Bilderverbot

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NewDawnK

Mitglied
Mir träumte, es gäbe ein Bilderverbot
Im Himmel herrschte höchst peinliche Not

Denn ohne sein göttliches Bildinventar
Stand der Gott aller Güter so hemdsärmlig da

Ihm blieb zum Schluss nur ein Körnchen vom Sand
Für das sich alsbald ein Verwendungszweck fand

Gott blies seine Seele ins Sandkorn hinein
Sein Umfang nahm ab, wurde kleiner als klein

Doch als sich das Körnchen als Wohnung anbot
Da hieß es, es gäbe ein Bilderverbot...
 

Ohrenschützer

Mitglied
Du träumst scheinbar ähnlich skurril wie ich, NDK. Sehr unterhaltsam, sich Gott hemdsärmelig vorzustellen.

Rein rhythmisch gesehen, würde ich der zweiten Zeile anfangs noch eine Silbe verpassen (ansonsten muss man es nicht so genau nehmen, finde ich):

Im Himmel, da herrschte höchst peinliche Not
(zum Beispiel)

Schönen Gruß,
 

Cosi

Mitglied
Erst einmal stimme ich dem Lauscherwärmer zu, was Zeile 2 anbelangt.

Indes würde ich auch Z 5 auffüllen (nach "blieb"), da eine "Pause" dort nicht so recht paßt.

Den Schlußvers verstehe ich bislang noch nicht. Auch stört mich der identische Reim, bei dem "anbot" auch noch auf der 2. Silbe betont wird ...
 

Walther

Mitglied
Hi NDK,

metrumstechnisch sicherlich noch optimierbar, bis auf die letzte Strophe, die ich auch nicht ganz nachvollziehen kann, interessante Bilder.

LG W.
 

NewDawnK

Mitglied
Mir träumte, es gäbe ein Bilderverbot
Im Himmel, da herrschte höchst peinliche Not

Denn ohne sein göttliches Bildinventar
Stand der Gott aller Güter so hemdsärmlig da

Es blieb ihm zum Schluss nur ein Körnchen vom Sand
Für das sich alsbald ein Verwendungszweck fand

Gott blies seine Seele ins Sandkorn hinein
Sein Umfang nahm ab, wurde kleiner als klein

Doch als sich das Körnchen als Wohnung anbot
Da hieß es, es gäbe ein Bilderverbot...
 

NewDawnK

Mitglied
Danke, Ohrenschützer und Cosi, ich habe Eure Anregungen übernommen.
Der letzte Reim ist ungelenk - ja, ich weiß. Ich gebe meinen Reimgedichten gerne mal die ein oder andere persönliche schiefe Note, denn sonst merkt womöglich niemand, dass mir der Inhalt grundsätzlich wichtiger ist als die Form.

Danke auch Dir, Walther, für Deine Rückmeldung.

Doch als sich das Körnchen als Wohnung anbot
Da hieß es, es gäbe ein Bilderverbot...


Die Langfassung hierzu: Es war einmal ein göttlicher Prot., der war in einer menschlichen Traumvorstellung schon so klein geschrumpft, dass er vom Umfang her bequem von seiner alten himmlischen Wohnung in ein winziges düsteres Sandkorn hätte umziehen können. Das Körnchen bot sich ihm somit als neue Wohnung an.
Leider war dieser Umzug aus traumtechnischen Gründen nicht möglich, denn in dem Traum waren sämtliche Bilder verboten, also auch jene von einer möglichen neuen Behausung.
Gerade die Pünktchen am Schluss des Textes sind wichtig, denn sie sollen andeuten: Wenn der Traum kein Ende fand, dann schrumpft der Prot. noch heute munter vor sich hin auf der ewigen Suche nach einer Welt im Mikrokosmos, die ihn erneut ins Bild setzt, zum Beispiel weil die Regeln der alten Träume dort nicht mehr gelten. (Seitdem es die moderne Quantenphysik gibt, sind solche seltsamen Vorstellungen immerhin denkbar geworden.)

Schöne Grüße, NDK
 

NewDawnK

Mitglied
@ HerbertH

Du bewertest diesen Text mit "6", das heißt im Klartext "Der Text hat was ... da ist aber noch mehr rauszuhohlen"
Was meinst Du konkret damit? Was hat der Text? Was gefällt Dir nicht so gut? Was kann ich besser machen?

Danke für Deine Rückmeldung.

Schöne Grüße, NDK
 

HerbertH

Mitglied
Liebe NewDawnK,

wenn Du mich so fragst, die "Story" in dem Gedicht ist für mich (noch) nicht schlüssig dargestellt.

Gott blies seine Seele ins Sandkorn hinein
Sein Umfang nahm ab, wurde kleiner als klein
Hier zum Beispiel frage ich mich: Warum wird das Sandkorn denn nun kleiner?

Andere Begriffe wie "Bildinventar" im Himmel sind mir auch nicht recht eingängig. Da müßtest Du aus meiner Sicht dem Leser mehr Hintergrund geben.

Ausserdem mag ich lieber strengere Metren.

Eine 6 ist m.E. keine Ausreisser-Wertung. Dass ich nur wertete, ohne Kommentar, ist meiner oft zu knappen Zeit geschuldet.

Liebe Grüße

Herbert
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo HerbertH,

dass etwas kleiner werden könnte, wenn Gottes Seele ins Spiel kommt, darauf wäre ich selbst nicht gekommen. Ein höchst interessanter Gedanke. Danke.

Wenn es Dir am Bildinventar fehlt, ist das Wort „Himmel“ - in meiner Vorstellung der Inbegriff aller Bildhaftigkeit - möglicherweise längst zu abgenutzt, um den geneigten Leser zu erreichen.

Tja, was wäre das Dichten ohne die Perfektion der strengen Metren? Womöglich würde sich herausstellen, dass jeder denkende Mensch ein Dichter ist, und das wäre unglaublich tragisch für die Dichterzunft.
Milliarden Dichter müssten sich einen Planeten teilen... mein Gott!! Nicht auszudichten wäre das. Ist schon klar, dass so was nicht sein darf.

Wie Du siehst, kann ich Deine Leseart nun gut nachvollziehen. Ohne Deine Rückmeldung wäre mir das wohl kaum gelungen. Danke dafür.

Schöne Grüße, NDK
 



 
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