Das Relikt (gelöscht)

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Also Schreibfehler und das Prasseln der Steine durch das Kraftfeld hindurch wurden behoben. Bei Wasserstoff-Reaktor und Rotation überlege ich noch. Vielleicht schreibe ich einfach nur Reaktor und lasse die Technologie offen. Wir reden hier ja nicht von menschlicher Technik. Dann darf der Reaktor beim Überladen auch herzhaft kreischen.
 

FrankK

Mitglied
Hallo, Norbert
Zunächst könnte man die Frage stellen, ob jetzt nur noch Physiker SF-Geschichten schreiben sollten, was nicht einige Mängel im Text überdecken soll.
Kann ich ganz klar beantworten: Nein.
Die Kerle haben zu wenig Fantasie. ;)

Und die Fantasie ist es, die solche Geschichten (wie diese hier) ausmachen. Diese Geschichte hat einen gewissen Unterhaltungswert - darum bemühe ich mich um sie. Du zeigst ein gewisses Interesse an Textarbeit - darum antworte ich Dir.
Ich habe nichts dagegen, wenn Du versuchst, meine Argumente zu entkräften, im Gegenteil. Damit lässt Du dich auf meine Sicht ein.
Eine "gewisse künstlerische Freiheit" ist nicht nur akzeptabel, sie ist sogar erwünscht. Sie unterliegt aber (je nach Genre) gewissen Grenzen.
(Zu Jules Vernes Zeiten konnten die Raumfahrer noch ohne Schutzanzug auf dem Mond spazieren gehen. Einen solchen Patzer könnte sich heute kein SF-Autor mehr erlauben.)

Ich werde mir weiterhin Gedanken darüber machen und sehen, was ich an der Story ändere.
Das war der Sinn. Du sollst dir Gedanken machen, es ist Deine Geschichte und niemand anders kann (oder darf) entscheiden, wie Du sie erzählst.

Du schreibst aber auch:
Der Leser neigt aber nicht zum Sezieren, er möchte gut unterhalten werden mit sprachlich hochwertigen Texten und einer interessanten Geschichte.
Das ist die Crux an der Sache. Es ist so unglaublich mühselig für den Verfasser, das der Leser (auch im Bauchgefühl) den Eindruck gewinnt: Das war eine tolle Story.
Da kann es schon mal passieren, dass man stundenlang nachforscht, nur um die Aussagekraft eines einzelnen Satzes sicherzustellen. Der Leser muss kein Physiker sein, um bei einer Aussage von "3000 Jahre und erst ein Drittel der Energiereserven verbraucht" ein mulmiges Gefühl zu bekommen. Es reicht, wenn er Autofahrer ist, und weiß dass er alle 700km 50 Liter Sprit tanken muss.
Wie die Batterie bei "Terminator" funktioniert, wird nicht näher beschrieben - ich bin mir gerade nicht einmal sicher, ob überhaupt von einer Batterie die Sprache ist. Du hast allerdings einen Antimaterie-Reaktor eingeführt, in der SF ist ein solches Gerät bekannt (auch dem einschlägigen Leser, der kein Physiker ist) und unterliegt gewissen "Gesetzmäßigkeiten".
Ich will jetzt aber nicht weiter auf der Energieversorgung herumreiten, da wolltest Du dir ja noch einmal Gedanken darüber machen.

Zurück zur Geschichte:
Du arbeitest mit intensiven visuellen Bildern, beziehst Dich auf optische und akustische Wahrnehmungen des Roboters.
Ich möchte Dich aber an Deine eigene Erzähl-Grundlage erinnern:
KE22 ist eine Kampfeinheit.
Dies bedeutet, der Roboter wurde (egal von welchem Volk) mit allen nützlichen Dingen ausgerüstet, um dieser Aufgabe (Kampf) gerecht zu werden. Er war nicht einfach "nur" Pilot des Jägers, er ist eine Maschine, die "auch" einen Kampf-Piloten abgab. Die Konstruktion eines solchen Roboters unterliegt pragmatischen Gesetzmäßigkeiten, die haben nichts mit "Data" zu tun (Data war übrigens nie als "Kampfeinheit" konzipiert).
Als Konstrukteur einer solchen Maschine würde ich dafür sorgen, dass sie mit Finessen ausgerüstet ist, die sie gegenüber einem lebenden Wesen überlegen macht:
[liste]
[*] Infrarotsensoren
Damit versteckte, lebende Feinde entdeckt werden können
[*] Energiedetektoren
Um versteckte, potenziell gefährliche Kraftfelder aufzuspüren
[*] Massedetektoren
Um versteckte, potenziell gefährliche Fallen (Minen etc.) aufzuspüren
[*] Langreichweiten-Sensoren
Um frühzeitig auf mögliche Luftunterstützung des Feindes reagieren zu können.
[*] Funksystem
Um mit einem Kommando-Leitstand zwecks Meldungen oder Befehlsempfang in Verbindung zu treten
[*] Optische und akustische Standardsysteme
Inklusive Sprachausgabe, um gegebenenfalls mit anwesenden, lebenden Kapmfeinheiten (im Volksmund auch Soldaten genannt) zu kommunizieren.
[/liste]
Die interne Logik des Computers würde ich so programmieren, dass er möglichst wenig Energie verbraucht. Also Ruhezustand (Stand-by für das gesamte System) und nur zur Eigendiagnose ab und zu aufwecken. Nur für den Alarmfall (Wake-Up) laufen die passiven Energie- und Masse-Detektoren weiter.
Einen speziellen Kampfmodus braucht er nicht. Seine ganze Existenz als Kampfeinheit ist auf diesen Modus ausgelegt.

