Elmar Feische
Mitglied
C'est la vie
Man hat mich verurteilt und eingesperrt. Lebenslänglich mit anschließender Sicherheitsverwahrung. Einzelzelle, Sicherheitstrakt. Keinen Kontakt zu anderen Häftlingen, keinerlei Sondervergünstigungen. Der Einzige, den ich zu sehen bekomme, ist mein Wärter, der mich mit unverhohlener Verachtung Stunde für Stunde, Tag für Tag straft.
Nötig ist dies alles, so sagen sie, wegen der Schwere meiner Tat: ich habe einen älteren Herrn mit graumelierten Schläfen und dessen Frau auf offener Straße entführt, sie in einen schalldichten, feuerfesten Raum geführt, sie mit Eisenketten auf zwei in gegenseitigem
Blickkontakt stehenden Eisenstühlen gefesselt und sie dann beide mit einem langsam brennenden Öl übergossen. Bevor ich das Öl anzündete, sagte ich dem älteren Herrn mit graumelierten Schläfen noch, dass ich seiner Frau die Qualen des Verbrennens ersparen würde. Ich verdeckte ihr die weit aufgerissenen Augen mit einer Binde und schoss ihr mit meiner Pistole einmal direkt in die rechte Schläfe. Dann zündete ich das Feuer an.
In einiger Entfernung setzte ich mich auf einen Stuhl, lehnte mich zurück und sah zu, wie beide langsam verbrannten. Er schrie eine sehr lange Zeit markerschütternd, starrte auf seine tote, brennende Frau, sprach Verwünschungen aus, bettelte um sein Leben, weinte, schluchzte, winselte, versuchte mich mit seinem ganzen Vermögen zu bestechen. Am Ende schrie er noch einmal laut auf und starb – es war, aus meiner Sicht – die richtige Stunde für ihn.
Auf meinem Stuhl setzte ich mir die Pistole an die Schläfe, aber ich zog dann doch den Abzug nicht. Plötzlich schien es mir wichtig, dass jemand, wer auch immer, wissen sollte, warum ich diese beiden Menschen so mitleidlos und grausam vom Leben zum Tod gebracht hatte.
Ich verließ den Raum und verschloss die Tür. Aus einer Telefonzelle in der Nähe rief ich die Polizei an, berichtete, was geschehen war und setzte mich auf eine Parkbank neben der Telefonzelle. Es war ein schöner, sonniger Tag im Frühling. Die Vögel sangen in den frischen, grünen Bäumen. Alles war sehr friedlich und auch ich verspürte nach langer Zeit wieder so etwas wie Ruhe.
Die Beamten kamen zu viert. Zwei legten mir Handschellen an. Die beiden anderen öffneten die Tür. Den Schlüssel zu der Tür hatte ich ihnen gegeben. Beim Anblick der verkohlten, noch vor sich hin zündelnden Körper auf den rot nachglühenden Eisenstühlen legten sie mir auch noch Fußfesseln an. Daraufhin brachten sie mich ins Polizeipräsidium. Ich wurde auf meine Rechte hingewiesen, erkennungsdienstlich behandelt und in einen Verhörraum geführt. Man begann mit dem Verhör. Ich verzichtete auf die Hinzuziehung eines Anwalts, legte ein volles, detailliertes Geständnis ab – und erzählte ihnen diese Geschichte:
Als wir an der Grube standen, damals vor langer Zeit, im Osten, hielten wir uns fest an der Hand, meine Frau und ich. Wir waren beide nackt und der kalte Regen viel auf unsere Körper, auch auf den rund gewölbten Leib meiner Frau. Die Geburt hatte unser Hausarzt, kurz vor unserer Deportierung, für Anfang Mai vorausberechnet. Meine Frau und ich wünschten uns ein Mädchen, wir wollten sie Rahel nennen.
