Ursprünglich veröffentlicht von Yamiko
Gut, ich hab mich unglücklich ausgedrückt. Mit so als ob tun meinte ich dass es eben grenzen gibt die der partner respektiert (sollte) wie bei anderem sex auch. Auch da werden sie oft nicht respektiert. S/M verlangt viel einfühlungsvermögen, und fehlt dieses macht es auch keinen Spaß, wie beim "normalen" sex. Da ist es nur nicht so auffällig. Und noch was, ein mensch der beim sex dominant sein möchte, muss es nicht in echt sein, genauso umgekehrt.
Wenn es dir nicht um sex geht, dann verstehst du da etwas falsch.
Yamiko, danke, aber ich kenne mich rein theoretisch in puncto Sadomasochismus schon ein bisschen aus. Hier noch ein paar Infos fuer dich:
Sadomasochismus -- Was ist das?
Eine kurze Einleitung für Neugierige
Die sadomasochistische Subkultur ist erstmals seit 100 Jahren wieder in der Öffentlichkeit sichtbar. Was ernsthaft Interessierten meist fehlt, sind Hintergrundinformationen -- die sollen hier in kurzer, kompakter Form geliefert werden.
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Warum "Sadomasochismus" statt "Sadismus" oder "Masochismus"?
Weil es einen wesentlichen Unterschied gibt. Sadomasochisten sind eine sexuelle Minderheit, die ihre Spiele unter dem Gebot der absoluten Freiwilligkeit machen. Sadisten und Masochisten sind psychisch kranke Menschen, die sich oder anderen gefährlich werden können.
Warum sind sich die Namen dann so ähnlich?
Das Problem ist geschichtlich bedingt. Die Begriffe Sadismus und Masochismus wurden um 1886 von dem Psychiater Richard von Krafft-Ebing erfunden. Vom Schreibtisch aus definierte er in seinem Mammutwerk Psychopathia sexualis ("sexuelle Geisteskrankheiten") [ke.1] zum ersten Mal die "Perversionen". Als Gerichtspsychiater sah er damals fast nur solche Leute, die ihm die Polizei brachte: Verbrecher, Geisteskranke, Psychopathen. Menschen, die nicht mit dem Gesetz in Konflikt kamen und mit ihren Neigungen glücklich und zufrieden waren (die wir heute Sadomasochisten nennen würden), hat Krafft-Ebing kaum zu Gesicht bekommen [wetzs]. Erst als Kinsey Ende 1940 damit anfing, in der Bevölkerung Umfragen zum Sexualverhalten durchzuführen, wurde die Wissenschaft langsam auf die Sadomasochisten aufmerksam [thomp].
Was beschreibt den Sadomasochismus?
Sadomasochisten selbst sprechen von safe, sane, and consensual (sicher, mit gesundem Menschenverstand, freiwillig) [calif]. Der amerikanische Wissenschaftler Weinberg hat von erotic, recreational, and consensual (erotisch, zur Erholung, freiwillig) gesprochen [weinb]. Der wichtigste Punkt ist bei beiden die unbedingte Freiwilligkeit (Konsensualität ) aller Teilnehmer. Da diese Freiwilligkeit sozusagen die goldene Regel des Sadomasochismus ist, spricht man auch von konsensuellem Sadomasochismus .
Woher kommt die sadomasochistische Neigung?
Daß weiß eigentlich keiner, genauso wie noch unbekannt ist, warum einige Leute homosexuell sind. Die alten Vorstellungen über Degenerationen des Gehirns sind von den meisten Wissenschaftlern ebenso aufgegeben worden wie die von Mißhandlungen in der Kindheit -- weniger als ein Zehntel der Sadomasochisten gibt an, als Kind mißhandelt worden zu sein [weinb]. Hin und wieder werden aus Verlegenheit noch die alten Freudschen Vorstellungen angeführt [bräu]. Es ist auch gut möglich, daß es verschiedene Ursachen gibt [wetzs]. Die neuere Forschung zum Thema SM geht von Soziologen aus ([weinb], [wetzs]), die die Frage ausklammern und einfach von einer gegebenen Grundneigung ausgehen.
Ein großer Teil der Sadomasochisten selbst glauben, daß sie mit ihrer Neigung geboren wurden. Andere verweisen auf Kindheitserlebnisse, während eine dritte Gruppe über einen Partner Kontakt zum Sadomasochismus bekommen hat und dabei geblieben ist. Das Ergebnis ist gleich.
Gibt es eine Grenze zwischen SM und "normalem" Sex?
Wenn es eine geben sollte, ist sie nicht sonderlich scharf. Da sich der Sadomasochismus im Kopf abspielt, kann jede Form von Sex eine SM-Komponente haben, und sei es nur, daß einer der Partner oben liegt. Kratzer auf dem Rücken oder eine einfache Augenbinde sind eigentlich schon SM, auch wenn das heute keiner mehr so nennen würde. Der Übergang ist also fließend. In den letzten Jahren sind auch mehr und mehr sadomasochistische Praktiken von dem Mainstream wiederentdeckt worden. Damit ist es erst recht unmöglich geworden, zwischen uns und den Vanilles (Nichtsadomasochisten) eine Linie zu ziehen. Der Sadomasochismus ist übrigens nicht "anormaler Sex", auch wenn er im Westen von einigen noch so dargestellt wird. Vor Krafft-Ebing waren sadomasochistische Praktiken auch im Westen "normal". Anders gesagt: Die Vorurteile zu SM sind kaum 110 Jahre alt. Außerhalb des Westens, z.B. in Japan, ist der Sadomasochismus ein natürlicher Teil der Sexualität geblieben.