So hätte ich den Roboter konstruiert. Vermutlich hätte jeder andere Konstrukteur die Maschine ebenso konstruiert.

Du hast diese Maschine genommen, vermenschlicht (nur Augen und Ohren) und darüber hinaus als Sympathieträger für Deine Geschichte herangezogen. Wenn der Automat mit einer künstlichen Intelligenz ausgestattet ist, sollte er am Schluss vielleicht anders reagieren als erwartet. Er hatte fast 5000 Jahre Zeit, um über den Sinn (und Unsinn) eines Krieges zu philosophieren, er müsste erkennen, dass Vermessungsarbeiten im Gange sind, er müsste erkennen, dass die Sonne künstlich reaktiviert wurde. Er müsste erkennen, dass niemand seinen "Nachwuchs" in Kriegszeiten mit sich führt.
Vielleicht findet er ein gewisses Bedauern darüber, dass seine über Jahrtausende gesammelten kosmischen Daten verloren gehen und er vernichtet sich selbst. Nur sich selbst. Um einen Frieden zu schützen, von dem er hofft, dass er eingetreten ist.

Jepp, und es würde eine ganz andere Geschichte, die mit Sicherheit nicht Jon`s gefallen findet, weil sie gut ausgeht. ;)

Auf jeden Fall habe ich Dir jetzt wieder jede Menge Stoff zum Grübeln gegeben. ;)


Aufmunternde, abendliche Grüße
Frank
 
Hallo FrankK

Ich verstehe, das die Grundvorstellung bei Beginn des Schreibens etwas simple gestrickt war für eine hochwertige Geschichte. Die Herangehensweise war mangelhaft. Daraus ergaben sich logische Fehler. Einige davon stellten sich im Nachhinein nicht unbedingt als Fehler heraus, weil sie in mein SF-Bild passten. Das war vorher aber nicht so beabsichtigt.

So sehe ich auch jetzt, das der Roboter nicht auf den Bodenkampf zugeschnitten ist. Den wird er in der Regel wohl niemals sehen. Natürlich müsste man hier dem Leser das Szenario vermitteln. Es ist keine High-Tech-Welt. KE ist ein Massenprodukt, das im Krieg wahrscheinlich zu Milliarden verbraucht wird in verschiedenen Bereichen. Nehmen wir als Vergleich: Deutschland begann den Krieg mit 13 Millionen Soldaten.(Haben die alle die neueste Gewehrtechnologie bekommen?)Die Ausstattung ist einerseits eine Frage der Resourcen, andererseit eine Frage der technischen Entwicklung. Eine Information, die dann auf unauffällige Weise auch in den Text gehört.

Er verfügt über Programme. Aber nicht über künstliche Intelligenz. Eine freundliche Lösung gibt es nicht, da die Geschichte als Anklage gegen Landminen gedacht ist, die noch nach Ende des Krieges verletzen oder töten.

Stand-by-Betrieb finde ich interessant, wäre der Geschichte aber wohl nicht dienlich. Er verfügt sicherlich über einen Kurzstrecken-Sender und einen passiven Detektor zur akkustischen Inbetriebname. Alles andere befindet sich in dem Schiff, das er bedient. Einen aktiven Schirm benötigt er eigentlich nur in bestimmten Situationen, sein Energieverbrauch könnte gering gehalten werden (Wenn man bedenkt, das die Lithium-Batterie einer Uhr heute schon bis zu 20 Jahre hält).

Kombatmodus: er besitzt wahrscheinlich auch andere Programme, Reparatur- oder Wartungsmodus, Anweisungsmodus für Tätigkeiten.

LG
Norbert
 

FrankK

Mitglied
Eine denkende Landmine - mich gruselts, aber nicht wohlig schaurig.

Gut, dann lasse ich Dich noch ein bisschen grübeln. ;)

Ein kleiner Hinweis:
Für eine Anklage gegen Landminen kommt KE22 zu sympatisch daher, er sieht (bemerkt) die Dinge um sich herum zu positiv. Eine nüchterne Betrachtung, ob er im Bedarfsfalle aus der ihn umgebenden Situation einen Vorteil ziehen kann, wäre für die "Denkstruktur" angemessener.

Also, noch etwas zum grübeln. ;)


Übrigens: Deine Geschichte muss nicht so aussehen, wie ich es mit Dir diskutiere. Ich liefere Dir Denkanstöße, was Du daraus machst, bleibt ganz alleine Dir überlassen.


Viel Spass beim Nachdenken und
herzliche, aufmunternde Grüße
Frank
 
Hallo FrankK

Denkanstöße – genau darum geht es. Besser – offene Aussagen/Diskussion

Darauf habe ich auch schon jemand anderen angesprochen, der es aber wohl weitergab.

Um dir ein wenig die Hemmungen zu nehmen: Ich kritisiere auch Texte und gebe Denkanstöße und bin dabei vorsichtig. Die menschliche Fähigkeit zur Einsicht treibt nicht gerade bunte Blüten. Und da kann sich wahrscheinlich keiner von ausnehmen. Ich kämpfe ja selbst damit. Ich möchte aber auch nicht rätseln. Teilweise emfpand ich das Abarbeiten deiner Kommentare als wenig fruchtbringend und ermüdend, weil du allerhand in den Raum stellst, ohne dich konkret zu äußern.
Aber du hattest sicher gute Gründe dafür.