Der Soldat mit der Pistole in der Hand kam auf uns zu und blickte uns lange an. Er stand so nah, dass ich sein Gesicht mehr als überdeutlich sah. Dann sagte er zu uns: „Na, ihr Juden-Bagage, in dieser regnerischen Frühlingsnacht ist Schluss für Euch; ich bin mir sicher, ihr hattet euch das anders vorgestellt, aber, C’est la vie“. Nach diesen Worten nahm er eine der schweren Brüste meiner schwangeren Frau in die Hand, wog sie hin und her und streichelte mit seiner freien Hand ihren nassen, gewölbten Leib. Er richtete die Pistole auf meine Frau, sah mir mit einem leichten Lächeln im Gesicht in die Augen und schoss zweimal in kurzem Abstand in den nassen, gewölbten Leib meiner Frau hinein. Sie viel in die Grube. Da wir uns noch an der Hand hielten, zog sie mich mit sich in die Grube hinein, denn der vom Regen matschig gewordene Grubenrand hatte mir keinen Halt gegeben.
Im gleichen Augenblick gab es einen Zwischenfall bei einem in unmittelbarer Nähe „arbeitendem“ weiterem Erschießungskommando. Der Soldat, der vor einem Augenblick vor meinen Augen meine Frau und mein ungeborenes Kind getötet hatte, wurde von dort zu Hilfe gerufen. Bevor er hinüber ging, legte er noch einmal auf mich an und schoss. Ich hatte mich auf meinen Armen abgestützt, um nicht auf meiner mit durchschossenem Leib daliegenden Frau und meinem ungeborenen Kind zu liegen. In dem Augenblick, als er auf mich schoss, versagten mir die Kräfte in meinen Armen und ich stürzte doch hinunter auf meine tote Frau und unser totes Kind. Ich hörte noch den Knall der Pistole, spürte einen Einschlag an meinem Kopf und verlor das Bewusstsein.
Irgendwann viel später wachte ich auf. Es war dunkel. Ein von Wolken verhangener Mond schien in die Grube hinein. Das Schießen an den Grubenrändern hatte aufgehört. Die Erschießungskommandos waren abgerückt. Meine Frau, mit unserem ungeborenen toten Kind im Leib, lag kalt neben mir. Im Mondlicht schien es mir, als blicke sie mich mit offenen, fragenden Augen an. Ich wusste aber keine Antwort auf ihre stumme Frage und schloss ihr mit einem Streicheln meiner Hand über ihr Gesicht sanft die Augen. Mit einem blutigen Stück Stoff, das ich über Leichen kriechend in der Grube fand, bedeckte ich ihr Gesicht und ihren zerschossenen Leib.
Bevor ich die beiden dort in der kalten, dunklen Grube zurückließ, schwor ich mir selbst, was immer es kosten würde und wie lange ich auch suchen müsste, dass ich den Mörder meiner Frau und meines ungeborenen Kindes für diese Nacht bestrafen würde. Wie ich es schaffte, in dieser Nacht aus der Grube zu entkommen, unentdeckt zu fliehen und bis zur endgültigen Befreiung am Leben zu bleiben, ist eine andere Geschichte, die ich nie jemandem erzählt habe und nie jemandem erzählen werde.
Ich bin zwar noch am Leben, aus klinischer Sicht, aber ich bin kein Überlebender. In den vielen langen Jahren nach den damaligen Ereignissen habe ich nur einen Sinn in meinem unverdienten Dasein darin gesehen, den Tod meiner Frau und meines ungeborenen Kindes zu rächen - und ich habe mich immer vor mir selbst dafür geschämt, dass ich an der Grube nicht versucht habe, meine Liebsten zu beschützen - und dass ich überlebt habe.
Vergeben und vergessen war in all den Jahren für mich nicht möglich. Aber heute denke ich, dass meine Tat vielleicht doch eine Art von Vergebung war. Ich habe mir endlich vergeben, dass ich damals an der Grube nicht versucht habe, das Leben meiner Frau und meines ungeborenen Kindes zu retten. Ich habe, nachdem ich grausame Rache geübt habe, auch dem Schlächter an der Grube vergeben, der mit einem Lächeln im Gesicht von einer Sekunde auf die andere unser gemeinsames Leben auslöschte.
