Eine kleine Kurzgeschichte zu meinem aktuellen Thema:
Beltane - Zeit des Wechsels
Die Frauen riefen nach ihr. Weiße Nebelschwaden woben ein milchiges Dickicht im glitzernden Mondlicht und benetzen sie mit feinem Wasserstaub. Sie konnte die Stimmen von weitem hören, lange bevor sie sich der Lichtung näherte. Sie roch das Feuer, hörte das Prasseln und Knistern der Holzscheite. Sie fühlte die Schwingungen, die von dem Hain in alle Richtungen ausströmten. Ungeschützt. Verflixt, hatte sie nicht stundenlang gepredigt, dass erst alle Schutzzauber richtig vollzogen sein müssen, bevor das Feuer geschürt wird? Sie blieb stehen, konzentrierte sich und prüfte der Reihe nach alle Ebenen. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Nicht ein wirksamer Schutzzauber. Nichts. Es war doch immer das gleiche, kaum hatten die Novizinnen die Prüfungen abgeschlossen, schon fingen sie an zu schludern. Sie hatte wirklich gehofft, dass Lilian das Amt einer Priesterin bereits vollständig übernehmen könnte.
Sie schürzte ihren Rock und lief auf den Hain zu. Jetzt galt es das Schlimmste zu verhindern. Ihr alter Feind Gergrinc würde nicht lange brauchen, um die dummen Gänse zu entdecken. Der Weg erschien ihr viel länger und beschwerlicher als sonst. Beim Näherkommen hörte sie Lachen und Rufen. Dann die Trommeln. Trommeln? Seit wann benutzte ihr Kreis Trommeln? Sollte ein anderer Kreis von ihrem Hain Besitz ergriffen haben? Sie verließ den Waldpfad, trat in den schützenden Baumwall und bog einige Zweige vorsichtig zurück. Geblendet vom hellen Schein des himmelhoch jauchzenden Feuers - viel zu hoch - konnte sie Silhouetten von vielen tanzenden Frauen ausmachen. Einige sassen am Rand auf Steinen und spielten die Trommel - andere schienen sich gar zu unterhalten. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an den zuckenden Schein des Feuers. Was - bei der grossen Göttin - war das? Männer im Kreis? Nein - das hätte sie gespürt. Es waren Frauen mit Hosen und kurzen Haaren. Nun wurde ihr auch bewusst, dass sie die Worte, die sie hörte, gar nicht verstand. Es schien eine andere Sprache zu sein.
Dennoch -die Gefühle, die sie im Hintergrund wahrnahm, waren so klar wie eh und je. Sie begann, einzelne Fäden heranzuholen und sie näher zu betrachten. Sorgen um die Kinder, Glück über eine Schwangerschaft, Verliebtheit, Angst vor dem Ehemann, alles normale Gedankengänge, nur waren ihr die Frauen unbekannt. Faden um Faden holte sie ein. Hier und da stieß sie auf Stränge, die ihr merkwürdig vorkamen. Wut über das Verwehren einer angesehenen Position, Freude auf eine Reise in ein heißes, staubiges Land, eine Erinnerung an eine Stadt, unvorstellbar groß und grau. Die Bilder, die sie auffing, überwältigten sie. Langsam ließ sie sich zu Boden sinken und grub ihre Finger in die kalte, braune Erde. Die Kraft, die von der Erde zu ihr überströmte, beschwichtigte sie und langsam klärten sich ihre Gedanken.
Beltane -die Wände zwischen den Zeiten und den Welten sind zur Beltane so dünn wie weißer Morgennebel. Schon einmal war ihr das passiert - vor unendlich langer Zeit. Sie hatte zur Beltane die Nebel durchschritten und war einem Ruf gefolgt, der tausende Jahre später erst erklang. Der Ort band sie, die Zeit nicht.
Sie dachte an ihre kläglichen Versuche zurück zu gelangen. Zurück zum alten Hain, zu ihrem ersten Haus der Herrin für Novizinnen. Und an ihre Verzweiflung, als sie den alten Hain zerstört fand. Göttin - sie war so jung gewesen. Nun - sie hatte sich der neuen Zeit angepasst und ihre Gaben weiter entwickelt. Sie hatte an ihrem Ort einen neuen Hain und unweit davon im Tal ein neues Haus der Herrin errichtet.
Nun schien sie die Nebel erneut durchschritten zu haben. Der flehentliche Ruf nach Führung muss sehr intensiv gewesen sein.
Sie stand auf, streckte sich zu ihrer vollen Größe, hob Kopf und Arme, so dass das weiche, fließende Gewebe ihres Gewandes in sanften Falten von ihren Armen glitt.
Einen Moment verharrte sie, dann senke sie die Arme und damit verschwanden die letzten Nebelfetzen im Boden. Sie war bereit für ihre neue Aufgabe.
Am Rande des Waldes nahm sie aus den Augenwinkeln einen Weg wahr, der seltsam glatt schien und silbrig schimmerte. Dort standen auch einige große Kästen, die Räder wie Karren hatten, aber wohl aus Metall geformt waren. Nun ja - um die Gegebenheiten dieser Zeit würde sie sich später kümmern.
Jetzt galt es dem Ruf zu folgen und die Zeremonie der Nacht zu leiten.
Sie wandte sich nach Süden, zentrierte und erdete sich, rief das Element Feuer und trat aus den Flammen in den Kreis.
