Lb. Bernd,
natürlich hast Du recht, daß ein gutes Gedicht auch eine gute "Architektur" und damit "Konstruktion" benötigt. Allerdings muß die Form dem Inhalt dienen und nicht umgekehrt.
Das Ergebnis ist, und damit liege ich ja nicht alleine in der Einschätzung, nicht überzeugend. Die Idee des Texts ist es wert, weiter getrieben zu werden, nur ist die aktuelle Fassung in mehrfacher Hinsicht unbefriedigend.
Dazu gehört zum einen das holzhammerartig eingesetzte Werkzeug der Wiederholung, die derart penetrant verwendet wird, daß sich der intelligente Leser fragt, ob ihn der Autor eigentlich für blöd hält. Rein formal wandeln sich zum anderen nur die Inhalte, und die Wandlungen greifen platte Banalitäten auf, deren einzige Kunstfertigkeit der Formenhammer ist.
Das ist nicht (sehr) inspirierend. Hier fehlt, wie ich sagte, das "Blut", der Drive, das Reizvolle. Es genügt gerade im Vers libre nicht, Sattbekanntes in eine Form zu gießen, die dreifach gleich ist, und das ist dann schon der ganze Gag. Hier muß viel Würze, viel Originalität, ein Metaphergewitter her oder ein Aspekt, der wirklich innovativ, also überraschend ist.
LG W.