aus der Kneipe raus

3,00 Stern(e) 1 Stimme

Lois

Mitglied
Mancher Humor hat einfach einen alkoholisierten Beigeschmack. Tims Lästern über andere Dozenten und Studenten kann Ich nicht mehr nachinteressieren.
Sein lästerliches Dozieren, mit geradem Unterarm, der taktet, über tatsächliche oder untatsächliche Anekdoten aus der UNI finde Ich langweilig. Immer das Gleiche: alle doof.
Der Lärm in der Gaststätte hilft Tims Reden überhören zu können. Ich schau auf einen alten Druck. Eine Frau grüßt mit einem Glas Prosit für alle, die das Plakat betrachten. Sie wirbt für Göttinger Bier. Sie ist üppig und warm und blond und ein Typ aus der frühen Werbezeit. Ihr Lächeln hat ein geheimnisvolles Schmeicheln um den Mund. Ich seh auf den Himmel. Ein paar Strähnen fallen ihr aus der hochgesteckten Frisur. Hat der Maler die Abendstimmung wirklich gut getroffen?
Tim schafft einen Krachlacher für die ganze Runde. Das weiß doch jeder über den Prof, denk Ich und zahle und gehe.
Auf dem Pflaster, draußen, nur der Vollmond strahlt. Der Maler muss so etwas gesehen haben. Ich kann die Kurze Straße nach rechts oder links gehen oder Ich kann wieder gen Nachthimmel schauen. Ich schau gen Nachthimmel.
Die Wolken sind wie auf dem Bild wie von Vollmond beschienen. Die Wolken sind gar nicht unähnlich der Frau auf dem Bild mit dem umschmeichelten Mund. Das passt. Ich harre auf Veränderung am Nachthimmel. Langsam verschieben die Formen der Wolken. Sie haben einen Abstand. Die Form ist nach dem seichten Wind nur gleichmäßig. Göttingen kennt keinen Sturm.
Die Kirche, das weiß Ich, ist gebaut aus den Steinen der alten Stadtmauer. Sie hat ein Tor, das, was sonst, zugewuchtet ist. Ich kann auch in den nebenan gelegenen Studententreff der Kirche gehen und ein billiges Bier trinken. Ich passiere den Schwarzen Bären. Dort schrieb der Doktor Eisenbarth sein Testament. „Ich bin der Doktor Eisenbarth und heil die Leut auf meine Art. Die Blinden mach ich gehen, die Lahmen wieder sehen.“ Ich kann auch in die Sonderbar auf rechterhand gehen. Die Punks werden dort rar. Ich schau durch die Fenster und sehe einen Trinker der schon fast auf den Tresen nickt. Das waren die Linken.
Die Groner Straße kreuzt und Ich quere sie. Ein neuer Kaffeeladen. Wie gesund ist das Holz des Tresen, den Ich durch die Schaufensterscheibe sehe? Daneben hab Ich schon gegessen. Ein gesundes Biomahl. Das Wasser aus dem Brunnen vor dem Ich stehe würde Ich nicht trinken. Der Bettenladen, der alteingesessene Laden, der Laden für Handys, der Bäckerladen, Karstadt sind rechts und links. Ich bin am alten Kornmarkt.
Die Rinne in der Mitte weist dem Regen den Weg. Ich geh weiter zum Gänseliesel. Angeblich die meistgeküsste Frau in Göttingen. Frischgetaufte Doktoren dürfen das. Sie lässt den Kopf hängen und trägt einen Korb mit Gänsen und die Gebrüder Grimm haben hier wohl was gelassen und sie ist aus Messing.
In der alten Sparkassenfiliale ist nun H&M. Karstadt hat als einziges Haus eine corporate-Fassade. Eigentlich ist die Fassade kaufhausneu aber auch ein wenig auf altstadt getrimmt. Daneben ist ein Messingstein im Pflaster der Vier-Kirchen-Punkt heißt, weil Du von dort aus tatsächlich vier Kirchen sehen kannst.
Ich geh einmal ums Liesel. Der Italiener hat seine Stellplätze mit einem metallischen Zaun umrandet. Danben ist noch ein Italiener und gegenüber ist auch ein Italiener. Die deutsche Gaststätte ist im Alten Rathaus und an den Kellner kann Ich noch entsinnen von dem Mal als Ich mit meinen Eltern dort war. Der war „Sie wünschen Bitte!“ mit dem Block aufschreibbereit in der Hand. .
Ich fröstel als Ich zum Stehen komme. Der Wind ist in der Stadt nicht zu spüren und Ich versuche den an den Wolken abzulesen. Fast so wie auf dem Druck sehen die Wolken aus.
Ich geh in die Rote Straße. Ich drehe um und schau noch mal herum über die Fassaden. Das Alte Rathaus ist aus Stein, die anderen Häuser in Fachwerk. Die Glocke der Rathausuhr signalisiert eine volle Stunde. Gut, Ich gehe.
In der Roten Straße erkenn Ich ein Haus und erinnere an eine Party. Das Nudelhaus an der Kreuzung Jüdenstraße ist noch voll. Die Jüdenstraße überquert komm Ich an ein Haus in dem mal ein Fahrradladen war. Da ist ein neuer Kiosk. Immer sind die Häuser nahe der Hauptstraße höher als die Häuser weiter hinten.
Die Straße macht erste einen Bogen nach rechts und wenn die Straße linkst bin Ich am Ziegenmarkt. Die alten Befestigungen für die Milchkannen sind verschwunden.
Auch hier sind die Fassaden nicht viel anders als weiter unten. Aber irgendwas muss doch sein. Manchmal denk Ich Mauern sind gut und manchmal denk Ich, sie sind nicht gut. Wie Ich die Mauern, mit den paar Verzierungen, entlang schaue, entsinne Ich an eine Nacht in der Ich nicht gut drauf war. Ich hasste die Mauern, weil sie nur zeigten, dass Ich draußen bin.
Aber so draußen bin Ich gar nicht. Manche Häuser reden mit Dir. Eins sagt Ich bin wohlfeil. Eins sagt: hier kannste billig wohnen, hä. Eins sagt, weiß nicht, mein Erbauer war stolz.
Ich hab auch ein Haus in dem Ich wohne. Prosit Göttingen.
Der Himmel ist wirklich so wie auf dem Druck.
 



 
Oben Unten