Hallo Jedie,
mein Gesamteindruck ist erstmal positiv.
Inhaltlich ist es ein schönes, zartes Gedicht. Damit ist der Tag gerettet.
Im Einzelnen:
Du schaust ins weite Blumenmeer und träumst,
siehst Welke, oder neue Knospen die erwachen,
erkennst, du hast nie was im Leben versäumt,
wenn Du verbindest, das Weinen mit dem Lachen.
bis zur zweiten Zeile hälst du den Rhythmus durch, aber bei: "im Leben versäumst" komme ich nicht mehr mit. Besser würde klingen: erkennst, du hast im Leben nichts ersäumt. Wäre mein Vorschlag. Dann die letzte Zeile: m. E. verdrehst du die Worte unvorteilhaft. Eigentlich würde man sagen: wenn du das Weinen mit dem Lachen verbindest, aber dann wäre ja der Reim futsch. Wie wäre stattdessen: verbändest du das Weinen mit dem Lachen. Ich weiß, die Silbenzahl, aber für mich persönlich ist die Silbenzahl zweitrangig, während der Rhythmus entscheidender ist. Es gibt eine Unzahl anderer Gedichte, die mit Stilbrüchen gerade in der Silbenzahl spielen und dadurch wunderbare Kreationen hervorrufen. Zudem würde ich bei deinem Gedicht auf die Vierzeilerform verzichten und mit Umbrüchen arbeiten zumal du viel mit Komma arbeitest.
Schau, wie Müde am Morgen so manches Blümchen ist,
tief im Tau hängt ihr Blütenkelch, er ist geschlossen,
bis, dass das Licht der Sonne durch Wolken bricht,
dann, wird es von neuer Lebensfülle warm durchflossen.
In der zweiten Strophe der Rhythmus, aber das lässt sich durch klitzekleine Änderungen ausbügeln.
1. Zeile: Es ist schwierig so viele Worte mit dem Anfangsbuchstaben m zu sprechen (müde, Morgen, manches). Du kennst sicher diese Reime wie: Fischers Fritze fischt frische Fische *g* und weißt, um ihre Schwierigkeiten. Vorschlag: Schau, wie müde in der Frühe (mir fällt spontan nix anderes ein, dir aber bestimmt) manches Blümchen ist.
In der zweiten Zeile wieder der Rhythmus: flüssiger klingts vielleicht so?: tief im Tau, da hängt ihr Blütenkelch, (er ist)geschlossen. Auf das "er ist" würde ich wahrscheinlich verzichten.
dritte Zeile: bis, dass das Licht der Sonne durch die Wolken bricht,
vierte Zeile: wird es von neuer Lebensfülle warm durchflossen.
Insgesamt ein wirklich nettes Gedicht, wobei ich wie gesagt, die Form ändern würde. Ich würde auf die Vierzeiler verzichten und Zeilenumbrüche machen, um Stellen zu betonen, Pausen zum Denken einzuräumen.
Vielleicht so:
Du schaust
ins weite Blumenmeer
und träumst,
siehst Welke,
oder neue Knospen,
die erwachen,
erkennst,
du hast im Leben nichts versäumt,
verbändest du
das Weinen mit dem Lachen.
Schau, wie müde
in der Frühe
manches Blümchen ist,
tief im Tau,
da hängt ihr Blütenkelch,
geschlossen,
bis, dass das Licht der Sonne
durch die Wolken bricht,
wird es von neuer Lebensfülle
warm durchflossen.
Nur Vorschläge.
Grüße
~Cassiopeia~