freifrau von löwe
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Wer mag es mir verwehren, die Unverschämtheit zu besitzen, alles zu sein? Wer mag die Ausdehnung meiner inneren Landschaft verhindern in ein Alles-was-ist? Und wer mein Durchdringen aller Dinge, um ihnen mehr zu sein als ein Erkennen, um ihnen ein Erleben zu sein und ihnen gleich zu werden in ihrer Beschaffenheit und sie nicht zu verändern, es sei denn durch das Erfassen ihres wahren Seins?
Man stelle sich vor – ein Wort könnte man sein – bestehend aus einzelnen Buchstaben, herausgeboren aus einem langen Schweigen, könnte sichtbar werden und ausfließen mit Atem, als atmete man Samt aus – mit jeder Silbe fordernd, dass jemand vermag, es auszu-sprechen – vielleicht um eine Wahrheit zu benennen oder ein Flüstern zu sein am Ohr der Liebsten und das lang Ersehnte vor ihr auszubreiten wie Mondschein auf dem Weg zu ihren Füßen, berührt von ihrem Nachtschatten.
Oder vielleicht auch ein Schweigen, bis zum Rande gefüllt von Eigenem? Wie viel Kraft braucht es, um sich dann zu ertragen in dieser Fülle und in deren Einsamkeit, die sich voll und schweigsam um einen hüllt und sich wie Schnee lautlos und mit bescheidener Gebärde niederlässt auf den Feldern im November?
Vermutlich könnte man sogar Wind sein, sich ansammeln mit den Düften der Weite, bis man vibriert und zu zerspringen droht und sich als Naturgewalt über die Ebene atmen in kraftvoller Geschmeidigkeit. Ein Biegen meines nackten Rückens würde einen Taifun gebä-ren, das Spiel der Muskeln – stromlinienförmig den Winden angepasst – bewegte Welten und verschöbe Wolken, so wie ein Kind sein Spielzeug bewegt. Und dann, wenn die Mü-digkeit mich einholt am Ende eines Tages, möchte ich weiches Hügelgras streicheln – zärt-lich, wie ein Liebender und Blütenkelche in unendlicher Sanftheit halten und ihre Schönheit besingen. Ja, es bestünde sogar die Gefahr, dass man glaubt, man wäre aus dem Eigen-tum der Welt entlassen und sie und der Tag wären einem zu eigen. Ist das nicht wahrhaft vermessen, würde ich mich wohl lächelnd fragen?
Oder man wäre vielleicht auch gern ein Geräusch – das eines Schwertes etwa, welches unmessbar langsam aus seiner Scheide gezogen wird – metallisches Reiben – Stahl an Stahl – und könnte Zeuge sein für jede eingegrabene Scharte und für jede Erhebung auf stählerner Haut. Ob man wohl um die Folgen einer solchen Bewegung wüsste? Ob man die nachfolgenden Tode erahnen würde und die nachfolgenden Siege, die niemals ganz ge-siegt sein können?
Wer mag die Freude beschreiben, die einen ereilt, wenn man sich dafür entscheidet, wieder ein Kind zu sein – wenn man will in einer Kindheit, wie sie hätte sein sollen? Wer stellt sich diese Augenblicke vor: Die Begeisterung aus Kindertagen, mit der man eine Schüssel an die Lippen setzt, um sie – gierig nach Leben – gierig nach allem – bis zur Neige zu leeren und zu leben, nur für diesen Augenblick? Schlucken – schmecken – nichts mehr!
Möglicherweise wäre man auch gern eine verloren gegangene Eitelkeit, wissend darum, dass man nur aus einem Grund allein gelebt hat: Weil ein Mensch geliebt sein wollte.
Wahrscheinlich wäre man auch gern ein Stück Brot in den Händen von Einem, der lange nichts aß. Man stelle sich die Kostbarkeit und die Andacht vor, mit der man berührt und an einem gerochen wird und wie sehr man dazu gemacht ist, zu dienen!
