Bekenntnisse eines Multi-Talents

Bekenntnisse eines Multi-Talents

Woher ich bloß das Dichten hätt',
fragt mich doch neulich die Babett';
die Frage ließ ihr keine Ruh',
es ging' wohl mit dem Teufel zu.
So unrecht hat Babette nicht,
und darum hört nun den Bericht:
Spät nachts um 12, zur Geisterstunde,
dann sitze ich in froher Runde.
Dann ist der Ringelnatz bei mir,
schreibt mir was Lust’ges aufs Papier.
Und Eugen Roth führt mir entweder
den Bleistift oder auch die Feder.
Und auch ein andrer an mich denkt,
vom Blauen Bock werd' ich be-Schenk-t.
Von Erhardt (Heinz) und andern Igeln
lass ich gern meinen Geist beflügeln.
Nicht immer - aber immerhiin -
besucht mich der Karl Valentin;
was der mir flüstert in das Ohr,
kommt mir meist äußerst seltsam vor.
Und dass ich es nur ja erwähne:
Hans Christian Andersen, der Däne,
- entstiegen aus dem Märchenbuch -
kommt zu mir gerne auf Besuch.
Der Kästner und der Heinrich Heine
bewirken, dass ich lach' und weine.
Und der Kishon und auch Loriot,
die machen mich gar schadenfroh.
Zum Schluss kommt noch der Wilhelm Busch
und schickt sie alle -husch, husch, husch-
zurück in meinen Bücherschrank.
Ich sag noch einmal herzlich Dank,
dann schlägt es von der Turmuhr 1,
verschwunden ist der Erhardt (Heinz),
verschwunden auch die andern alle,
und ich, ich hau' mich in die Falle.
Um sieben Uhr, erwacht soeben,
da merke ich, es blieb was kleben
von der Geisterstunde Possen,
und ich, ich setz' mich kurz entschlossen
an meine alte Schreibmaschine,
auf dass sie einem Einfall diene.
Ich spüre zwar, in meinem Sinn,
die Geister ham die Finger drin;
was da so steht auf dem Papier
das ist nur sehr bedingt von mir.
Doch wie man's dreht, wie man's auch deute:
Ich schreibe für die kleinren Leute.
Die großen Leut' sind mir zu fein,
bei denen zählt nur "rasserein".
Als Mischling bin ich da tabu;
Zum Glück hört mir die Mehrheit zu.
 



 
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