Battlefield - or the crow which guarded

Isola

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Battlefield - or the crow which guarded

Die Krähe ließ sich lautlos durch die Luft gleiten und schlug nur selten mit den Flügeln.
Schon von weitem hörte sie das Geschrei, das schrecklich verzweifelt klang.
Bald sah sie auch, wer diese Höllengeräusche verursachte, landete elegant auf einem Baum und blickte zu dem Feld hinab, das sich weit zu ihren Füßen erstreckte.

Zwei Menschen, Ritter in leichter Rüstung, kämpften da unten miteinander. Sie schlugen mit ihren Schwertern auf einander ein und schrieen, mal erstickt, mal lauthals und brutal.
Die Krähe hockte sich tief auf den Ast, auf dem sie saß und beobachtete das Geschehen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so etwas gesehen. Sie war allerdings jung, gerade mal dem Nest entflogen, und hatte keine Ahnung, dass auf dem Feld, über das sie sah, einige der größten Schlachten der Menschen ausgefochten worden waren. Sie wusste nicht, dass hier tausende Männer zu Tode gekommen waren und dass sie elendig sterben mussten.
Ein Fluch lag auf dieser staubigen Weite, die vor roter Erde nur so starrte.

Die Ritter kamen der Krähe furchtbar schwerfällig vor, wie sie in ihren klirrenden Kettenhemden immer und immer wieder aufeinander losgingen, unaufhaltsam und ohne Rücksicht auf Verluste. Beide sahen schon sehr müde aus und kämpften verbissen weiter; man konnte sehen, dass jeder schwere Verletzungen zu beklagen hatte.

Plötzlich gellte ein Schrei über das Feld. Der eine Ritter ging zu Boden, ließ sein Schwert fallen und stöhnte wie verletztes Vieh. Blut ergoss sich aus einer Wunde auf seinem Schenkel und sickerte in die staubige Erde. Tränen standen ihm in den Augen, der da kniete und verzweifelt versuchte, sein Schwert wieder aufzunehmen.
Der Andere trat langsam auf den Gefallenen zu und schob ihm sein Schwert hin. Dieser ergriff es und stemmte sich vom Boden auf. Seine heißen Tränen tropften zu Boden und vermischten sich mit dem Blut.
Sie nahmen den Kampf wieder auf, führten ihre Schwerter leichtsinnig und kühn und forderten das Schicksal heraus, in dem sie nicht darauf achteten, was mit ihnen geschah.
Die Krähe sah fasziniert zu, wie die beiden Ritter in vollendeter Perfektion miteinander kämpften; es sah eher aus als ein Spiel, eine Übung, welche die Knappen auf einer Burg Tag für Tag vollziehen, um einmal so groß zu werden wie ihre Ritter.
Man hätte als Beobachter niemals gesagt, diese Männer kämpften bis zum Tode.
Und doch lag der Tod wie ein heimlich gerauntes Flüstern über dieser Szenerie; er wartete auf seine Stunde, auf den Zeitpunkt, wenn er die Kämpfenden zu sich nehmen könnte.

Nervös trippelte die Krähe auf dem Ast entlang, zog ihre Beine immer öfter hoch, weil sie merkte, dass es bald Zeit für sie würde. Bald müsste sie wieder fort und dann gäbe es kein Zurück mehr für die beiden Ritter.

Der Kampf wurde immer langsamer, sie verloren ihre Kräfte und ihre Beine wollten sie nicht mehr tragen. Voller Erschöpfung fielen sie beide auf die Knie, Staub wirbelte auf und flog ihnen in die Augen. Angestrengt robbten sie auf den Knien aufeinander zu und stießen sich mit einem letzten markerschütternden Schrei die Schwerter in die Seite.
Sie sanken zu Boden, ihre Köpfe fielen unsanft zurück und der eine schaffte es gerade noch, dem anderen einen Dolch, den er im Gürtel stecken hatte, in die Brust zu stoßen.

Es begann zu regnen. In dem Moment, als alles Leben aus den Herzen der beiden Brüder wich, die um die Frau gekämpft hatten, die sie beide liebten.
Die Erde weinte um diese Ungerechtigkeit; um das Leben der beiden jungen Männer, die sich grämten, weil sie die selbe Frau begehrten und den Gedanken daran nicht ertragen konnten. Sie hatten verbissen gekämpft, um einerseits ihre Ehre zu verteidigen und andererseits weil sie Wut in sich trugen, dass ihnen so etwas geschehen konnte. Das Schicksal hatte ihnen einen schrecklichen Streich gespielt, den sie beide mit dem Leben bezahlten.
Es regnete in Strömen, die Erde tat sich auf und das Blut der Beiden vereinte sich und kehrte zurück zu Mutter Erde, welche die gefallenen Körper in ihrem Schoß aufnahm.

Die Krähe beobachtete, wie die toten Ritter unter der Erde verschwanden und der Regen plötzlich in all seiner Kraft verstummte. Dann machte sie sich auf den Weg, um ihre Schützlinge ins Jenseits zu begleiten und sie auf der Reise dorthin zu beschützen.

Jahre später noch sollte die Krähe immer wieder am selben Tag hier her kommen und sich erinnern, wie die Brüder den Fluch der Ebene mit ihrem Blut aufgehoben hatten.
Mutter Erde hatte den Menschen verziehen, die ihr hier unendliche Schmerzen zugefügt hatten, nur um ihre sinnlosen Fehden auszufechten und sich gegenseitig zu töten; das Schicksal der letzten beiden Menschen, die an diesem Platze starben, hatte sie zu Tränen gerührt.



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