Frau Wirtin
Also ne, ich finde dieses Gedicht sehr unanständig. Mich als flotten Hirsch jedenfalls stimmt es etwas missmutig, einfach deswegen, weil es mich erinnert.
Sah ich doch vor nicht allzu langer Zeit, eben diese Person direkt vor mir. Sie war tatsächlich nicht ganz unschuldig beim betrinken in dieser miefigen Berliner Eckkneipe.
Dieses Arschgeweih, welches über dem ca. zwei m³ großen, mit Speck gefülltem Hinterteil thronte und irgendwie mitgewachsen war, hat sich leider im Laufe der Jahre, als appetitverderbende Höhlenmalerei entwickelt. Das eine Horn des Hirsches hing lustlos an der linken Seite des Rückens herunter, und sah durch seine Wellenform so aus, als wäre ein LKW drüber gefahren. Der anderen Seite übrigens, ging es auch nicht viel besser. Das ganze Kunstwerk hatte einfach kein freundliches Lächeln mehr.
Der Tätowierer selbst, muss unserer Wirtin bekannt gewesen sein, denn zwischen den beiden Geweihspitzen stand “Rudi was here“. Vielleicht aber auch, hat ein späterer Liebhaber die Gelegenheit benutzt, schriftlich mit Kugelschreiber oder Edding, seine Marke zu setzen. Inzwischen laufen in der unserer Kneipe Wetten. Jeder neue Gast, der das erste Mal den Spruch von Rudi liest, verliert seine Gesichtsfarbe und bestellt einen Schnaps. Tut er das nicht, gibt einer einen aus. Aber das ist nicht oft.
Natürlich trug sie die Bluse nabelfrei, in passender Größe, wird es eben keine, körperverdeckenden Textilien gegeben haben. Somit wurde der Blick eines jeden Bier schlürfenden Gastes in diesem Etablissement förmlich angezogen von Speck und Elefantenhaut. Alle Diskussionen um die Dame, wurden sehr sensibel durchgeführt und erreichten das speckige Ohr von Frau Wirtin gar nicht. Alle Welt hütete sich etwas Kaltes zu bestellen, denn kaltes war im Keller. Um dorthin zu gelangen musste die Dame in den Kellereingang hinter dem Tresen steigen. Die Tür aber war so angebracht, dass sie sich bücken musste. Immer wenn ein neuer Gast kam, der die Regel des: „bitte nichts kaltes bestellen“, nicht kannte und er die Bestellung aufgab, ging ein ängstliches stöhnen durch den Raum. Der Anblick war aber auch unerträglich. Jedesmal wenn sich die Arschgeweihträgerin bückte, vergrößerte sich ihr Hinterteil um ein dreifaches und ließ uns, bei diesem Anblick, in unsere Stühle- Barhocker zusammen sacken. Das faltige Gehörn nahm bedrohlich wirkende Ausmaße an und jedermann im Raum, der einen Blick riskierte, bekreuzigte sich und bedankte sich still beim lieben Gott für seine Ehefrau. Besoffen waren wir alle, aber nicht weil uns die Wirtin reizte, nein, wir feierten glücklich die Hinterteile unserer Frauen.
Weil all dies passierte und mich das Gedicht daran erinnert, finde ich es fettig.
Fertig!