Dämonenhandel

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Heinz

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Die Luft in der düsteren Halle war geschwängert vom schweren Rauch der Kerzen und Fackeln, die in dem fensterlosen Raum für Helligkeit sorgten. Der Atem und der Schweiß der dreizehn Männer und Frauen, die seit fast zwei Tagen reglos im Kreis saßen, wären jedem wie eine Wolke entgegen geschlagen, der den Raum betreten hätte. Gekleidet in dunklen, mit goldenen Runen bestickten Roben, in der vollen Konzentration einer tiefen Trance, bildeten sie einen durch die Berührung ihrer Hände geschlossenen Kreis um das Pentagramm am Boden.
Nun endlich war es soweit. Eine Kerze nach der anderen erlosch, eine Fackel nach der anderen gab den lechzenden Feuerzungen zum letzten Mal Nahrung für ein kurzes Aufflackern. Dann wurde es dunkel in dem Raum.
Die Kraft der Magier war geeint durch einen gemeinsamen Zauber. Zwölf Meister gaben ihre Kraft weiter an einen.
Ein leises Singen tanzte aus der Kehle des dreizehnten Magiers. Schnell wechselnde, unnatürliche Tonfolgen schwebten mit ansteigender Intensität durch die Dunkelheit. Das Lied wurde lauter, der Ton befehlender. Schließlich mündete der Gesang in einem fordernden Schrei, und ein Name wurde gerufen, immer und immer wieder.
"Dhelallc-Nimah, Dhelallc-Nimah."
Langsam erwachte ein schwaches Leuchten und erhellte die Mitte des Pentagramms. Als wäre eine blasse Flamme entzündet worden. Doch es war nichts da, was ein Feuer hätte nähren können. Kalt und nackt leuchtete der kahle Boden im unwirklichen Schein des fremdartigen Lichtes.
Immer fordernder wurde der Ruf des Magiers, immer lauter schrie er den Namen. Und mit jedem Schrei wuchs das tanzende Licht und erreichte schließlich die Decke des Gewölbes, sodass der Schein der Flamme bis weit in die letzten Winkel der Halle reichte und den blendete, der sie beschworen hatte.
Der hohle Laut einer fremden Stimme drang klagend aus dem Innern der Flamme. Urplötzlich erhob sich eine Gestalt, wie aus dem Felsen gewachsen, empor und wand sich in den tanzenden Zungen des kalten Feuers. Ein Wesen erschien, das nicht von dieser Welt war. Ein mächtiger Dämon, dessen Gestalt die des Magiers um das doppelte überragte, warf mit einem wütenden Schrei den gehörnten Kopf zurück und reckte seine gewaltigen Arme in die Höhe. Aber nicht die krallenbewehrten Klauen waren es, was diesen Dämon so furchteinflößend machte. Es waren seine Augen, in denen ein wütendes Feuer loderte, das seinen Feinden schreckliche Qualen in den Abgründen der Unterwelt versprach. Auch ohne der entsetzlichen Kreatur in die Augen zu schauen spürten die Magier ihren durchdringenden Blick, der wie ein eisiger Schauer über jeden von ihnen hinwegfuhr. Ein dunkler Schatten strich über ihre Seele.
Langsam wanderte der Blick wieder zur Mitte zurück, bis er an dem dreizehnten Magier hängen blieb. Als wäre ihm ein glühendes Messer zwischen die Augen gefahren, zuckte dieser zurück.
"Warum hast du mich gerufen, du Wurm", schrie das Monstrum durch die Halle, mit einer Kraft, die die Mauern erzittern und die Reste einer Fackel aus der Halterung fallen ließ.
Der Magier, durch lange Übungen vorbereitet, ignorierte die brennende Klinge in seinem Hirn.
"Gehorche meinem Willen", befahl er mit sicherer Stimme. Nur der Schweiß auf seiner Stirn strafte seine zur Schau gestellte Sicherheit Lügen.
"Ich habe dich bei deinem Namen gerufen."
Die Augen des Dämons flammten auf. Sich im Schein der geisterhaften Flamme windend, versuchte er, die magischen Fesseln zu zerreißen, die ihn umgaben und sich als dunkler Schatten auf dem Boden abzeichneten. Aber der Bann war zu mächtig.
Wutentbrannt richtete der Dämon seine Aufmerksamkeit auf die, die den Bann aufrecht hielten. Sie kannten seinen wahren Namen. Sie hatten ein Tor geöffnet und ihn gerufen. Und er hatte diesem Ruf folgen müssen. Aber bezwungen hatten sie ihn noch nicht.
Wie gleißende Schwerter fuhren die bösen Gedanken des Dämonenfürsten auf die Magier nieder, die wie unter einem Hieb stöhnten und schwankten. Unsägliche Qualen wurden ihren Seelen offenbart. Und sie gerieten Nahe an den Abgrund. Doch der Bann hielt. Durch die geeinte Kraft seiner zwölf Helfer konnte der Magier dem Willen des Dämons widerstehen, ihn schließlich sogar brechen.
"Was willst du von mir, Meister", fragte die Kreatur endlich leise, wenn auch in ihren Augen noch unbändiger Zorn brannte.
"Dein größtes Geheimnis", forderte der Magier. "Den Zauber, der die Kraft des Lebens selber einfängt. Gib mir dieses Wissen, und ich lasse dich frei."
Mit kalten Augen blickte das Wesen aus der anderen Welt auf seinen Peiniger.
"Woher weißt du, dass ich dieses Wissen habe?" fragte er lauernd.
"Wir forschten unter Deinesgleichen. Einer deiner Diener berichtete uns davon, als Preis für seine Freiheit."
Nachdenklich und mit verhaltener Wut starrte der Dämon auf die kümmerlichen Kreaturen zu seinen Füßen. Wie konnten sie es wagen?
Dann huschte plötzlich der Anflug eines Grinsens über seine Fratze.
"Nun gut, ich will dir geben, was du verlangst", antwortete er langsam. "Für den Preis meiner Freiheit. Aber wage es nie wieder, mich zu rufen."
Und der Dämon begann zu schreiben. Mit der Kralle einer Klaue ritzte er Worte in den Fels, in die Mitte des Pentagramms, das er nicht verlassen konnte. Runen der Macht, Runen vom Pfad des Lebens. Funken sprühten knisternd, wo die Spitzen seiner Krallen den Boden berührten. Gleichzeitig sprach er die Runen laut aus, so dass der Magier ihre Bedeutung verstehen konnte. Ein freudiges Leuchten fuhr über das Gesicht des Magiers, als er ihren Zusammenhang verstand und den Zauber begriff.
Als der Dämon geendet hatte, richtete er sich auf und schaute den Magier fordernd an.
"Ich habe getan, was du befohlen hast", sagte er. "Nun gib mich frei."
Der Magier nickte.
"Der Zauber hat die Wirkung, die ich mir erhoffte", antwortete er. "Du kannst gehen."
Und die unsichtbare Sperre um den Dämon verschwand. Als dieser das Fehlen der Fesseln spürte, war er versucht, sich auf den verhaßten Menschen zu stürzen. Aber in dem Kreis um das Pentagramm fand er ein weiteres Hindernis. Er hätte es leicht beiseite schieben können, doch auch der Magier hätte Zeit gefunden, den Bann um ihn zu erneuern.
So lachte der Dämon nur. Er hatte viel Zeit. Er würde seine Rache bekommen.
"Ich wünsche euch einen erfolgreichen Zauber", rief er, bevor er höhnisch lachend durch das kalte Feuer wieder im Erdboden versank. Sein grausames Lachen klang lange noch nach im Kopf des Erzmagiers.
Die hämische Freude des Dämons machten ihn misstrauisch gegenüber dem Zauber und er betrachtete die Runen nochmals in seinem Geiste. Der Zauber würde wirksam sein, dachte er.
Nur warum hatte der Dämon so gelacht?
 

