Hallo Wando,
die abgehackte Form passt für mein Empfinden durchaus zum Inhalt des Textes. Ich denke schon, dass Du hier eine entsprechende Form gewählt hast.
Was lese ich heraus?:
Der Mensch kommt als ein heiles, ganzheitliches Wesen auf die Erde. Je älter er wird, um so mehr ist er Zwängen ausgesetzt bis er nicht mehr weiß, woher er kommt, wohin er will. Wie auf einem Fließband lässt er sich transportieren, ohne etwas zu durchschauen, ohne sich zur Wehr zu setzen. So geht es den Meisten, schreibst Du.
Was mich irritiert ist die Zeile "Gott sieht alles". Sie steht da völlig zentral und macht doch keinerlei Aussage in der Gesamtheit des Textes. Es gibt nirgends einen Bezug zu diesem Satz. Du schreibst zwar der Mensch erkennt seinen Mitmenschen nicht und setzt dann dagegen: "Gott sieht alles", aber das ist mir dann zu dünn. Bei aller Blindheit über sich selbst und über die Mitwelt kommt durch diesen einen kurzen Satz noch kein Gegengewicht zum Ausdruck.
Ich kann Dir da auch keinen Vorschlag machen, außer, dass Du diesen Satz streichst, aber das wirst Du natürlich nicht wollen, nicht umsonst hast Du ihm eine zentrale Stelle gegeben.
Vielleicht versuchst Du es nach längerem zeitlichem Abstand noch einmal mit diesem Thema. Es ist, wie lapismont auch schon sagte, zu umspannend, zu gewaltig, als dass man es zufriedenstellend in dieser Knappheit deutlich machen könnte. Die Spannung Gott-Mensch allein ist ja schon ein Thema, das man für sich allein bearbeiten könnte.
Wenn Du die Zeile "Gott sieht alles" herausnimmst, macht Dein Text eine klare Aussage über den Lebensweg, der nicht als Chance für die eigene Entwicklung genutzt wurde, sondern auf dem man sich hat dahintreiben lassen.
Das kommt mir beim Lesen Deines Textes in den Sinn.
Liebe Grüße von Vera-Lena