Mir ist diese Geschichte nicht wirklich wichtig. Ich habe eine abgeschlossene Rohfassung eines SF-Romanes, die ich in Überarbeitungen auf ein hohes Niveau bringen möchte. Dafür benötige ich neue Erkenntnisse, nicht nur über logische Zusammenhänge, detaillierte Darstellung und eine logische Herangehensweise. Auch über Schreibstil, Aufbau, welche Element verwende ich, um den Leser zu bannen. Unsere Konversation hat mich aber deutlich weitergebracht, weil sie meine Sichtweise verbessert hat.

Ich habe auch schon überlegt, ob ich etwas diesbezügliches ins Diskussionsforum stelle, um die Erkenntnisse unserer Schreiber zu fokussieren. Dort könnte man eine offene Diskussion führen, vielleicht auch anhand von Beispieltexten. Und, wenn möglich, nicht im Fachjargon.
 

FrankK

Mitglied
Hallo, Norbert
Teilweise emfpand ich das Abarbeiten deiner Kommentare als wenig fruchtbringend und ermüdend, weil du allerhand in den Raum stellst, ohne dich konkret zu äußern.
Aber du hattest sicher gute Gründe dafür.
An welcher Stelle hätte ich (Beispielsweise) konkreter werden sollen?
Gründe hatte ich keine - wenn Du etwas von meinen Kommentaren nicht verstanden hast darfst Du gerne nachfragen.

Ich habe eine abgeschlossene Rohfassung eines SF-Romanes, die ich in Überarbeitungen auf ein hohes Niveau bringen möchte.
Aha. ;)
Dafür benötige ich neue Erkenntnisse, nicht nur über logische Zusammenhänge, detaillierte Darstellung und eine logische Herangehensweise.
Auch das klingt - aha. ;)
Auch über Schreibstil, Aufbau, welche Element verwende ich, um den Leser zu bannen. Unsere Konversation hat mich aber deutlich weitergebracht, weil sie meine Sichtweise verbessert hat.
Danke für das indirekte Lob. Du benötigst also Informationen über elementare Grundlagen des Schreibens? Verstehe ich das Richtig?
Dinge wie Plot - Prämisse - Charactere - Genre - Szenen - Setting?
Oder ist das für Dich schon der "Fachjargon"?

Wir können uns gerne über derlei Dinge auch einmal auseinandersetzen.


Aufmunternde Grüße
Frank
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Tipp an euch beide (und eventuell Mitleser): Es gibt auch das Forum "Theoretisches" (http://www.leselupe.de/lw/forumdisplay.php?forumid=30) - da könnten solche Themen auch prima hinpassen.
 
Hallo FrankK

Jargon: Gehörte da nicht hin. In der Vergangenheit gab es ein paar Formulierungen, an denen ich mich wohl immer noch reibe. Habe ein Faible für eine allgemein verständliche Ausdrucksweise.

Der Fehler der Geschichte liegt in meinem Konzept. Ich mag Songtexte und Gedichte, deren Sinn sich erst mit dem letzten Satz offenbart oder ins Gegenteil verkehrt. Das funktioniert aber nicht bei längeren Texten (Der lästige letzte Satz).

Hier fehlen dem Leser entscheidende Informationen, so das die Geschichte im schlimmsten Fall gar konfus wirkt. Du hast eine Reihe von Fragen gestellt, deren Beantwortung ich als unnötig empfand, die Erklärung gibt es ja am Schluss. Diese Vorstellung hat mich am Durchblick gehindert. Die Antworten auf die Fragen waren im wesentlichen korrekt, hätten sich aber aus dem Text ergeben müssen. Letztendlich aber haben diese Fragen die Erkenntnis reifen lassen.

Hier bekommt jons Vorschlag entscheidendes Gewicht. Er liefert den Raum für diese Informationen und bringt auch etwas Leben in die Geschichte.
Auch eine leichte Modifikation des Roboters könnte hier nützlich sein.

Ich werde den Text überarbeiten und eine anständige Geschichte daraus machen.

Elementare Grundlagen: Der Text steht soweit, Charactere, Settings. Ich mache mir Gedanken über die Form und den Stil: Schweife ich zu sehr aus an manchen Stellen? Benutze ich zu viel Beschreibungen für das Set? Fehlen Elemente und ich bin mir darüber nicht bewusst? Ist es in meiner Form leserfreundlich und würde von einem Verlag akzeptiert werden? Wenn nein, wo liegen die Mängel, die ich nicht erkenne? Sowohl inhaltlich als auch von der Form.

Danke für deine Geduld.

LG
 
Der letzte Kommentar war nicht ausreichend reflektiert. Die Idee war, streng aus der Perspektive des Roboters zu schreiben. Keine Rückblenden, kein Reflektieren, keine eigenständigen Gedankengänge. Nur registrieren und reagieren. Wie Maschinen eben sind. Der Bezug war eine Landmine, die auch nach 30 Jahren noch scharf ist. Die Auflösung gibt es am Schluss.
Das führte zwangsläufig dazu, das der Leser weniger Informationen hat als der Roboter. Im Sinne Leserverständnis etwas zu kurz gedacht, funktioniert so nicht.
 
Hallo FranK

Die neue Version klingt schon mehr nach einer Geschichte. Habe ich heute eingestellt. Jetzt bin ich den verdammten letzten Satz endlich los und stelle erfreut fest: die Perspektive des Roboters, und damit die Ausgangsidee, bleibt erhalten.