Im Gefängnis bin ich ein ruhiger Häftling, in keiner Weise renitent. Alle Anweisungen führe ich willig und korrekt aus. Ich halte mich und meine Zelle sauber. Ich mache meine Übungen, um gesund zu bleiben. Meinem Wärter begegne ich, trotz seines offensichtlichen Hasses mir gegenüber, stets freundlich. Nur, ich spreche so gut wie gar nicht mehr, zumindest nicht nach Außen. In meinem Inneren führe ich jedoch lange Zwiegespräche. Ich führe die Gespräche für mich fort, die damals nachts an und in der Grube im Blut meiner Frau und meines Kindes ertränkt wurden.
Ich mache Zukunftspläne. Baue in Gedanken ein Haus, vor dem ich mit meiner Frau und unserer Tochter, wir wollten sie Rahel nennen, in der Sonne zusammen sitze. Manchmal kommen Freunde von früher vorbei, die uns erzählen, sie kämen aus einem reinigenden Feuer, in das sie böse Menschen grundlos geworfen hätten. Aber durch dieses Feuer seien sie hindurchgegangen und in einem gleißenden, weißen Licht auf einer grubenlosen, sonnigen, grünen Lichtung angekommen. Die Stille dort sei fast greifbar gewesen. Wohltuende Wärme durchflute ihre Körper und alle Wunden würden rein gewaschen und geheilt. Sie seien geflogen, wie auf Wolken, leicht und unbeschwert wie Vögel, begleitet von wohl duftendem, sanft streichelndem Wind.
Ich lasse mich von diesen Geschichten berauschen und erwärmen. Wenn es in der Nacht in meiner Zelle dunkel wird, steige ich hinunter in die Grube mit dem glitschigen, regennassen Rand. Ich lege mich neben meine Frau und mein ungeborenes Kind, decke uns gemeinsam mit dem Rausch und der Wärme meiner Träume zu und wir verbringen eine weitere friedliche Nacht. Ich weiß nicht, wie viele dieser Nächte uns noch bleiben. Aber ich weiß, dass ich für jede weitere dieser Nächte unsagbar dankbar bin, weil ich jetzt endlich, nach all den langen Jahren, mit ihnen vereint, in der Grube liege.
Man hat mich verurteilt und eingesperrt. Lebenslänglich mit anschließender Sicherheitsverwahrung. Einzelzelle, Sicherheitstrakt. Keinen Kontakt zu anderen Häftlingen, keinerlei Sondervergünstigungen. Der Einzige, den ich zu sehen bekomme, ist mein Wärter, der mich mit unverhohlener Verachtung Stunde für Stunde, Tag für Tag straft.
Nötig ist dies alles, so sagen sie, wegen der Schwere meiner Tat: ich habe einen älteren Herrn mit graumelierten Schläfen und dessen Frau auf offener Straße entführt, sie in einen schalldichten, feuerfesten Raum geführt, sie mit Eisenketten auf zwei in gegenseitigem
Blickkontakt stehenden Eisenstühlen gefesselt und sie dann beide mit einem langsam brennenden Öl übergossen. Bevor ich das Öl anzündete, sagte ich dem älteren Herrn mit graumelierten Schläfen noch, dass ich seiner Frau die Qualen des Verbrennens ersparen würde. Ich verdeckte ihr die weit aufgerissenen Augen mit einer Binde und schoss ihr mit meiner Pistole einmal direkt in die rechte Schläfe. Dann zündete ich das Feuer an.
In einiger Entfernung setzte ich mich auf einen Stuhl, lehnte mich zurück und sah zu, wie beide langsam verbrannten. Er schrie eine sehr lange Zeit markerschütternd, starrte auf seine tote, brennende Frau, sprach Verwünschungen aus, bettelte um sein Leben, weinte, schluchzte, winselte, versuchte mich mit seinem ganzen Vermögen zu bestechen. Am Ende schrie er noch einmal laut auf und starb – es war, aus meiner Sicht – die richtige Stunde für ihn.
Auf meinem Stuhl setzte ich mir die Pistole an die Schläfe, aber ich zog dann doch den Abzug nicht. Plötzlich schien es mir wichtig, dass jemand, wer auch immer, wissen sollte, warum ich diese beiden Menschen so mitleidlos und grausam vom Leben zum Tod gebracht hatte.
