Anschlag (gelöscht)

H

Haki

Gast
Hallo Fabien Philip Meunier,

ich finde deinen Text wirklich gut. Mir gefallen deine Gedankengänge und deine Ideen. Jedoch sind einige deiner Formulierungen unheimlich umständlich. Sie lassen mich beim Lesen stocken. Ich stelle einfach mal ein paar Anmerkungen in deinen Text. Vielleicht kannst du ja was damit anfangen. Würde mich freuen, denn, wie gesagt, an sich finde ich deinen Text wirklich erstaunlich gut...


Alle Möglichkeiten existierten zeitgleich. Ich hätte nach rechts laufen können, in die schmale Gasse, wo drei Frauen vor einem Schaufenster standen und in unmaskierter Panik kreischten, [red]ab dessen würde ich ganz streichen. die unmaskierte panik ist stark genug und macht das folgende redundant[/red][strike]dessen berstendes Glas ihr Geschrei aber eine unendliche Sekunde lang übertönte[/strike]. Ich hätte mich genauso gut nach links durchschlagen können, durch die Menge hindurcharbeiten, mit Fäusten und Ellenbogen die Ahnungslosen [red]wieso verdrängend und zurücklassend? es reicht doch vollkommen ohne "d"... und das irgendwohin kommt mir auch fehl am platz vor.[/red]verdrängen[strike]d[/strike], zurücklassen[strike]d, irgendwohin[/strike]. Wie ein Stein[strike], ein äußerst schwerer, kalter Stein[/strike] ,der, in einen trüben Tümpel geworfen, Wellen im Dunkeln auslöst, so breitete sich das Ereignis am Rande des Platzes aus.[red]diesen gedanken kenne ich zwar, also die idee und den vergleich, finde ihn aber an dieser stelle gut platziert, jedoch wieder diese unnötig detaillierte beschreibung. ich würde, die information, dass der stein kalt und schwer ist, einfach weglassen[/red] Niemals im Leben hätte ich so viel geglaubt.
Die Bank, die [strike]in der Nähe[/strike] vor einer Fassade aus dem achtzehnten Jahrhundert stand, kannte ich. Dort hatte ich während der Sommermonate mit meinem Vater oft gesessen. Ein eigenes Taschengeld kannte ich noch nicht, so lange lag es schon zurück. Deshalb hat er mir an den Wochenenden das Eis gekauft, das mir am liebsten war. Es war eine Sorte Schokolade gewesen, die ich nie wieder gefunden hatte und die so schmeckte, wie die zwei Laternen in der Nähe und das vergoldete Dach des Eckhauses und das Lächeln meines Vaters, [red]bis hierhin finde ich es schön, weil lyrisch und voller gefühl, doch was folgt ist grammatikalisch falsch. streich das "mir" und es wäre richtig.[/red]wenn er mir unsichtbare und unerklärliche Spuren von Eis in meinem Gesicht entdeckte. Diese Bank wurde nun immer wieder verdeckt von Menschen, die vorbei rannten, die etwas schrie[strike]e[/strike]n, die in verschiedene Richtungen zeigten und andere Menschen, die ihnen offenbar viel bedeuteten, mit sich zogen und dadurch selbst langsamer wurden, den Ankommenden alles schmerzlich entgegen rufend.[red] auch hier finde ich den grundgedanken durchaus sehr gut, doch hapert es an der sprachlichen umsetzung, da es ein wenig schwammig und wirr daherkommt. mein vorschlag wäre: Diese Bank wurde nun immer wieder verdeckt von Menschen, die vorbei rannten, etwas unverständliches schrien und zeitgleich andere Menschen mit sich zogen. SIe scheinen ihnen viel zu bedeuten, wurden sie doch dadurch selbst langsamer. Nur ein Vorschlag, du musst es wissen, die du es haben möchtest.[/red] Die Bank wurde zum viel zu langsam abgespielten Film; ein Bild folgte fremd und abgetrennt dem nächsten und irgendwie bewegte man sich kaum.
Bis zu diesem Tage waren eindeutige Endpunkte unlogisch gewesen[strike], widersinnig[/strike]. Ich konnte mich nicht erinnern, etwas beendet zu haben in dem Sinne, es nie wieder zu tun. Ich konnte mich nicht erinnern, in etwas beendet worden zu sein. [red] schönes Spiel mit den Worten, schöner GEdanke.[/red]Vielleicht war das auch gar keine Option. Aber was will man von einem jungen Menschen erwarten? So wusste ich zumindest, auch wenn ich womöglich noch nicht merkte, dass ich es wusste, dass ich nicht mehr jung war, auf einen Schuss hin. Vor meinen Augen wurde das Pflaster verschwommen und grünlich und einen Moment lang zu einer Wiese in Wales, die zum Steigenlassen von Drachen ganz besonders geeignet war. Rote und braune und gelbe Bäume in der Umgebung hatten uns dabei zugesehen und auch wenn er immer schneller im Laufen war als ich, konnte ich gewiss sein, dass er für mich stehen bleiben würde, wenn ich wirklich nicht mehr konnte oder auch nur überzeugend genug so tat. Ich hätte diesen Ort gerne wieder besucht und obwohl wir nur einmal dort gewesen waren und obwohl die Kamera die zweite Hälfte der Reise über versagt hatte, war bei mir noch alles so[red],[/red] wie es gewesen ist.
Ich wunderte mich nicht mehr über die fernen und teilweise reich verzierten Giebel. Ich kannte sie. Ich hatte alles gekannt und geglaubt zu wissen. Ich war armselig. Was einmal mein Vater gewesen war, lag nicht weit entfernt vor meinen Füßen, eine Masse, die auf den Mittelpunkt der Erde blickte. Der bewegte Punkt in dieser Welt, der „Mein Vater“ hieß und den ich über alles liebte, war erstarrt. Ich hätte ihn nicht heben können. Ein Schmetterling, der seinen Kokon verlassen hatte, eine Haut, die ich nie vergessen könnte, deren Umriss aber schwinden würde, wie die Sandburgen, die wir in Italien gebaut hatten und die unter den Gezeiten immer weicher geworden sind. In diesen Tiefen grub ich vergeblich nach Sätzen, wie: „Wenn ich gehen muss, sollst du leben.“ Die Absurdität brannte hinter der Stirn. Was hatte sich vor diesen Augen abgespielt, wenn sie mich liebevoll, strafend oder manchmal fragend angesehen haben? Nie könnte ich dieses Mosaik mehr alleine vervollständigen, eine Hand konnte nie genügen, die zweite Stimme zu spielen. Vielleicht hätte ich etwas weitertragen sollen, einen Namen vielleicht oder was man sich wie in ungeschriebenen Briefen vorstellte. Mir wurde klar, dass dies Gedanken an eine Zukunft waren, die ich nicht hatte. Ich, der nicht zurück konnte, wurde vor das ewige Rätsel gestellt und löste es, indem ich es ungelöst ließ, denn dieses Rätsel offenbarte mir, dass ich kein Kind von der Art der Pfeile war, sondern der Anker. Als wäre Gott mir in den Mund gelegt.
Meine Liebe blieb verschwiegen und wurde so unteilbare Wahrheit. Als ich in den Pistolenlauf blickte, stand das fest. Wenn jemand von einem Licht erzählt oder berichtet, Stimmen gehört zu haben, hat er zwar gelogen, weiß aber, welche Saite einen Menschen zum Klingen bringt. Ich dagegen war eins mit meiner Aussicht auf die Rückkehr in die Wirklichkeit. Morgen hatte seine Form für mich verloren. Alle Möglichkeiten existierten zeitgleich. Ich aber hatte mich schon entschieden.[red]hier wirst du schön phliosophisch zum schluss, was mich persönlich anspricht[/red]

