Arno Abendschön
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Von alten Leuten hat man wenig Nutzen, meinte schon der französische Philosoph Vauvenargues. In jüngster Zeit häufen sich nun die Klagen. Die Alten schaden sogar, heißt es, und zwar den Wahl- und Abstimmungsergebnissen, die wunderbar sein könnten, ja, wenn nur die älteren Semester mehrheitlich ihr Kreuz an eben der Stelle machen würden wie die ganz jungen. Und hinterher hat dann die Obrigkeit die Scherereien, muss ausbügeln, verschleppen, Ausreden erfinden. Sagte ich Obrigkeit? War nur ein kleiner Scherz am Rande. Sagen wir lieber die demokratisch legitimierten Instanzen – hört sich gleich viel besser an.
Was also tun? Ich hätte da einen bescheidenen Vorschlag: eine Art von Zensuswahlrecht, nein, nicht nach dem Vermögen – Geld regiert sowieso die Welt -, sondern nach dem verbleibenden Lebensalter. Wir siebteln die Gesamtwählerschaft. Das volle Wahlrecht – sieben Siebtel - erhält nur noch die jüngste Gruppe, die von 18 – 30 Jahren. Jede weitere nimmt einen Abzug von einem Siebtel hin und die älteste – 90 Jahre und älter – hat pro Wähler nur noch eine Stimme im Wert von 0,142857142. Das ist nur gerecht, wahrhaft gerecht: weniger Zukunft, weniger Verantwortung, weniger Stimmgewicht. Da die Gruppen getrennt erfasst und ausgezählt werden, entfällt die lästige Nachwahlfragerei.
Pfiffige werden einwenden, auch Kohorten junger Männer seien schon durch unliebsamen Gebrauch ihres Stimmrechtes aufgefallen. Was hindert uns daran, in Zukunft auch eine Differenzierung nach Geschlechtern vorzunehmen? Stellen wir die Frauen besser, geben wir ihnen einen Bonus, indem die Männer generell einen Malus bekommen, einen Stimmabschlag von 0,1. Das ist nicht viel und ebenfalls gerecht, historisch gerecht. Unendlich lange wurde Frauen das Stimmrecht vorenthalten, diese Schuld zwischen den Geschlechtern ist kaum je zu tilgen – ich erhöhe den Malus auf 0,2.
Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr Ideen kommen mir, wie mit derart mathematischen Modellen die Gerechtigkeit auf Erden vermehrt werden könnte. Ist nicht vergangener Völkermord jetzt ein Topthema? Was nützt alles Brandmarken, wenn sich keiner etwas dafür kaufen kann? Dass mit Deklarationen das Morden in Zukunft abnähme, wer hat denn noch diesen Kinderglauben? Man müsste dazu ja das ganze letzte Vierteljahrhundert vollkommen aus dem Gedächtnis löschen … Also: Die Gerechtigkeit verlangt für jeden Schaden in der Vergangenheit einen konkreten Nutzen jetzt oder in Zukunft. Führen wir ein ethisch legitimiertes und wissenschaftlich nachprüfbares Punktsystem für Migranten ein. Nur ein Beispiel: Nachkommen von Opfern oder Überlebenden des Völkermordes an den Heteros müssen bei Zuwanderung besser gestellt werden als Menschen aus Belutschistan. Warum? Es ist kein Völkermord an Belutschistanern bekannt, bis jetzt jedenfalls, und außerdem kommt man viel leichter von Belutschistan nach Europa denn aus Heteroland. Alles einleuchtend?
Das wird ein Riesenprojekt – wenn ich nur an die ganze Software denke, die nötig sein wird … Ich gründe dazu ein Startup-Unternehmen, suche mir Angestellte, beschäftige mich, statt mit Literatur, nur noch mit Marketing, Verträgen, Lizenzen. Ich unternehme Reisen, halte Vorträge …
Ein Einwand? Wie, Seife? Nein, niemand beabsichtigt, die alten Menschen zu Seife zu verarbeiten. Sie werden doch gebraucht, als Konsumenten, z.B. von Seife. So haben sie immerhin für die Gesellschaft wenigstens einen Nutzen.
Was also tun? Ich hätte da einen bescheidenen Vorschlag: eine Art von Zensuswahlrecht, nein, nicht nach dem Vermögen – Geld regiert sowieso die Welt -, sondern nach dem verbleibenden Lebensalter. Wir siebteln die Gesamtwählerschaft. Das volle Wahlrecht – sieben Siebtel - erhält nur noch die jüngste Gruppe, die von 18 – 30 Jahren. Jede weitere nimmt einen Abzug von einem Siebtel hin und die älteste – 90 Jahre und älter – hat pro Wähler nur noch eine Stimme im Wert von 0,142857142. Das ist nur gerecht, wahrhaft gerecht: weniger Zukunft, weniger Verantwortung, weniger Stimmgewicht. Da die Gruppen getrennt erfasst und ausgezählt werden, entfällt die lästige Nachwahlfragerei.
Pfiffige werden einwenden, auch Kohorten junger Männer seien schon durch unliebsamen Gebrauch ihres Stimmrechtes aufgefallen. Was hindert uns daran, in Zukunft auch eine Differenzierung nach Geschlechtern vorzunehmen? Stellen wir die Frauen besser, geben wir ihnen einen Bonus, indem die Männer generell einen Malus bekommen, einen Stimmabschlag von 0,1. Das ist nicht viel und ebenfalls gerecht, historisch gerecht. Unendlich lange wurde Frauen das Stimmrecht vorenthalten, diese Schuld zwischen den Geschlechtern ist kaum je zu tilgen – ich erhöhe den Malus auf 0,2.
Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr Ideen kommen mir, wie mit derart mathematischen Modellen die Gerechtigkeit auf Erden vermehrt werden könnte. Ist nicht vergangener Völkermord jetzt ein Topthema? Was nützt alles Brandmarken, wenn sich keiner etwas dafür kaufen kann? Dass mit Deklarationen das Morden in Zukunft abnähme, wer hat denn noch diesen Kinderglauben? Man müsste dazu ja das ganze letzte Vierteljahrhundert vollkommen aus dem Gedächtnis löschen … Also: Die Gerechtigkeit verlangt für jeden Schaden in der Vergangenheit einen konkreten Nutzen jetzt oder in Zukunft. Führen wir ein ethisch legitimiertes und wissenschaftlich nachprüfbares Punktsystem für Migranten ein. Nur ein Beispiel: Nachkommen von Opfern oder Überlebenden des Völkermordes an den Heteros müssen bei Zuwanderung besser gestellt werden als Menschen aus Belutschistan. Warum? Es ist kein Völkermord an Belutschistanern bekannt, bis jetzt jedenfalls, und außerdem kommt man viel leichter von Belutschistan nach Europa denn aus Heteroland. Alles einleuchtend?
Das wird ein Riesenprojekt – wenn ich nur an die ganze Software denke, die nötig sein wird … Ich gründe dazu ein Startup-Unternehmen, suche mir Angestellte, beschäftige mich, statt mit Literatur, nur noch mit Marketing, Verträgen, Lizenzen. Ich unternehme Reisen, halte Vorträge …
Ein Einwand? Wie, Seife? Nein, niemand beabsichtigt, die alten Menschen zu Seife zu verarbeiten. Sie werden doch gebraucht, als Konsumenten, z.B. von Seife. So haben sie immerhin für die Gesellschaft wenigstens einen Nutzen.