Beim Reichstag zu Worms (Karl V.)

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Herr H.

Mitglied
Beim Reichstag zu Worms (Karl V.)


Mit noch nicht einmal einundzwanzig Jahren
berief der Kaiser einen Reichstag ein.
Zwar konnte er kein Deutsch und kaum Latein,
doch angesichts von mancherlei Gefahren

gab es kein Zaudern. Viele Menschen waren
verführt von diesem Luther. Obendrein
bedrohten auch noch wilde Türkenscharen
das Reich und drängten rücksichtslos hinein.

Da galt es doch, das Abendland zu schützen
vor Spaltung, Heidentum und Ketzerei
kraft der von Gott dem Thron gewährten Macht.

Der Mönch aus Wittenberg verfiel der Acht.
Doch sollte das Edikt kaum etwas nützen.
Karl reiste fort. Und Deutschland brach entzwei.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mir gefällt besonders die leicht durchschimmernde ironische Note in den ersten Strophen.

Inhaltlich ist es auch interessant. Historische didaktische Sonette sind recht selten.
 

Herr H.

Mitglied
Hallo Bernd,

die Ironie hast du mit Recht wahrgenommen. Der junge Karl V. hat von Luthers Verteidigungsrede, die erst auf Deutsch und dann auf Latein gehalten wurde, in der Tat so gut wie nichts verstanden. Dennoch hat er die Reichsacht verhängt. Es ist eine interessante Hypothese, was gewesen wäre, wenn anstelle von Karl V. Kursachsens Kurfürst Friedrich der Weise 1520 zum Kaiser gewählt worden wäre (auch sein Name war diskutiert worden). Die Reformation hätte möglicherweise einen völlig anderen Verlauf genommen.

Liebe Grüße von

Herrn H.
 

Walther

Mitglied
moin in die runde,

ich frage mich doch sehr, wo da das sonettige ist. formal, gut und schön. die form verlangt mehr, als sonettig zu reimen. für mich ist das kein sonett.

das gilt übrigens für die luther ausführung ebenso. ich habe ein leichtes, verdächtiges, kribbeln den rücken runter, wenn ich das mal so sagen darf, wenn ich diese beiden texte lese. diese kribbeln überkommt mich immer dann, wenn ich manieristisches lese, etwas, das mir mir nicht echt, sondern aufgesetzt gelehrsam, gespreizt, pompös und aufmerksamheit erheischend, eben blutleer, erscheint.

und mag ich das ganze für technisch noch so gelungen halten, es ist für mich dann nichts als leere, sinnlose, form.

lg w.
 

Herr H.

Mitglied
Beim Reichstag zu Worms (Karl V.)


Mit noch nicht einmal einundzwanzig Jahren
berief der Kaiser einen Reichstag ein.
Zwar konnte er kein Deutsch und kaum Latein,
doch angesichts von mancherlei Gefahren

tat Handeln Not. Denn viele Menschen waren
verführt von diesem Luther. Obendrein
bedrohten auch noch wilde Türkenscharen
das Reich und drängten rücksichtslos hinein.

Da galt es doch, das Abendland zu schützen
vor Spaltung, Heidentum und Ketzerei
kraft der von Gott dem Thron gewährten Macht.

Der Mönch aus Wittenberg verfiel der Acht.
Doch sollte das Edikt kaum etwas nützen.
Karl reiste fort. Und Deutschland brach entzwei.
 



 
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