LG
 

FrankK

Mitglied
Hallo, Ulrike
Es gibt auch das Forum "Theoretisches" - da könnten solche Themen auch prima hinpassen.
Keine schlechte Idee – das liefe aber fast auf eine „Anleitung zum Geschichtenschreiben“ hinaus. Ich bleibe – Deine Erlaubnis vorausgesetzt – aber noch einmal unter dem „Relikt“, weil ich hier (für Norbert im speziellen) den Text noch einmal „sezieren“ möchte und dabei exemplarisch auch diesen Text verwende.
Einige der Dinge, die ich hier nur streife, müssten unter „Theoretisches“ deutlich vertieft und mit allgemeineren Beispielen ausstaffiert werden.


Diese Analyse betrifft den Text mit Ausgabestatus vom 14.11.2016


Hallo, Norbert
Ich versuche einmal, Stück für Stück meine Herangehensweise bei der Analyse eines Textes zu beschreiben. Ich erkläre auch einige Textelemente, die in dieser ausgeprägten Form bei Kurzgeschichten eher nicht vorkommen. Ebenso streife ich Themen, die von allgemeinerer Natur sind. Dein Text ist überschaubar, deshalb lass uns diesen einmal genauestens unter die „Leselupe“ nehmen. ;)


1. Der Basisplot
Ist hier recht einfach erkannt, da sich die Geschichte recht gut Überblicken lässt.
Basisplot: Der Kampf
Es gibt keine verschachtelten Sub-Geschichten, das wäre für eine Kurzgeschichte nicht angemessen.

2. Die Prämisse
Manche nennen sie auch „Die These“ oder der „Der Leitfaden“, diese Begriffe werden dem aber nicht gerecht. Die Prämisse umschreibt mit einem Satz die Motivation des Protagonisten und das Ergebnis seiner Aktivitäten.
Hier könnte sie folgendermaßen lauten:
Eine schlechte Aufgabenstellung führt zu einem tragischen Ende.

3. Die Charactere
Begrenzen sich ebenfalls überschaubar auf den Kampfroboter KE22. Sein Potenzial gilt es, auszuschöpfen, seine Grenzen aber auch zu beachten.

4. Konflikte
Der Konflikt von KE 22 liegt in seiner Aufgabenstellung begründet. Sie könnte folgender Definition entsprechen: „Finde den Feind und vernichte ihn.“

5. Formales
Die allermeisten Verfasser üben sich darin, den Leser beim Lesen zu unterstützen. Ein besonders hilfreiches Element ist der Zeilenwechsel innerhalb von Dialogen bei wechselnden Sprechern und die hin und wieder eingeflochtene Information, wer denn da gerade mit wem spricht. Trifft hier aber nicht zu.

Für einen straffen Handlungsverlauf, der nicht langweilt, wäre es sinnvoll, die Spannungsbögen und die szenischen Bezüge zur Prämisse im Blick zu behalten. Alles, was den Storylauf nicht vorwärts bring und alles, was die Prämisse nicht untermauert, gehört gekürzt oder sogar vollständig entfernt. Die einzelnen Szenen betrachten wir uns näher.

6. Sprache
Hier stellen sich zwei Fragen:
Ist die Erzählsprache dem Genre angemessen?
Ist die Sprache der Charactere angemessen?
In diesem Fall hier sollte die Erzählsprache den Fähigkeiten und den Erfordernissen von KE 22 entsprechen.
Erst jetzt fällt mir auf, dass genau dies leider nicht funktioniert.

7. Perspektive
Hier betrachte ich die Erzählebene. Sie ist in diesem Fall eine „nicht-auktoriale“ (Nicht-allwissende) Erzählebene aus der Sicht von KE 22.
Lediglich mit dem Abschluss-Satz wird dies gebrochen.

8. Titel
„Relikt“ bezieht sich auf den Kopf des Roboters, ein Artefakt, ein Überbleibsel aus einem längst vergangenen Krieg.
Den Titel betrachte ich recht spät, weil ich erst recht spät beurteilen kann, ob der Titel dem Text angemessen ist. Hier sehe ich auch noch Möglichkeiten, mehr dazu nach Abschluss der Analyse.


Gehen wir ins eingemachte.

Grundelemente:
Die Geschichte soll eine Mahnung gegen den Einsatz von Landminen darstellen. Dazu wird ein Kampfroboter eingesetzt, der in seinem Handlungsspielraum stark eingeschränkt ist.
Dieser Kampfroboter (Modell KE 22) ist eine robuste, massenproduktionstaugliche Einheit, universell einsetzbar, ohne künstliche Intelligenz. Hauptziel bzw. einziger Daseins-Zweck: Den Feind aufspüren, verfolgen und vernichten.
Anmerkung: Dies ist eine recht dumme Programmierung bzw. Aufgabenstellung, der Roboter unterscheidet nicht ob Mann / Frau / Kind / Krank / Alt … wie eine Landmine eben. Dummer Auslösestift, egal wer drauftritt – Bumm.
[blue]
Der Basisplot „Der Kampf“ kann hiermit erfüllt werden.
Die Prämisse „Eine schlechte Aufgabenstellung führt zu einem tragischen Ende.“ Kann ebenso erfüllt werden.
Der Character des KE 22 ist relativ einfach gestrickt. Er verfügt nur über eine einfache Logik, kann unterscheiden zwischen Angehörigen seines Volkes und dem Feind.
[/blue]

Storyelemente:
Uns liegt eine Kurzgeschichte mit abgeschlossenem Handlungsrahmen vor, erzählt aus der Sicht des Hauptprotagonisten KE 22, der aus irgendeinem nicht näher erläuterten Grund auf
dieser Welt abgestürzt ist.