Wer denkt sich das Erstaunen, das einen ergreift, wenn man beschließt, eine flüchtige Mü-digkeit zu sein oder auch eine große Erschöpfung. Wie, wenn es selbst für sie einen Ort gäbe, um sich abzulegen in einem Größeren und man dort hinein gleiten könnte, so als gehöre man schon immer dort hin? Und wer begreift, wie alt dieser Wunsch ist, wenn man ermessen kann, wie sehr man dort willkommen ist? Wenn man als Erschöpfung vor lauter Größe so klein ist, und vom Kleinen das Kleinste?
Oder wie wäre es, eine Freiheit zu sein? Ich meine keine von den kleinen Freiheiten, die gemeinhin also solche bezeichnet werden, sondern eine, deren aufgespannte Flügel man kaum abschreiten kann und deren Erhabenheit aus der Bescheidenheit lebt. Man käme über jemanden – vielleicht über Nacht und völlig ohne Vorankündigung – und fände ein Gesicht in Tränen aufgelöst über das tiefe Verstehen und hinterließe Spuren aus Sonne in ihm.
Manchmal wäre man vielleicht auch gern ein dunkles Zimmer mit geöffneten Fenstern und einem Rest von Abendwind darin, der die Düfte der Sommerblüten des vergangenen Tages noch in sich trägt. Man hätte die große Aufgabe, Schlafende in sich zu bergen, die eng um-schlungen nach einer Liebesnacht auch noch im Traume einander zulächeln oder ein Kind, dessen ängstliche Bitte, nicht von Schrankmonstern gefressen zu werden, wir halten müssten bis es endlich einschläft – erschöpft von so viel Furcht. Vielleicht müssten wir auch viel von unserem Dunkel zwischen Zwei schieben – ein ganzes Universum voll – um ihnen genügend Raum zu geben?
Vielleicht wäre ich auch gern ein Lampenträger, in ständiger Aussicht lebend, von den Stei-nen der Schattenseher erschlagen zu werden, gleich dem Propheten im Höhlengleichnis von Platon?
Nein, heute, an diesem Tag, wähle ich, ein Abschied zu sein, ein Weggehen, ein Tod und damit ein Alles und ein Nichts zugleich.
Ich komme – abseits – wie es sich gehört – und jenseits der Eitelkeiten – sie gehen mit mir. Ich hole alles Leben aus dem wildesten Tanz heraus und werfe mich ab ins Nichts der Seele – ohne Wände und ohne Grenze und falle ins Bodenlose. Ich bin des Schlafes gro-ßer Bruder und vermag, was sonst nichts und niemand vermag: Ich bringe die Wende und die Heimkehr und ich bringe sie mitten ins Leben. Nichts ist mehr zu Halten geblieben und ich erlöse alles Wünschen, jedes Begehren, Suchen, Streben, Sehnen und Wandern. Es wird ruhig.
Alle Lasten lüften sich und wandeln sich in Leichtigkeit. Ich hinterlasse keine Angst. Alles, was dich an die Wege der Masse band und dich hinderte, du selbst zu sein, gebe ich frei und schenke dir ein großes Loslassen, dass du nicht länger gebunden bist an ihre Fesseln und du ihren Beifall nicht mehr brauchst.
Ich zeige dir, dass auch ich Liebe bin, die Liebe zu allem SEIN, dass du mich – wie auch den Schmerz – nur in deiner Unkenntnis gefürchtet hast, dass ich – wie auch die Geburt – zum selben Ding gehöre, welches du Leben nennst. Ohne eines von Ihnen, kannst du nicht sein, denn alles ist Eins.
Ich bewege dich, so dass du deine Trauer aufgeben kannst, nicht der Mensch gewesen zu sein, als den du dich gern gesehen hättest und dass du so oft nicht deinen eigenen An-sprüchen an dich selbst gerecht wurdest. All dies streife ich von dir ab wie eine alte Haut, damit du neu werden kannst und der werden, als der du schon immer gemeint warst.
