Alltagsinventar

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Ralf Langer

Mitglied
Hallo Art.Z,

ein schönes beispiel für ein gedicht, das dem dichter zu lang geraten ist, und obschon es an einigen stellen sehr lyrisch ist, an einer dann doch versagt.

"Leere Tagen lassen sich schnell füllen,
leere Leben nicht."

dies ist der dreh- und angelpunkt deines stückes.
aber er gehört mmn. nicht hierin. er gehörte - als solch gearteter aussagesatz in kein gedicht.

in meiner lyrischen welt ist dies der punkt der sich dem leser selbst erschließt.
ein verweis des dichters auf das was er interpretiert haben wollte ist nicht teil des gedichtes.

und du machst es ja zu beginn auch richtig:

"Jeden Tag ein Wort,
mindestens,
ein Gedanke,
vorsichtig,
ein Blick,
entfernt."

hier baust du die welt auf, die der leser zu durchschreiten hat. und ich folge dir auf den spuren die du auslegst.

hiernach wird es schwächer.
der text ist kein vermittler mehr, er ist erklärer.
und das folgende wirkt auf mich redundant.
(was ja thematisch richtig ist, vielleicht sogar zwingend, denn der alltag ist das redundante, die wiederkehr des immergleichen)
aber der text, das wort darf es nicht sein.

"Leere Tagen lassen sich schnell füllen,
leere Leben nicht."

ein wichtiger satz, gerne hätte ich ihn als schlußpunkt in einem prosastück gelesen (wo er allerbestens aufgehoben wäre)

mein ansporn an dich:
schreibe diese zeilen um, breche sie aus dem darstellenden, erzählerischen kontext, verdichte sie.

was ist ein leerer tag, was ist ein leeres leben.
führe mich mit worten hinüber in dieses sein
(gr metapher, meta phorein: herüber, über- tragen)

thematisch bin ich bei dir, das könnte lyrik auf hohem niveau sein.

insgesamt, trotzdem ein text der mich aufgehalten hat. er hat gelungene poetische momente.

gescheitert? ja, aber auf beachtlichem niveau.

gerne gelesen und kommentiert

ralf
 

Art.Z.

Mitglied
2. Fassung:

Alltagsinventar

Jeden Tag ein Wort,
mindestens,
ein Gedanke,
vorsichtig,
ein Blick,
entfernt.

Vierundzwanzig Stunden, in einander, hohl.
Geknüpft zu einer Kette
ohne Verschluss.

Morgen an Morgen gereiht,
Tag für Tag,
mit kleinen Schritten
den Alltag füllen.

Morgen wieder?
Mindestens.



Urfassung:

Alltagsinventar

Jeden Tag ein Wort,
mindestens,
ein Gedanke,
vorsichtig,
ein Blick,
entfernt.

Leere Tagen lassen sich schnell füllen,
leere Leben nicht.

Morgen an Morgen gereiht,
Tag für Tag,
mit kleinen Schritten
den Alltag füllen.

Morgen wieder?
Mindestens.
 



 
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