Die Geschichte beginnt nach dem Absturz, in der ersten Szene mit der „Betrachtung“ der Umgebung für einen bestimmten Zeitraum, genau (?) Tausend Jahre.

Die zweite Szene handelt von den Ereignissen und Veränderungen um die Sonne, die ebenfalls wieder genau (?) Tausend Jahre anhalten.

In der dritten Szene erhalten wir (endlich?) das für SF so (unbedingt?) erforderliche „Techno-Bla-Bla“. Genau im Drei-Tausendsten Jahr überprüft KE 22 seine Systeme, insbesondere den Reaktor.

Die vierte Szene handelt von den künstlich hervorgerufenen Veränderungen der Sonne.

Die fünfte Szene erzählt die Veränderungen des Planeten infolge der Reaktivierung des Gestirns.

Die sechste Szene erzählt schließlich die Veränderungen der Welt in Richtung einer möglichen Entfaltung neuen Lebens.

Die siebte Szene stellt den ersten Höhepunkt mit der Ankunft eines Schiffes dar.

Der endgültige Höhepunkt und der Schlussakkord erfolgt in der achten und letzten Szene mit der Annäherung und dem Erkennen von Menschen, dem Feind, inklusive der, gemäß Aufgabenstellung, Selbstzerstörung der Maschine.

Im Nachsatz geschieht der einzige (bewusste) Stilbruch, wie eine Stimme aus dem „Off“ wird erklärt, dass der Krieg seit Jahrtausenden vorüber ist.


Potenzial der Geschichte
Ausbaufähig und Verbesserungswürdig. :)

Hauptauffälligkeiten:
Die Szenen eins und zwei ließen sich zusammenfassen, da sie (einzeln) den Text nicht voranbringen.
Die Szenen vier, fünf und sechs ließen sich zusammenfassen, da sie (einzeln) den Text nicht voranbringen.

Die Szenen eins bis sechs unterstützen nicht die Prämisse.
Weder wird hier eine Motiv, eine Motivation oder ein Ziel klar oder angedeutet.
KE 22 wirkt sympathisch, er nutzt bildliche Vergleiche zur Beschreibung der Landschaft, dies entspricht nicht seiner Natur, vermenschlicht ihn zu sehr.
Um die Prämisse zu unterstützen, müsste KE 22 seine Umgebung genauer analysieren, nicht Mineralien oder Zusammensetzung, sondern im Hinblick auf seinen Auftrag, Verteidigungsmöglichkeiten, Angriffsmöglichkeiten.

In der dritten Szene sollte KE 22 eine Berechnung durchführen, wie lange es wohl noch dauert, bis seine Energievorräte soweit aufgebraucht sind, dass er die Selbstzerstörung einleiten muss. Schließlich darf seine Technologie nicht in die Hände des Feindes fallen.

In der Schlussszene sollte KE 22 für eine größere Effizienz kalkulieren, die Explosion sofort auszulösen, bevor die menschlichen Kinder in seine Nähe kommen (bzw. ein anderer Mensch gegebenenfalls in anderer Richtung aus dem Wirkungsbereich der Explosion gelangen könnte. KE 22 muss (!) höchst effizient agieren, eiskalt und logisch (wie eine Mine eben).

Der leidige Schlusssatz gehört, wenn überhaupt, etwas abgesetzt.


Fazit:
Diese tragische Kurzgeschichte weist Schwächen auf, die mir ohne diese Tiefenanalyse gar nicht aufgefallen waren. Ich merkte zwar, dass da etwas nicht „ganz rund“ läuft, schob das aber auf technisch-logische Ungereimtheiten.
Erst jetzt bemerke ich, dass der ganze Erzählton gar nicht zum Roboter passt, dass der Schlusssatz völlig aus dem Rahmen fällt.

Es gibt nun mehrere Möglichkeiten, den Text „zu retten“:
1. Arbeitsintensiv:
Alle bildhaften Elemente eliminieren, das Ganze auf „Roboterlogik“ herunterbrechen, verkürzen bzw. zusammenfügen der angesprochenen Szenen.
2. Innovativ:
KE 22 bekommt eine (rudimentäre) künstliche Intelligenz, die KI betrachtet die Szenen mit den angegebenen bildhaften Vergleichen. Im Laufe der Jahrtausende (anpassen der Szenen) entwickelt sich die KI weiter (z.B. angesichts der schöpferischen Kraft).
In der Schlussszene übernimmt der (rein logische) Kombatmodus die Kontrolle.
3. Ausgelagert:
Ein anderer (externer) Erzähler berichtet von den Ereignissen, beispielsweise vor einer Schulklasse, die eine Gedenkstätte an diesem Ort besichtigen. Um dies zu realisieren, müssten sämtliche KE 22 interne Gedankenverläufe eliminiert werden. Dann passt aber auch der letzte Satz.

Ich würde die Lösung mit der KI bevorzugen, da könnte es dann noch einen „inneren Kampf“ zwischen der KI und der Kombat-Logik geben. Die KI könnte darauf hinweisen, dass der Krieg möglicherweise längst vorbei ist, die Kombat-Logik will dafür aber Beweise sehen, sie pocht auf den Hauptbefehl.
Der Schlusssatz könnte dann eliminiert werden, verstärkend könnte ein anderer Titel wirken, der den Leser darauf hinführt, dass es eine „überflüssige“ Tat des Roboters war, z.B. „Logische Fehlentscheidung“, auch „Friendly Fire“ könnte sehr gut passen und stellt sogar einen Bezug zur Jetztzeit her.