Und so wirst du zurück gegeben – gleichgültig – ob ich im Kleinen komme in den Abschie-den oder im Großen, am Ende deines Lebens. Und du wirst zur Arbeit gehen, kochen und vielleicht der Liebsten das Haar kämmen, als einer, der wiedergeboren wurde, weil er zu sterben verstand.
Man stelle sich vor – ein Wort könnte man sein – bestehend aus einzelnen Buchstaben, herausgeboren aus einem langen Schweigen, könnte sichtbar werden und ausfließen mit Atem, als atmete man Samt aus – mit jeder Silbe fordernd, dass jemand vermag, es auszu-sprechen – vielleicht um eine Wahrheit zu benennen oder ein Flüstern zu sein am Ohr der Liebsten und das lang Ersehnte vor ihr auszubreiten wie Mondschein auf dem Weg zu ihren Füßen, berührt von ihrem Nachtschatten.
Oder vielleicht auch ein Schweigen, bis zum Rande gefüllt von Eigenem? Wie viel Kraft braucht es, um sich dann zu ertragen in dieser Fülle und in deren Einsamkeit, die sich voll und schweigsam um einen hüllt und sich wie Schnee lautlos und mit bescheidener Gebärde niederlässt auf den Feldern im November?
Vermutlich könnte man sogar Wind sein, sich ansammeln mit den Düften der Weite, bis man vibriert und zu zerspringen droht und sich als Naturgewalt über die Ebene atmen in kraftvoller Geschmeidigkeit. Ein Biegen meines nackten Rückens würde einen Taifun gebä-ren, das Spiel der Muskeln – stromlinienförmig den Winden angepasst – bewegte Welten und verschöbe Wolken, so wie ein Kind sein Spielzeug bewegt. Und dann, wenn die Mü-digkeit mich einholt am Ende eines Tages, möchte ich weiches Hügelgras streicheln – zärt-lich, wie ein Liebender und Blütenkelche in unendlicher Sanftheit halten und ihre Schönheit besingen. Ja, es bestünde sogar die Gefahr, dass man glaubt, man wäre aus dem Eigen-tum der Welt entlassen und sie und der Tag wären einem zu eigen. Ist das nicht wahrhaft vermessen, würde ich mich wohl lächelnd fragen?
Oder man wäre vielleicht auch gern ein Geräusch – das eines Schwertes etwa, welches unmessbar langsam aus seiner Scheide gezogen wird – metallisches Reiben – Stahl an Stahl – und könnte Zeuge sein für jede eingegrabene Scharte und für jede Erhebung auf stählerner Haut. Ob man wohl um die Folgen einer solchen Bewegung wüsste? Ob man die nachfolgenden Tode erahnen würde und die nachfolgenden Siege, die niemals ganz ge-siegt sein können?
Wer mag die Freude beschreiben, die einen ereilt, wenn man sich dafür entscheidet, wieder ein Kind zu sein – wenn man will in einer Kindheit, wie sie hätte sein sollen? Wer stellt sich diese Augenblicke vor: Die Begeisterung aus Kindertagen, mit der man eine Schüssel an die Lippen setzt, um sie – gierig nach Leben – gierig nach allem – bis zur Neige zu leeren und zu leben, nur für diesen Augenblick? Schlucken – schmecken – nichts mehr!
Möglicherweise wäre man auch gern eine verloren gegangene Eitelkeit, wissend darum, dass man nur aus einem Grund allein gelebt hat: Weil ein Mensch geliebt sein wollte.
Wahrscheinlich wäre man auch gern ein Stück Brot in den Händen von Einem, der lange nichts aß. Man stelle sich die Kostbarkeit und die Andacht vor, mit der man berührt und an einem gerochen wird und wie sehr man dazu gemacht ist, zu dienen!
Wer denkt sich das Erstaunen, das einen ergreift, wenn man beschließt, eine flüchtige Mü-digkeit zu sein oder auch eine große Erschöpfung. Wie, wenn es selbst für sie einen Ort gäbe, um sich abzulegen in einem Größeren und man dort hinein gleiten könnte, so als gehöre man schon immer dort hin? Und wer begreift, wie alt dieser Wunsch ist, wenn man ermessen kann, wie sehr man dort willkommen ist? Wenn man als Erschöpfung vor lauter Größe so klein ist, und vom Kleinen das Kleinste?