Also sind Sadomasochisten keine Perversen?
Den Begriff der "Perversion" gibt es schon seit einigen Jahren in der Medizin nicht mehr -- er ist der Sensationspresse überlassen worden. Statt dessen spricht man jetzt von Paraphilien "Nebenlieben" [DSMIV].
Der Sadomasochismus ist keine Paraphilie, und damit auch keine "Perversion". Die Kriterien, nach denen die Diagnose einer Paraphilie zulässig ist, sind streng und eindeutig nach dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) festgelegt. Dort steht z.B. auch, wann jemand als schizophren gilt. Seit 1994 gilt international die vierte Auflage (DSM-IV) [DSMIV]. Die Kriterien für Sadismus und Masochismus sind gegenüber dem Vorgänger DSM-III-R so korrigiert worden, daß Sadomasochisten nicht mehr erfaßt werden, wohl aber Sadisten und Masochisten . Die Homosexualität wurde schon in den 80ern ganz gestrichen [suppe].
Es gibt auch kranke Leute?
Natürlich. Wir nennen sie Realsadisten und meiden sie wie die Pest. Und zwar erfolgreich: Der Sexualmediziner Schorsch [sitzm] wies 1982 darauf hin, daß es in der sadomasochistischen Subkultur keine Gewaltverbrecher gibt, weil sie dort nicht toleriert werden. Wetzstein [wetzs] zeigte 1993, daß das bis heute zutrifft.
Unser Problem ist, daß wir ein Jahrhundert lang mit den Kranken in einen Topf geworfen wurden. Das ändert sich zum Glück, aber wie wir finden, nicht schnell genug.
Kann man Formen des Sadomasochismus voneinander abgrenzen?
Nein. Es gibt zwar Bezeichnungen für Leute, die eine Vorliebe für bestimmte Praktiken haben wie Bondager , Submissive oder Flagellanten . Aber genauso wie es kaum rein schwarze oder rein weiße Katzen gibt, gibt es auch kaum Leute, die ausschließlich eine Praktik betreiben. Unter dem Strich sind wir alle einfach Sadomasochisten .
Und es gibt "sadistische Sadomasochisten" und "masochistische Sadomasochisten"?
So ähnlich. Viele Sadomasochisten nehmen gerne beide Rollen an (das sogenannte Switchen ), je nach Lust und Laune. Mehr als die Hälfte der Sadomasochisten switchen mehr oder weniger häufig [bresl, [weinb]. Schon deswegen ergibt die alte Einteilung in Sadisten und Masochisten für die meisten Sadomasochisten keinen Sinn.
Wie man jetzt die eine oder andere Rolle in einem Spiel nennt, ist von Gruppe zu Gruppe verschieden: einige reden von devot und dominant, andere von S und M oder auch vom aktiven und passiven Partner. Wir benutzten hier ziemlich willkürlich Top und Bottom .
Top und Bottom "spielen" miteinander?
So nennen wir das, einige sagen dazu auch Session . Nur während eines Spiels erhält der Top Macht über den Bottom, weil sie ihm vom Bottom gegeben wird. Sonst sind beide völlig gleichberechtigt.
Es gilt der Spruch: Alle Sadomasochisten sind gleich, nur während des Spiels sind einige gleicher als andere . Im Alltag gehen wir nicht anders miteinander um als andere Menschen auch.
Ein Spiel kann von dem Top oder Bottom durch ein spezielles Codewort (meist "Safeword" genannt) abgebrochen werden. Das ist nicht nur eine Vorsichtsmaßnahme für Notfälle, sondern auch eine der Garantien für die schon besprochene Freiwilligkeit. In den deutschsprachigen Ländern wird als Safeword oft "Mayday" benutzt.
Brauchen Sadomasochisten Schmerzen zur Befriedigung?
Nein. Sadomasochisten haben eine völlig intakte "normale" Sexualität, und schlafen auch auf die herkömmliche Art ganz lustvoll miteinander. Der sadomasochistische Anteil ist eine Erweiterung der normalen Sexualität, keine Einschränkung. Das ist auch der Grund, warum Sadomasochisten in der Gesellschaft so "auffällig unauffällig" sind, selbst wenn sie keinen ähnlich orientierten Partner haben.
Es gibt tatsächlich Sadomasochisten, die eine Vorliebe für Schmerzen haben. Andere Sadomasochisten mögen dagegen lieber Spiele mit der Macht, die der Bottom dem Top für eine begrenzte Zeit und innerhalb fester Grenzen anvertraut. Schmerzen, falls sie überhaupt mitspielen, haben da einen symbolischen Wert [mille].