blind (gelöscht)

Walther

Mitglied
Hallo Wando,
leider verstehe ich das Ziel des Texts nicht, den ich - ganz ehrlich - vielleicht für einen Prosatext halte, der einen Stream of Consciousness nachbildet, einen mäandernden Gedankenfluß.
Lyrik ist etwas anderes, keinesfalls aber durch Zeilenumbrüche zerhackte Satzfetzen. Das muß in sich durchgestaltet daherkommen, rhythmisch sein. Gedichte sind Wortlieder, die beim Vortrag mitreißen müssen.
Hier ist leider nichts von dem zu spüren.
Nichts für ungut. So, wie der Text jetzt ist, halte ich ihn schlicht und einfach für mißraten.
Gruß W.
 

wando

Mitglied
hi walter,

wenn du den text nicht verstehst, bist du vielleicht noch nicht bereit dafür. lyrik kann vieles sein - nicht nur deine definition. trotzdem danke für deine gedanken, auch wenn ich sie nicht teile.

gruß wando
 

Walther

Mitglied
Hallo Wando,
so kann man das natürlich sehen. Unter diesen Umständen lasse ich die Kritik Deiner Texte lieber.
Denn am Ende ist der Leser es, der den Text "verstehen" muß. Wenn er das nicht tut, und der er ist auch noch ein ausgewiesener Lyriker, dann sollte der Autor einmal die grauen Zellen anwerfen, ob er vielleicht neben der Spur steht.
Die Gedanken sind frei, die Lyrik auch!
In diesem Sinne grüßend
der W., noch nicht ganz für Dich bereit :)
 

wando

Mitglied
hi walter,

wenn die lyrik frei ist, verstehe ich deinen kommentar erst recht nicht, schließlich versuchst du, sie in formen zu pressen.
frei kann etwas nur sein, wenn man es fließen lässt. du kannst zu jeder zeit an jeder stelle kritik üben, solltest es aber auch aushalten können, wenn deine meinung nicht immer konform mit der der anderen geht. ich erhebe keinen anspruch, ein lyriker zu sein, im gegensatz zu dir. ich schreibe einfach, was mich bewegt, unabhängig davon, ob ich damit regeln oder geschmäcker gerecht werde. wenn es jemanden erreicht, freut es mich, wenn nicht, dann vielleicht ein anderes mal. keiner muss meine stimmungen oder beweggründe verstehen, den "...bis wohin reicht mein leben und wo beginnt die nacht..." (RMR)?

alles liebe

wando
 

wando

Mitglied
hi walter,

vielleicht kannst du mit der trilogie "das fünfte element I/das fünfte element II/samuel benjamin" mehr anfangen. ebenfalls hier eingestellt. auch schon öffentlich vor über 100 hörern vorgetragen und sehr gutes feedback bekommen. es kommt eben vielleicht doch auch manchmal darauf an, wie man etwas vorträgt...

liebe grüße

wando
 

Walther

Mitglied
Lb. Wando,
was ich Dir sagte, war: Mach Dein Ding. Ich streite nicht mehr mit anderen darüber, was Lyrik ist und was nicht. Ich stelle klar, was die Literatur unter Lyrik versteht. Was Du daraus machst? Himmel, wir sind ein freies Land!
Ich bin nur immer wieder erstaunt, daß Mängel, die aufgedeckt werden, sofort den Reflex auslösen: hier will einer in Formen pressen. Gott, Du kannst auch ohne Messer und Gabel essen, ohne Grammatikregeln schreiben und Dich einen feuchten Kehricht im Gesetze scheren. Die Frage ist, wie weit Du damit kommst.
So ist das auch mit der Lyrik: Wer solche schreibt, unterwirft sich ihren Regeln. Diese setzt er nicht selbst fest, sie haben sich über Zeit entwickelt. Wer sich diesen Regeln nicht stellt, der schreibt keine Lyrik, und dann ist dieser Text hier an einer falschen Stelle gepostet.
Respekt ist eine Sache auf Gegenseitigkeit. Also solltest Du den Respekt der Leser so achten, wie Du den Deinen beachtet sehen willst - und ihre berechtigten Erwartungen an ein Lyrikforum schon aus Höflichkeit nicht enttäuschen. Womit wir wieder im vorigen Abschnitt angelangt wären. Man kann auch mit den Fingern essen. Die Frage ist, ob es gut ankommt.
Damit habe ich nicht auf Deine anderen Werke Bezug genommen. Ich habe dieses hier und Deine Erwiderung auf meinen Eintrag im Blick.
In diesem Sinne ein gute Nacht.
Grüßend W.
 