14.04.03
Beltane - Zeit des Wechsels
Die Frauen riefen nach ihr. Weiße Nebelschwaden woben ein milchiges Dickicht im glitzernden Mondlicht und benetzen sie mit feinem Wasserstaub. Sie konnte die Stimmen von weitem hören, lange bevor sie sich der Lichtung näherte. Sie roch das Feuer, hörte das Prasseln und Knistern der Holzscheite. Sie fühlte die Schwingungen, die von dem Hain in alle Richtungen ausströmten. Ungeschützt. Verflixt, hatte sie nicht stundenlang gepredigt, dass erst alle Schutzzauber richtig vollzogen sein müssen, bevor das Feuer geschürt wird? Sie blieb stehen, konzentrierte sich und prüfte der Reihe nach alle Ebenen. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Nicht ein wirksamer Schutzzauber. Nichts. Es war doch immer das gleiche, kaum hatten die Novizinnen die Prüfungen abgeschlossen, schon fingen sie an zu schludern. Sie hatte wirklich gehofft, dass Lilian das Amt einer Priesterin bereits vollständig übernehmen könnte.
Sie schürzte ihren Rock und lief auf den Hain zu. Jetzt galt es das Schlimmste zu verhindern. Ihr alter Feind Gergrinc würde nicht lange brauchen, um die dummen Gänse zu entdecken. Der Weg erschien ihr viel länger und beschwerlicher als sonst. Beim Näherkommen hörte sie Lachen und Rufen. Dann die Trommeln. Trommeln? Seit wann benutzte ihr Kreis Trommeln? Sollte ein anderer Kreis von ihrem Hain Besitz ergriffen haben? Sie verließ den Waldpfad, trat in den schützenden Baumwall und bog einige Zweige vorsichtig zurück. Geblendet vom hellen Schein des himmelhoch jauchzenden Feuers - viel zu hoch - konnte sie Silhouetten von vielen tanzenden Frauen ausmachen. Einige sassen am Rand auf Steinen und spielten die Trommel - andere schienen sich gar zu unterhalten. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an den zuckenden Schein des Feuers. Was - bei der grossen Göttin - war das? Männer im Kreis? Nein - das hätte sie gespürt. Es waren Frauen mit Hosen und kurzen Haaren. Nun wurde ihr auch bewusst, dass sie die Worte, die sie hörte, gar nicht verstand. Es schien eine andere Sprache zu sein.
Dennoch -die Gefühle, die sie im Hintergrund wahrnahm, waren so klar wie eh und je. Sie begann, einzelne Fäden heranzuholen und sie näher zu betrachten. Sorgen um die Kinder, Glück über eine Schwangerschaft, Verliebtheit, Angst vor dem Ehemann, alles normale Gedankengänge, nur waren ihr die Frauen unbekannt. Faden um Faden holte sie ein. Hier und da stieß sie auf Stränge, die ihr merkwürdig vorkamen. Wut über das Verwehren einer angesehenen Position, Freude auf eine Reise in ein heißes, staubiges Land, eine Erinnerung an eine Stadt, unvorstellbar groß und grau. Die Bilder, die sie auffing, überwältigten sie. Langsam ließ sie sich zu Boden sinken und grub ihre Finger in die kalte, braune Erde. Die Kraft, die von der Erde zu ihr überströmte, beschwichtigte sie und langsam klärten sich ihre Gedanken.
Beltane -die Wände zwischen den Zeiten und den Welten sind zur Beltane so dünn wie weißer Morgennebel. Schon einmal war ihr das passiert - vor unendlich langer Zeit. Sie hatte zur Beltane die Nebel durchschritten und war einem Ruf gefolgt, der tausende Jahre später erst erklang. Der Ort band sie, die Zeit nicht.
Sie dachte an ihre kläglichen Versuche zurück zu gelangen. Zurück zum alten Hain, zu ihrem ersten Haus der Herrin für Novizinnen. Und an ihre Verzweiflung, als sie den alten Hain zerstört fand. Göttin - sie war so jung gewesen. Nun - sie hatte sich der neuen Zeit angepasst und ihre Gaben weiter entwickelt. Sie hatte an ihrem Ort einen neuen Hain und unweit davon im Tal ein neues Haus der Herrin errichtet.
Nun schien sie die Nebel erneut durchschritten zu haben. Der flehentliche Ruf nach Führung muss sehr intensiv gewesen sein.
Sie stand auf, streckte sich zu ihrer vollen Größe, hob Kopf und Arme, so dass das weiche, fließende Gewebe ihres Gewandes in sanften Falten von ihren Armen glitt.
Einen Moment verharrte sie, dann senke sie die Arme und damit verschwanden die letzten Nebelfetzen im Boden. Sie war bereit für ihre neue Aufgabe.
Am Rande des Waldes nahm sie aus den Augenwinkeln einen Weg wahr, der seltsam glatt schien und silbrig schimmerte. Dort standen auch einige große Kästen, die Räder wie Karren hatten, aber wohl aus Metall geformt waren. Nun ja - um die Gegebenheiten dieser Zeit würde sie sich später kümmern.
Jetzt galt es dem Ruf zu folgen und die Zeremonie der Nacht zu leiten.
Sie wandte sich nach Süden, zentrierte und erdete sich, rief das Element Feuer und trat aus den Flammen in den Kreis.
14.04.03