Du siehst, mit analytischen Ansätzen lassen sich Schwächen und Mängel in einem Text aufdecken. Es ist Arbeitsintensiv, ich brauche einige Stunden für so etwas. ;)

Möglicherweise haben diese detaillierten Ausführungen Dir auch gezeigt, wie Du deinen anderen Text noch einmal unter die Lupe nehmen kannst.

Wenn Du noch Fragen hast – immer her damit. Es geht auf Weihnachten zu, ich bin Großzügig mit meinen Kritiken. :)


Aufmunternde und neugierige Grüße
Frank


Nachtrag:
Tja, so kann es gehen, während ich noch an dieser Analyse arbeite, hast Du deinen Text deutlich verändert. Ich werfe Dir dieses Stück dennoch schmunzelnd vor die Füße, damit Du dich darauf einstellen kannst.
Ich brauche jetzt etwas Abstand, bevor ich den neuen Text durchgehen kann.
 
Hallo FrankK

Grundelemente:
(Mehr spaßhaft) Ein Sprühgerät für Insektenbekämpfungsmittel ist eine robuste, massenproduktionstaugliche Einheit. Es unterscheidet nicht zwischen Alter oder Geschlecht. Feind einnebeln und vernichten. Nehmen wir als ausführendes Programm einen Insektenbekämpfer während der Arbeit: search and destroy.
Also hier ein (einseitiger) Vernichtungskrieg. Auch kein so fremdartiger Begriff in der Menschheitsgeschichte. Würde aber nicht zu der Schlussszene passen.

Das Konzept des KE kommt sicher etwas zu simpel daher. Die ersten selbstständigen Modelle im Bodenkrieg, wahrscheinlich der US-Armee, werden wohl unterscheiden können zwischen eigenen und fremden Einheiten, bewaffnet und unbewaffnet, Kampfunfähigkeit und Eliminierung, werden Parameter haben für Bedrohung, z. B. körperliche Annäherung und Alternativhandlungsweisen. Eine Reihe von Sensoren. Keine KI. Auch hier: Massenproduktionstauglich.
Für den Aufenthalt am Boden sollte der KE über ein entsprechendes Programm verfügen, wie du mit der Ausbildung von Piloten auch schon angedeutet hast. Sagen wir: „Überleben“ bis zur Bergung oder Selbstzerstörung mit dem Zweck, dem Gegner militärisch zu Schaden bzw die Technologie zu schützen oder die Bergung von Material zu verhindern.

Storyelemente:
Aus nicht erläutertem Grund abgestürzt: gehört zum Verständnis der Geschichte (wurde korregiert)

genau tausend Jahre: Klingt oberflächlich, wenn nicht gar naiv. Sollte einen längeren Zeitraum andeuten. Alternativ: Jahrhunderte blickte er, ohne genaue Zeitangabe. Zeitangaben begrenzen.

Endlich Techno-Bla-Bla/Hauptauffälligkeiten:
Der Text begann als Schreibübung für Beschreibungen unter angegebenem Thema. Die Bombe glotzt eine Weile in die Gegend und explodiert schließlich, wie eine Landmiene nach Kriegsende. Eben zum Gähnen, sprachlich aber nett.
Für eine spannende Geschichte, aus meiner heutigen Sicht, hätte die Handlung neu entwickelt werden müssen. Unter Verwendung des bisherigen Materials? Das soll ja noch einen Nutzen erfüllen. Steckt eine Menge Arbeit drin und ist immerhin doch eine ganz brauchbare Landschaftsbeschreibung, aber entwickelt die Geschichte eben nur sehr bedingt.
Sie überbrückt die Zeit bis zum Ende des Krieges und die Reaktivierung des Planeten spielt in der Geschichte eine Rolle.

Ohne ansatzweise KI wirkt die KE :) zu vermenschlicht. Eine Reflektion seiner Situation wäre angebracht bis hin zur Selbstzerstörung ab einem Minimumvorrat an Energiereserven. Eine Eigenanalyse muss regelmäßig erfolgen.

Schlussszene:
Nehmen wir die Programmierung für den Bodenaufenthalt an, würden die unbewaffneten Personen/Kinder erst durch die Inbesitznahme, das Ausstrecken der Arme zum Aufheben, zur unmittelbaren Bedrohung.

Fazit: Als Amateur hat man ein Thema und schreibt aus dem Bauch. Will man die Ebene des Hobbyliteraten langsam verlassen, ist neben der Sprachgestaltung eine tiefere Auseinandersetzung notwendig. Sowohl in der Vorbereitung, als auch während des Schreibvorganges und bei der Überarbeitung. Logische Zusammenhänge, Charaktereigenschaften, überflüssige Informationen, Handlungsentwicklung, Nachvollziehbarkeit für den Leser.....

Ich lass mir ein wenig Zeit für das Verarbeiten und Überarbeiten. Habe auch einiges Interessantes unter „Theoretisches“ und „Schreibschule“ entdeckt.

LG
 

Tula

Mitglied
lost...

Hallo nochmal

den Autor auf mehr oder weniger grobe Fehler hinzuweisen, ist richtig. Eine detaillierte Analyse seines Textes ist auch nicht verkehrt. Was der Autor draus macht, ist sowieso seine Sache.
Ich wünschte mir aber eher Kritik was die stilistischen Elemente des Textes angeht (da gibt es immer Mängel; ich will lernen "gut und spannend" zu schreiben) als ein endloses Auseinandernehmen der einzelnen Elemente eines Textes auf der Suche nach logischen Ungereimtheiten. Die Diskussion hat jetzt zu einer Abänderung des Textes geführt, der mir jetzt nicht mehr so gefällt wie die erste Version, der ich herzlich und aufrichtig eine '8' gegeben hatte.