wando

Mitglied
hi walter,

schön, dass du jemand bist, der sich so intensiv mit anderen auseinandersetztn kann. du sprichst von entwicklung - gerade das ist es ja gerade. glaubst du, wir würden heute mit dem auto fahren oder zum mond fliegen, wenn jeder nur in den alten konventionen denken würde? nicht auch einmal daraus ausbrechen würde? wie viele schlaue oberlehrer hat es im laufe der geschichte schon gegeben, die versucht haben, neues auszubremsen? die quantenphysik hat viele herkömmliche denkweisen komplett ad absurdum geführt und dafür raum für neues geschaffen.
um was es mir eigentlich geht: jeder hat die möglichkeit, den anderen mitzuteilen, ob ihm etwas gefällt oder nicht, kein problem. nur diese engstirnigkeit bzgl. "lyrischer regeln" finde ich schade.
aber um mit deinen worten zu sprechen:

mach dein ding, walter,

lg wando
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo wando,

was es vielleicht etwas schwierig macht, ist die thematisch große Runde. Zunächst lese ich etwas von Vereinigung, offensichtlich Sex, dann kommt eine moralische Bewertung der Welt (wie sie auch Walther in seinen Sonetten immer wieder zelebriert), jedoch ohne einen Bezug zu den impliziten Figuren des Anfangs herzustellen. Denken sie während des Höhepunktes einfach nur an Gott und Welt? Wie umweltbelastend ihre kleine Ganzheit ist?

Und eine kleine Bemerkung zu Walthers These. Nicht jedes formal korrekte Sonett ist Lyrik.
;)

cu
lap
 

Walther

Mitglied
Moin Lapi,

das habe ich auch gar nicht behauptet. ;) Ein Gutteil ist immer auch "Fingerübung", aber wenigstens formal korrekt. Was schon gegenüber dem einen oder anderen Eintrag ein Fortschritt wäre.

Jedensfalls ist Übung an der Form und am Text ein wesentlicher Teil des Leselupen-Ansatzes. 1 zu n Kommunikation haben wir eigentlich nicht zum Credo erhoben.

Und genau das habe ich im Grunde bemängelt. Ebenso wie die ganz erhebliche Chuzpe, die hinter der Auffassung steckt, "verstehst Du meinen Text nicht, bist Du zu blöd dafür (oder nicht bereit, was freundlich umschrieben letztlich das Gleiche meint)" und "ich will nicht in Formen gepreßt werden, ich definiere deshalb selbst, was Lyrik ist".

Nun gut, jedem Tierchen sein Pläsierchen. :D

Gruß W.
 

Walther

Mitglied
Hallo Wando,

das Schlimme ist, daß auch diese Argumentationskette wieder hinkt. Nur von einer festen Basis, dem souveränen Umgang mit dem vorhandenen Wissen, war es möglich, zum Mond zu fliegen. Die Herren haben auch die Gesetze der Physik nicht außer Kraft gesetzt, die Kollateralschäden unsauberen Arbeitens bei hochriskanten technischen Vorgängen haben wir mit dem Endeaver Desaster gesehen.

Es hat nicht viel Sinn, mit jemandem, der Selbstverständlichkeiten und die bare Vernunft zu Engstirnigkeit ummünzt, wirklich zu debattieren. Da fehlt schon die Ausgangsbasis.

Wie gesagt, Argumente werden nicht besser, wenn man ihre Begründungen an den Haaren herbeizieht. Mit dieser Verfahrensweise kann man jede Ordnung aushebeln. Der Versuch führt am Ende zur Erledigung aller zivilisatorischen Errungenschaften. Aber auch dazu gehört eine gewisse Respektlosigkeit, nämlich die vor der Weisheit der Erfahrung, die man auch Tradition nennt. Und die hatten wir ja schon einmal diagnostiziert.

