Begegnung

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Herr H.

Mitglied
Sag, kennst du die Aura der ewigen Berge
mit ihrer verborgenen, tiefen Magie,
den Wohnsitz der Geister, der Riesen und Zwerge
und Raum ihrer plötzlichen Epiphanie?

Dort traf ich, ich mochte den Sinnen kaum trauen,
die zarteste, reinste und scheuste der Frauen.
Ich fasste ein Herz mir in dieser Idylle
und fragte: Wie heißt du? Ihr Name war - Stille.
 

namibia

Mitglied
Lieber Herr H,

was eine Wendung am Ende! Und was eine Liebeserklärung an ein Phänomen, das so selten geworden ist in der lärmenden Zeit.
Stille - als Hingabe der Natur, als mystisches Etwas, das uns umfängt, betört und verzaubert .. so lese ich es und so brauche ich sie auch .. die Stille , wie die Luft zum Leben.

aus der Stille kommend grüße ich dich

Namibia
 

James Blond

Mitglied
Hm, sofern es sich bei der zarten Jungfer tatsächlich um die Stille gehandelt hätte, dann wäre diese scheue Reinheit sicher bei der Frage nach ihrem Namen sofort entfleucht.

Fragilität scheint mir ihr hervorstechenstes Merkmal zu sein. Ihr sind auch lyrische Fragen nicht willkommen. Wer die Stille finden will, muss gelernt haben, zu schweigen. Dann sollte er sie auch ohne Fragen erkennen können. :)

Grüße

JB
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo,
ich finde hier ein sehr gutes zusammespiel
von klangbild als solchem und der stimmung die die worte hervorrufen.

gerne gelesen

ralf
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
In der Tat, da hat James recht: Die Zarte zu fragen, wie sie heißt, stört ihre Verschwiegenheit - es sei denn, sie antwortet nicht, sondern ist, was sie ist. Und auch das erzählende Präteritum stimmt nicht ganz zu ihrer hintergründigen Allgegenwart.
Ich fasste ein Herz mir in dieser Idylle
und fragte: Wer bist du? Sie schweigt. Sie lauscht: Stille.
 

Ralf Langer

Mitglied
mondneins änderung

ist "brillant"

einfach und vom ergebnis her bemerkenswert gelungen.

mein rat denke darüber nach.

ralf
 

Jenno Casali

Mitglied
Ich sehe es auch so wie Mondnein vermutet : die Stille hat gar nicht geantwortet. Das Nicht-Antworten war schon Antwort genug, um ihren Namen preiszugeben. Das Präteritum hingegen stört mich nicht - das Gedicht, vor allem Strophe 2, klingt ja wie eine "Erzählung", und was damals wahr war, ist heute nicht falsch, da es sich ja um einen "Zustand" handelt(e).
LG
Jenno C.
 

Herr H.

Mitglied
Herzlichen Dank allen, die meinen Beitrag kommentiert haben und auch für die Änderungsvorschläge. Ich möchte dennoch bei meiner Version bleiben. Es handelt sich um eine tatsächliche Stille-Erfahrung, die ich bei einer Bergwanderung machen durfte und in Sprache zu übersetzen versuchte. Der Dialog mit der Stille ist natürlich metaphorisch gemeint; ob sie meine Frage nach ihrem Namen als zudringlich empfand und wie sie darauf reagierte, habe ich bewusst offen gelassen. Ein Mysterium bleibt.

LG von
Herrn H.
 



 
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