Blumen der Saison

Blumen der Saison


Viel geschmäht wird der Narziss;
als Mann ich aber schwer vermisse,
- von Frau dreist unterschlagen -
das Gegenstück, genannt Narzisse.


Viele mögen’s, wenn sie locker;
geschätzt (jawohl !): die wilde Rose.
Die meisten Männer wolln es so,
nicht nur Matrose und Franzose.

Auch späte Blumen locken Falter,
und hat die Aster auch noch Zaster,
ist sie gar reich, die Herbstzeit-Lose,
ist das mitnichten ein Desaster.


Sie zeigt ihm die kalte Schulter,
doch weiß er, sie ist nicht aus Stein;
grad Eisblumen sind es, die schmelzen
dahin, im wärmenden Sonnenschein.

Saisonunabhängig:

Xanthippe las dieses und schimpfte,
sie tat es mit Ve-he-he-menz:
Ich kann dich schon lang’ nicht mehr leiden,
du bist ein Narziss in Potenz!“
 

Kaleidoskop

Mitglied
Hallo Eberhard,

was treibst du denn für Blüten? :D

Die "Aster mit Zaster" fand ich echt witzig.
Ein wenig irritierend ist der ständig wechselnde Auftakt der Zeilen - mal betont, mal unbetont - was die Rhythmusfindung ein wenig erschwert. Die "Eisblumen" sind metrisch grenzwertig. Ich bin da aber nicht so empfindlich, nicht mehr. ;)
dahin, im wärmenden Sonnenschein
fügt sich dagegen nicht mehr ein.
dein Metrum ist ja abwechselnd Hebung/Senkung.
Doch "wärmenden" wird Xxx betont. Und selbst wenn man es dem Reim zuliebe XxX betonen würde fängt "Sonnenschein" ja auch betont an und du hast dann zwei Betonungen hinereinander.

Zum Schmunzeln hast du mich gebracht. Narziss versus Narzissen.

lg,
Kalei
 
Hallo Kalei!
Was ich für Blüten treibe? Sehr vielfältige. Ich treibe mich in allen Stilrichtungen herum. Für Umfangreicheres fehlt mir allerdings das Durchhaltevermögen. Mehr als 3 Seiten sind kaum drin.
Zurück zu meinen Saison-Blumen.
Könntest Du Dich mit einem 5-Zeiler anfreunden?:

Sie zeigt ihm die kalte Schulter,
doch weiß er, sie ist nicht aus Stein.
Grad Eisblumen sind es,
die schmelzen dahin,
im wärmenden Sonnenschein.

Da das quasi eine Abschluss-Strophe ist, fällt die Abweichung vom 4-Zeilen-Schema wohl nicht ins Gewicht. Mit passenden kurzen Sprechpausen lässt sich diese Strophe flüssig über die Lippen bringen. Die unschöne Optik, lässt sich durch zentriertes Schreiben des Gedichts überwinden.
Mich hat der unreine und etwas an den Haaren herbeigezogene Reim Zaster/Desaster mehr gestört.
Gruß
Eberhard
 

Kaleidoskop

Mitglied
Hallo Eberhardt,

für sich allein nicht schlecht, aber der Vers fügt sich metrisch nicht ins Gedicht. Du verwendest jetzt den Daktylus. Die Metrik sollte aber in einem Gedicht schon durchgehend die gleiche sein. ;)

Ein Vorschlag im Trochäus:
Zeigt sie ihm die kalte Schulter,
weiß er doch - sie ist kein Stein.
Tauen wird die Eisglasur,
schmilzt dahin im Sonnenschein.

lg,
Kalei
 
Hallo Kalei!

Für sich allein - ist Dein Vorschlag Spitze. Aber es fehlt die Blume. In den anderen Strophen sind Blumen explizit genannt. Das würde ich gern beibehalten. Ich will mal versuchen, ob ich das hinkriege.
LG Eberhard
 
Hallo Kalei!

Noch ein Vorschlag für Deine beiden letzten Zeilen:
Tauen wird des Eises Blume,
schmelzen rasch im Sonnenschein.
Damit wäre der Trochäus gerettet und die Blume auch.
Eigentlich bin ich für gewaltsame Sprachschöpfungen nicht zu haben, aber vielleicht denkst Du anders.
LG Eberhard
 

Kaleidoskop

Mitglied
Hallo Eberhardt,

meine Zeilen dienten lediglich zur Anregung - den künstlerischen Teil überlasse ich dir. ;)
Es ist dein Gedicht. Du kannst es so lassen wie es ist oder noch daran feilen - deine Entscheidung.

Ich bin absolut gegen Gewalt. :D

Ich denke aber, dass ein gutes Gedicht mehr ist als ein in Wort gefasstes Bauchgefühl. Die Idee, die den Funken gibt, muss mit sehr viel Arbeit und Gehirnschweiß bearbeitet werden, damit es "rund" wird. Natürlich darf man es dem Gedicht nicht anmerken, wie viel Arbeit darin steckt. Da geht es uns Schreibern nicht besser als einem Maler oder Bildhauer. Erst die Grob- dann die Feinarbeit. Und sein Werkzeug muss man beherrschen durch Übung, Übung, Übung.

lg,
die ewig übende
Kalei
 
Hallo Kalei!
Ich mach jetzt erst mal 'nen Schluss-Strich. Ich habe mich für die Beibehaltung der Urfassung entschieden. Für die Verlesung der 4-zeiligen Eisblumen-Strophe würde ich aber den Rhythmus des 5-Zeilers wählen. Das geht zwanglos.
Übrigens habe ich auch bei Eugen Roth Stellen gefunden, die sich bei der Erstlesung als Stolpersteine erweisen. Aber es gelingt bei ihm immer, durch geschickte Betonung darüber hinweg zu kommen.
LG Eberhard.
 



 
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