Ich verließ den Raum und verschloss die Tür. Aus einer Telefonzelle in der Nähe rief ich die Polizei an, berichtete, was geschehen war und setzte mich auf eine Parkbank neben der Telefonzelle. Es war ein schöner, sonniger Tag im Frühling. Die Vögel sangen in den frischen, grünen Bäumen. Alles war sehr friedlich und auch ich verspürte nach langer Zeit wieder so etwas wie Ruhe.
Die Beamten kamen zu viert. Zwei legten mir Handschellen an. Die beiden anderen öffneten die Tür. Den Schlüssel zu der Tür hatte ich ihnen gegeben. Beim Anblick der verkohlten, noch vor sich hin zündelnden Körper auf den rot nachglühenden Eisenstühlen legten sie mir auch noch Fußfesseln an. Daraufhin brachten sie mich ins Polizeipräsidium. Ich wurde auf meine Rechte hingewiesen, erkennungsdienstlich behandelt und in einen Verhörraum geführt. Man begann mit dem Verhör. Ich verzichtete auf die Hinzuziehung eines Anwalts, legte ein volles, detailliertes Geständnis ab – und erzählte ihnen diese Geschichte:
Als wir an der Grube standen, damals vor langer Zeit, im Osten, hielten wir uns fest an der Hand, meine Frau und ich. Wir waren beide nackt und der kalte Regen viel auf unsere Körper, auch auf den rund gewölbten Leib meiner Frau. Die Geburt hatte unser Hausarzt, kurz vor unserer Deportierung, für Anfang Mai vorausberechnet. Meine Frau und ich wünschten uns ein Mädchen, wir wollten sie Rahel nennen.
Der Soldat mit der Pistole in der Hand kam auf uns zu und blickte uns lange an. Er stand so nah, dass ich sein Gesicht mehr als überdeutlich sah. Dann sagte er zu uns: „Na, ihr Juden-Bagage, in dieser regnerischen Frühlingsnacht ist Schluss für Euch; ich bin mir sicher, ihr hattet euch das anders vorgestellt, aber, C’est la vie“. Nach diesen Worten nahm er eine der schweren Brüste meiner schwangeren Frau in die Hand, wog sie hin und her und streichelte mit seiner freien Hand ihren nassen, gewölbten Leib. Er richtete die Pistole auf meine Frau, sah mir mit einem leichten Lächeln im Gesicht in die Augen und schoss zweimal in kurzem Abstand in den nassen, gewölbten Leib meiner Frau hinein. Sie viel in die Grube. Da wir uns noch an der Hand hielten, zog sie mich mit sich in die Grube hinein, denn der vom Regen matschig gewordene Grubenrand hatte mir keinen Halt gegeben.
Im gleichen Augenblick gab es einen Zwischenfall bei einem in unmittelbarer Nähe „arbeitendem“ weiterem Erschießungskommando. Der Soldat, der vor einem Augenblick vor meinen Augen meine Frau und mein ungeborenes Kind getötet hatte, wurde von dort zu Hilfe gerufen. Bevor er hinüber ging, legte er noch einmal auf mich an und schoss. Ich hatte mich auf meinen Armen abgestützt, um nicht auf meiner mit durchschossenem Leib daliegenden Frau und meinem ungeborenen Kind zu liegen. In dem Augenblick, als er auf mich schoss, versagten mir die Kräfte in meinen Armen und ich stürzte doch hinunter auf meine tote Frau und unser totes Kind. Ich hörte noch den Knall der Pistole, spürte einen Einschlag an meinem Kopf und verlor das Bewusstsein.
Irgendwann viel später wachte ich auf. Es war dunkel. Ein von Wolken verhangener Mond schien in die Grube hinein. Das Schießen an den Grubenrändern hatte aufgehört. Die Erschießungskommandos waren abgerückt. Meine Frau, mit unserem ungeborenen toten Kind im Leib, lag kalt neben mir. Im Mondlicht schien es mir, als blicke sie mich mit offenen, fragenden Augen an. Ich wusste aber keine Antwort auf ihre stumme Frage und schloss ihr mit einem Streicheln meiner Hand über ihr Gesicht sanft die Augen. Mit einem blutigen Stück Stoff, das ich über Leichen kriechend in der Grube fand, bedeckte ich ihr Gesicht und ihren zerschossenen Leib.
