Zwischeneinlage von Rausch zu Rhythmus:
Die Bacchanten sind neben dem Rausch auch mit einem entsprechenden Tanzverhalten ausgezeichnet. Ein Tanz im Rhythmus, wohl manchmal geregelt, dann aber in Ekstase und freie Rhythmen übergehend. Also die Auflösung fester Formen.
Thomas Wolfe schreibt hier eine (pathetische?, modern? alt?) Passage, von mir mit Wissbegier und Freude einstmals gelesen ...
Und endlich tauchen da im finsteren Dschungel der Nacht durch alle Traumbilder, Erinnerungen und verwunschenen Verflechtungen des zeitlosen und ewigen Bannes der Zeit, des immerwährenden Augenblicks – zwei Reiter auf und reiten, reiten, reiten durch die Nacht. Wer sind sie? Oh, wir kennen sie, seit wir am Leben sind, und sie werden immerdar übers Land reiten, auf dem mondverzauberten Weg unseres Lebens.
Sie heißen Tod und Erbarmen, und wir kennen ihre Gesichter: Unser Bruder und unser Vater reiten stets neben uns durch den Traumzauber und Bannbezirk der Nacht; ihre Hufschläge dröhnen im Gleichmaß mit den Rhythmen des Zuges. Rittlings auf den schwarzen und mondmähnigen Stuten der Wut, eingehüllt in das Dunkel der Nacht, den Bann der Zeit, traumbleich, ewiglich, jagen sie über das gespenstische Land dahin, über die mondverzauberte Wildnis, und ihre Hufe donnern gleichauf mit dem Zug.
Bleiches Erbarmen und Hagerer Tod heißen sie, und sie werden immerdar durch die Mondplantagen Virginias reiten und den tick-tack-Takt halten mit dem gleichmäßigen Donnern des Zugs, der den tick-tack-Takt stampft, während sie mit vierfachem Donnern ihrer Geisterhufe immerdar gleichauf mit dem Zug durch die Mondplantagen Virginias stampfen.
Quadrupedante putrem sonitu quatit ungula campum, während der Hagere Tod und das Bleiche Erbarmen mit quadrupedante putrem sonitu quatit ungula campum … campum … quadrupedante … putrem … putrem … putrem putrem putrem während mit sonitu quatit ungula campum quadrupedante putrem … putrem …. putrem putrem putrem … putrem … putrem … putrem putrem putrem quadrupedante quadrupedante quadrupedante putrem putrem … während mit sonitu quatit ungula campum quadrupedante putrem … putrem … putrem putrem putrem … während mit sonitu quatit ungula campum quadrupedante putrem … ungula campum … campum … ungula … ungula campum …
Wolfe, Thomas. Von Zeit und Fluss. München (Manesse Verlag) 2017, S.102.
Hier noch das (fast durchgehend regelmäßig rhythmisierte) Lied, das Wolfes Lektor liebte und das Begräbnis des Dichters begleitete, ferner ein Link dazu (Patti Smith):
Burns Robert
FLOW GENTLY SWEET AFTON
Flow gently sweet afton among thy green braes
Flow gently I'll sing thee a song in thy praise
My Mary's asleep by thy murmuring stream
Flow gently sweet afton, disturb not her dream
Thou stock dove whose echo resound through the glen
Ye wild whistling blackbirds in yon thorny den
Thou greencrested lapwing thy screaming forbear
I charge you, disturb not my slumbering fair
How lofty, sweet Afton, thy neighboring hills
Far marked with the courses of clear winding rills
There daily I wander as noon rises high
My flocks and my Mary's sweet cot in my eye
How pleasant thy banks and sweet valleys below
Where wild are the woodlands, the primroses blow
There oft, as mild evening weeps over the lea
The sweet scented birk shades my Mary and me
Thy crystal stream, afton, how lovely it glides
And winds by the cot where my Mary resides
How wanton the waters her snowy feet lave
As gathering sweet flowers, she stems thy clear wave
Flow gently sweet afton among thy green braes
Flow gently sweet river, the theme of my lays
My Mary's asleep by thy murmuring stream
Flow gently sweet afton, disturb not her dream
https://www.youtube.com/watch?v=lHImhqEC1fo
Anmerkung:
Quadrupedante putrem sonitu quatit ungula campum. (Vergil Aeneis, Buch 8, Vers 596)
"Mit vierfüßigem Ton erschüttert der Huf (ungula) den
modrigen Boden."
«Dröhnend erschüttert das lockere Feld vierfüßiger Hufschall.»