Vielleicht kannst du ja etwas damit anfangen. Es sind nur meine Anmerkungen. Wenn dir das ungeheuer vorkommt, beachte es nicht.

Liebe Grüße,
Haki
 
Hallo Haki!

Vielen Dank, dass du mich kommentierst und selbstverständlich freut es mich, dass mein Text dir zusagt.
Deine Anmerkungen habe ich mir angesehen und muss sagen, dass ich dir an einigen Stellen sogar Recht geben kann. Ich bewundere die Mühe, die du dir bei der Analyse des Textes gemacht hast. Hut ab!
Allerdings werde ich wohl keine Änderungen vornehmen und ich erkläre dir auch gleich, warum. Es hat nichts damit zu tun, dass ich deine Meinung nicht wertschätzen würde etc., sondern ich halte es ganz einfach für unvorteilhaft.
Als Autor schreibt man einen fiktiven Text aus einer ganz bestimmten Stimmung oder einem bestimmten Moment heraus. Daran sollte man meiner Meinung nach nichts Inhaltliches mehr verändern, wenn man das Eingefangene wirklich bewahren will. Deshalb nehme ich persönlich von Verbesserungsvorschlägen an andere Abstand.
Aber, wie gesagt, ich will dir das natürlich nicht zum Vorwurf machen, sondern freue mich im Gegenteil mal wieder von dir zu lesen!

Liebe Grüße,
Fabien
 
H

Haki

Gast
Hallo Fabien Philip Meunier,

ich mache dir da keinerlei Vorwurf. Bewundernswert ist es sicherlich auch nicht. Vielmehr habe ich mir einmal vorgenommen, Kommentare, sollte ich sie einstellen, so ausführlich und detailliert wie nur irgend möglich zu gstalten. Und da ich hier die Idee und auch größtenteils die Umsetzung gut fand, habe ich es als womöglich hilfreich empfunden, noch ein paar Stellen anzusprechen.
Ich denke aber nicht, dass ich etwas am Inhalt verändert habe, sondern eher an der Form(ulierung). Es mag vielleicht Oberlehrerhaft klingen(und falls es wirklich so herüberkommt, so bitte ich dies zu entschuldigen, denn es ist auf gar keinen Fall meine Absicht...zumal ich ja selbst noch unglaublich viel dazu lernen muss und möchte...), aber das Überarbeiten von Texten ist das Wesentliche. Es ist essentiell. Ohne diesen Prozess des Werkelns vertust du viel Potential...
Schade, dass du, obschon du mit mir anscheinend in vielen Punkten übereinstimmst, nichts ändern möchtest, aber das muss ja jeder mit sich selbst ausmachen und schließlich bist und bleibst DU der AUTOR. Deshalb hüte ich mich in Zukunft von Vorschlägen dieser Art und nehme deine Texte einfach als fertiges Werk. Heißt meine Kommentare werden knapper ausfallen.
Und hab keine Angst. Diese Kurzgeschichte(ich hoffe es folgen noch mehr;)) hat mich angesprochen und ich werde mich drauf stürzen, sollten weitere folgen...

Liebe Grüße,
Haki
 



 
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