Bevor ich die beiden dort in der kalten, dunklen Grube zurückließ, schwor ich mir selbst, was immer es kosten würde und wie lange ich auch suchen müsste, dass ich den Mörder meiner Frau und meines ungeborenen Kindes für diese Nacht bestrafen würde. Wie ich es schaffte, in dieser Nacht aus der Grube zu entkommen, unentdeckt zu fliehen und bis zur endgültigen Befreiung am Leben zu bleiben, ist eine andere Geschichte, die ich nie jemandem erzählt habe und nie jemandem erzählen werde.
Ich bin zwar noch am Leben, aus klinischer Sicht, aber ich bin kein Überlebender. In den vielen langen Jahren nach den damaligen Ereignissen habe ich nur einen Sinn in meinem unverdienten Dasein darin gesehen, den Tod meiner Frau und meines ungeborenen Kindes zu rächen - und ich habe mich immer vor mir selbst dafür geschämt, dass ich an der Grube nicht versucht habe, meine Liebsten zu beschützen - und dass ich überlebt habe.
Vergeben und vergessen war in all den Jahren für mich nicht möglich. Aber heute denke ich, dass meine Tat vielleicht doch eine Art von Vergebung war. Ich habe mir endlich vergeben, dass ich damals an der Grube nicht versucht habe, das Leben meiner Frau und meines ungeborenen Kindes zu retten. Ich habe, nachdem ich grausame Rache geübt habe, auch dem Schlächter an der Grube vergeben, der mit einem Lächeln im Gesicht von einer Sekunde auf die andere unser gemeinsames Leben auslöschte.
Im Gefängnis bin ich ein ruhiger Häftling, in keiner Weise renitent. Alle Anweisungen führe ich willig und korrekt aus. Ich halte mich und meine Zelle sauber. Ich mache meine Übungen, um gesund zu bleiben. Meinem Wärter begegne ich, trotz seines offensichtlichen Hasses mir gegenüber, stets freundlich. Nur, ich spreche so gut wie gar nicht mehr, zumindest nicht nach Außen. In meinem Inneren führe ich jedoch lange Zwiegespräche. Ich führe die Gespräche für mich fort, die damals nachts an und in der Grube im Blut meiner Frau und meines Kindes ertränkt wurden.
Ich mache Zukunftspläne. Baue in Gedanken ein Haus, vor dem ich mit meiner Frau und unserer Tochter, wir wollten sie Rahel nennen, in der Sonne zusammen sitze. Manchmal kommen Freunde von früher vorbei, die uns erzählen, sie kämen aus einem reinigenden Feuer, in das sie böse Menschen grundlos geworfen hätten. Aber durch dieses Feuer seien sie hindurchgegangen und in einem gleißenden, weißen Licht auf einer grubenlosen, sonnigen, grünen Lichtung angekommen. Die Stille dort sei fast greifbar gewesen. Wohltuende Wärme durchflute ihre Körper und alle Wunden würden rein gewaschen und geheilt. Sie seien geflogen, wie auf Wolken, leicht und unbeschwert wie Vögel, begleitet von wohl duftendem, sanft streichelndem Wind.
Ich lasse mich von diesen Geschichten berauschen und erwärmen. Wenn es in der Nacht in meiner Zelle dunkel wird, steige ich hinunter in die Grube mit dem glitschigen, regennassen Rand. Ich lege mich neben meine Frau und mein ungeborenes Kind, decke uns gemeinsam mit dem Rausch und der Wärme meiner Träume zu und wir verbringen eine weitere friedliche Nacht. Ich weiß nicht, wie viele dieser Nächte uns noch bleiben. Aber ich weiß, dass ich für jede weitere dieser Nächte unsagbar dankbar bin, weil ich jetzt endlich, nach all den langen Jahren, mit ihnen vereint, in der Grube liege.