Ja, Wando, mach Dein Ding. Aber erkläre anderen bitte nicht, dass sie engstirnig seien, wenn das einfach nicht stimmt. Denn schließlich schreibe ich selbst auch sog. freie Rhythmen, wie man die neue Lyrik gerne nennt. Und wie man bemerkt, ist in diesem Begriff wieder das Wort Rhythmus enthalten, weil wir ja wissen, dass Gedichte Wortlieder sind.

Darüberhinaus empfehle ich einen Besuch der Webseite der Zeitschrift, die ich mit gestalte und in der sehr viel sog. neue Lyrik erscheint, die nicht gereimt ist, aber eben richtige Lyrik. Du findest die Seite hier: http://www.asphaltspuren.de. Viel Spaß beim Lesen (und beim Staunen).

Bester Gruß und Schluß (für mich jedenfalls)

der W.
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Wando,

die abgehackte Form passt für mein Empfinden durchaus zum Inhalt des Textes. Ich denke schon, dass Du hier eine entsprechende Form gewählt hast.

Was lese ich heraus?:

Der Mensch kommt als ein heiles, ganzheitliches Wesen auf die Erde. Je älter er wird, um so mehr ist er Zwängen ausgesetzt bis er nicht mehr weiß, woher er kommt, wohin er will. Wie auf einem Fließband lässt er sich transportieren, ohne etwas zu durchschauen, ohne sich zur Wehr zu setzen. So geht es den Meisten, schreibst Du.

Was mich irritiert ist die Zeile "Gott sieht alles". Sie steht da völlig zentral und macht doch keinerlei Aussage in der Gesamtheit des Textes. Es gibt nirgends einen Bezug zu diesem Satz. Du schreibst zwar der Mensch erkennt seinen Mitmenschen nicht und setzt dann dagegen: "Gott sieht alles", aber das ist mir dann zu dünn. Bei aller Blindheit über sich selbst und über die Mitwelt kommt durch diesen einen kurzen Satz noch kein Gegengewicht zum Ausdruck.

Ich kann Dir da auch keinen Vorschlag machen, außer, dass Du diesen Satz streichst, aber das wirst Du natürlich nicht wollen, nicht umsonst hast Du ihm eine zentrale Stelle gegeben.

Vielleicht versuchst Du es nach längerem zeitlichem Abstand noch einmal mit diesem Thema. Es ist, wie lapismont auch schon sagte, zu umspannend, zu gewaltig, als dass man es zufriedenstellend in dieser Knappheit deutlich machen könnte. Die Spannung Gott-Mensch allein ist ja schon ein Thema, das man für sich allein bearbeiten könnte.

Wenn Du die Zeile "Gott sieht alles" herausnimmst, macht Dein Text eine klare Aussage über den Lebensweg, der nicht als Chance für die eigene Entwicklung genutzt wurde, sondern auf dem man sich hat dahintreiben lassen.

Das kommt mir beim Lesen Deines Textes in den Sinn.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

wando

Mitglied
Hi walter,

nochmals vielen dank für deine ausführungen, du hattest wohl den eindruck, ich hielte dich für blöd. ich verstehe vieles hier auch nicht, halte mich deswegen aber nicht für blöd. habe dies bei dir auch nie gemeint oder gedacht. du betonst in deinen ausführungen wie du dies oder jenes an den start bringst, bezeichnest dich selbst als lyriker etc., wenn du so wichtig bist - ok, ich bin es gott-sei-dank nicht. auch deine sehr intellektuell anmutenden ausführungen lassen mich an hape kerkelings hurz denken, oder an loriots darstellung einer lesung. etwas lockerheit täte dir - glaube ich - wohl auch mal ganz gut. kann mich natürlich auch täuschen.
gerne schaue ich mich mal auf deiner seite um und lasse mich positiv überraschen.

hallo lapismont,

auch dir vielen dank für deine zeilen und gedanken. halte dich an vera-lenas ausführungen, sie hat es sehr gut auf den punkt getroffen.

hallo vera-lena,

auch dir meinen dank und respekt für die zeit, die du meinen bescheidenen zeilen entgegengebracht hast. du hast den text sehr gut durchleuchtet, auch wenn ich das eine oder andere vielleicht anders interpretieren würde, spielt aber keine rolle.
gott kommt darin vor, weil er solange zuschaut, bis wir es selbst erkannt haben, deshalb beginnt der kreislauf ja immer wieder von neuem - zum anfang, zum licht, bis es erneut erlischt.

liebe grüße an euch alle

wando
 



 
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