Heinz

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Zum Gruße.

Dieser Text ist der Prolog zu einem Fantasy-Roman. Der Roman wird zur Zeit überarbeitet und komplett umgestrickt. Dieser Umgestaltung wird der Prolog wahrscheinlich zum Opfer fallen.

Gruß aus Lemantis

Heinz
 

essigtinte

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Hallo,

die Story war für mich flüssig und spannend zu lesen, die Wortwahl und die Bilder schaffen genau die richtige düstere Fantasy-Athmosphäre.
Das mit dem nicht näher beschriebenen zweiten Hindernis fand ich irritierend. Auch wenn ich mir denken kann, dass es um eine magische Barierre ging, erschien vor meinem inneren Auge sofort eine Kiste, die dem Dämon im Weg stand. Das solltest Du vielleicht noch ein wenig bearbeiten, damit sofort deutlich wird, dass es nicht um Absperrbarken geht, die den inneren Kreis umgeben.
So ein paar Rechtschreibfehler und Wortwiederholungen haben sich auch eingeschlichen, aber die kann man wohl selbst nie vollständig ausmerzen. Sonst wären ja auch alle Lektoren Taxifahrer.
Wieso der Dämon am Ende so gelacht hat, habe ich nicht verstanden, befinde mich da aber anscheinend in bester Gesellschaft von Erzmagiern. ;-)


Gruß

Essigtinte
 

Gilmon

Mitglied
Hallo Heinz,

ein guter Text über eine Dämonenbeschwörung. Zu Beginn hat der Text mich nicht gefesselt, doch ab der gelungenen Beschreibung des Dämonen habe ich den Text mit Freude gelesen. Da wird die Geschichte spannend.

Zum letzten Satz:"Nur warum hatte der Dämon so gelacht?" Diesen Satz würde ich weglassen. Der Satz stört am Ende. Ich finde wichtig, dass er am Ende noch lacht, warum er lacht, ist nicht so wichtig für mich. Für mich ist ersichtlich, dass der Dämon am Ende nichts Gutes im Schilde führt. Entweder mit den eingeritzten Runen stimmt etwas nicht oder er sinnt auf eine spätere Rache.

Grüße, Gilmon
 

Heinz

Mitglied
Danke für den Kommentar.
Ich bin für jede Kritik und Beurteilung dankbar.

Es ist schon interessant, welch unterschiedliche Beurteilungen abgegeben werden.
Einmal hatte ich jemanden, der den Dämon langweilig fand, wenig wirklich Neues wäre das, dem üblichen Klieschee angepasst, wie ein Dämon auszusehen hat.

Die Beschwörung der Flamme fand ich eigentlich sehr schön. Warum wird der Text erst ab dem Erscheinen des Dämons interessant?

Zum letzten Satz:"Nur warum hatte der Dämon so gelacht?"

Warum stört er? Stört er wirklich? Oder stört er den Leser, weil dadurch die Geschichte nicht abgeschlossen ist? Weil sich so mancher noch Gedanken darum macht. (sieh Kommentar oben)
Möglicherweise ist dies genau das, was ich damit erreichen wollte ... ;-)

Ich werde den Prolog noch einmal umschreiben und ihn aus der Perspektive des Magiers beschreiben. Vielleicht wird er dadurch spannender.

Die Runen stimmen. Das hat der Magier überprüft. Und eine mögliche späte Rache ist kein Grund, nun schon lauthals zu lachen.
Diese Frage offen zu lassen, ist der Sinn dieses Prologs (gewesen?)

Gruß Heinz
 



 
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