Oder wie wäre es, eine Freiheit zu sein? Ich meine keine von den kleinen Freiheiten, die gemeinhin also solche bezeichnet werden, sondern eine, deren aufgespannte Flügel man kaum abschreiten kann und deren Erhabenheit aus der Bescheidenheit lebt. Man käme über jemanden – vielleicht über Nacht und völlig ohne Vorankündigung – und fände ein Gesicht in Tränen aufgelöst über das tiefe Verstehen und hinterließe Spuren aus Sonne in ihm.
Manchmal wäre man vielleicht auch gern ein dunkles Zimmer mit geöffneten Fenstern und einem Rest von Abendwind darin, der die Düfte der Sommerblüten des vergangenen Tages noch in sich trägt. Man hätte die große Aufgabe, Schlafende in sich zu bergen, die eng um-schlungen nach einer Liebesnacht auch noch im Traume einander zulächeln oder ein Kind, dessen ängstliche Bitte, nicht von Schrankmonstern gefressen zu werden, wir halten müssten bis es endlich einschläft – erschöpft von so viel Furcht. Vielleicht müssten wir auch viel von unserem Dunkel zwischen Zwei schieben – ein ganzes Universum voll – um ihnen genügend Raum zu geben?
Vielleicht wäre ich auch gern ein Lampenträger, in ständiger Aussicht lebend, von den Stei-nen der Schattenseher erschlagen zu werden, gleich dem Propheten im Höhlengleichnis von Platon?
Nein, heute, an diesem Tag, wähle ich, ein Abschied zu sein, ein Weggehen, ein Tod und damit ein Alles und ein Nichts zugleich.
Ich komme – abseits – wie es sich gehört – und jenseits der Eitelkeiten – sie gehen mit mir. Ich hole alles Leben aus dem wildesten Tanz heraus und werfe mich ab ins Nichts der Seele – ohne Wände und ohne Grenze und falle ins Bodenlose. Ich bin des Schlafes gro-ßer Bruder und vermag, was sonst nichts und niemand vermag: Ich bringe die Wende und die Heimkehr und ich bringe sie mitten ins Leben. Nichts ist mehr zu Halten geblieben und ich erlöse alles Wünschen, jedes Begehren, Suchen, Streben, Sehnen und Wandern. Es wird ruhig.
Alle Lasten lüften sich und wandeln sich in Leichtigkeit. Ich hinterlasse keine Angst. Alles, was dich an die Wege der Masse band und dich hinderte, du selbst zu sein, gebe ich frei und schenke dir ein großes Loslassen, dass du nicht länger gebunden bist an ihre Fesseln und du ihren Beifall nicht mehr brauchst.
Ich zeige dir, dass auch ich Liebe bin, die Liebe zu allem SEIN, dass du mich – wie auch den Schmerz – nur in deiner Unkenntnis gefürchtet hast, dass ich – wie auch die Geburt – zum selben Ding gehöre, welches du Leben nennst. Ohne eines von Ihnen, kannst du nicht sein, denn alles ist Eins.
Ich bewege dich, so dass du deine Trauer aufgeben kannst, nicht der Mensch gewesen zu sein, als den du dich gern gesehen hättest und dass du so oft nicht deinen eigenen An-sprüchen an dich selbst gerecht wurdest. All dies streife ich von dir ab wie eine alte Haut, damit du neu werden kannst und der werden, als der du schon immer gemeint warst.
Und so wirst du zurück gegeben – gleichgültig – ob ich im Kleinen komme in den Abschie-den oder im Großen, am Ende deines Lebens. Und du wirst zur Arbeit gehen, kochen und vielleicht der Liebsten das Haar kämmen, als einer, der wiedergeboren wurde, weil er zu sterben verstand.