Hi Marcus
Danke für die ausführliche Textkritik, für die Zeit, die Du da investiert hast. Du willst mich wohl dazu überreden, aus der ganzen Sache einen Roman zu machen - He? Natürlich könnte ich alles in Deinem Sinne überarbeiten, ABER: Die Geschichte ist schon ein paar Jährchen alt, es wäre dann so, als ob ich ein früheres Kapitel meines eigenen Lebens umschreiben würde, denn diese Story ist irgendwie ein ganz kleiner Teil von mir. Nun aber zeig mir mal konkret die Stelle, wo Du den Leonardo mit “Peitschen-Indy” assoziierst. Bin gespannt…
Fakt scheint zu sein, dass Meister Leonardo eine dunkle Seite an sich hatte, dass er auch ein berüchtigter Kunstfälscher und nebenbei noch Häretiker war, so man den Biographien Glauben schenken darf.
Was ich nicht ganz nachvollziehen kann, ist Dein Vorschlag, die Hinrichtung breiter auszuwalzen, denn das bringt der Geschichte doch nicht wirklich etwas. Es geht doch nur darum zu zeigen, wie Leonardo zu seiner Leiche gekommen ist, mit Hilfe derer er das Turiner Grabtuch fälschte (obschon ich persönlich nicht glaube, dass es sich beim T.G. effektiv um ein Artefakt Da Vincis handelt, aber um diese Reliquie und deren Entstehung ranken sich eh viele Gerüchte und wilde Spekulationen).
“No, No, Noooo!” Muss ich zu Deinem Vorschlag hinsichtlich Milana ausrufen. Ich würde sie nie und nimmer als Hure titulieren, ich mag sie zu sehr, sie ist mein Geistes-Kind, dem ich nichts Böses will. Sie ist dem Maler liebevoll zugetan - und er ihr. Natürlich kann man sich fragen, weshalb sie sich seiner angenommen hat, als er noch ein Junge war, und warum sie ihn am Ende so mir nichts dir nichts verlässt.
Ich glaube, Leonardo hatte als Kind viele Visionen, und eine davon war eben, dass er dieses Erlebnis mit einem Milan hatte, der ihm eines Tages in einem Garten erschien, als er mit einem Holzreif spielte, und ihn mit einer Art Ambrosia fütterte. Der Milan ist vermutlich nur eine Ersatzfigur für Da Vincis früh verstorbene Mutter, der er als Junge natürlich nachtrauerte.
Sagen wir einfach, die Zauberin hat sich des Jungen angenommen, weil sie seine Göttlichkeit erkannte und fördern wollte, das schreibe ich zwar nicht explizit im Text, aber man muss ja nicht immer alles penibel en Detail beschreiben, denn der Leser besitzt ja selbst eine gewisses Maß an Phantasie. Am Ende verlässt sie ihn, “weil ihre Zeit gekommen ist und sie Leonardo nichts mehr beibringen kann”, ich finde, das genügt völlig. Der Clou der Story ist ja nicht das WARUM ihres Verschwindens, sondern der, dass sie sich letzten Endes zugleich als Mona Lisa entpuppt, als die Frau also, in deren Lächeln mehr Rätsel stecken, als in allen Weltwundern der Antike.