließlich das Wort.
Girrit ließ sich von Yava nicht beirren und stand aufrecht da, den Blick seiner grünen Augen starr auf Yava gerichtet. Cilia weinte immer noch und sie tat mir richtig leid. Yava konnte sehr böse werden, das hatte ich bei meiner Begegnung mit dem Leshy am eigenen Leib zu spüren bekommen. Xyleanthecus merkte, daß er Cilia helfen mußte und schickte sie aus diesem Grund fort, damit sie die Gegend absuchen sollte, ob Feinde in der Nähe wären. Auch ich war der Meinung, daß Yava sich nur beruhigen würde, wenn er sie für eine Weile nicht sah. Erleichtert ersteinmal von Yava weg zu kommen, machte Cilia sich dann auch gleich auf den Weg. Aber Yava konnte sich die Bemerkung, daß sie nur schauen sollte, nicht verkneifen, worauf sie wieder anfing zu weinen. Yava machte mich langsam wütend, denn so brauchte er gewiß nicht mit Cilia umspringen. Doch bevor ein ernsthafter Streit ausbrechen konnte, war es wiedereinmal Xyleanthecus, der das vermied. Er forderte Girrit auf uns nochmals von seiner Version zu erzählen und zu versuchen sich an möglichst viele Dinge zu erinnern. Gerade als er anfangen wollte, kam Cilia zurück. Sie ließ ein knappes ‚Wir sind allein‘ vernehmen und schlüpfte ohne Yava auch nur eines Blickes zu würdigen unter meine Kutte, wo sie es sich bequem machte. Geistesabwesend steckte ich meine Hand unter die Kutte und streichelte ihren kleinen Kopf, während wir alle der Erzählung Girrits lauschten.
„Es war vor drei Tagen, als ich gerade im Wald auf der Jagd war.“ Begann er mit einer sehr ruhigen und hellen Stimme. „Ein Pfeil lag auf der gespannten Sehne und ich visierte gerade ein Kaninchen an, als mich plötzlich sämtliche Kräfte verließen. Soetwas passierte mir bis dahin noch nie und ich mußte Pfeil und Bogen sinken lassen. Langsam ging ich in die Knie und in meinem Kopf fing es an zu rauschen, das ich die Augen schließen mußte. Als ich sie wieder öffnete, war es als ob ich mich aus meinem eigenen Körper begeben hätte, da ich von oben auf mich herabschaute! Ich war zusammen mit einer Gruppe Personen unterwegs, konnte aber nicht genau erkennen, wer das war, denn alles war sehr dunkel und verschwommen. Was ich aber sehen konnte, war das dunkle Land in dem wir uns befanden, die beiden Menschen an unserer Seite und die Größe der Gruppe, nämlich 6 Personen mit mir. Mir war so, als ob wir vor etwas weg oder auf etwas oder Jemanden zulaufen würden, doch bevor ich mehr sehen konnte, kam das Rauschen wieder und ich mußte die Augen erneut schließen. Ich erwachte aus meiner Trance und wußte, daß ich in die Zukunft gesehen hatte! Ich machte mich also sofort auf mein Schicksal zu suchen, welches ich hier wohl gefunden habe.“
Ruhig blickte er Yava in die Augen, denn auch Girrit wußte, daß er der einzige war, den er überzeugen mußte. Ich selber hatte seiner Erzählung gebannt gelauscht und fand sie sehr glaubwürdig. Aber auch Yava, der selbstverständlich von dieser besonderen Gabe der Elfen wußte, schien ein wenig besänftigt, was ich an seinem Gesichtsausdruck zu erkennen glaubte.
Das hatte Cilia wohl auch bemerkt, denn sie schaute unter meiner Kutte hervor und sagte,
„Also war es doch richtig ihn herzubringen!!“
„Du hättest uns vorher fragen müssen!!“ antwortete Yava ihr, zwar immer noch vorwurfsvoll, aber immerhin nicht mehr so bösartig, wie noch vorhin.
„Hab ich aber nicht !“ war ihre schnippische Antwort und sie zog sich beleidigt in die Kutte zurück.
Wiederum war es Xyleanthecus der einen neuerlichen Streit vermied, in dem er ganz sachlich feststellte, daß daran nun wohl nichts mehr geändert werden könne. Grummelnd mußte Yava hier zustimmen und von Cilia vernahm ich, ganz leise ein „Häh!“.
Wir mußten nun eine Entscheidung dahingehend treffen, ob Girrit uns begleiten solle oder nicht.
