Das postfaktische Zeitalter ist angebrochen!

Nun seht euch bitte das mal an,
weil man es fast nicht glauben kann:
Die Fakten werden weggeixt!
Die Menschen werden ausgetrickst!

Man will emotionalisieren,
doch keine Fakten präsentieren.
Es kann so mancher sich erlauben
schier ALLES! – Und wir sollen glauben,

dass Recht und Ordnung bleibt erhalten
in dieser unsrer Welt, der alten –
Mitnichten! Es ist Propaganda!
Und die treibt Menschen auseinanda,

damit sie sich noch mehr zerstreiten
anstatt den Horizont zu weiten.
Die Wahrheit will man unterdrücken
um auszutragen auf dem Rücken

der Armen, Alten, Kranken, Kinder
die Egoismen einer Minder-
heit von nicht grade geistig Hellen,
die träumen von der Mark, der schnellen.

Das Denken, Forschen und Vergleichen
und kritisch Falsches wegzustreichen
wird „oben“ nicht mehr gern gesehen:
Wir „sollen“ vieles nicht verstehen!

Wer's trotzdem wagt, wird sanktioniert
und auch wegrationalisiert.
Man straft die, welche hinterfragen,
das Unrecht sehr zu Recht beklagen

mit Mundtotmachen, Recht verdrehen:
Man will die Wahrheit schlicht nicht sehen
und steuert Unbequeme aus,
damit dann „Ruhe herrscht im Haus“.

Hallo Schlichterdichter,
schlicht (nomen est omen) finde ich auch das Gedicht, ohne besonderen Tiefgang. Wunderbar aber der Reim "Propaganda/ auseinanda" und "Kinder/ Minder-". Erfrischend.
Alles in allem hat es mir gefallen.
Gruß
Hermann

etwas labil, uneindeutig, scheel

dass Recht und Ordnung bleibt erhalten
in dieser unsrer Welt, der alten –
Mitnichten! Es ist Propaganda!
Und die treibt Menschen auseinanda,

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Von diese Strophe an ist mir nicht mehr klar, wessen Sicht der Sänger hier einnimmt. Ist es der Blickwinkel der postfaktischen Lügner oder derer, die gewissenhaft nach Fakten statt nach "gefühlten Wahrheiten" forschen? Ist es der "Propaganda"-Vorwurf gegen die asozialen Netzwerke (Fakebook) oder der (gleichlautende) seitens der Pegidioten gegen die sogenannte "Lügenpresse"?

Denn zweideutig darf man in der Lyrik zwar sein, aber nicht im Bereich der politischen Diskussion.

@Mondnein
Eine Melodie dazu gibt es nicht. Mal abgesehen davon gehe ich aber davon aus, dass bis zum Schluss erkennbar ist, dass die Sicht die ganzen Zeilen durch dieselbe ist, denn schließlich ist gesunder Menschenverstand nicht strafbar, auch unter postfaktischen Verhältnissen nicht.

Und wie lautet die Antwort auf meine Frage?
Was ist diese "immer dieselbe" Sichtweise? Welche der beiden polar einander widersprechenden ist es? Ich sehe es noch nicht und würde es gerne wissen, wenns recht ist.

Also ich habe den Eindruck: Er ist dagegen.
So wie der Pfarrer, der ja zumeist gegen die Sünde ist - auch wo er fast nur noch davon spricht.
__
JB

Hallo schlichter Dichter

was das Thema angeht, hast du meine Zustimmung. Insgesamt ist es mir zu belehrend und direkte Anklage (keine gute satirische Umschreibung und Verarschung).

Persönlich mag ich gewisse Umstellungen nicht, z.B.

dass Recht und Ordnung bleibt erhalten

wobei es 'bleiben' heißen müsste. Aber nicht deswegen, ich meine hier das 'auf den Reim biegen'. Einfacher wäre vielleicht:

dass Recht und Ordnung sich erhalten


LG
Tula