Abgesang

4,20 Stern(e) 5 Bewertungen

mara

Mitglied
Abgesang

Die Geisterkinder meiner tausend Leben
ergossen sich auf faulendem Papier.
Da gab es junger Liebe heißes Streben,
des Hungers Not und rücksichtslose Gier.

So fremd erscheint mir manches heut beim Lesen,
dass ich es lieber gar nicht kennen mag.
Soll doch in einem Kellerfach verwesen,
was ich schon viel zu lange bei mir trag.

Im Widerhall ertönen Abgesänge -
ein Trug, der auf Erinnerung beruht.
Mein Ohr gewöhnte sich an falsche Klänge.
Zuweilen schmeckt Verdorbenes noch gut.






(Ein kleiner Gruß an meine alten Gedichte... Ich war ewig nicht mehr hier, hab aber immer weiter geschrieben. Und mich dabei verändert...)
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Mara,

danke für Deinen Besuch im Forum; und das Gastgeschenk, das Du mitgebracht hast, ist ein wirkliches Zeichen dafür, dass Du das Schreiben liebst und lebst!
Ich habe mich darin wiedergefunden. Mir geht es ähnlich mit den betagten Gedichten aus eigener Feder.


Grüße von Elke
 

mara

Mitglied
Danke für deine freundlichen Worte, Elke. Viele Namen, die ich hier lese, sind mir von "damals" noch bekannt. Schön, dass es euch noch gibt. :)

Liebe Grüße!

mara
 

anbas

Mitglied
Hallo mara,

der Umgang mit den alten Werken ist so eine Sache. Vergraben und verwesen lassen mag ich sie nicht. Sie gehören irgendwie zu meinem Weg dazu. Hin und wieder macht es mir aber Spaß, sie genauer anzusehen und zu überarbeiten. So entsteht aus dem selben Gedanken ein weiteres Werk, das meinem aktuellen Stil entspricht. Dies mache ich vor allem bei meinen Prosa-Texten, hin und wieder aber auch bei der Lyrik.

Liebe Grüße

Andreas
 

mara

Mitglied
Das geht mir hin und wieder auch so, Andreas. Danke für deinen Kommentar und auch vielen Dank für eure Wertungen! :)
 

Herr H.

Mitglied
Hallo mara,

es ist sicher gut, kritisch mit seinen lyrischen Produktionen früherer Jahre umzugehen. Das haben manche bekannten Dichter auch gemacht (z.B. Rilke, der sich von seinen ersten Werken mit fortschreitendem Alter zunehmend distanzierte). Auf der anderen Seite zeigen die alten Texte, wo man früher innerlich stand - und dass man sich mit den Jahren weiterentwickelt hat und gereift ist.

Ich kann die Erfahrung, die du in deinem Gedicht beschreibst, nur allzu gut nachvollziehen. Mir geht's da ähnlich.

LG von

Herrn H.
 

mara

Mitglied
Herr H., es gibt sogar einige Texte, bei denen ich staune, wie reif ich damals (mit 15 oder 20) schon gewesen bin. andererseits schäme ich mich bisweilen für Werke, die erst vor zwei Wochen entstanden sind. ;)

Danke für deinen Kommentar. :)
 



 
Oben Unten