Wir waren uns alle darin einig, daß es glaubhaft war, daß Girrit die Zukunft gesehen hatte. Daraus folgerten wir, daß er zu unserer Gruppe gehören sollte, denn schließlich hatte er gesehen, was passieren wird. Yava wandte jedoch ein, daß wir nicht 6 Personen wären wie es der Elf gesehen hatte, wenn wir Girrit aufnahmen, sondern nur fünf. Außerdem sei ich der einzige Mensch in unserer Gruppe. Girrit sprach zweifelsfrei von zwei Menschen. Somit bestehe die Möglichkeit, daß er doch eine andere Gruppe gesehen habe. Xyleanthecus entgegnete ihm, daß wir uns ganz woanders befanden, denn Girrits Vision wäre ja in der Zukunft. Vielleicht schlössen sich uns ja noch mehr an. Außerdem bestand noch die Möglichkeit, daß Girrit nicht genau erkannt hatte, was er sah, denn so wie er seine Vision beschrieb, war alles sehr dunkel und verschwommen. Diese Erklärung erschien uns auch am wahrscheinlichsten, denn keiner von uns konnte sich so recht vorstellen, daß sich uns ein weiterer Mensch anschlösse. Die einzige Möglichkeit dazu, wäre im Land hinter dem Horizont und dort sind ja nur verbannte Wesen, die sich etwas sehr schlimmes zuschulden hatten kommen lassen. Und auf solche Gefährten konnten wir durchaus verzichten. Die Wahrscheinlichkeit, daß sich uns noch in dieser Dimension ein Mensch anschlösse, war sehr gering, da nicht viele „sehende“ Menschen durch diesen Wald liefen, wie Xyleanthecus meinte. Alles in allem kam es dann schließlich zu einer Abstimmung.
Cilia stimmte natürlich für den Elf, zum einen weil sie ihn gefunden hatte und zum anderen, weil sie meiner Meinung nach ein wenig verliebt in ihn war. Das konnte man an der Art sehen, wie sie ihn betrachtete. Außerdem konnte sie somit Yava eins auswischen, der sicherlich gegen Girrit stimmen würde. So geschah es dann auch. Yava teilte uns mit, daß es zu viele ‚vielleicht‘ und ‚Möglichkeiten‘ gäbe, als daß er mit gutem Gewissen für ihn stimmen könnte. Ich enthielt mich der Stimme, da ich mir nicht zutraute darüber zu entscheiden. Vor gerade einmal vier Tagen, wußte ich nicht einmal von der Existenz der Elfen oder irgendeinem anderen Zauberwesen. Wie sollte ich heute beurteilen können, ob jemand log oder nicht. Wenn ich nach meinem Gefühl gehandelt hätte, ich stimmte sofort für ihn, da er mir ja auf anhieb sympathisch war. Trotzdem blieben kleinere letzte Zweifel in mir, da ich bisher immer viel von Yavas Meinung gehalten hatte.
Die Entscheidung über Girrits Aufnahme in unsere Gruppe blieb also bei Xyleanthecus. Ich wußte, daß er den Elf auch mochte und vor allen Dingen, daß er ihm glaubte. Aus diesem Grund war es keine Überraschung für mich, als er für ihn stimmte. Damit war es entschieden, wir waren ab sofort zu fünft!
Girrit quittierte dies mit keinerlei äußerer Reaktion, sondern fragte gleich, was unsere nächsten Schritte sein würden. Cilia wollte schon anfangen ihm zu erzählen, daß wir ein Dimensionstor suchten mit dem wir in das Land hinter dem Horizont reisen konnten, als sie sich noch rechtzeitig besann und mit einem schuldvollen Blick auf Yava zurück unter meine Kutte kroch.
Yava teilte Girrit mit, daß er zwar nun in die Gruppe aufgenommen sei und er sich damit auch abfände, aber bevor er Einzelheiten erführe, solle er sich ersteinmal bewähren. Er könne mit uns gehen und sähe dann schon, wohin uns unser Weg führe.
Keiner wollte Yava diesmal widersprechen und damit wurde es so gehandhabt. Wir rasteten noch etwa eine Stunde und zogen so gegen Mitternacht weiter.
Als wir den Waldrand erreichten, in dem das Tor lag, zeigte es sich, daß unser neuer Gefährte ein sehr geschickter Kletterer war. Behende wie ein Eichhörnchen erklomm er den ersten Baum den er sah, wobei ihn der Bogen den er trug nicht im mindesten störte. Staunend schaute ich ihm nach, konnte ihn aber nicht mehr sehen.
Der Weg hierher zum Wald war ohne nennenswerte Zwischenfälle verlaufen, außer vielleicht, daß zwischen Yava und Cilia bei der kleinen Rast die wir noch machten, eisige Stille geherrscht hatte.
Von Xyleanthecus erfuhr ich bei der Gelegenheit noch, daß die Elfen vornehmlich auf Bäumen wohnten und sich dort oben sogar richtige Häuser und Paläste bauten, die man allerdings vom Boden aus nicht sehen konnte. Das erklärte natürlich die Gewandtheit des Elfen, der sich als sehr stiller Begleiter erwiesen hatte. Nicht ein Wort kam über seine Lippen als wir rasteten.
Und nun war er in der Krone des Baumes verschwunden. Yava war das überhaupt nicht recht und er versuchte Girrit dort oben zu entdecken, doch auch ihm gelang es nicht. Hätten er und Cilia sich nicht zerstritten, würde er sie bestimmt fragen, ob sie Girrit noch spüre, aber das tat er nicht. Doch ganz entgegen ihrer meistens so störrischen Art, teilte Cilia uns von selber mit, daß Girrit noch in der Nähe war. Wir gingen also weiter, noch vorsichtiger und angespannter, als auf der gesamten Reise zuvor.
Dies war der Wald in dem Mirima und Avaron entführt worden sind. Hier konnten demnach noch immer die verzauberten Trolle herumlaufen und noch so manch anderer Feind. Das Tor wird bestimmt bewacht sein und wir gingen ab hier nur noch sehr langsam, damit uns nichts entgänge.
 

Pennywise

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