Warum? - der Autor schreibt gut, die logischen Fehler, die es sicherlich gegeben hat, sind mir als Leser entweder nicht aufgefallen oder ich habe sie im Unterbewusstsein einfach ignoriert.

Der erste Text gefiel mir besser, weil er AUSSCHLIESSLICH die Psyche des Roboters behandelte. Die Einzelheiten, die ihn zu seinem Einsatz brachten, waren ausreichend klar. Es ging um das Wesentliche: das Relikt wurde wie eine Mine in modernen Zeiten von seinen einstigen Kämpfern zurückgelassen. Als am Ende doch weniger intelligente Einheit als der Mensch selbst, hat er falsche Schlüsse gezogen. Tragisch, aber nachvollziehbar. Das Ende der Story war trotz allem unerwartet, DAS ist für mich ein wichtiges Element einer guten Story.

Das war die Story und vom Anfang an vorhanden und auch gut geschrieben. Der Dialog jetzt zwischen den Menschen tut überhaupt nicht mehr zur Sache! Was bei der ersten Version offen blieb, konnnte sich der Leser mit seiner Phantasie selbst zusammenreimen.

Bei science fiction geht es auch um Phantasie. Den Kriterien der Logik, die hier aufgefahren werden, hielten viele Erzählungen bekannter Autoren sicher nicht mehr stand. Nur so als Beispiel, denke ich jetzt an Asimov. Vor vielen Jahren gelesen, oftmals auch an der Logik gezweifelt, dem Lesespass hatte es keinen Abbruch getan.

LG
Tula
 

FrankK

Mitglied
Hallo, Norbert
Schwacher Vergleich mit der Sprühdose. ;)
Ein modernes Smartphone erscheint mir fast schon technisch ausgereifter als KE 22, wenn Du ihn so simpel mit einer Sprühdose vergleichst. Allerdings sind Smartphones ebenfalls Massenproduktionstauglich. Darum geht es aber nicht.
Auf der einen Seite gönnst du ihm Fähigkeiten – er fungiert als Pilot – auf der anderen Seite sprichst Du ihm analytische Fähigkeiten ab.
In einem Krieg geht es, meines Erachtens, immer darum, dem Feind zu schaden / ihn zu vernichten.

Aus nicht erläutertem Grund abgestürzt: gehört zum Verständnis der Geschichte (wurde korregiert)
Da hast Du mich missverstanden, ich vermisse keine Erklärung für den Absturz, im Gegenteil. Der Grund für den Absturz ist für die Ereignisse auf dem Planeten – für die angewandte Geschichte – völlig egal. Wenn Du einen Grund für den Absturz erläuterst – vielleicht auch einen Grund für den Einsatz von KE 22 im Jäger – vielleicht auch einen Grund für den Krieg – und ehe du dich versiehst, stehst Du vor der „Adam und Eva“ Variante (der Entstehungsgeschichte) der Nga-voy. ;)

genau tausend Jahre: Klingt oberflächlich, wenn nicht gar naiv. Sollte einen längeren Zeitraum andeuten. Alternativ: Jahrhunderte blickte er, ohne genaue Zeitangabe. Zeitangaben begrenzen.
Genau so war es eben nicht gemeint. Hier geht es um einen Roboter mit einem (leistungsfähigen) Computer im Hirn. Er kann die vergangene Zeitspanne auf eine hundertstel Sekunde genau bestimmen. Ein Mensch würde auf- oder abrunden, selbst Spock wäre genauer. Der Roboter kann definieren: 1043 Jahre …

Die Bombe glotzt eine Weile in die Gegend und explodiert schließlich,
Du beschreibst die Umgebung und die Situation aus Sicht der „Bombe“ (KE 22) und verwendest dazu die Sprache und bildhaften Vergleichs-Metaphern eines Menschen.

Für eine spannende Geschichte, aus meiner heutigen Sicht, hätte die Handlung neu entwickelt werden müssen.
Für eine spannende Geschichte hätte es etwas mehr Konflikt-Potenzial bedurft. Eine Möglichkeit hatte ich in der Lösung mit der (rudimentären) KI und dem Konflikt mit der Kombat-Logik angedeutet.

Ohne ansatzweise KI wirkt die KE :) zu vermenschlicht.
So empfinde ich, weil ich glaube, dass eine Computerlogik ohne KI nicht über ihre elementaren Funktionen hinauskann. Die liegt Beispielsweise in der Analyse (Entfernung, Position, verdeckter Sichtbereich, Beeinträchtigung der Sensoren) eines Felsgrates begründet, nicht aber im bildlichen Vergleich mit einem Raubtiergebiss. Welche Vorstellung sollte ein zum Kampf konstruierter Roboter von einem Raubtiergebiss haben?

Nehmen wir die Programmierung für den Bodenaufenthalt an, würden die unbewaffneten Personen/Kinder erst durch die Inbesitznahme, das Ausstrecken der Arme zum Aufheben, zur unmittelbaren Bedrohung.
Das ist – gelinde gesagt – eine ziemlich dünne Ausrede. ;)
Nein, im Ernst, KE 22 würde (so denke ich, von seiner Programmlogik her) bestenfalls darauf warten, den größtmöglichen Schaden bei kleinstnötigen Risiko zu erreichen. Wenn sich der Feind seiner Position „nähert“, besteht die Gefahr, durch ein technisches Kontrollgerät deaktiviert zu werden. Nicht erst, wenn irgendjemand die Hände ausstreckt.
Immer dran denken – Jahrtausende Krieg, Angriffs- und Abwehrsystem auf beiden(!) Seiten. Der Feind ist mit den Technologien des Gegners vertraut.

Fazit: Als Amateur hat man ein Thema und schreibt aus dem Bauch. Will man die Ebene des Hobbyliteraten langsam verlassen, ist neben der Sprachgestaltung eine tiefere Auseinandersetzung notwendig. Sowohl in der Vorbereitung, als auch während des Schreibvorganges und bei der Überarbeitung. Logische Zusammenhänge, Charaktereigenschaften, überflüssige Informationen, Handlungsentwicklung, Nachvollziehbarkeit für den Leser...
Genau, Du musst auch bedenken:
Du schreibst einen einzigen Satz und hast dazu hundert passende Bilder im Hirn. Das Kopfkino zu Deinem eigenen Text funktioniert immer - tadellos, Surround-Sound, Full-HD und 3D.
Ob durch diesen einen Satz bei Deinen Lesern auch nur ein einziges Bild ausgelöst wird – ist eine ganz andere Geschichte. ;)


Hallo, Tula
Ich wünschte mir aber eher Kritik was die stilistischen Elemente des Textes angeht (da gibt es immer Mängel; ich will lernen "[blue]gut und spannend[/blue]" zu schreiben)
Was ist „Gut“?
In einfachster Definition erst mal „Fehlerfrei“, und da meine ich nicht nur Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung. Dazu gehören auch „Fehler“ (oder: Schwächen) in der Erzähl-Logik, in der Story-Logik, in der Character-Logik.
Fehler im Ablauf der Geschichte – sind die Szenen und Kapitel sinnvoll / nachvollziehbar miteinander verknüpft?
Fehler in der Erzählperspektive – ein Ich-Erzähler kann nicht aus seiner Perspektive heraus „in den Kopf“ eines anderen Characters schauen. Auch Ereignisse jenseits seiner Präsenz sind schwer zu vermitteln.
Was ist „Spannend“?
Da scheiden sich die Geister – da gehen die Meinungen auseinander. Hauptsächlich eine Frage des Geschmacks – da werfen sich Fragen nach dem „Mainstream“ auf, nach dem Geschmack der breiten Masse.
Spannung entsteht in einer Geschichte durch Konflikte und deren Lösung (oder auch nicht).
Die Ausgestaltung von Konflikten – dazu gehört auch eine glaubwürdige Gestaltung der Charactere – würde ein eigenes Buch füllen und den Rahmen hier sprengen.

der Autor schreibt gut, [blue]die logischen Fehler, die es sicherlich gegeben hat[/blue], sind mir als Leser entweder nicht aufgefallen oder ich habe sie [blue]im Unterbewusstsein einfach ignoriert[/blue].
Wie „toll“ (oder wie viel besser) hätte die Geschichte werden können, wenn es diese „unterbewusste Wahrnehmung“ nicht gegeben hätte? Da war also ein Gefühl von „Irgendwas stimmt da nicht, ich kann es nur nicht richtig greifen“.

Der erste Text gefiel mir besser, weil er AUSSCHLIESSLICH die Psyche des Roboters behandelte. Die Einzelheiten, die ihn zu seinem Einsatz brachten, waren ausreichend klar. Es ging um das Wesentliche: das Relikt wurde wie eine Mine in modernen Zeiten von seinen einstigen Kämpfern zurückgelassen. Als am Ende doch weniger intelligente Einheit als der Mensch selbst, hat er falsche Schlüsse gezogen. Tragisch, aber nachvollziehbar.
Da bin ich mit Dir einer Meinung.

Das Ende der Story war trotz allem unerwartet, DAS ist für mich ein wichtiges Element einer guten Story.
Ich (persönlich) hatte dieses Ende erwartet. In dem Moment, als der Roboter das Schiff entdeckte, war mir klar, dass es darauf hinauslief.
Es ist nicht alleine das überraschende Ende, die unerwartete Wendung, die eine Geschichte nimmt, um sie als „Gut“ zu definieren.
Die überraschende Wendung muss auch nachvollziehbar sein.

Bei science fiction geht es auch um Phantasie.
Ja und Nein. Bei Science Fiction geht es auch darum, diese „Phantasie“ auf „technologische Art und Weise“ zu erklären. In der „Fantasy“ gibt es Zauberer und Magier, alles Geheimnisvolle funktioniert aus sich heraus, halt mit „Magie“.

Den Kriterien der Logik, die hier aufgefahren werden, hielten viele Erzählungen bekannter Autoren sicher nicht mehr stand. Nur so als Beispiel, denke ich jetzt an Asimov.
Und ich denke zum Beispiel an Jules Verne`s „Reise zum Mond“ – damit ließe sich heute kein Blumentopf mehr gewinnen. Oder doch?
Wie realistisch wirkt heute ein Raumschiff, welches aus einer „Kanone“ abgeschossen würde? Könnte man – nach heutigem Stand der „Science-Fiction Technik“ – eine überzeugende Geschichte damit ausstatten?


Langsam aber sicher nähern wir uns theoretischen Abhandlungen, die den Rahmen dieser Textbesprechung sprengen.


Herzliche Grüße aus Westfalen
Frank
 
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